Montag, 15. Dezember 2025

Die Verabredung

 

Der Treffpunkt war ungewöhnlich. Normalerweise traf ich meine Geschäftspartner in meinem oder ihrem Büro, bei langjährigen Geschäftsbeziehungen auch gerne in einem Restaurant. Aber was tut man nicht alles für einen Neukunden. Also saß ich in der Empfangshalle des Hotels Bellevue in einem Sessel und trank einen Kaffee.

Um fünfzehn Uhr wollten wir uns treffen und genau um diese Uhrzeit trat ein Page an meinen Tisch. „Herr Engelbrecht kann Sie jetzt in seinem Zimmer empfangen“, sagte er. „Folgen Sie mir bitte.“

Wir fuhren mit dem Fahrstuhl in den fünften Stock, wo er mir eine Tür aufschloss. Ich ging hinein und war überrascht. Engelbrecht war nicht hier, ich war allein. Hinter mir schloss der Page die Tür.

Es war ein nichtssagendes Hotelzimmer, wie man es überall auf der Welt findet. Die Vorhänge waren zugezogen, nur eine schwache indirekte Beleuchtung gab dem Raum ein wenig Licht. Ich zog die Vorhänge auf und war überrascht. Ich sah nicht auf die Stadt hinunter, sondern in ein identisches Zimmer, das direkt hinter der Fensterscheibe begann. Am anderen Ende war ein Fenster, dessen Vorhänge zugezogen waren. Es war, als ob man in einen Spiegel sehen würde, aber ich konnte mich selbst nicht erkennen. Träumte ich etwa? Für einen Augenblick überlegte ich, ins Bad zu gehen, um mich selbst im Spiegel zu betrachten. Aber der Gedanke war einfach lächerlich. Bei einer Spiegelung wäre kein Fenster auf der anderen Seite des Zimmers gewesen, sondern die Tür und der Kleiderschrank.

Ich setzte mich aufs Bett und schaltete den Fernseher ein. Auf Kanal 1 sah ich mein eigenes Zimmer, allerdings fehlte ich auf dem Bild. Auf Kanal 2 sah ich das andere Zimmer mit den zugezogenen Vorhängen. Waren hier versteckte Kameras? Wollte man mir einen Streich spielen? Es konnte alles nur ein schlechter Scherz sein. Ich stand auf und ging zur Minibar. Ich erwartete, eine Miniatur dieses Zimmers zu sehen, aber es waren nur Flaschen und Süßigkeiten darin. Ich schenkte mir eine Mini-Flasche Whisky in ein Glas und trank es in einem Zug aus.

Plötzlich öffnete sich der Kleiderschrank und ein Mann trat heraus. Er trug einen Frack, einen schwarzen Zylinder und hatte einen Spazierstock in der rechten Hand.

„Gestatten, Engelbrecht“, sagte er mit einem strahlenden Lächeln und breitete die Arme aus. „Ich möchte mit Ihnen über Bohrmaschinen sprechen.“

Ich wachte nie wieder auf.  

Band of Horses - Is There a Ghost [OFFICIAL VIDEO]

 

Sonntag, 14. Dezember 2025

Holgi und der Grizzly

 

„Holgi“, brüllte Bonetti durch die offene Bürotür.

Eine halbe Sekunde später stand Holgi vor ihm. Roadrunner nix dagegen. Es fehlte nur noch das „Meep-meep“.

Bonetti saß hinter einem völlig überfüllten Schreibtisch und rauchte eine Zigarre.

„Was soll die gequirlte Scheiße mit dem Pflegekräftemangel? Das interessiert kein Schwein. Wir stehen in direkter Konkurrenz zu Social Media, Nius, BILD und der AfD. Ich brauche eine gute Story.“

„Irgendwas mit Außerirdischen?“

„Das macht schon Pralinski. Zwei Crackheads entführen einen Alien und penetrieren ihn mit einer Analsonde.“

„Haben Sie vielleicht was für mich?“

„Witzbold. Aber irgendwo in meinen Unterlagen habe ich tatsächlich eine gute Story. In einem Wald in Brandenburg wurde ein Grizzlybär gesichtet. Denken Sie sich was aus, wie er überwältigt wurde.“

„Von der Feuerwehr?“

„Das reicht nicht. Ein achtjähriges Mädchen. Vielleicht mit Holzbein. David gegen Goliath, verstehen Sie? Dramatik. Am Ende ein Bärenfell an der Wand eines Waisenhauses. So was in der Art.“

„Soll ich mir einfach was ausdenken?“

„Nein, so würde ich das nicht formulieren. Aber ein bisschen mehr Spannung würde nicht schaden. Regen Sie die Phantasie des Lesers an. Sie schreiben für die Midnight Sun. Hier sind die Unterlagen. Und jetzt verschwinden Sie!“

Als erstes rief Holgi beim Uckermark Observer an. Nein, es gäbe keine Fotos des Grizzlys. Womöglich hätten die Wanderer auch nur einen streunenden Hund gesehen. Holgi brauchte aber mindestens zwei Fotos für seinen Artikel. Also lud er sich das Bild eines ausgewachsenen Kodiakbären, der aufrecht stand und brüllte, aus dem Netz herunter. Das Mädchen ließ er von der KI entwerfen und nannte es Mafalda Fußbroich, ein Name, den es laut Netzrecherche nicht gab. Auch das Hans-Fallada-Heim für Waisen und Problemkinder war schnell erfunden.

„Nicht übel, Holgi“, sagte Bonetti, als er den Text gelesen hatte. „Und jetzt holen Sie mir einen Hot Dog vom Stand an der Ecke.“  



Samstag, 13. Dezember 2025

Frühling der Reformen

 

Blogstuff 1248

„Ihre Kleidung hat ihre Magie verloren?“ (Perwoll-Werbung)

Die Bauzeit für die Cheops-Pyramide betrug etwa zwanzig Jahre. So lange dauert das Genehmigungsverfahren für einen Bahnhof in Deutschland. Wenn man also BER oder S21 als Pharaonenprojekte bezeichnet, tut man den alten Ägyptern unrecht.

Ich arbeite an einem neuen Drehbuch. Hier der Plot in Kürze: Nach einer Missernte und dem darauffolgenden Hungerwinter gärt im März 1789 die Wut im einfachen Volk. Im Schloss des Grafen von Bonetti ist davon nichts zu spüren. Als am gleichen Tag im Dorf ein Wilddieb gehenkt und im Ballsaal des Schlosses ein opulentes Festmahl veranstaltet wird, bei dem ausgemergelte hohlwangige Mägde Fasan und Rotwein servieren, ziehen die Bauern mit Fackeln und Sensen vor das Schloss. Mutig und entschlossen tritt ihnen der Graf entgegen und verspricht umfassende Reformen. Das besänftigt die Menge und sie gehen nach Hause.

US-Außenminister Rubio hat die schwule Calibri-Schrift verboten und Times New Roman angeordnet, die viel maskuliner ist. Bonetti bleibt der Sans-Serif-Schrift Arial treu. Ist das die richtige Entscheidung? Oder sind Serifen das Gebot der Stunde?

Hätten Sie’s gewusst? Friedrich Merz wurde in seiner Wehrdienstzeit an der Panzerhaubitze M109 ausgebildet und beendete die fünfzehn Monate im Rang eines Fahnenjunkers. Wie hat er das gemacht? Ist er jeden Morgen eine Stunde früher aufgestanden und hat auf dem Kasernenhof schon hundert Liegestützen gemacht, bevor seine Kameraden zum Appell antraten? Ich war als Zivi nach zwanzig Monaten Untergefreiter der Bettpfannenreserve.

