Montag, 21. Oktober 2024

Widerstand gegen die Realität


Blogstuff 981

18. Oktober. Ich sitze bei meinem Stammgriechen im T-Shirt auf der Terrasse, die Sonne scheint und der Gyrosteller kostet nur 10,90 €. Es ist nicht alles schlecht.

Nicht verpassen: Am Sonntag läuft auf Arte das Dokudrama „Die Crackernte in Oklahoma“.

Wer meinen Namen hört, denkt, ich sei zu einhundert Prozent Bio-Deutscher. Aber ich bin zu einem Sechstel Chicorée.

In Berlin wurde jetzt eine Petition eingereicht, nach der neben Erd- und Feuerbestattung eine dritte Form der Beerdigung eingeführt werden soll. Leichen sollen kompostiert und dann als Dünger auf die Felder gebracht werden. In der Hauptstadt lebt der ökologische Gedanke noch.

Meine alte Heimat Rheinhessen: Nebel, Zuckerrüben und Alkoholismus. Teile davon habe ich nach Berlin gerettet.

Ich habe ein neues Geschäftsmodell entwickelt. Vor Parkhäusern kann man einen Behinderten oder eine Frau mieten, die im Auto sitzenbleiben, sodass man die begehrten Parkplätze direkt am Aufzug bekommt. Kosten: nur zehn Euro die Stunde. Läuft!

Seit ich nicht mehr rauche, gibt es auch keine Streichhölzer mehr im Supermarkt. Obwohl ich nicht mehr als eine Schachtel am Tag geraucht habe.

Apfeleimer klingt besser als Abfalleimer. Damenspiegelung klingt auch besser als Darmspiegelung.

Es gibt von Hilti jetzt auch Bohrmaschinen in Bio-Qualität.

Ich bewege mich, seit ich von einem großen Haus in eine Ein-Zimmer-Wohnung gezogen bin, in deren Küche ich nur den Kühlschrank benutze, so wenig, dass ich inzwischen das Laufen verlerne. Neulich bin ich auf den wenigen Metern vom Fernseher bis zum Bett einfach umgefallen, obwohl ich nur zwei Flaschen Wein und eine Flasche Ouzo getrunken hatte.

Und da war doch noch der Pizzalieferservice, der bei den Zutaten für eine Pizza Parma spanischen Serano-Schinken auflistet. So kommen wir nicht ins Geschäft.

Wenn man die Villa Bonetti verlassen möchte, muss man durch einen Souvenirladen. Damit mache ich die Mörderkohle.  

Ich habe jetzt endlich mal eine dieser Single-Kreuzfahrten gemacht, aber ich habe gleich allen Frauen gesagt, dass ich kein Interesse an einer Beziehung habe.

Bonetti ist auf einer Gefängnisinsel zwanzig haiverseuchte Kilometer vom Festland entfernt. Er besorgt sich Anti-Hai-Salbe und schafft es, von der Insel zu fliehen. Das glauben Sie mir nicht? Die Story hat Hollywood mit Jason Statham verfilmt.

Sonntag, 20. Oktober 2024

O


Leandro war sein Nameo

Zunächst ging er nach Borneo

Dort drehte er ein Video

Mit Julia und Romeo

 

Mit dem Finger im Popo

War er danach in Mexiko

Das Letzte, was ich hörteo

War’s Ende in Guantanamo

Samstag, 19. Oktober 2024

Bonetti zu Friedensverhandlungen bereit


Blogstuff 980

Endlich ist bei Aldi Weihnachten. War es in den vergangenen Jahren nicht früher? Spontan kaufe ich mir Stollenkonfekt und verfalle vor dem Fernseher ins Binge-Eating.

Hätten Adam und Eva nicht vom Baum der Erkenntnis gegessen, was Gott ihnen bekanntlich verboten hatte, würden sie immer noch im Garten Eden leben. Es hätte also keine Menschheit gegeben, weil ihnen der ganze Mist mit Arbeit und Fortpflanzung erspart geblieben wäre. Dann gäbe es all die schönen Sachen nicht wie RTL, den Doppel-Whopper, die Fußballbundesliga, Nazis, Selbstmordattentäter, Kohlekraftwerke, Insta, DJ Ötzi, Blondinenwitze und Markus Söder. Die ganze Welt wäre voller Scheißbäume und überflüssiger Tierarten. Es lohnt sich also, dem Chef zu widersprechen. So fing alles an und jetzt leben acht Milliarden Menschen im Paradies. Könnte nicht besser sein.

Wann schlägt die Stimmung im Kanzleramt in Richtung der letzten Tage im Führerbunker um? Oder der Landung der Hindenburg in Lakehurst?

Warum haben Waschmaschinen und Mikrowellenöfen Fenster? Wer schaut sich dieses Programm eigentlich an?

Der Werbespot verstört mich. Es geht um eine persönliche Beziehung. Aber der Spot wendet sich an mich persönlich. Am Ende heißt es „Bleiben wir zusammen – Deine Demokratie.“ Als würde eine Ehefrau mich bitten, nicht die Scheidung einzureichen. Was ist los? Ich sehe im Internet nach. Dahinter steckt die Kampagne eines Medienkonzerns: „Die Sustainability-Initiative #OneTomorrow steht für unser gesamtes Engagement und unsere Aktivitäten als ProSiebenSat.1-Konzern zum Thema Nachhaltigkeit.“ Offenbar ist unser politisches System genauso gefährdet wie unsere Umwelt. So weit am Abgrund sehe ich uns nicht. Noch nehmen die AfD-Nazis an regulären Wahlen teil und manipulieren sie nicht, noch marschieren keine bewaffneten AfD-Verbände durch die Straßen und liefern sich blutige Kämpfe mit Christ- und Sozialdemokraten. Es wundert mich schon ein bisschen, dass solche Kommerz-Heinis hinter den Werbebotschaften stecken und kein links-grün-versifftes Ministerium.

