Für Sie, liebe Lesende,
analysiert Nepomuk Schlangenmacher, der Leiter der Abteilung Prognosen,
Psychosen & Narkosen, die Wahlchancen der deutschen Parteien bei der
anstehenden Bundestagswahl.
CDU: Merz wird Kanzler. Nach dem
enttäuschenden Interregnum von Rot-Grün und einem irrlichternden Christian
Lindner steht uns eine weitere Phase der CDU-Herrschaft bevor. Ob Merz
sechszehn Jahre schafft wie Kohl und Merkel, ist zweifelhaft. Acht Jahre werden
es aber bestimmt. Laschet hat in der langen Zeit zwischen seiner Wahl zum
Bundesvorsitzenden zur Wahl 2021 einen sichergeglaubten Sieg verspielt. Merz
wird nicht die gleichen Fehler machen. Einen Streit um die Kanzlerkanditatur wird
es nicht geben, weil diese Frage längst abgeräumt wurde, ein grober Fauxpas wie
das Ahrtal-Gelächter wird ihm nicht unterlaufen, höchstens ein paar
Pascha-Sprüche, die im Zeitalter von Trump aber für offene Zustimmung sorgen
werden und nicht für Empörung, dazu ein klares Anti-Ampel-Programm (Kürzung
beim Bürgergeld, Aufrüstung, Steuerentlastung für Unternehmen und Abschaffung
der kalten Progression für den Mittelstand). Union: 33 Prozent.
CSU: Das neue Wahlrecht wird zu
einem Rückgang der Direktmandate in Bayern führen und den Einfluss der Partei
in der Regierung schmälern.
SPD: Die Nibelungentreue zum
gescheiterten Kanzler Scholz wird zu schweren Verlusten im Vergleich zur Wahl
2021 führen. Auch die aktuelle Hängepartie des Kanzlers wird in den zwei
Monaten zwischen der Vertrauensfrage und dem Wahltermin nicht vergessen sein.
Für einen Kandidaten Pistorius wird die Zeit zu knapp. Mehr als das schlechte
alte Weiter-so in neuer Besetzung haben die Sozialdemokraten nicht zu bieten. Prognose:
16 Prozent.
Grüne: Mit Wärmepumpe und
feministischer Außenpolitik hat sich die Partei von ihren Höhenflügen 2021 auf
die Kernwählerschaft zurückgeschrumpft. Im Mai 2021 war die Partei noch bei 28
Prozent, bei der Wahl im September bei 14,8 Prozent. Habeck hat seine
anfänglichen Sympathien in der Bevölkerung längst verspielt, Baerbock war schon
immer eine Lachnummer (selbst Luxemburg hat einen besseren Außenminister). Bonetti
Media sagt: Bei zwölf Prozent ist Schluss.
FDP: Der Ausstieg aus einer
Koalition, die niemand so recht begriffen hat (2017 war Lindner ja bereits
Jamaika zu blöd, aber mit Rot-Grün lässt sich dieser Vabanque-Spieler vier
Jahre später ein), wird die Partei über die Fünf-Prozent-Hürde hieven, aber die
Zeiten zweistelliger Ergebnisse ist vorbei. Ein Teil der alten Stammwähler,
sofern noch am Leben, kehrt zurück – mehr nicht. Sechs Prozent.
Wagenknecht beerbt die Linke als
bedeutungslose Kleinpartei und kommt auf sechs Prozent. Der Rest muss
draußenbleiben.
Rein rechnerisch kommen nur drei
Koalitionen in Frage: GroKo, Jamaika und Schwarz-Blau. Letzteres kann man
ausschließen, auf Jamaika wird sich insbesondere Söder nicht einlassen wollen.
Also machen wir da weiter, wo Merkel 2021 aufgehört hat. Nichts wird besser, so
viel ist gewiss.
Nächste
Woche berichtet Francesco Knispel, der Sachgebietsleiter Enkeltrick, über die
neuesten Entwicklungen in der Verarschung von senilen Opfern. Tipp: Im
Telefonbuch nach Vornamen wie Siegfried und Wilhelmine suchen, in Altersheimen
anrufen und nach Patienten namens Müller oder Schmidt fragen.