Miami (Florida): 25 Grad nördlicher Breite. Riad (Saudi-Arabien): 24 Grad nördlicher Breite. Die algerische Oasenstadt Djanet, mitten in der Sahara gelegen, liegt geographisch auf gleicher Höhe. Die USA gehören zum Süden, nicht zum Norden.

***

„Doktor, seine Leberwerte werden instabil.“

„Injizieren Sie zwei Zentiliter Johnny Walker.“

„Aber das könnte ihn umbringen.“

„TUN SIE’S !“

Star Trek. Einfach nur gut.

Notfalls gehen auf Tele 5 aber auch die Dauerwerbesendungen.

„Jeder kennt die Probleme mit hartnäckigem Schmutz.“

„Ich weiß, was du meinst, Joe.“

Freitag, 12. Dezember 2025

Das große Promi-Plätzchenbacken

 

Blogstuff 1247

„Ich bin mir meiner Verantwortung durchaus bewusst. Als extrem erfolgreicher Blogger bin ich nicht nur ein Vorbild, sondern setze zugleich andere Blogger unter Druck. Ich gebe euch heute nur ein paar kostenlose Tipps in Sachen Content Management, für hundert Euro sind wir im Geschäft.“ (Andy Bonetti auf der Blogger-Con)

Ich habe Shane MacGowan, den Sänger der Pogues, einmal life erlebt. Ein Ire, der ständig besoffen war und dem man zusehen konnte, wie die Zähne in seinem Mund verfaulten. Jeden Morgen hat man ihn aus irgendeinem Rinnstein gezogen. Eigenen Angaben zufolge hat er mit vier Jahren mit dem Trinken angefangen und mit zehn Jahren ist er zu Whiskey übergegangen. Später kamen Heroin und andere Drogen dazu. Trotzdem wurde er 65 Jahre alt. Er war ein Vorbild für uns alle.

Im Grunde genommen sind Studenten der Geisteswissenschaften wie Tauben. Keiner braucht sie, aber man findet sie in jeder Stadt. Sie picken sinnlos vor sich hin und trotzdem ernährt sie der liebe Gott. Niemand hat je einen toten Kunststudenten im Park liegen sehen.

Ist das schon Antisemitismus? Judeln wird Weltkulturerbe.

Haben Sie es bemerkt? Die Maultrommel ist völlig aus der Mode gekommen.

Ich sag’s ja immer. Fitnesswahn ist eine tödliche Gefahr. Man kommt irgendwann in ein Alter, in dem man seine Tage mit Schokoladenplätzchen und Portwein in einem Sessel verbringen sollte. Ozzy Osbourne machte jeden Tag neunzig Minuten Training, trotz seiner angeschlagenen Gesundheit. An seinem Todestag setzte er sich um 4:30 Uhr morgens auf seinen Crosstrainer und bekam einen Herzinfarkt. Er war nur in seinen jungen Jahren ein Vorbild für uns alle.

Hätten Sie’s gewusst? Aus dem Wasserhahn an der Badewanne kommt Badewasser, aus dem Wasserhahn in der Küche kommt Geschirrspülwasser.

Kreta Garbo. Merkwürdiger Künstlername.

Kevin Kühnert hat endlich einen neuen Job. Nein, er wird nicht der Gegenpol zu Christian Lindner und verkauft gebrauchte Lastenräder. Er geht zur Organisation „Finanzwende“, die sich für Gerechtigkeit einsetzt. Sie bietet der mächtigen Finanzlobby die Stirn und möchte den Reichtum dieser Welt neu verteilen. Es gibt schon 17.000 Mitglieder. Ich nehme an, Banken und Milliardäre sind nicht darunter. Droht jetzt sein nächster Burnout, wenn die Armen in einem Jahr schon wieder ärmer und die Reichen noch reicher geworden sind?

Dan „Hoss“ Blocker wurde in einer Telefonzelle in Hollywood entdeckt, die er mit seinen 135 kg fast vollständig ausfüllte.

Der teuerste Dresdner Stollen kostet bei Amazon 50 Euro (ein Kilo). Beim VEB Backwaren kostete er damals 11,25 Mark der DDR.

Neulich habe ich im Internet gelesen, in Indien gäbe es einmal im Jahr einen Air Sitar-Wettbewerb.



 

Donnerstag, 11. Dezember 2025

Merz-Reden und andere Nahtoderfahrungen

 

Blogstuff 1246

Meine Lieblingsstelle in der Bibel: S. 800, Herthaner 3,16. „Lasset los, auf dass ihr losgelassen werdet.“ Denken Sie mal drüber nach.

Mit 27 sterben Jimi Hendrix und Kurt Cobain, Jim Morrison und Amy Whitehouse. In Deutschland beendet Uli Hoeneß seine Karriere als Fußballer und wird Bayern-Manager.

In Berlin nennt man Fahrradfahren ohne Helm ungeschützten Verkehr.

Bonetti Media: extrem präzise Rechtsschreiung und Schafsinn.

Bei Fox News werden die Fentanyl-Lieferungen, die von den amerikanischen Streitkräften in der Karibik abgefangen werden, wobei die Schnellboote bombardiert werden und selbst auf Überlebende im Wasser geschossen wird, als „Weapons of mass destruction“ bezeichnet. Tausende Amerikaner würden den Tod durch das Opiat finden. Der Irak lässt grüßen, das hat ja als Grund für einen Angriffskrieg schon einmal hervorragend funktioniert. Dazu das Feindbild: ein schwarzhaariger Diktator um die sechzig mit dickem Schnurrbart. Auch die Monroe-Doktrin kommt in den USA zu neuen Ehren. Ganz Amerika muss unter US-Kontrolle sein, auch Mittel- und Südamerika. Schließlich tragen sie das Wort „Amerika“ ja schon im Namen, wie der Golf von Amerika. Die Doktrin besagt, dass alle Regierungen, die sich dem Willen der USA nicht unterwerfen wollen, gestürzt werden dürfen. Den Friedenspreis der FIFA hat Trump bereits verliehen bekommen. Fun Fact am Rande: Venezuela produziert kein Fentanyl. Laut der amerikanischen Behörde DEA, die für die Bekämpfung des Drogenhandels zuständig ist, sind die Hauptlieferanten die mexikanischen Kartelle Sinaloa und Jalisco.   

