Donnerstag, 30. Dezember 2021

Bonetti verhaftet!

 

Sie kamen nicht im Morgengrauen, sondern zur Mittagszeit. Ich saß gerade im Speisesaal meiner Villa und ergötzte mich an einem Tandoori-Fasan - einer Erfindung von mir, wie ich an dieser Stelle in aller Bescheidenheit anmerken darf -, als mein treuer Kammerdiener eintrat.

„Verzeihen Sie die Störung, Meister Bonetti, aber zwei Polizeibeamte haben ihren Besuch angemeldet. Ich habe sie in den kleinen Salon geführt.“

„Recht so, Johann. Richten Sie den Herrn bitte aus, ich wäre in zehn Minuten bei ihnen. Wir nehmen den Kaffee im Salon.“

Als ich wenig später das prächtige Barockzimmer betrat, sprang einer der beiden Beamten sogleich auf und lief auf mich zu.

„Es tut mir sehr leid, Herr Bonetti. Aber der Verfassungsschutz hat mich gebeten, sie zu besuchen. Es ist wegen dieser Sache mit dem Antifa-Spaziergang.“

„Aber, aber, lieber Herr Polizeipräsident. Wir kennen uns doch von der Jagd und den gemeinsamen Bridgeabenden mit unseren Frauen. Ich nehme es nicht persönlich, glauben Sie mir.“

Nachdem wir den Kaffee getrunken hatten, verließen wir die Villa. Vor dem Portal wartete schon Gustav, mein Chauffeur, mit dem Wagen. Ein schwarzer Maybach mit meiner persönlichen Standarte auf dem Kühler und dem Wappen der Familie Bonetti auf beiden Vordertüren. Wir folgten dem Polizeiwagen zum nahegelegenen Flughafen, wo ein Learjet der Luftwaffe auf mich wartete.

Wir landeten eine halbe Stunde später auf Sylt, wo ich erwartet wurde. Man brachte mich zum Gästehaus des Verfassungsschutzes. Die Wärter hatten schmucke schwarze Uniformen und Schirmmützen, auf denen ein rotes V prangte. Sie erinnerten mich auf angenehme Weise an die Waffen-SS. Ich wurde in eine Suite geführt, die im Louis-Seize-Stil eingerichtet war. Ganz apart.

Ein Mann mit goldenen Schulterklappen eilte ins Zimmer. Er trug ein Tablett mit einer Flasche Wein und einem Kristallglas.

„Der große Bonetti, welch seltener Glanz in unserer bescheidenen Hütte“, sagte er und stellte das Tablett auf einen kleinen Marmortisch am Fenster. „Darf ich mich vorstellen: Jonas Hunkemöller. Ich bin der Direktor des Gästehauses. Wir möchten Ihnen Ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich machen. Das ist ein 1995 Chateau Petrus. Etwas Besseres habe ich in der Eile nicht auftreiben können.“

„Vielen Dank, Herr Hunkemöller“, antwortete ich, während ein Wärter den Wein dekantierte.

„Es ist ja nur für vierzehn Tage. Sie dürfen sich auf der ganzen Insel frei bewegen. Wenn Sie wünschen, können Sie Ihre Mahlzeiten bei uns einnehmen, aber es ist keine Bedingung.“

Wie kann man dieses Land nicht lieben?

P.S.: An Weihnachten schrieb ich noch, dass ich mal Internet-Pause mache. So geht es mir mit allen Vorsätzen. Morgen kommen noch die Bilder des Jahres. Thema am 1. Januar: Brexit.

Daft Punk - Around The World (Official Video) - YouTube

 

Dienstag, 28. Dezember 2021

Die teutonische Triage

 

Wir sollten die Debatte um die Triage auf Intensivstationen nicht irgendwelchen windigen Ethikern oder Amateurphilosophen überlassen. Die Triage sollte die Prioritäten in unserer Gesellschaft abbilden. Wir leben nun einmal im Kapitalismus und im Patriarchat, es gibt Rassismus und soziale Hierarchien aller Art.

·       Im Zweifelsfall wird der Reiche gegenüber dem Armen bevorzugt, der Privatpatient gegenüber dem Kassenpatienten

·       Männer gegenüber Frauen

·       Deutsche gegenüber Ausländern

·       Weiße gegenüber Schwarzen + POC

·       Christen gegenüber anderen Religionen

·       Arbeitnehmer gegenüber Arbeitslosen

·       Heterosexuelle gegenüber Homosexuellen

·       Eltern gegenüber Kinderlosen

·       Geimpfte gegenüber Ungeimpften

·       Anständige Bürger gegenüber Sträflingen und Vorbestraften

·       Gesunde gegenüber Behinderten

·       Westdeutsche gegenüber Ostdeutschen


Kommt damit klar, okay?! Wir waren nie alle gleich und wir werden es niemals sein.

Freitag, 24. Dezember 2021

Eine kleine Weihnachtsgeschichte


Sei immer nett zu alten Leuten, hat man mir gesagt. Sei hilfsbereit, sei freundlich. Gerade an Heiligabend. Du wirst ja auch mal alt.

Die Rentnerin lächelte freundlich. Ihrem gütigen Blick hätte niemand widerstanden. Ob ich ihr die beiden schweren Einkaufstaschen in den vierten Stock tragen könnte.

Als wir an ihrer Tür angekommen waren, schloss sie auf. Ob ich zur Belohnung einen Obstler wollte. Wer hätte abgelehnt? Ich brachte die Stoffbeutel in die Küche und folgte ihr ins Wohnzimmer.

Wir plauderten ein wenig. Sie fragte mich nach meinen Familienverhältnissen. Ältere Menschen machen das gerne. Ich sei Single, antwortete ich, keine Kinder. Die Verwandtschaft weit entfernt, derzeit ohne Job.

Sie ging kurz hinaus. Ich dachte mir nichts dabei. Als sie wiederkam, verabschiedete ich mich höflich und stand auf.

Sie lächelte mich an und schüttelte leicht den Kopf. Sie benötige meine Dienste noch ein paar Tage, sagte sie.

Ich ging zur Wohnungstür. Abgeschlossen. Kein Schlüssel im Schloss oder am Schlüsselbrett. In der Hand der alten Dame eine Pistole.

Sie zeigte mir mein Zimmer. Hier hatte früher ihr Sohn gewohnt, der jetzt in Stuttgart lebte. An der Wand hingen noch Poster von ABBA und Boney M. Über dem Bett, auf dem eine karierte Tagesdecke lag, gab es zwei Regalbretter mit den Werken von Karl May und Jules Verne.

Sie kochte ausgezeichnet. Schweinelende in Sahnesoße, Bratwürste, Rinderroulade, Gulasch, Sauerbraten. Salzkartoffeln, Knödel, Spätzle, Bratkartoffeln. Rotkraut, Sauerkraut, Blumenkohl, Wirsing. Rühreier mit Spinat. Niemals, Pommes, Pizza, Sushi oder Cheeseburger. Bürgerliche Küche als Zuchthaus.

Immer, wenn sie einkaufen oder spazieren ging, schloss sie mich in meinem Zimmer ein. Ich habe mehrmals Zettel aus dem Fenster geworfen. „Hilfe! Ich bin bei Frau Strack im vierten Stock gefangen. Bitte rufen Sie die Polizei!“ Keine Reaktion.

