Im Restaurant Paris-Moskau vor
dem Bundesinnenministerium sitzen Helge Schumann, ein Rüstungslobbyist aus der linksalternativen
Szene, und der verteidigungspolitische
Sprecher der Grünen Franky Gurlik bei einer Flasche Chardonnay. Schumann hat Steinbutt
mit Bohnen und Fregola bestellt, Gurlik die rosa gebratene Rehkeule mit
Buchenpilzen und Selleriepüree.
„Ich kann gar nicht verstehen,
wieso die Leute immer noch ins Borchardt gehen. Das Schnitzel kostet 32 Euro,
der Service ist lausig und der Kartoffelsalat auf Imbiss-Niveau,“ sagt Gurlik
gutgelaunt.
„Und im Einstein und in der StäV
sitzt man unter lauter Touristen,“ pflichtet ihm Schumann bei. „Hier kann man
sich wenigstens in Ruhe unterhalten.“
„Was haben Sie mir denn an neuen
Ideen mitgebracht? Schließlich müssen wir hundert Milliarden zusätzlich für
Rüstung ausgeben. Das ist gar nicht so einfach.“
„Mr muss ´s nemma wie ´s kommt“
antwortet Schumann in seinem Dialekt. Die Orgon-Zola AG, deren Interessen er
in Berlin vertritt, hat ihren Sitz in Schwäbisch Hall. „Wir haben
makrobiotische, tiefenvegane Marschverpflegung für die Infanterie im Angebot.
Da könnte man einen Vertrag über die regelmäßige Lieferung von Lebensmittelpaketen
sprechen, deren Verpackung selbstverständlich ökologisch abbaubar ist.“
„Sehr interessant. Bei der
Bundeswehr gibt es jeden Tag Fleisch in der Kantine. Das kann ja nicht so
weitergehen.“
„Dann kann ich Ihnen Ayurveda
und homöopathische Mittel für das Feldlazarett anbieten. Ich sage nur: weg von
der Chemie.“
„Ausgezeichnet! Meine
Parteifreunde werden begeistert sein.“
„Wir haben auch Tarnkleidung mit
Batik-Muster im Programm. Aus recycelten Altkleidern. Dazu Socken aus
Schurwolle vom Merlot-Schaf.“
„Sie meinen Merino-Schaf?“
„Natürlich. Außerdem können wir
Ihnen Reich-Orgon-Akkumulatoren zu einem günstigen Preis von nur tausend Euro
pro Stück liefern. Das sind reine Defensivwaffen.“
„Hört sich toll an. Damit könnte
man die gesamte NATO-Außengrenzen bestücken.“
Das Essen wird serviert.
„Am liebschda komma, wenn scho
gschafft isch, abr no ned gessa“, sagt Herr Schumann.
Beide lachen und stoßen
miteinander an. Wieder sind ein paar hundert Millionen ausgegeben. Politik ist
harte Arbeit.