Natürlich möchten Eltern, dass es ihren Kindern mal gutgeht. Aber manche sind so vom Ehrgeiz zerfressen, ihr Kind müsse Karriere machen und alle anderen hinter sich lassen, dass sie ihren Kindern jede eigenständige Regung aussaugen und sie wie Marionetten nach ihren eigenen Vorstellungen bewegen. Ich hatte einen Mitschüler, der natürlich der Streber aus der ersten Reihe war und auf dem Schulhof allein sein Pausenbrot aß. Er hatte noch nicht einmal Kontakt zu anderen Strebern. Nach der Schule lernte er bis zum Abendbrot, nie sah man ihn mit anderen Jungs Fußball spielen oder Streiche aushecken. Später hatte er natürlich auch keine Freundin und ging abends nicht in die Kneipe. Offenbar legte seine Mutter ihm morgens seine Sachen raus, denn er trug noch in der 13. Klasse kurze, gebügelte, beigefarbene Hosen, die über dem Knie endeten. Die Seitenscheitelfrisur war eine Kopie seines Vaters, natürlich hatte er weder Jeans noch Turnschuhe, sondern braune Halbschuhe. Ich habe ihn neulich gegooglet. Immerhin hat er es geschafft, eine große Distanz zwischen sich und sein Elternhaus zu bringen. Er hat promoviert und arbeitet an der Universität von Birmingham als Dozent für Computerwissenschaft. Kein Professor, keine Fachbücher (aber Fachaufsätze seit 1993), keine große Karriere – seine Eltern waren sicherlich enttäuscht von ihm. Vielleicht hat er sich auf diese Weise auch einfach nur für seine verlorene Kindheit und die öde Jugendzeit gerächt? Er wäre mit seinem Wissen in der IT-Branche sicher steinreich geworden. 

Mittwoch, 10. Dezember 2025

The Phone Files III

 

„Hallo?“

„Hallo, hier ist Maria.“

„Ich kenne keine Maria.“

„Doch, deine Cousine.“

„Ich habe keine Cousine, nur einen Cousin.“

Du hast vor langer Zeit den Kontakt mit deiner Familie abgebrochen.“

„Nein, nicht das ich wüsste.“

„Ich verstehe ja, dass du alles abstreitest, aber es ist wichtig.“

Dann legte ich auf.

Am nächsten Abend das gleiche Spiel. So ging es ein paar Tage. Sie blieb hartnäckig. Beim dritten oder vierten Anruf sagte sie mir, sie würde von der Station einer Nervenheilanstalt anrufen. Sie hätte meine Nummer aus dem Internet. Damals hatte ich noch ein Festnetztelefon, auf dem man die Nummer des Anrufers nicht ablesen konnte. Das würde ja noch heiter werden.

„Dein Onkel Bertram ist gestorben. Auf dem Sterbebett hat er sich gewünscht, alle Familienmitglieder sollten bei der Beerdigung anwesend sein.“

Die Beerdigung war nicht weit von meiner Wohnung in Wiesbaden. Ein wenig neugierig war ich schon, außerdem war ich damals gerade arbeitslos geworden, also fuhr ich einfach hin. Maria war in Begleitung eines Pflegers anwesend und begrüßte mich herzlich, als ich mich vorstellte. Vierzig Jahre hatten wir uns angeblich nicht gesehen, ich hatte ein paar Pfund zugelegt und graue Haare bekommen. Beim Leichenschmaus konnte ich mir allerlei Anekdoten der Familie anhören und erzählte wahrheitsgemäß, wie es mir inzwischen ergangen sei. Die Witwe, „Tante“ Gertrud, bat mich um meine Adresse und ich zeigte ihr sogar meinen Personalausweis.

Sechs Wochen später bekam ich Post von einem Notar. Er lud mich zur Testamentseröffnung nach Wiesbaden ein. Dort waren neben der Witwe, die auch der Vormund ihrer Tochter Maria war, steinalte Zwillinge, die Geschwister des Verstorbenen. Was soll ich sagen? Heute bin ich Geschäftsführer der Konradi Baustoff KG und verdiene nicht schlecht.

***

Der Anfang beruht auf einer wahren Geschichte. Ich fand im Internet einen zweiten Menschen mit meinem Namen, der damals bei der Handwerkskammer Frankfurt arbeitete. Ich gab Maria, sie hieß wirklich so und war in einer Nervenheilanstalt untergebracht, seine Nummer und der Spuk endete nach einer Woche so plötzlich wie er angefangen hatte.

Dienstag, 9. Dezember 2025

Neulich bei McD


- Zwei McRib, bitte.

- Als Menü?

- Nein, einfach zwei McRib.

- Kein Getränk, keine Pommes?

- Ich habe das Gefühl, wir haben dieses Gespräch vor wenigen Sekunden schon einmal geführt.

- Mein Boss hat gesagt, ich soll das fragen.

- Und mein Boss hat mir gesagt, dass ich darauf nicht antworten muss.

- Also zwei McRib?

- Ja.

- Wir haben die Big-Rösti-Angebotswoche.

- Danke für diese wertvolle Information. Wir sollten vielleicht einen Podcast zusammen machen.

- Zwei McRib. Kommt sofort.

- War der Laden hier nicht früher mal ein Fastfood-Restaurant?

Ich habe gehört, dass man sich inzwischen durch ein endloses Menü an einem Automaten klicken muss, bis man schließlich einen Bon ausgespuckt bekommt, mit dem man sich an der Kasse anstellen darf. Deswegen gehe ich seit vielen Jahren nicht mehr dorthin. Aber der McRib fehlt mir manchmal …  

Madness - It Must Be Love (Official HD Video)

Montag, 8. Dezember 2025

Annuntio vobis gaudium magnum: Habemus Messias

 

Blogstuff 1245

Gestern habe ich Fischstäbchen mit Remoulade von einer Frisbee-Scheibe gegessen. Es wird höchste Zeit, mal wieder das Geschirr zu spülen.

Ich möchte Ihnen, liebe Lesende, heute mein Herz öffnen und ein Geheimnis verraten: Ich bin Sitzpinkler. Es fällt mir schwer, darüber zu sprechen, aber ich bin allein unter Frauen aufgewachsen. Mein Vater verließ die Familie, als ich sechs Jahre alt war. Ich lebte mit meiner Mutter und meine Schwester zusammen, gelegentlich kam meine Oma, eine Kriegerwitwe, wie man damals sagte, zu Besuch. Ich habe erst sehr spät erfahren, dass man als Mann auch im Stehen pinkeln kann. Heute machen das sogar die Frauen.

Niemand ist schlagfertiger als eine türkische Freundin aus meiner alten Heimatstadt. Einmal waren wir in einer Mainzer Kneipe verabredet, es regnete und ich begrüßte sie mit einer Umarmung. „Du bist ja ganz nass“, sagte ich, unschlagfertig wie immer. Sie antwortete: „Das sind alle Frauen, wenn sie dich sehen.“ Wie aus der Pistole geschossen, als hätten wir diesen Sketch schon zehnmal geprobt. Sie arbeitet inzwischen als Redakteurin beim WDR.  

Die Bayern sind so selbstbewusst, die machen Staatsbesuche im Kreml. Strauß, Stoiber, Söder. Und werden auch noch empfangen. Die Ministerpräsidentin vom Saarland käme erst gar nicht auf die Idee. Und wenn Ulla La Bamba oder wie sie heißt in Moskau anrufen würde, legt Putins Sekretärin direkt auf.

„Kuck ma, dat Röggelschen“, ruft der Kölner, wenn er einen Schwarzen sieht. Politisch korrekt ist das schon lange nicht mehr.

„Sunny side up“ – so nennt man in Amerika ein Spiegelei. Genauso ist mein Leben: blendendes Aussehen, Geld wie Heu, Dank regelmäßigem Sport, praktisch kalorienfreier Ernährung und völliger Abstinenz kerngesund, Schwarm alle Frauen ab siebzig und klug wie eine Eule.

Parkbank. Meine heimlichen Lieblinge: der deutsche und der koreanische Rentner. Er liest die Schlagzeilen aus der Zeitung und erklärt in breitestem Berliner Dialekt den Inhalt. Thema Jugendkriminalität: „Dit kuckt sich der eene vom andern ab.“ Der Koreaner kommentiert nur sporadisch: „Schlimm, schlimm.“ Selbst, als er die Lachswanderung erklärt bekommt, nickt er nur stoisch.