Wirklich schlimm waren die Abende. Sie hatte sämtliche Shows von Peter Frankenfeld, Hans-Joachim Kulenkampff, Wim Thoelke, Hans Rosenthal, Rudi Carell und Peter Alexander auf VHS. Dazu gab es Eierlikör und immer die gleiche Knabbermischung.

Zwei Jahre später starb sie. Den Wohnungsschlüssel trug sie um den Hals. Ich öffnete die Tür und war wieder frei.

Information Society - What's On Your Mind (Pure Energy) - YouTube

 

Mittwoch, 22. Dezember 2021

2022 – der Jahresrückblick

 

Corona: Bei der vierten Impfung in der fünften Welle werden die Thema Gesundheit und Wirtschaft endlich miteinander verknüpft. Die sogenannte Turbo-Impfung mit dem neuen Wirkstoff gegen die Sigma-Mutation bekommt man nur, wenn man zehn Zertifikate von Restaurant-Besuchen (Mindestumsatz fünfzig Euro) oder Shopping-Zertifikate von mindestens fünfhundert Euro Umsatz vorweisen kann. Reisebüros werben mit Urlaubsreisen nach Spanien und Italien, wo man in den Hotels am Anreisetag geimpft wird.

Katar: Das sympathische Scheichtum mit den Betonfundamenten in Bio-Qualität (15.000 Leichen wurden in den Neubauten eingearbeitet) gewinnt die Fußball-WM für den Preis von einer Milliarde Dollar, die an die anderen 31 Teilnehmernationen ausgeschüttet werden.

Ampel-Junta: Der Scholzokrat befiehlt einen totalen Lockdown über Ostern, um die Pumuckl-Mutante endlich in die Knie zu zwingen. Es gilt G5: Geimpft, geschimpft, genesen, gelesen, gewesen. Nur Tote dürfen noch zum Friseur.

Merz: Der neue CDU-Vorsitzende wird mit Chrystal Meth auf dem Bundestagsklo erwischt. Der Vorstand wählt Thomas Gottschalk zum Partei-Chef. Eine Woche später liegt die Union in den Umfragen bei dreißig Prozent.

Klima: Greta Thunberg erklärt den Klimawandel für beendet und unterschreibt einen Werbevertrag bei Gazprom.

UK: Nach dem Rücktritt von Boris Johnson beschließt das britische Unterhaus, zum 1.1.2023 wieder in die EU einzutreten.

Dezember: Bonetti’s Jahresrückblick 2023 erscheint. Thema Nr. 1: Corona. Spoileralarm: Wir kriegen unser altes Leben nie wieder zurück.

Massive Attack - Teardrop (Official Video) - YouTube

Montag, 20. Dezember 2021

Glück und Instinkt


Instinkt, das Wissen von Milliarden Jahren Evolution, gespeichert in unseren Zellen. Und mein Instinkt sagte mir, dass dieser Typ Ärger bedeutete. Ich wusste es, als ich seine nasskalte Hand schüttelte und in seine geweiteten Pupillen sah. Glatze, Ziegenbart, Nasenpiercing, Halstattoo, eine knallrote Lederjacke und Springerstiefel. Er war so unauffällig wie ein brennender Rodeoclown in einem Nonnenkloster.

Ich ließ mir nichts anmerken und lächelte höflich, als mir Lukas Horvath vorgestellt wurde. Angeblich Student, aber einhundertprozentig ein drogenabhängiger Kleinganove. Ich kannte diesen Typ. Jung, stark, unsterblich. Halten sich für Gewinner und was noch viel schlimmer war: Sie denken, sie wären schlau. Schlauer als die anderen. Genau die Sorte von Klugscheißern, die glauben, sie wären die Hauptdarsteller in einem Film, und die irgendwann im Knast oder auf dem Friedhof landen werden. Mit zwanzig denkst du, jeden Tag ist Party. Aber seine Party würde bald zu Ende sein. Er zog Ärger an wie ein gottverdammter Magnet.

Ulrich Greber arbeitete als Barista bei Starbucks. Wegen Corona war er ein halbes Jahr auf Kurzarbeit gewesen und seine Freundin hatte ihn verlassen. Jetzt vermietete er zwei von drei Zimmern seiner Wohnung. Ich war nur mit einer Sporttasche voller Klamotten in die Stadt gekommen und hatte kein Geld für eine Pension oder ein Hotel. Das Zimmer war möbliert und Uli stellte keine Fragen. Ich hätte ihm sowieso nicht die Wahrheit sagen können.

In Berlin suchte die Polizei nach mir. Ich konnte nicht zurück in meine Wohnung. Der Überfall auf den Geldtransporter war gescheitert. Das kommt davon, wenn man mit Idioten zusammenarbeitet. Idioten wie Lukas. Sie halten sich nicht an den Plan, ballern wild durch die Gegend und werden anschließend von den Bullen eingesammelt. In Moabit halten sie eine Woche das Maul, dann zwitschern sie wie die Lerchen.

Zwei Tage später verließ Lukas die Wohnung. Uli war arbeiten. Ich wartete zehn Minuten, dann zog ich mir Handschuhe an und ging ins Zimmer von Lukas. Zunächst fand ich nichts. Nicht unter dem Bett, nicht im Schrank und nicht in den Schubladen des Schreibtischs. Dann zog ich mir einen Stuhl heran und sah auf den Schrank. Ich fand eine Tasche mit einer Pistole, Munition, einer Sturmhaube und einem Jagdmesser. Wann würde er einen Überfall machen, um die Drogen bezahlen zu können? Es konnte nur eine Frage von Tagen sein. Er hatte die erste Monatsmiete in bar bezahlt.

Ich sollte recht behalten. Am nächsten Tag verließ ich das Haus. Ich musste mich nach einer neuen Bleibe umsehen. Ich suchte mir auf Google Maps eine neue Stadt und schaute mir auf einer Immobilienseite die WG-Angebote an. In kleineren Städten findet man schneller ein Zimmer als in den Großstädten. Außerdem sind die Zimmer in der Provinz bezahlbar. Meine Geldreserven schwanden, ich brauchte dringend einen neuen Job. Und wenn es nur ein Wohnungseinbruch war. Ich verließ das Internet-Café in der Altstadt und ging zurück.

Dann hatte ich einfach Glück. Als ich in meine Straße einbog, standen zwei Streifenwagen vor unserem Haus. Ich hörte Polizisten im ersten Stock brüllen. Dort lag unsere WG. Ich ging einfach weiter. Sah mich nicht mehr um. Nach einer Viertelstunde war ich am Bahnhof und stieg in den nächsten Zug, der mich aus der Stadt bringen würde. Es kostet mich ein müdes Arschrunzeln, wieder von vorne anzufangen. Es war nicht das erste Mal. Und sicher nicht das letzte Mal.

HITHOUSE - Jack To The Sound of The Underground - YouTube

Sonntag, 19. Dezember 2021

Alles läuft in die falsche Richtung

 

Es begann mit der Salami. Ich hatte einen Nagel in die Küchenwand geschlagen und eine ganze Salami mit einer Schnur am Ende an die Wand gehängt. Plötzlich war sie weg. Ich sagte nichts.

Dann stellte meine Frau keine Wurst und keinen Käse mehr auf den Frühstückstisch. Seit Wochen aß sie nur noch Müsli. Ich gab mich mit Marmeladenbrötchen und Milchkaffee zufrieden. Er schmeckte irgendwie nach Mandeln.

