Sonntag, 31. Mai 2015

Reden oder Schweigen

„Es liegt auf der Hand, dass der Untertanenstaat die Kritik, in welcher Form auch immer, als etwas Überflüssiges und Lästiges empfand, dass er sie bekämpfte und womöglich ganz zu verhindern suchte und daher die Kritisierenden zu verketzern bemüht war: Wo man Unterordnung und Ergebenheit fordert und den Gehorsam und die Gefolgschaft verherrlicht, wird das selbständige Denken sogleich zum Ärgernis; wo Befehle gelten sollen, muss sich die Kritik als gefährlicher Störfaktor erweisen. Mit anderen Worten: Freiheit und Kritik bedingen sich gegenseitig. Wie es also keine Freiheit ohne Kritik geben kann, so kann auch die Kritik nicht ohne die Freiheit existieren.“ (Marcel Reich-Ranicki: Sind Verrisse Flegeleien?)
Manche Menschen glauben, Recht zu haben, nur weil ihnen schon lange niemand mehr widersprochen hat. Erich Honecker oder Erich Mielke glaubten das bis zum bitteren Ende. Die Andersdenkenden hatten es entweder aufgegeben und schwiegen, oder sie saßen im Knast. Jeder drittklassige Diktator glaubt, Recht zu haben. Leute mit einer anderen Meinung werden einfach liquidiert.
Wer widerspricht heute noch der Bundesregierung? Nicht mal die Opposition. Wir haben es alle aufgegeben. Wir sind erloschen, wir haben resigniert. Demokratie ist die zivilisierte Form der Anpassung. „Wer schweigt, stimmt nicht immer zu. Er hat nur manchmal keine Lust, mit Idioten zu diskutieren“, hat Albert Einstein zu diesem Thema vor langer Zeit einmal angemerkt.
Jimi Hendrix - Purple Haze. https://www.youtube.com/watch?v=fjwWjx7Cw8I
(“Purple Haze” war der Name einer – neben “Sunshine Exposion” - bekannten Sorte von LSD-Trips in den USA)

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