+++breaking news+++ Juden in aller Welt im Glückstaumel. Trump ist der seit Jahrtausenden erwartete Messias. Jesus als Trickbetrüger entlarvt. Christliche Kirchen melden Insolvenz an. Masseltov und Shalom wünschen alle beschnittenen Schläfenlockenbengel von Bonetti Media.

Wortspiele aus der Hölle: „Pfeif auf deine Zukunft, wenn die Hoffnung flöten geht.“

The empty ocean of my soul, apple pie and Superbowl. (Lyrik im Grenzbereich)

Rage Against The Machine - Killing In the Name (Official HD Video)

 

Sonntag, 7. Dezember 2025

Wurstgeschenkideen

 

Blogstuff 1244

Nichts ist alles, was wir tun können. #Klimawandel

Er tauchte im Leib der Stadt unter und an einer anderen Stelle wieder auf, als sei Berlin das Meer. In der U-Bahn gab es weder Tag noch Nacht, aber die Zeit konnte man an den Gesichtern der Menschen ablesen. War der Zug morgens voll und die Menschen auf dem Weg zur Arbeit, waren die Gesichter leer und hoffnungslos, während der Rush-Hour am Nachmittag müde und alt. Selbst in der Masse waren die Gesichter so klar voneinander getrennt wie auf einem Kupferstich. Am Abend gehörte die Bahn den Jugendlichen, bevor sich in der Nacht die Penner auf den Sitzbänken breitmachten.

Schlägt Rookie Antonelli, der Hamiltons Mercedes fährt, den siebenfachen Weltmeister im Ferrari? Aktuell 152:150 für LH

30387 Klicks am 3. Dezember. Jetzt dreht Google endgültig durch. Wenn ich tatsächlich jeden Tag so viele Leser hätte, würde ich längst bei Markus Lanz sitzen.

„Kabarett aus Franken“ im BR: „Markus Barth lädt zu einem hintersinnigen, pfiffig-pikanten Kabarett-Abend voller Hintersinn, Klamauk, Comedy und bissigen Pointen mit den "Stars" der fränkischen Kabarett-Szene und weiteren Gästen. (Senderinfo)“. Um es mit Dalli-Dalli zu sagen: Da müssen wir einmal Hintersinn streichen. Außerdem: Lädt Barth die Zuschauer eigentlich ein oder vor?

Die Linken haben endlich den niveaulosen Populismus für sich entdeckt. Der Glühwein soll auf den Weihnachtsmärkten nicht mehr als 3,50 kosten. Die aktuellen Preise seien „eine echte Gefahr für die deutsche Kultur“, sagt Parteichef van Aken. Der Kampf gegen Ausbeutung und soziale Ungleichheit hat sich schon mal anders angehört.

Der Ex-Präsident von Honduras wurde beim Schmuggel von 400 Tonnen Kokain erwischt und im vergangenen Jahr in den USA zu über vierzig Jahren Gefängnis verurteilt. Trump hat ihn jetzt begnadigt, er ist wieder frei. Finde den Fehler #Venezuela

Ich glaube ja nach wie vor, dass der „Zaubertrank“ in den französischen Asterix-Geschichten Rotwein ist.

Manche Dinge beginnen verheißungsvoll und enden enttäuschend. Wie der Name Elvis Knopf.

Ich bin ein großer Fan von Rinderzunge. Das letzte Mal, als ich diese Köstlichkeit genossen habe, war in einem fränkischen Dorflokal. Nach dem Essen ist es dann passiert. Ich gehe aufs Klo und dort sprengt mein Bauch alle Ketten. Mit einem schussartigen Knall platzt mir der Gürtel vom Leib. Die Schnalle, eigentlich aus solidem Metall gefertigt, ist gebrochen. Mit den Händen in den Hosentaschen, damit mir die Jeans nicht auf die Knöchel sinkt, gehe ich zurück an den Tisch, wo mein Reisegefährte wartet. Wo bekommt man jetzt einen neuen Gürtel her? Sonntags in der Pampa? Wer hatte je einen zweiten Gürtel im Gepäck?

Samstag, 6. Dezember 2025

Die kleine Münzwäscherei

 

Blogstuff 1243

Es war einmal eine kleine Münzwäscherei, die stand auf einer Waldlichtung, tief in den Karpaten verborgen. (…) Drum, liebe Kinder, gebt fein acht, wer euch heut‘ die Wäsche macht.

„Wenn wir bei der WM-Auslosung Glück haben, spielen wir in der Gruppenphase gegen Ecuador, Usbekistan und Curacao.“ Das habe ich am 28. November gepostet. Es wurden Ecuador, Elfenbeinküste und Curacao. #MagicBonetti

Trump will sich mit einem Angriff auf Venezuela im Kampf gegen Drogen profilieren. Jeder weiß, dass die meisten Drogen über Mexiko in die USA kommen und auch Kolumbien hat traditionell die Finger im Spiel (70 Prozent der weltweiten Kokain-Produktion, Koka-Anbau hauptsächlich in Peru, Brasilien und Bolivien). Offensichtlich geht es ihm um etwas anderes, womöglich Erdöl und Regime Change.

Die Formulierung „Ein-Zimmer-Maisonette-Wohnung“ bedeutet, dass es ein Hochbett gibt.

Wenn man in den Neunzigern in Berlin im Restaurant saß, wurde man von diversen Leuten belästigt. Ich frage mich, wo die heute alle sind. Als da wären: der Rosen-Inder, dem Pastewka ein Denkmal gesetzt hat, Musiker, die so lange am Tisch gefiedelt oder Ziehharmonika gespielt haben, bis man ihnen Geld fürs Aufhören gab (nicht für die akustische Belästigung), Zeitungsverkäufer mit den Ausgaben des nächsten Tages, Zeichner (ich habe mal für fünf Mark ein erschütterndes Porträt erstellen lassen), Schriftsteller mit selbst verlegten Büchern (Er: „Das habe ich selbst geschrieben“, Ich: „Sind nicht alle Bücher selbst geschrieben?“) und in Kreuzberg der legendäre Kerzenverkäufer, der angeblich auf einem Trip hängengeblieben war und immer wie in Trance vor sich hin nölte „Kerzen kaufen, Kerzen kaufen“.  

Endlich gibt es auch ein Eis „Pommes mit Mayo“ und die „Rigatoni Shanghai“ mit Pak Choi. Mein Dank geht an „La Luna“ in der Berliner Rheinstraße.

Da juckt misch dat Fell in de Hose, du.“ Kölner. Immer für einen Spruch gut.

Der Stollen von Bonetti ist nur wegen des Puderzuckers so erfolgreich. Zwinker, zwinker.

Mein Handy ist so alt, es zeigt die Preise noch in D-Mark.

Nochmal ganz kurz die drei Regeln für den Kommentarbereich:

1.    Wer mich persönlich beleidigt, ist raus.

2.    Wer billige Polemik und unbelegte Behauptungen ohne Sachargumente und Fakten bringt, ist raus.

3.    Wer rechtsradikale Scheiße verbreiten will, ist raus.

4.    Witze, die noch schlechter sind als meine, sind auch raus.

Freitag, 5. Dezember 2025

The Phone Files II

 

„Hallo, hier ist Ihre Telekom. Ich habe gute Nachrichten für Sie.“

Nicht schon wieder. Beim letzten Mal hat man angeblich kostenlos mein Datenvolumen erhöht und seitdem zahle ich fünf Euro mehr im Monat. Aber diesmal würde ich den Spieß umdrehen.