Als sie sich weigerte, Schweinebraten mit Klößen zu machen, wurde ich misstrauisch. War meine Frau in die Fänge einer Sekte geraten? Was um alles in der Welt ist denn ein Mangoldauflauf?

Bevor ich nach Hause kam, aß ich bei McDonald’s. Einen Signature-Burger mit Pommes und Cola. Wenn ich das Haus betrat, kontrollierte sie meinen Atem wie eine Polizistin. Roch ich nach Fleisch?

Der Klimawandel hat unsere Ehe zerstört. Heute esse ich meine Steaks in einer Selbsthilfegruppe. Danke, Greta!  

Dienstag, 14. Dezember 2021

Das verbotene Zimmer

 

Ich hatte es mir in dem alten schweren Ledersessel in der Bibliothek bequem gemacht. Neben dem Sessel war ein kleines Tischchen mit einem Bücherstapel. Schon das erste Buch hatte mich neugierig gemacht. Seit Tagen las ich jeden Abend darin. Ich fühlte mich wie ein Hausherr, obwohl ich erst seit einer Woche hier war. Die Villa gehörte Ulf Heidelmann, einem etwa siebzig Jahre alten Witwer, der den Winter auf Gomera verbringen wollte. Ich sollte drei Monate das Haus hüten.

Es lag in den Bergen und Herr Heidelmann sagte mir, dass man gelegentlich den ganzen Winter eingeschneit war. Aber es gab genügend Vorräte. Er zeigte mir zwei riesige Tiefkühltruhen im Keller, dazu eine große Speisekammer mit Konserven, Nudeln und Reis. Selbst der Weinkeller stand mir zur Verfügung. Ich freute mich auf ein paar Monate Ruhe und Abgeschiedenheit. Ich stand kurz vor dem Abschluss meines Anglistik-Studiums und wollte die Zeit nutzen, um meine Master-Arbeit über die Gothic Novels im neunzehnten Jahrhundert zu schreiben.

Nachdem Herr Heidelmann mir alles gezeigt hatte, auch die Heizanlage und die Waschküche mit der Waschmaschine und dem Trockner, nahm er seinen Koffer und gab mir die Hand.

„Um eines möchte ich Sie noch bitten“, sagte er. „Sie dürfen alle Zimmer des Hauses benutzen. Nur ein Zimmer im zweiten Stock, es ist die letzte Tür auf der rechten Seite, dürfen Sie auf keinen Fall betreten. Versprechen Sie mir das?“

Ich gab ihm mein Ehrenwort. Er verabschiedete sich und stieg in seinen Wagen. Ich war allein.

In den folgenden Tagen machte ich lange Spaziergänge durch den Tannenwald, der das Haus umgab. Ich richtete in einem Zimmer im Erdgeschoss meinen Arbeitsplatz ein. Die Internetverbindung war ausgezeichnet, die Abende verbrachte ich entweder im Netz oder vor dem Fernseher. Das Haus war riesig. Ich schaute mir alle Zimmer an. Es gab sicher ein halbes Dutzend Schlafzimmer und ebenso viele Bäder. Aber ich wollte die Räume nicht alle nutzen, sonst hätte ich zu viel Zeit mit Hausarbeit verschwendet. Das verbotene Zimmer betrat ich natürlich nicht.

So verging die erste Woche. Ich kam mit meiner Arbeit gut voran. Mittags kochte ich mir etwas Leckeres. Es gab Dutzende von riesigen Steaks in den Kühltruhen, ganze Schweinebraten und sogar ein paar Tüten Pommes frites. Es ging mir gut. Aber ich musste immer wieder an dieses Zimmer denken. Warum durfte ich es auf keinen Fall betreten? Welches Geheimnis barg es? Was hatte der alte Heidelmann zu verbergen? Er war tausende Kilometer entfernt. Warum sollte ich nicht einmal hinaufgehen und nachschauen?

Ich stand lange vor der Tür und überlegte, ob ich sie öffnen sollte. Sicher war sie abgeschlossen. Aber vielleicht war sie auch offen? Oder ein Schlüssel an meinem riesigen Schlüsselbund passte ins Schloss. Ich lauschte an der Tür. Es war nichts zu hören. Dann schaute ich durchs Schlüsselloch. Absolute Finsternis. Kein Lichtstrahl erhellte den Raum. Ich legte die Hand auf die Türklinke. Mein Herz schlug bis zum Hals.

Dann drückte ich die Türklinke nach unten. Das Zimmer war nicht verschlossen. Langsam öffnete ich die Tür. Das leise Quietschen klang unheimlich. Ich konnte kaum etwas erkennen. Das Flurlicht war schummrig und keine große Hilfe, das Geheimnis des verbotenen Zimmers zu lüften. Ich ging ein paar Schritte hinein. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit. Rechts von mir stand ein Kleiderschrank, links von mir war ein Bett. Am geschlossenen Fenster stand ein Schreibtisch. In einer Ecke stand ein Schaukelstuhl.

In diesem Schaukelstuhl saß ein Skelett, dass ein geblümtes Kleid trug.

Ich drehte mich um und sah die Silhouette eines Mannes, der in der Tür stand. Er hatte eine Axt in der Hand. Mein Herzschlag setzte für einen Augenblick aus. Ich war unfähig, mich zu bewegen. Die Tote war seine Frau. Er hatte sie ermordet. Jetzt stand er vor mir. Das war das Ende. Warum war ich in dieses Zimmer gegangen? Warum hatte ich nicht einfach weitergelesen?

Nach ein paar Augenblicken oder einer Ewigkeit begann Herr Heidelmann zu lachen. Er konnte gar nicht mehr aufhören. Er knipste das Licht an und kam auf mich zu. Ich sah, dass die Axt aus Schaumgummi war. An der Decke hingen lauter bunte Luftballons und an der Wand ein großes Plakat mit der Aufschrift „ÜBERRASCHUNG“. Das Skelett war natürlich aus Plastik.

Wir gingen zusammen ins Wohnzimmer, wo Herr Heidelmann die kleine, aber gut sortierte Bar öffnete. Er goss uns zwei Gläser Glenmorangie ein und wir stießen zusammen an.

„Eine Woche“, sagte er. „Das ist sehr gut, Herr König. Die meisten Housekeeper halten es nicht so lange aus.“

P.S.: Welches Buch hat der junge Mann gelesen?

Wham! - Everything She Wants (Luca Debonaire Omerta Mix) - YouTube

 

Samstag, 11. Dezember 2021

Snowflakes

 

Es schneit und tatsächlich bleibt eine dünne Schneedecke liegen. Ich denke an die anderen Snowflakes. Die Leute, die Angst vor der Impfung haben. Ich habe mit Leuten gesprochen, die tatsächlich glauben, auch nach dreißig Jahren könnten noch Spätfolgen auftauchen. Wie wäre es, wenn neue Medikamente erstmal ein halbes Jahrhundert lang getestet werden, bevor sie ihre Zulassung bekommen? Wie wäre der Winter geworden, wenn es keinen Impfstoff gäbe? Schon jetzt sterben um die fünfhundert Leute pro Tag, bei einer Impfquote von siebzig Prozent.