„Gute Nachrichten? Lesen Sie keine Zeitung?“

„Wir von der Telekom haben nur gute Nachrichten.“

Aalglatt gekontert. Gut geschult und mindestens fünf Jahre Berufserfahrung im Leute-Verarschen. Ich musste eine andere Strategie wählen. „Sie haben eine angenehme Stimme“, sagte ich zu der Frau am Telefon. Tonfall: verführerisch.

„Danke. Es geht um ihren Superspar-Happiness&Sunshine-Tarif zum exklusiven Sterne- und Mondpreis.“

„Ich liege auf dem Bett.“

„Wie bitte?“

„Ich war gerade duschen und liege jetzt splitterfasernackt auf dem Bett.“

„Also zu unserem neuen Tarif …“

„Mein Schamhaar ist noch ganz feucht. Ich stelle mir vor, wie du mich berührst. Wie deine Hand weiter nach unten wandert.“

„Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.“

„Deine Stimme erregt mich. Ich streichle mich gerade. Hör nicht auf.“

Aber dann hat sie einfach aufgelegt und ich habe weiter an meiner Steuererklärung gearbeitet.

The Phone Files I

 

Ich stehe in der Küche, als das Telefon klingelt.

-       Hallo?

-       In die Spaghetti Carbonara darf keine Sahne.

-       Wie bitte?

-       Die Soße. Sie machen einen großen Fehler.

-       Wer sind Sie überhaupt?

-       Die Cucina-Italiana-KI.

-       Das ist doch wohl ein Witz.

-       Wir haben unsere Kameras überall. Außerdem kochen die Spaghetti seit über zehn Minuten. Sie sind nicht mehr al dente.

-       Das ist doch wohl meine Sache.

-       Sollen wir jemand von unseren Leuten schicken?

-       Nein. Ist ja schon gut. Ich nehme die Pasta vom Herd und lasse das mit der Sahne.

-       Geht doch.

 

Donnerstag, 4. Dezember 2025

Exklusiv: Das Geheimnis meines Erfolgs

 

Blogstuff 1242

Als Taxifahrer habe ich drei Kinder zur Welt gebracht, aber ich gehöre nicht zu den Leuten, die ihre Abenteuer und aufregenden Affären an die große Glocke hängen. Aber wenn Reinhold Messner 1975 am Nanga Parbat einen Schnürsenkel verliert, muss er natürlich gleich ein ganzes Buch darüber schreiben.

Confessions of an old Bloggerdude: “Ich war der Hustinettenbär.”

In der CDSU träumen sie vom Verbrennermotor bis in alle Ewigkeit und neuen Atomkraftwerken. Gleichzeitig wundern sich die Amateure wie Merz, Reiche & Co., dass die Industrie den Bach runtergeht. Man muss nicht VWL studiert haben, um die Zusammenhänge zu erkennen. Wenn ich in einem Hochlohnland mit der internationalen Konkurrenz mithalten will, heißt das Zauberwort „Innovation“. Die Wirtschaft muss immer die neuesten Technologien anbieten, die andere noch nicht haben. Es ist ein permanentes Wettrennen, in dem man die Nase vorne haben muss. In dieser Hinsicht ist Deutschland ein Totalausfall. Wir versuchen, die besten Kerzen herzustellen, und alle anderen haben längst Glühbirnen.

Noch schlimmer ist nur der Staat. Stuttgart 21 = 17 Jahre Bauzeit und 12 Mrd. Kosten (falls es mit der Eröffnung 2027 endlich klappen sollte). Für ein LowTech-Produkt. Ein Bahnhof ist nicht komplizierter als ein Einkaufszentrum. Metallgleise, Betonschwellen, Betonbahnsteige mit Gehwegplatten, Geschäfte, Restaurants und die Schalterhalle. HighTech ist nur der Zug, genauer gesagt die neueren Modelle. Wenn man sich im 19. Jahrhundert so dämlich angestellt hätte, gäbe es gar kein Eisenbahnnetz. Die Technologie hätte sich niemals durchgesetzt. Im Jahr 1994 wurde das Projekt erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, da war Helmut Kohl noch Bundeskanzler und Berti Vogts Bundestrainer.  

In Perleberg finden Sie das Grab von Gottlieb Rammdöser, dem berühmtesten Immobilienmakler des 18. Jahrhunderts.

Gott hat den Wolf erschaffen, der Mensch den Yorkshire-Terrier.

Zum Glück wird die Vermögenssteuer seit 1997 nicht mehr erhoben. Damals betrug der Freibetrag nur 120.000 DM (= 60.000 Euro), es wurden also auch die einfachen kleinen Leute zur Kasse gebeten. Der Steuersatz für natürliche Personen betrug damals ein Prozent. Für jede Million Euro hätte Bonetti also 10.000 Euro jährlich zahlen müssen, das wären in den 28 Jahren bis heute also 280.000 Euro gewesen. Davon kann man sich schon wieder eine Eigentumswohnung kaufen.

1896 eröffnet das erste Schnellrestaurant der Welt in der Leipziger Straße in Berlin. In Verkaufsautomaten werden warme Gerichte gestellt, der Kunde wirft eine Münze ein und öffnet die Klappe, um das Essen herauszunehmen. Von diesem Tempo können die Fastfood-Butzen von heute nur träumen. Der geniale Erfinder hieß Ludwig Stollwerck. Zwei Jahre später eröffnete er in den Großstädten der USA weitere Filialen.

Mittwoch, 3. Dezember 2025

Die Geschäftsidee

 

Die Straßenlaternen gingen an und sofort versammelten sich unter ihre Motten und Fliegen, als wäre hier eine Disco. Ganz unten im Licht dieser kleinen Bühne stand ein junger Mann, der sich gerade eine Zigarette anzündete.

Die Hälfte der Geschäfte in der Fußgängerzone standen leer, dazwischen waren dystopische Betonkübel mit abgestorbenen Sträuchern. Aber er war in diese Stadt gekommen, weil er eine gute Idee hatte. Am nächsten Tag würde er seinen Geschäftspartner in einem Café in der Kantstraße treffen.

Zehn Minuten später hatte er das „Haus Europa“ erreicht. Es war eins dieser schäbigen Hotels, in denen du an der Rezeption gefragt wirst, ob du mit deiner Nutte eine oder zwei Stunden bleiben würdest. Er legte sich aufs Bett seines Einzelzimmers mit Blick auf den Hinterhof und packte seine Wurststulle aus.

Seine Geschäftsidee war genial. Das Geld für die Umsetzung hatte er sich in einer Nacht verdient. Mit einem gefälschten Ausweis bekam er einen Job als Mitarbeiter im Parkservice der Berlinale. Aber er fuhr die Autos nicht auf den Parkplatz, sondern auf einen Anhänger um die Ecke. Einen Ferrari, einen Bugatti und einen Maybach. Das war sein Startkapital.