Meine Mutter, die vorgestern ihren 82. Geburtstag gefeiert hätte, wenn sie nicht schon 1997 gestorben wäre, hätte sich über die Snowflakes kaputtgelacht. Null Verständnis, dafür Häme und Spott. Sie hat jeden Tag geraucht und Wein getrunken, das Kleingedruckte auf den Aldi-Verpackungen nie gelesen und Vegetarier wären gar nicht erst in ihre Wohnung gekommen. Angst vor einer Impfung? Hätte sie nicht verstanden. Und den ganzen mRNA-Kram nicht kapiert. Acht Jahre Volksschule. Das musste in der Nachkriegszeit reichen.

Nach der Scheidung in den frühen Siebzigern hatte sie zunächst eine Halbtagsstelle als Verkäuferin in einer Modeboutique. Später dann eine Vollzeitstelle als Putzfrau in einem Pharmakonzern, den in Ingelheim alle nur „die Firma“ nannten. Am Anfang arbeitete sie in den Labors, in denen die Tierversuche durchgeführt wurden. Oft saß sie abends im Wohnzimmer und weinte. Die Tiere taten ihr leid, die kleinen Affen, die Hunde und die Katzen. Sie trank, rauchte und ging am nächsten Tag wieder hin.

Aber dann wechselte sie innerhalb der Firma die Stelle. Jetzt putzte sie im HPZ, im Human-Pharmakologischen Zentrum. Dort wurden die Menschenversuche durchgeführt. Die Versuchsmenschen blieben vier Wochen dort und durften das Gelände nicht verlassen. Sie bekamen irgendwelches Zeug gespritzt oder schluckten Pillen. Dabei wurden ihre Reaktionen von Wissenschaftlern beobachtet. Damit konnte man eine Menge Geld verdienen.

Meine Mutter verdiente nicht viel. Wir hatten kein Auto und ein Sommerurlaub war auch nicht drin. Es sei denn, sie hatte einen spendablen Freund. Da gab es zum Beispiel diesen Handelsvertreter aus dem Rheingau, mit dessen Ford Granada wir in den späten Siebzigern zweimal in Spanien waren. Also hat sie irgendwann auch mit den Versuchen angefangen. Das Geld konnte die Familie gut gebrauchen. Meistens kamen die Urinproben, die sie zur Kontrolle abgeben musste, von mir. Daher hatte sie auch nie Nebenwirkungen oder Spätfolgen. Die kostenlose Schutzimpfung gegen eine tödliche Krankheit wie Covid-19 hätte sie mit Kusshand genommen.

Mahler: Adagietto Symphony 5 - Karajan* - YouTube

Sonntag, 5. Dezember 2021

Der Weihnachtsmarkt – eine Abrechnung

 

Nieselregen, drei Grad plus, Windböen. Warum? Klaus Rehbein stellt sich die Frage immer wieder. Warum habe ich mich zu diesem Blödsinn überreden lassen? Warum bin ich bei diesem Scheißwetter nicht einfach zuhause geblieben? Nach einer Viertelstunde hat er den Weihnachtsmarkt von Bad Kreuznach erreicht.

An den Verkaufsständen gibt es Weihnachtsmänner und andere Figuren aus Porzellan oder Plastik, Kerzen, gebrannte Mandeln, kleine Fachwerkhäuschen, leuchtende Sterne, Bratäpfel, Christbaumschmuck und jede Menge anderer Tinnef und Talmi zu Wucherpreisen. Kein Mensch braucht diesen Mist.

„Hallo, Klaus“, ruft eine dicke Frau. Das leuchtende Rot ihrer Haare erinnert ihn an Tandoori-Chicken.

Es ist Gabi aus der 9a. Sie haben sich schon vierzig Jahre nicht mehr gesehen. Auf dem Weihnachtsmarkt trifft man immer die Leute, die man das ganze Jahr nicht gesehen hat und nicht sehen wollte. Die Leute, die man sehen will, nennt man Freunde. Gabi gehört nicht dazu.

Sie stellt sich Rehbein in den Weg. „Wie geht’s dir denn?“

„DAS GEHT DICH DOCH EINEN SCHEISSDRECK AN!!!“

Hätte er am liebsten gebrüllt. Aber er ist natürlich höflich und antwortet: „Gut. Und dir?“

Nach einem überflüssigen und oberflächlichen Smalltalk erreicht er den Glühweinstand, wo Stefan und Peter schon auf ihn warten. Er bestellt sich einen Becher Glühwein für fünf Euro und stellt sich zu ihnen. Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, Wein zu kochen und Gewürze hineinzuwerfen? Erst ist er zu heiß, irgendwann ist die Plörre lauwarm und das perfekte Zeitfenster zum Trinken ist wahnsinnig klein.

Das ist das letzte Mal, ich gehe nie wieder auf einen Weihnachtsmarkt, denkt Klaus, während Peter von seiner Autoinspektion berichtet.

Phillip Boa & The Voodooclub - Kill Your Ideals (Official Video) - YouTube

 

Samstag, 4. Dezember 2021

Neulich in der Volkshochschule

 

Ein karger Raum. Ein Stuhlkreis. Zwei Thermoskannen mit Kaffee und ein Teller mit Plätzchen.

„Hallo, mein Name ist Armin Laschet und ich bin neu in der Gruppe.“

„Hallo, Armin“, antwortet die Gruppe im Chor.

„Erzähl uns bitte deine Geschichte“, sagt Gruppenleiter Oskar zu Armin.

„Ich wollte Bundeskanzler werden. Aber ich habe den falschen Leuten vertraut. Söder, Merz und viele andere sind mir im Wahlkampf in den Rücken gefallen.“

„So ist es mir auch ergangen“, seufzt Rudolf Scharping.

„Einen einzigen Lacher zum falschen Zeitpunkt hat man mir übelgenommen.“

„Bei mir war es der Mittelfinger“, sagt Peer Steinbrück.

„Jetzt muss ich vier Jahre als einfacher Abgeordneter im Bundestag sitzen. Der schöne Job als Ministerpräsident ist futsch und Fraktionsvorsitzender darf ich auch nicht werden.“

„Das habe ich alles hinter mir“, sagt Martin Schulz. „Ich war Präsident des Europäischen Parlaments. Viel Geld und wenig Arbeit. Nach der verlorenen Wahl durfte ich noch nicht mal Minister werden, obwohl die SPD in der Regierung war. Das Leben als Hinterbänkler ist furchtbar. Du musst jetzt ganz stark sein.“

„So blöd war ich nicht“, kräht Edmund Stoiber dazwischen. „Ich bin noch fünf Jahre nach der Wahl bayrischer Ministerpräsident geblieben.“

„Schreckliche Geschichte“, resümiert Oskar Lafontaine. „Nimm dir einen Keks, Armin.“

Die Selbsthilfegruppe Kanzlerkandidaten trifft sich jeden Dienstag um 19 Uhr in der Volkshochschule Moabit.

Art Object - Ride the Metro - YouTube

Dienstag, 30. November 2021

Die Jusos kommen!

 

Aufgepasst, Kapitalismus! Jetzt sitzt Kevin Kühnert mit vier Dutzend Jusos im Bundestag. Die Ausbeutung hat endlich ein Ende.

Kleiner Spaß. Wir kennen doch alle das Spiel. Die größten Kritiker der Elche werden später selber welche. Juso-Chef Gerhard Schröder war ein aufrechter Sozialist, als er in seiner Jugend gegen Helmut Schmidt und seine Aufrüstungspolitik kämpfte. Später wurde er bekanntlich zum besten Kanzler, den die CDU je hatte. Unter Schmidt lag der Einkommenssteuerspitzensatz noch bei 56 Prozent, Kohl drehte ihn auf die 53 Prozent der Ära Adenauer zurück. Schröder senkte ihn auf 42 Prozent, schickte die Arbeitslosen in die Hölle der Sozialhilfe und versilberte anschließend seinen Nord Stream 1-Vertrag mit Putin. Kein Kanzler war jemals so ein übles Kapitalistenschwein wie Schröder.