Der Mann, den er am Vormittag traf, trug einen Anzug von der Stange, ein Hemd, das schon bessere Tage gesehen hatte, und eine bunte Krawatte aus den Achtzigern. Er war um die sechzig Jahre alt. Er hatte das zu verkaufen, was der junge Mann wollte: zwanzig leere Wohncontainer am Stadtrand. Er kaufte an diesem Tag die Container für 120.000 und mietete das Grundstück für zehn Jahre. Sie besiegelten das Geschäft per Handschlag, am nächsten Tag sollte der Vertrag unterschrieben werden.

Seine Geschäftsidee war einfach, aber genial. Er profitierte zugleich von Dobrindts Erfolgen bei seiner Flüchtlingspolitik und von der Wohnungsnot in Berlin. In den Containern hatten vorher hauptsächlich Syrer, Afghanen und Sudanesen gelebt. Er wollte nur deutsche Mieter mit gutem Leumund und festem Einkommen als Mieter nehmen, da gab es keinen Ärger, keine Demonstrationen oder Abschiebungen. 500 Euro Kaltmiete pro Container, das machte 10.000 Euro im Monat.

Im ersten Monat war noch alles ruhig, aber dann ging es los. In der Nacht nach dem DFB-Pokalspiel zwischen dem VfB Stuttgart und Dynamo Dresden gingen der Schwabe aus Nr. 3 und der Sachse aus Nr. 17 mit Messern und Knüppeln aufeinander los, die Polizei musste kommen.

Der Autoverkäufer aus Nr. 8 entpuppte sich als Fentanyl-Junkie, der alle anderen Mieter anbettelte. Der Alkoholiker aus Nr. 13 hat ihn irgendwann zusammengeschlagen. Der bayrische BWL-Student aus der Nr. 6 provozierte ständig das Berliner Lesbenpaar aus der Nr. 20.

Im Nachhinein wurde dem Vermieter auch klar, dass es keine gute Idee war, zwei Jungs von der Antifa, die an der Uni Gras verkauften, und ein AfD-Mitglied in benachbarte Container zu setzen. Wäre er doch in Paderborn geblieben.

 

Dienstag, 2. Dezember 2025

Entspannter Alpakaspaziergang mit Andy Bonetti

 

Blogstuff 1241

„Überwuchert mit Eiterbeulen / nötigt er die Schwangere / zum Fleischreiben / sein Pech / dass sein Schwanz platzt / ihr Pech / dass warmer Eiter ihren Unterleib / überflutet / und das Kind ersäuft.“ (Wolfram Weimer: Unglück)

Mainz 05 stand am 9. März 2025, nach dem 25 Spieltag, auf Platz 3 der Tabelle. Jetzt sind sie Letzter. Ich begreife immer noch nicht, was da passiert ist.

Ein ganz normaler Samstag mit Holgi: Nach dem Jazz-Brunch geht er auf den Bauernmarkt, kauft alten Gouda und Fünfkornbrot aus Guben, dann besucht er ein Antiquariat und einen türkischen Delikatessenladen, aus dem er schwarze Oliven und Baba Ganoush mitnimmt. Sei wie Holgi! Oder wenigstens wie Du-Darfst-Dörte.

Ich kann mich noch erinnern, als ich als Jugendlicher mal mit meinem Vater bei „Farben Werner“ in Ingelheim war. Da wir damals die ersten Graffiti an den Schulwänden hatten, wollte ich wissen, wieviel eine Dose Sprühfarbe kostete. Fast zehn Mark! In den Achtzigern etwa so viel wie ein Kasten Bier. Ich kannte drei der Sprayer persönlich: Der Erste war der Sohn einer Ärztin und eines Arztes, die zweite war die Tochter eines Professors und der dritte der Sohn eines ZDF-Redakteurs. Renitente Sprücheklopferei war damals das Metier des gehobenen Bürgertums, das Proletariat konnte sich die Produktionsmittel gar nicht leisten. Sie wurden übrigens bald darauf bei einer nächtlichen Polizeikontrolle erwischt, als sie die Farbdosen noch im Auto und Farbe an den Fingern hatten. Doof und reich. Es hat sich nicht viel geändert.

Man ist ja irgendwie auch sein eigener Dompteur. Auf meinem Schreibtisch gibt es immer Wein und Süßigkeiten. Stünden sie an meinem Bett, würde ich ja gar nicht mehr aufstehen.

Tage ohne Rechtschreibfehler: 127.

Als ich zwanzig Jahre alt war, habe ich mit der Schule aufgehört, mit dem Elternhaus und mit dem Fahrrad. Als ich vierzig war, habe ich mit dem Rauchen aufgehört, mit dem Sport, mit der Karriere und mit den Frauen. Nächstes Jahr werde ich sechzig. Mit was soll ich noch aufhören?

Wann wir die Formel 1 zum letzten Mal so spannend? Beim WM-Finale am Sonntag können noch drei Fahrer Weltmeister werden, alle haben in dieser Saison sieben Rennen gewonnen. So knapp war es zuletzt 2007 (Räikkönen, Hamilton, Alonso) und 2010 (Vettel, Alonso, Webber).

„Melanie, du machst mir jetzt einen Liter Cappuccino und servierst ihn mir in einem Blumenkasten, Paul, du räumst die leeren Weinflaschen in Gang 7 weg, die ich dort hinterlassen habe. Und übrigens: Ich bin gar nicht der neue Praktikant, sondern Andy Bonetti, der Geschäftsführer von diesem Laden. Willkommen bei ‚Undercover Boss‘.“ – „Ach, deswegen die vielen Kameras und Scheinwerfer.“

Montag, 1. Dezember 2025

Neid-Rider


Blogstuff 1240

„Ich habe das Glück, und es ist nicht mehr als Glück und Zufall gewesen, nur das, im Westen geboren, im Westen groß geworden zu sein.“ (King of Fettnäpfchen Friedrich Merz in Magdeburg)

Jetzt auch auf sächsisch: Da Düden.

Bonettis Gesicht spricht in Kalbsleder gebundene Prachtbände.

6 Scheiben Serrano-Schinken, 4 Scheiben Roastbeef, 2 Scheiben Leberkäse. 15,85 Euro! Metzger verdienen inzwischen mehr als Drogenhändler.

Die Ex auf Social Media fertigmachen? Zu meiner Zeit hat man ihre Telefonnummer an sämtliche Kneipenklowände der Umgebung geschrieben. Ruf! Mich! An!

Typisch asiatischer Name: Andrangmagangdrang Kim-Nguyen.

Ich war neulich bei einem Ultimate Challenge Boot Camp für Extremsportler. Auf der Homepage.

AfC (Alternative zu Christus): Am 23.12. erscheint der heilige Burrito. Aber nur denjenigen, die an ihn glauben. Nur echt mit Guacamole, Sour Cream und Salsa Roja.

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er schmuggelt Kokain von Miami nach Kolumbien und hat gerade seine erste Million gemacht.

„Entschuldigung, könnten Sie uns bitte bevorzugt bedienen? Das ist ein Geschäftsessen.“

Du bist nur einmal jung. Das stimmt. Aber du bist auch nur einmal alt. Zum Glück.

Abenteuer heute: Bestellen Sie in einer Berliner Eckkneipe einen „Heurigen“.

Bonetti Media gibt bekannt: Die geliebte und verehrte Sonne des Volkes tritt nur noch in Las Vegas auf. Flankiert von weißen Tigern wird er auf der Bühne aus seinem neuen Werk „Leserbriefe eines untervögelten Studienrats“ vorlesen.

Jeder wird in seiner Jugend auf eine Musikrichtung geprägt wie Entenküken auf ihre Mutter. Da machst du nichts. Bei mir ist es Achtziger-Mucke und Neue Deutsche Welle bzw. New Wave, bei meiner Oma war es Peter Alexander.

Die Faschos 2.0 wie die AfD, die Rasselbande National, die Meloni-Spackos, Orban und Farage haben aus den Fehlern ihrer Vorgänger gelernt. Also fordern sie Massendeportation von rassenfremden Elementen und nicht Massenmord, sie verbieten ihren Opfern nicht die Benutzung von Bürgersteigen und Schwimmbädern wie die Nazis den Juden, sondern kürzen ihnen die Sozialleistungen. Das reicht offenbar schon, um sie wählbar zu machen.



Das ideale Weihnachtsgeschenk: der Ghetto Defender 3000. Jetzt für nur 39,90 € bei Bonetti Media.

 

Sonntag, 30. November 2025

Die Abrechnung

 

In der Rheinsteinstraße in Karlshorst gibt es einen winzigen Laden, in dem man auch heute noch Stalinkugeln aus sibirischem Marzipan, ummantelt von köstlichem Schokoladenersatz, tschetschenisch-tschechische Knallfrösche und usbekische Zigarren kaufen kann. Wenn drei Kunden gleichzeitig im Geschäft sind, ist es überfüllt. Hinter der Kasse hängt immer noch ein alter Prawda-Kalender von 1973 mit Olga, dem Playmate des Jahres. Davor kauert der „schöne Dimitri“, wie ihn die Nachbarn nennen. Ein Auge ist neben dem Nasenflügel, eines über der Augenbraue, sein Gebiss ist eine Ruinenlandschaft, Berlin 1945 nix dagegen, er hat einen Buckel und ein Holzbein. Aber Dimitris Geschäft ist ein anderes: Er kauft und verkauft Informationen.

***

Die Masse seines Leibs lag hingegossen auf einer Parkbank am Landwehrkanal. Er trug einen braunen Anzug und sein gewaltiger Schädel wurde von einem Pepitahut gekrönt. Der Mann hatte die Hände über dem beeindruckenden Bauchmassiv gefaltet und schlief. Der tiefe Basston seines Schnarchens klang, als käme er direkt aus der Unterwelt. In seinem Pass stand „Andreas Bonetzki“, aber das war nicht sein richtiger Name. Als er aufwachte, schaute er auf seine Uhr und stand auf. Einige Zeit später stand er in Dimitris Laden.

„Ich wollte ein Paket abholen.“

„Haben Sie die Benachrichtigung dabei?“ fragte Dimitri und lächelte.

Bonetzki schob ihm einen dicken Umschlag über den Tresen. Er bekam einen klobigen messingfarbenen Schlüssel, den er in der Mitte auseinanderschob. Ein Stick. Er nickte Dimitri zu und ging.

***  

Bonetzki stand vor dem Haus, in dem sie den Russen untergebracht hatten. Im Tiergarten hatte er einen Landsmann erschossen, jetzt sollte er gegen einen deutschen Agenten ausgetauscht werden, der in Moskau aufgeflogen war, als er Putins Post aus seinem Briefkasten klauen wollte. Man bekam heutzutage einfach keine guten Leute mehr.

Natürlich konnte es Bonetzki nicht zulassen, dass ein Mörder ungeschoren davonkam. Den BND-Mann vor dem Haus lockte er mit einer Batterie Silvesterraketen in den hinteren Teil des Gartens und setzte ihn dann mit einem Handkantenschlag gegen den Kehlkopf außer Gefecht.

Er öffnete die Haustür mit einem Dietrich. Der zweite BND-Mann saß im Wohnzimmer und hörte Musik über seine Kopfhörer. Er hatte nichts mitbekommen. Bonetzki schlich durchs Haus und fand den Russen unter der Dusche.

Das Leben ist ein langer ruhiger Strom, aber das Wasser fließt immer abwärts. Manchmal fließt es auch ganz schnell und vermischt sich mit Blut. Ein sanftes Plop-Plop aus seiner Luger mit Schalldämpfer. Keine große Sache. Eine halbe Stunde später saß er am Tresen seiner Stammkneipe.

 

Samstag, 29. November 2025

Untergegangene Kulturen XIII: Deutschland

 

Blogstuff 1239

Der Taliban, der Taliban

Der schaut mich ziemlich traurig an

Ich lache, weil ich’s eben kann

Zu mir kommt bald der Weihnachtsmann

Ich bin ja schon gespannt, ob die aufmüpfigen Bürschchen von der Jungen Gruppe der Union bei der Rentenreform wirklich gegen die eigene Partei stimmen (Amthor natürlich immer ausgenommen). Helmut Kohl und Franz Josef Strauß hatten ihre Parteien noch im Griff. Da hätte man dem Nachwuchs klar gemacht, dass er seine Karriere vergessen kann, wenn er die Fraktionsdisziplin nicht einhält. Wer absichtlich ein Eigentor schießt, verbringt den Rest seines Fußballerlebens auf der Tribüne. Aber Merz und Spahn haben eben nicht den Arsch in der Hose, um sich bei den eigenen Leuten durchzusetzen.  

Die Metallindustrie geht gerade den Bach runter. Wird Schwaben der neue Ruhrpott?

Hätten Sie’s gewusst? Bonetti ist immer das erste Rad am Wagen.

Kindle? Kennt der Berliner nur als Bier.

Gelegentlich wird mir einseitige Ernährung vorgeworfen. Natürlich esse ich Salat! Fleischsalat, Wurstsalat, Hühnersalat, Eiersalat, Kartoffelsalat mit Würstchen. Wichtig ist: Es darf nichts Grünes dabei sein. Kopfsalat ist kein Nahrungsmittel.

Aus gegebenem Anlass, weil ich gerade im Internet einen Leberkäs-Salat mit Paprika und anderem Gemüse gesehen habe. Leberkäse im Backofen bräunen, bis er kross ist, und ausschließlich mit süßem Senf, nie mit anderem Senf essen. Händlmaier o muerte, wie schon Fidel Castro wusste.

Warum hat die neue Regierung das Heizungsgesetz, das Lieferkettengesetz und die irrsinnigen Berichtspflichten für Unternehmen nicht längst abgeschafft? Manchmal helfen „Reformen“ nicht. Wenn du aus Scheiße im Kabinett Scheiße light machst, werden die Dinge nicht besser.  

„Benötigst Du Besteck...

0,75 €

eine kleine Tüte beinhaltet eine Serviette, Suppenlöffel, Gabel und Messer (Plastik)“

Genialer Lieferservice. Hat sonst keiner. „RussischEssen“ in Berlin.

Born to be alive - Patrick Hernandez Am besten gefällt mir der italienische Handwerker. „Salvatore, wo isse deine Werkzeuge-Kaste?“ Aber auch Kostas ist klasse, er tanzt einen Souvlaki.