Der fabrikneue Kanzler Scholz (achten Sie auf das Duftbäumchen „Klimaschutz“, das bei Kilometer 500 abfällt) war auch mal Juso-Chef. Ein Rebell, ein Nonkonformist. Heute ist er beim Seeheimer Kreis. Das ist die sozialdemokratische CDU. Die Industrie darf jubeln, denn mit ihm kommt die aktienfinanzierte Rente. Das ist noch viel geiler als die Einkommenssteuersenkung. Mit seinen neuen Freunden von der FDP kommt die Bazooka für Villenbesitzer. In den Konzernzentralen werden die Sektkorken knallen und die Consulting-Fritzen freuen sich über fette Verträge.

Und Kevin Kühnert? Sie werden ihn am Schweinetrog der Macht so mit Geld zuscheißen, dass er den Mund gar nicht mehr aufkriegt. Und später wird er Karriere machen. Zur Parteifolklore gehört es eben, dass man am Anfang den Chefs ans Bein pinkelt. So markiert man sein Revier und dokumentiert seine Machtansprüche. In zwanzig Jahren öffnet ein Bodyguard die Tür seiner Limousine und der kleine Wichser steigt aus, um eine Rentenkürzung zu verkünden. Oder den Bau neuer Kohlekraftwerke. Die Verschärfung der Asylgesetze. You name it. 

The Damned - New Rose (Official HD video) - YouTube

 

Montag, 29. November 2021

Hier spricht die Feuerwehr


Das ganze Haus brennt lichterloh. Die Flammen breiten sich aus. Die Temperatur steigt auf ein besorgniserregendes Maß. Wir beobachten das Feuer. Es gibt keine Löschpflicht und niemand hat vor, eine Löschpflicht einzuführen, eventuell für das Badezimmer. Es dürfen sich höchstens zwei Flammenherde in einem Raum aufhalten, aber das kontrolliert niemand. Wir appellieren an das Feuer, den nötigen Abstand zu brennbaren Möbeln einzuhalten. Wir werden einen Expertenrat gründen, der von einem Bundeswehrgeneral geleitet wird. Weitere Experten sind ein Dachdecker, ein Metzger und eine Lehrerin. Nächste Woche berufen wir eine bundesweite Konferenz ein, zu der alle Leiter der freiwilligen Feuerwehren eingeladen werden. Der zuständige Minister überlegt, die Löschwasserreserven freizugeben.

Sonntag, 28. November 2021

Die große Enttäuschung

 

Langsam begreifen es die Menschen. Manche brauchen etwas länger, um zu dieser Erkenntnis zu kommen: Corona wird uns noch länger beschäftigen, als wir glaubten. Sie werden enttäuscht sein, deprimiert und wütend. Sie werden nach den Schuldigen suchen und sie haben sie bereits gefunden: Politiker und Impfgegner.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als vor etwa einem Jahr gemeldet wurde, ein Impfstoff gegen Covid-19 sei gefunden. Nach dem Schock des Lockdowns im Frühling 2020 und der trügerischen Ruhe im darauffolgenden Sommer kam mit Beginn der zweiten Welle und im zweiten Lockdown Hoffnung auf. Die Rettung naht! Jetzt nur noch ein paar Monate durchhalten und wir haben den globalen Alptraum hinter uns. Bald würde die Pandemie zu einer Erzählung der Marke „Weißt du noch?“ werden. Wir würden Witze über unsere eigene Panik machen. Über unsere Hamsterkäufe. Ich hatte im Mai 2020 108 Rollen Klopapier zuhause. Total crazy.

Ich habe im Juli 2021 meine zweite Impfung bekommen. Danach dachte ich, es wäre für mich vorbei. Auch im Freundeskreis erklärte man die Seuche für beendet und machte sich über Panik-Kalle Lauterbach, den ewigen Schwarzmaler, lustig. Corona war kein Thema mehr, wir hatten die Fußball-EM, die Flutkatastrophe und den Bundestagswahlkampf. Jetzt erhebt das Monstrum wieder sein hässliches Haupt. Nichts ist vorbei, die Impfwirkung vergeht langsam wieder und eine neue Variante tritt auf, deren verheerende Wirkung noch nicht bekannt ist.

Langsam dämmert es uns. Wir müssen wieder in den Lockdown. Die Zeit der unbeschwerten Kontakte, als ich Männern die Hand gab und Frauen umarmte, ist längst vorbei. Die Restaurants und Geschäfte werden schließen, die Kinder können nicht mehr in die Schule. Wir sind wieder verzweifelt auf der Suche nach dem nächsten Impftermin, nach der übernächsten Impfung, die so sicher kommen wird wie die fünfte Welle. Wir schimpfen auf planlose Politiker und fanatische Impfgegner. Wir wollen das alles nicht mehr, aber wir müssen. Die große Enttäuschung kommt erst noch. Der Tiefpunkt der Pandemie liegt noch vor uns. Ihr Ende ist offen.   

Donnerstag, 25. November 2021

Höllenfahrt ins Funkloch

 

„Kann ich nicht wenigstens ein Tamagotchi haben?“

Der Schließer lachte nur und warf die Zellentür mit einem lauten Krachen zu.

Ich war allein in meiner Zelle. Saß auf der harten Pritsche und starrte die Wand an. Ich wusste, was jetzt kommen würde. Drei Tage ohne Internet, bis ich völlig auf Entzug war. Einen Schimpansen schieben, wie wir Junkies sagen. Cold Chicken.

Warum musste ich mich auch jeden Tag auf der Seite eines einschlägig bekannten Marxisten herumtreiben? Klassenkampf und so. Warum habe ich nicht die Texte von Querdenkern und Nazis gelesen? Als die Netzpolizei meine Wohnung gestürmt hat, war mein Rechner voller FDP-kritischer Memes gewesen. Selbst schuld.

Am vierten Tag saß ich im Verhörzimmer. In meinem orangefarbenen Gefängnisoverall. In Handschellen. Vor mir ein fetter Netzbulle, der gerade über einem Kreuzworträtsel brütete.

„Kann ich nicht wenigstens meine Mails checken?“

„Du krankes Schwein“, sagte er ruhig, ohne auch nur aufzublicken.

„Ich habe nichts gegen Marktwirtschaft“, wimmerte ich.

„Das sagen sie alle.“

Hinter dem Bullen hing eine Uhr an der Wand. Die Zeiger bewegten sich nicht. Die Zeit stand still. Ich brauchte eine Minute im Netz. Jetzt sofort!

„Ich werde nie wieder ein Blog anklicken.“

„Wenn wir mit dir fertig sind, wirst du gar nichts mehr anklicken. Du kommst in ein Funkloch, bis du verrottet bist. Verstanden?!“

Spliff - Jerusalem (live 1982) - YouTube

 

Mittwoch, 24. November 2021

Lagebesprechung


Mittwochabend vor dem Späti. Die Sternburg Allstars haben sich versammelt und besprechen das neue Kabinett.

Der dicke Hagen, den alle nur Spritti nennen, fängt an: „Die Baerbock als Außenministerin. Ich fass es gar nicht. Die nehmse in Moskau oder Ankara doch auseinander.“

„Und dann Habeck“, sagt Frührenter Keule, „ein grüner Wirtschaftsminister. Mit dem Körnerfresser können die Unternehmer doch gar nichts anfangen.“

„Nichts gegen Lindner als Kassenwart“, meint Kalle. „Der schmierige Kleptomane lässt doch sicher ein paar Millionen in die eigene Tasche wandern.“

„Die FDP hat ja auch noch die Bildung abgekriegt. Dann gibt’s demnächst nicht nur die Aktienrente, sondern auch das Aktienabitur. Börse als Pflichtfach.“ Spritti grinst.

„Und Prinz Valium im Kanzleramt. Na, gute Nacht, Marie!“

Keule nimmt mit nachdenklicher Miene einen tiefen Schluck aus seiner Pulle. 

Dienstag, 23. November 2021

Vierteilung

 

Im Mittelalter wurden Verbrecher gevierteilt, 1945 Deutschland. Was wäre passiert, wenn man es dabei belassen hätte? Gut, die DDR wäre immer noch die DDR. Wie die Nachbarländer wäre sie vermutlich heute Mitglied der EU. Aber Restdeutschland? 

Die britische Besatzungszone umfasste NRW und Norddeutschland, also den industriellen Kern im Westen und die bedeutenden Häfen Hamburg und Bremen im Norden. Klingt nach einer Erfolgsgeschichte. 

Die französische Besatzungszone bestand aus dem heutigen Rheinland-Pfalz und dem Süden von Baden-Württemberg, zu der später noch das Saarland gekommen wäre. Ein rückständiger Agrarstaat, vermutlich bis heute ein Armenhaus. 

Die amerikanische Besatzungszone: Bayern, der BaWü-Norden und Hessen. Automobilindustrie und Banken. Hört sich gut an.

Jedenfalls würden alle vier deutschen Staaten in der EU nicht dieselbe dominante Rolle spielen wie das wiedervereinigte Deutschland. Hätte man es doch nur bei der Vierteilung belassen. Die Alliierten hatten damals die richtige Idee. Schließlich war Deutschland bis zur ersten Wiedervereinigung 1871 nie ein Problemfall gewesen.

Geisterbahn fahrn - YouTube

 

Montag, 22. November 2021

Neulich am Binger Hauptbahnhof

 

Ich sitze auf einer Bank und warte auf den Zug, als sich ein Mann neben mich setzt.

„Verdammte Maskenpflicht“, sagt er.

Ich sage lieber nichts. Vermutlich ein Querdenker, der heute schon bei Twitter zehn Leuten mit Mord gedroht hat.

„Aber am 12. Januar ist alles vorbei. Dann fallen die Masken. Buchstäblich.“

Jetzt bin ich doch neugierig geworden. „Was passiert denn am 12. Januar?“

„Da hat Jeff Bezos Geburtstag. Dann wird Deutschland von den Truppen der New World Order besetzt.“

„Das wusste ich gar nicht“, sage ich.

„Natürlich steht davon nichts in den Systemmedien. Da stehen nur Lügen drin. Also muss alles, was nicht von den Medien berichtet wird, die Wahrheit sein. Ist doch logisch.“

„Aber wir haben doch immer noch die Bundeswehr und die Polizei“, gebe ich zu bedenken.

„Die sind doch alle geimpft und damit auch gechipt. Der Chip wird am 12. Januar aktiviert. Alle Geimpften werden dann zu willenlosen Befehlsempfängern. Wissen Sie, warum Kinder unter zwölf nicht geimpft werden? Weil seit zwölf Jahren jedes Neugeborene im Krankenhaus gechipt wird. Wenn die Babys nach der Geburt aus dem Kreißsaal getragen werden, werden sie nicht gewaschen und gewogen, sie werden gechipt.“

„Und wer steckt hinter der Verschwörung?“

„Gates, Bezos, Musk. Die Milliardäre, die Großkonzerne und die Banken. Was meinen sie, warum die ganzen Reichen jetzt in den Weltraum fliegen? Um sich mal die Erde von oben anzuschauen? Nein, die haben dort neue Satelliten installiert, mit denen man die Geimpften steuern kann.“

„Und wie kommen die ganzen Truppen in unser Land?“

„Die sind doch schon da. Eine ganze Division versteckt sich in der angeblichen Tesla-Fabrik am Berliner Stadtrand. Die übernehmen die Regierung. Bezos hat seine bewaffneten Lieferfahrer überall im Land. Und die Hacker von Gates legen die komplette Kommunikation lahm.“

„Um Gottes Willen“, sage ich. „Was kann man denn dagegen machen?“

„In den Untergrund gehen. Mein Haus ist bis obenhin voll mit Konserven, Klopapier und Nudeln. Ich habe mich mit einem Pferde-Entwurmungsmittel selbst geimpft. Haben Sie schon mal ein Pferd auf der Intensivstation gesehen? Auch die Hunde und Katze bekommen kein Corona, weil sie entwurmt sind.“

„Haben wir denn eine Chance gegen diese Armee?“ frage ich ihn.

„Natürlich“, antwortet er. „Wir haben Milizen gebildet und sind gut bewaffnet. Wussten Sie, dass in ganz Deutschland schon Konzentrationslager gebaut werden, in denen die gefangenen Widerstandskämpfer landen werden? Diese Schweine schnappen sich erst Deutschland und dann die ganze Welt.“

„Warum wird Deutschland zuerst erobert?“

„Weil die Arier die wertvollste und tapferste Rasse der Welt sind.“

Zum Glück fährt in diesem Moment der Zug ein. 

Leonard Cohen - First We Take Manhattan (Official Video) - YouTube

Samstag, 20. November 2021

Legalize it


„Guten Morgen. Was führt Sie zu mir?“

„Ich möchte mich arbeitslos melden.“

„Was haben Sie bisher gemacht?“

„Ich war Drogenhändler.“

„Das ist natürlich hart. Die neue links-grün-versiffte Regierung hat Sie Ihrer Existenzgrundlage beraubt?“

„Ja. Und ich Depp habe diese Spinner auch noch gewählt.“

„Haben Sie eine Berufsausbildung?“

„Nein. Ich habe immer nur Haschisch und Gras verkauft.“

„Haben Sie Pläne für die Zukunft?“

„Ich möchte einen Laden eröffnen und weiter Drogen verkaufen.“

„Sind Sie denn Apotheker oder haben Sie wenigstens ein FDP-Parteibuch?“

„Nein. Vielleicht kann ich ja weiter im Stadtpark verkaufen?“

„Das bleibt natürlich verboten. Nur in zertifizierten Läden darf zertifiziertes Dope verkauft werden.“

„Da stecken doch die Konzerne und das Finanzamt dahinter!“

„Ich kann Ihnen eine Umschulung zum Lieferfahrer bei Amazon anbieten.“

Freitag, 19. November 2021

November 2022

 

„Damit hat ja niemand rechnen können.“

„Ich möchte erst noch die Langzeitstudien abwarten.“

„Auch Geimpfte infizieren sich.“

„Es gibt da ein Mittel namens X (Tierart + Krankheit eintragen), das genauso gut gegen Corona hilft.“

„Wer Angst hat, kann ja zuhause bleiben.“

„Die Wissenschaftler haben sich schon so oft geirrt.“

„Mit Stoßlüften sind doch alle Schüler geschützt.“

„Corona ist nur eine Grippe.“

„Ich schicke dir den Link von einem wirklich guten YT-Video zum Thema.“

Der Spatz im Silbersee


Bonetti geht auch dahin, wo es sprachlich wehtut.