Freitag, 28. November 2025

Akku leer, Birne leer


Blogstuff 1238

„Was man am deutschen Brot hat, merkt man immer wieder, wenn man im Ausland ist. Gestern Morgen in Luanda am Frühstücksbuffet hab’ ich gesucht, wo ist ein ordentliches Stück Brot – und keins gefunden.“ (Friedrich Merz)

Die alte Leier des deutschen Touristen, wenn er aus dem Urlaub zurückkommt. Tolles Land, aber das Brot. Augenrollen, Kopfschütteln. Angeblich gibt es dreitausend Brotsorten in Deutschland. Mein Bäcker hat zehn davon, von denen neun gleich schmecken. Das andere ist Vollkornbrot, dass außer hardcore-deutschen Gesundheitsfanatikern niemand essen würde. Unser Brot ist nicht gut. Das ist unsere Lebenslüge: das beste Brot, die beste Wurst, die besten Autos. Völliger Schwachsinn, Größenwahn. Das beste Brot, das ich je gegessen habe, war von Lenôtre, der französischen Bäckerei im KaDeWe (gibt es seit einem Jahr nicht mehr). Das beste deutsche Brot habe ich 1975 bei einem Ferienaufenthalt auf einem Bauernhof am Bodensee gegessen, wo die Bäuerinnen einmal die Woche mit ihrem Teig zum Backes (einem Ofen für die Allgemeinheit) ins Dorf gingen und während des Backens den neuesten Dorftratsch austauschten. Meine Schwester und ich gingen mit, das noch warme Brot mit ein wenig Butter war eine unglaubliche Köstlichkeit, von der heutige Aufbäcker weit entfernt sind.

Den besten Schinken gibt es übrigens in Spanien, Italien und Frankreich. Deutscher Schinken ist drittklassig.  

Warum sterben die Tauben und Krähen in meinem Kiez nicht an Vogelgrippe?

Jedes Mal, wenn Mark Hamill in ein Taxi steigt: „Ich bin dein Fahrer, Luke.“ Jedes Mal.

Kleiner Tipp für paranoide Leser: Verhalte dich immer so, als würdest du gerade abgehört und als würden irgendwo Kameras installiert sein.

„Lachsfilet Franz Kafka Art“. Leider kann ich aus diesem Grund die Prager Hopfenstuben nicht mehr betreten.

„Wasser für alle!“ Das ist der Titel eines Dokumentarfilms über die deutsche Wassermafia. Zu Wort kommen unter anderem Günter Wallraff, Jan Böhmermann und der Wasser-Mao Holgi.

Wenn wir bei der WM-Auslosung Glück haben, spielen wir in der Gruppenphase gegen Ecuador, Usbekistan und Curacao.

Hätten Sie’s gewusst? Der Influencer Andrej Bonetikov wurde als russischer Spion enttarnt. Er zeigte sich nach seiner Verhaftung erleichtert: „Das viele Geld, jede Nacht bedeutungsloser Sex – ich bin froh, dass es vorbei ist.“

Als Rüdiger in der Berliner S-Bahn eingeschlafen war, fehlten ihm nach dem Aufwachen Handy, Brieftasche und Schuhe. Außerdem hatte ihm jemand aufs Shirt gekotzt und sein Hosenstall stand offen.

Donnerstag, 27. November 2025

Der erste Tag


Ich war nervös. Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit. Sie hatten mir einen Anzug gegeben, der aussah, als wäre er aus dem Fundus der Edgar-Wallace-Filme, dazu ein Hemd und zerschlissene Lederschuhe mit schiefgelaufenen Absätzen. Den Schlips, den Gürtel und die Schnürsenkel wollten sie mir erst morgen geben. Wie lächerlich. Als ob ich mir in der letzten Nacht noch etwas antun würde. Auf dem Tisch lagen 735 Euro. Zwanzig Jahre lang hatte ich in der Werkstatt für fünf Cent die Stunde Festplatten für einen chinesischen Auftraggeber montiert. Das war alles, was nach Abzug der Einkommenssteuer übriggeblieben war.

Als ich die JVA Tegel verließ, fuhr ich in meinen alten Kiez in Moabit. Ich wusste nicht viel über die neue Zeit. Da ich wegen der schlechten Nachrichten vor zwanzig Jahren Amok gelaufen war, durfte ich in der Zelle weder Fernsehen noch Internet haben. Erst in den letzten zwei Jahren bekam ich ein Radio, dass aber auf einen einzigen Sender eingestellt war, der pausenlos gute Laune verbreitete und Hits der achtziger Jahre brachte. Immerhin wusste ich von den anderen Gefangenen in der Werkstatt, dass es in Berlin Wohnungsnot gab. Vorsorglich hatte man mir eine Liste mit Obdachlosenheimen mitgegeben.

In der Turmstraße sah ich Möbel am Straßenrand. Wohnten die Leute jetzt schon auf dem Bürgersteig? Die Sonne schien und ich setzte mich auf einen gepolsterten Stuhl, dem eine Armlehne fehlte. Durch mein vergittertes Fenster hatte ich immer nur den Hof gesehen. Alle Geräusche waren in weiter Ferne. Hier war alles voller Menschen und der Lärm war beängstigend. Leute starrten auf ihr Handy und sprachen, obwohl sie allein waren. Wen könnte ich anrufen? Ich kannte keine einzige Telefonnummer. Es schien auch keine Telefonzellen mehr zu geben. Mein Bruder lebte in Frankfurt, er war Zahnarzt. Aber ich hatte seit meiner Verhaftung nicht mehr mit ihm gesprochen.

Ich hatte Hunger, also lief ich weiter. Welche Fähigkeiten brauchte ich in dieser Welt? Auf jeden Fall musste ich lernen, mit dem Computer und dem Handy umzugehen. Ich kam zu einem McDonalds und ging hinein. Viele Burger kannte ich nicht. Was war der M oder der Big Tasty? Aber es gab immer noch den Big Mac. Ich bestellte ihn als Menü mit Pommes und Cola und er schmeckte tatsächlich noch so wie früher. Nach dem Essen dachte ich über meine nächsten Schritte nach. Ich brauchte einen Job und eine Wohnung. Mit meinem Lebenslauf? Mit der Wahrheit würde ich nicht weit kommen. Vielleicht sollte ich erst mal zur Obdachlosenunterkunft. Ich ging in einen Späti, um einen Stadtplan zu kaufen, aber die Besitzerin schüttelte nur erstaunt den Kopf. Aber ich kannte den Kiez. Dunkel erinnerte ich mich, dass die Spenerstraße nicht weit von der JVA Moabit entfernt lag.

Die Stadt ist groß und weit. Ich war schon lange nicht mehr solche Strecken gelaufen, also setzte ich mich im Park, der zwischen der Turmstraße und Alt-Moabit liegt, auf eine Bank.

„Gerhard?“

Erschrocken und irritiert sah ich zu dem Mann auf. Meinen Vornamen hatte ich schon lange nicht mehr gehört. Im Gefängnis war ich 176-671 gewesen.

„Hast du nicht damals die Flippers auf offener Bühne erschossen?“

„Ich bin nicht stolz drauf.“

„Komm, ich gebe dir ein Bier aus. Ich habe da einen todsicheren Job und brauche noch jemanden, der mir hilft. Es wird mein letzter großer Coup, bevor ich mich zur Ruhe setze.“

Jeder kann sich vorstellen, wie diese Geschichte endete. Gerhard lebte danach in einem Strandhaus in Bahia. Nachmittags saß er auf seiner Terrasse, blickte aufs Meer und schlürfte eine Caipirinha durch einen echten Plastikstrohhalm. So hätte er glücklich bis ans Ende seiner Tage leben können, als plötzlich … plötzlich „Die rote Sonne von Barbados“ von den Flippers aus dem Nachbarhaus schallte.