 

Blogstuff 647

„Non scholae, sed oeconomia discimus.“ (@ der_Fumpinator, Twitter)

Der deutsche Wutbürger braucht mindestens eine Corona-Debatte täglich und hat bis neun Uhr morgens schon fünf Nazi-Vergleiche gemacht und dreimal „Hitler“ geschrien.

Der Rest der Republik übt sich derweil in Stoizismus. Jeden Tag sterben mehr Menschen an Covid-19 als im Juli bei der Flutkatastrophe. Damals waren knapp 200 Tote wochenlang ein Thema, jetzt nimmt man es einfach hin. Ich habe mich oft gefragt, wie Menschen im Krieg das tägliche Sterben aushalten. Jetzt sehe ich: Es geht. Was gibt’s heute in der Kantine?

Nach 1990 hat man den Ossis das Land weggenommen. Wie bei den Indianern. Und die Wessis haben ihnen auch die Lebensgrundlage genommen. Alteigentümer = Siedler, Arbeitsplätze = Büffel. Klassischer Kolonialismus.

Sie haben in den Achtzigern ein paar Jahre zusammen in einer Kapelle gespielt, träumten von einer Karriere in der Neuen Deutschen Welle, haben zweimal im Jugendzentrum gespielt und einmal in einer Gaststätte, die nur hoffnungslose Fälle als Szene-Kneipe bezeichnen würden. Jetzt gehen sie alle auf die sechzig zu, treffen sich einmal im Jahr auf eine Runde alkoholfreies Radler und einer von ihnen bringt den unvermeidlichen Spruch: „Wir müssen die Band wieder zusammenbringen.“

Im Restaurant „Indian Dreams Zwickau” gibt es nicht nur Tandoori-Gerichte, sondern auch ein Schweineschnitzel Hawaii. In Sachsen wird multikulti wirklich gelebt.

Ich freue mich auf Merz als Parteivorsitzenden. Er hat keine politische Macht und Oppositionsführer im Bundestag ist Brinkhaus. Merz ist nur einfacher Abgeordneter, aber er wird sich in den Medien aufplustern und herumstolzieren wie ein Pfau. Das wird bestimmt sehr lustig.

Kurze Durchsage an Deutsch-Südost: Panierte Jagdwurst mit Nudeln ist kein Jägerschnitzel. Wir haben den Kalten Krieg gewonnen und definieren die Wahrheit. Dafür haben wir euch 1989 nicht das Begrüßungsgeld ausgezahlt!

Betrachtet man Pandemie und Klimawandel zusammen, ist jeder tote Deutsche gut für die Natur.

Bundesbeutekunsthalle aka Dummbold-Forum.

Jens Spahn hat einen Drei-Punkte-Plan zur Bekämpfung von Corona vorgelegt:

1.     Abrakadabra

2.     Simsalabim

3.     Hokuspokus Fidibus, dreimal schwarzer Kater

Alter, du hast es so drauf.

Genesis - Abacab 1981 Live Video - YouTube

Donnerstag, 18. November 2021

Mein Leben als Dieb

 

Wann fing das an? Ich schätze, es war 1980. Wir hatten gerade mit dem Rauchen angefangen. Trafen uns nachmittags hinter der Sporthalle und qualmten. Manche pafften noch, aber der Lungenzug wurde uns in kurzer Zeit zur Gewohnheit. Einstiegsdroge Nikotin. Alle Eltern rauchten damals. Zuhause ein paar Zigaretten mitgehen lassen, kein Problem.

Aber irgendwann brauchten wir mehr. Ich steigerte meinen Konsum von drei Zigaretten pro Woche auf eine tägliche Dosis von mindestens einer Zigarette. Das Taschengeld brauchten wir für Mad, Zack und Titanic, Süßigkeiten und Eis. Zum Thema Droge gehört auch immer das Thema Beschaffungskriminalität, nicht nur für die Junkies, die damals am Bahnhof Zoo rumlungerten, sondern auch für Gymnasiasten in einem Provinznest.

Wir machten es zu zweit. Das war der Plan. Wenn wir es nicht gebacken kriegen, kein Problem. Abbruch und Abflug. Ein kleiner Tante-Emma-Laden. Mein Freund lenkte die einzige Frau im Laden ab. Fachfragen zum Kleingedruckten auf einer Kekspackung oder so. Er hat damals improvisiert, während ich vorne an der Kasse stand. Als sie mir beide den Rücken zukehrten, habe ich mir zwei Schachteln Kippen gegriffen und bin einfach gegangen.

Ein paar Minuten später saßen wir auf einer Parkbank und konnten vor Aufregung kaum sprechen. Es hatte geklappt! Wir waren nicht erwischt worden. Droge Adrenalin. Dopamin. Kannte ich bisher nur vom Fußball, wenn ich ein Tor geschossen hatte. Ich riss die Packung Camel auf und klopfte lässig zwei Zigaretten raus. Wir fühlten uns wie Sieger, als das gestohlene Nervengift in unseren Körper sickerte.

Rückblende. Kindheit. Meine Mutter und meine Großmutter waren Kriegsflüchtlinge. Hatten damals nix. Haben das Stehlen gelernt. Und es ist nie wieder weggegangen. Meine Mutter vertauschte die Preisschilder in Supermärkten, stopfte sich den Mund mit Obst voll und legte die Bravo für meine Schwester in die Bildzeitung. Ich habe mich als Kind zu Tode geschämt und bin an der Kasse tausend Tode gestorben. Meine Mutter hatte Ruhepuls. Oma genauso.

Es blieb natürlich nicht bei Zigaretten. Ich brauchte nicht nur regelmäßig Nikotin, sondern auch Lesestoff. Bücher. Bald war ich in der großen Pause regelmäßiger Gast in einer Buchhandlung in der Nähe unserer Schule. Schon das Verlassen des Schulhofs war ein Bruch der Regeln, aber wenn du regelmäßig erfolgreich die Regeln brichst, bekommst du eine Hornhaut. Die Buchhandlung war aufgebaut wie eine Bibliothek. Reihen von Regalen bis zur Decke, die vom Kassenbereich nicht eingesehen werden konnten. Dort steckte ich die Beute in die großen Innentaschen meiner Jeansjacke. Bis Ende vierzig habe ich solche Kleptomanenjeansjacken getragen, obwohl ich da schon längst nicht mehr geklaut habe.

Da war ich schon fünfzehn oder sechzehn. Mein Freund hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits aus der Branche verabschiedet. War beim T-Shirt-Klauen in einem Kaufhaus erwischt und von der Polizei nach Hause gebracht worden. Analoger Shitstorm mit Gebrülle, Taschengeldentzug und Ohrfeigen. Bei mir ging es in die andere Richtung. Ich wurde mutiger. Klaute am Zeitschriftenständer der Buchhandlung, also quasi direkt neben der Buchhändlerin, regelmäßig den Playboy. Dazu Penthouse und Lui. Ich wurde der King in meinem Freundeskreis. Bilder von nackten Frauen waren damals wertvoller als pures Gold. Durfte man erst ab 18 kaufen.

Der Höhepunkt war der Plattenladen in Bahnhofsnähe. Ein winziges Geschäft, vielleicht dreißig Quadratmeter Fläche und vollgestopft mit LPs und Singles. Oft war ich allein mit dem Verkäufer im Laden. Rücken zum Verkäufer, Platte in die Jeansjacke geschoben, Knöpfe zu und im Rausgehen noch freundlich Tschüss sagen. Teilweise habe ich meine Beute auf dem Schulhof verkauft. Sie haben Interesse an großen Titten und Rock’n Roll? Wenden Sie sich vertrauensvoll an die Firma Eberling.

Wann hörte das auf? Vermutlich nach dem Abitur, als ich erkannte, dass man mit Dope viel leichter an Geld kommen konnte als mit gelegentlichem Kleinganoventum in den Läden meiner Heimatstadt.   

P.S.: Ich habe mal einen Tag für Woolworth gearbeitet und sollte die Kunden zählen. Ich habe dort nie etwas geklaut, weil es unter meiner Würde gewesen wäre. Außerdem sind die großen Läden immer gut überwacht. Ich sitze also mit meiner Strichliste an einer Kaffeebar im Kassenbereich, als der Typ hinter der Theke („Barista“ sagte man damals noch nicht) mit einem Plastikbecher Kakao zu mir kommt und ihn vor mir abstellt. „Von dem Mann da drüben“, sagt er und geht. Ich sehe zu dem Mann rüber und er nickt mir zu. Wie im Western. Saloon-Szene. Ich nehme also meinen Becher und gehe lässig zu ihm hinüber. Er stellt sich als Ladendetektiv vor. Er fragt, ob ich nicht Lust hätte, als sein Assistent zu arbeiten. Aushilfsweise, wenn im Kaufhaus viel los ist. Er prahlt damit, wie viel man in dem Job verdienen kann. Er weiß nicht, wer ich wirklich bin. Mit meinem Fachwissen als Ladendieb wäre ich der perfekte Jäger gewesen. Aber die Seiten wechseln? Teil des Systems werden? Ging einfach nicht.  

Extrabreit - Kleptomanie (Remastered Real Video) (1982) - YouTube

Mittwoch, 17. November 2021

Plädoyer gegen eine Pflicht

 

Warum gibt es eine Führerscheinpflicht? Das ist ein Eingriff in meine Grundrechte. Warum mischt sich der Staat ein? Es ist meine Entscheidung, ob ich einen Führerschein mache oder nicht. Es ist meine Gesundheit, um die es geht. Ich habe ein Recht aufs Autofahren! Wer verursacht denn die ganzen Unfälle? Es sind die Leute mit Führerschein. Aber Fahrer ohne Führerschein werden schlimmer behandelt als die Juden im Dritten Reich. Aber das darf man ja heute nicht mehr sagen.

Dienstag, 16. November 2021

Hamilton vs. Verstappen

 

Als RTL Ende letzten Jahres nach dreißig Formel 1-Weltmeisterschaften aus dem Geschäft mit den Live-Übertragungen ausstieg, dachte ich für einen kurzen Augenblick daran, auch aufzuhören. Zu langweilig waren die letzten Jahre seit Einführung der Hybrid-Motoren 2014 gewesen. Sieben Meisterschaften, sieben Fahrer-Titel und sieben Konstrukteurstitel für Mercedes. Seit 1974 bin ich dabei, damals als Lauda-Fan. Aktuell bin ich Vettel-Fan und erheblich frustriert.

Aber ich habe mich anders entschieden. Es gibt Mittel und Wege, um im Internet die Live-Übertragungen von Sky in englischer Sprache zu sehen. Kostenlos und werbefrei. Hervorragend kommentiert von kompetenten Journalisten und Ex-Fahrern wie Martin Brundle, den ich selbst noch live auf mancher Rennstrecke erleben durfte. Vorbei die Zeit des Langweilers König und der Witzblattfigur Ebel bei RTL. Racing pur.

Die Saison 2021 hat mich für das Elend der letzten Jahre entschädigt. Eine epische Schlacht um den Titel ist zwischen Altmeister Hamilton und Herausforderer Verstappen entbrannt. Besser war die Formel 1 seit dem Zweikampf von Senna und Prost nicht mehr. Gerade der Grand Prix von Brasilien wird, wie einige diesjährige Rennen, in die Motorsportgeschichte eingehen. Hamilton kämpft sich im Sprint-Rennen am Samstag in 24 Runden vom letzten Platz auf Platz 5 nach vorne und im Rennen gewinnt er von Startplatz 10 aus. So etwas hat es seit Beginn der Formel 1 1950 noch nie gegeben.

Die Rivalen schießen sich in Silverstone und Monza gegenseitig ab, kämpfen in fast jedem Grand Prix Rad an Rad und zwischen den Rennen tobt ein unterhaltsamer Psycho-Krieg zwischen Fahrern und Teams. Genau nach dem Geschmack der Fans. Dazu skurrile Szenen wie Hamilton bei einem Re-Start ganz allein in der Startaufstellung, während alle anderen mit neuen Reifen aus der Boxengasse starten, oder die Farce von Spa, als nach stundenlangem Warten kein Rennen stattfindet, aber eine Siegerehrung. Die Tragik von Lando Norris, dem ein Regenschauer kurz vor Schluss den ersten Sieg seines Lebens verhagelt.

Es sind noch drei Rennen und keiner weiß, wer Weltmeister wird. Ich bin wieder dabei. Und so viel kann ich verraten: Nächstes Jahr gehe ich als Russell-Fan an den Start. Und ich werde eines Tages wieder einen Titel feiern können.

Atomic - Sleeper - YouTube

Sonntag, 14. November 2021

Neulich an Kasse 3

 

Im Supermarkt stehe ich in der Schlange. Da werde ich von hinten angelabert.

„Können Sie mich vorlassen, ich bin Stasi-Opfer.“

„Können Sie mich vorlassen, ich bin lesbisch und werde diskriminiert.“

„Können Sie mich vorlassen, ich bin schwarz und leide unter Rassismus.“

Ich antworte: „Ich bin Andy Bonetti und habe Kunst im Endstadium.“

Samstag, 13. November 2021

Frühes Silvester in Glasgow

 

Sie kennen das Ritual zum Jahresende: Manche Leute nehmen sich vor, ihr Leben im neuen Jahr zu verändern. Natürlich wollen sie es besser machen. Nicht mehr rauchen, mehr Sport, weniger Fleisch, kein Alkohol usw. Feuerwerk for Future um Mitternacht.

Das gleiche Phänomen konnten wir heute bei der UN-Klimakonferenz erleben. Wir werden ab heute alles besser machen. Versprochen. Wo muss ich unterschreiben? Die Silvesterschwüre sind eine Woche später längst vergessen. Was war eigentlich damals in Glasgow? Ich kann die Abschlusserklärung gerade nicht finden.

Bonetti macht Nägel mit Köpfen:

2030: endgültiger Ausstieg aus der Fastfood-Szene. Keine Burger, Bratwürste und Döner mehr.

2040: Verzicht auf Nachtisch und Schnaps bei Restaurantbesuchen.

2050: Kein Alkohol mehr - oder nur in klimaneutralen Mengen.

2060: Kein Fleisch mehr. Keine Süßigkeiten.

2070: Ich werde bis zu meinem Lebensende Veganer.

taz

 

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