US-Präsident Biden kommt nach Berlin. Auf den Dächern rund um unser Haus liegen Scharfschützen. Wenn ich das Haus verlasse, muss ich einen Metalldetektor passieren und meine Jackentaschen werden kontrolliert. Hubschrauber des Secret Service kreisen über unserem Viertel und plötzlich gibt es Erdnussbutter und Dr. Pepper-Cola im Supermarkt. Endlich fühle ich mich sicher.

Hätten Sie`s gewusst? Die Great Eastern war bei ihrem Stapellauf 1858 mit 211 Metern Länge bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts das größte Schiff der Welt. Viertausend Passagiere hatten auf ihr Platz und sie inspirierte Jules Verne nach einer Fahrt zu einem seiner futuristischen Romane („Eine schwimmende Stadt“). Der stählerne Gigant hatte einen kombinierten Schaufelrad-, Schrauben- und Segelantrieb. 

Freitag, 18. Oktober 2024

Neulich in unserer WG

 

„HOLGI !!!“ Bonetti brüllt den Namen mit blaurot angeschwollenem Kopf.

„Ins Badezimmer?“ fragt Holgi arglos und betritt den Raum.

Bonetti packt ihn an seinem Pferdeschwanz und taucht seinen Kopf ins Klo. Dann zieht er ihn nach zehn Sekunden wieder heraus und fragt ihn: „Warst du mit Einkaufen dran?“

„Ja.“

Bonetti drückt den Kopf wieder in die Schüssel. „Was ist das für ein grünes Zeug?“

„Salat.“

Klo.

„Und wo sind die Chips und die Schokolade?“

„Habe ich vergessen.“

Klo.

„Wieso hast du die Wendy gekauft. Wo ist meine Bravo?“

„Ich dachte, du magst Pferde.“

Klo.

„Wo ist das Bier?“

„Im Kühlschrank.“

„Das ist alkoholfrei.“

Klo.

„Und der Bierschinken?“

„Ist vegan. Schmeckt genauso gut.“

Klo.

Klo.

Klo.

 

Donnerstag, 17. Oktober 2024

It’s always sunny in Bad Fallingbostel

 

Blogstuff 979

2014 begann der Umbau des Bahnhof Zoo, 2027 sollen die Arbeiten abgeschlossen werden. Der Bahnhof wird weder neu gebaut wie der Berliner Flughafen noch tiefergelegt wie der Stuttgarter Bahnhof. Aber er reiht sich ein in eine lange Reihe denkwürdiger deutscher Großprojekte, über die man in China so gerne lacht.

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er ist Assistant Customer Relationship Manager im Pommes-Palast in der Moabiter Turmstraße. Er entlastet die Geschäftsleitung bei der Ausgabe von Currywurst und Fritten und unterstützt sie bei Entscheidungen wie z.B. den Einkauf von Flaschenbier.

Ich habe Angela Merkel einmal in der Damentoilette des Adlon die Haare gehalten, während sie gekotzt hat. Seitdem sind wir per Du.

Gerade habe ich im Internet den Begriff Romance Slammer gelesen. Das sind Männer, die Frauen in Chats Interesse und später Liebe vorgaukeln, um ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Bei meinen sprachlichen Fähigkeiten habe ich wohl ein neues Betätigungsfeld gefunden. Mein Name ist Johnny Handsome, ich bilde Austronauten für das österreichische Weltraumprogramm aus, bin Witwer, habe als Zivildienstleistender Delphine gerettet und meine Hobbys sind Pastellmalerei und Schmuckdesign. Ich habe mich bereits an Marion Lavendel-Stuppikowski rangemacht, eine Managerin bei Porsche, die früher als Model für Victoria’s Secret gearbeitet hat, eine Villa im Tessin hat und Rolexuhren sammelt. Klingt für mich alles ganz plausibel.

Mit Thomas Tuchel wird zum ersten Mal ein Deutscher Trainer der englischen Nationalmannschaft. Damit hat sicher niemand gerechnet. Aber Nagelsmann als Bundestrainer sitzt fest im Sattel, daher hat Tuchel wie Klopp die Wartezone verlassen.

Wenn der Russe uns den Krieg erklärt, wird es richtig lustig. Holgi kommt erst um elf an die Front und ist genervt. Kein W-LAN, Akku gleich leer, der Schützengraben ist dreckig und nirgendwo ist eine Playstation zu sehen, das Gewehr ist viel zu schwer, Gulaschkanone statt Burger King und Fotos in Uniform kommen auf Insta nicht so gut rüber.

***

Neulich im Großraumbüro

A: Warum arbeitest du nicht?

B: Ich meditiere.

A: Über was meditierst du?

B: Über meine Arbeit.

 

Mittwoch, 16. Oktober 2024

Being Andy Bonetti

 

Gregor Schwarz arbeitet als Marionettenspieler auf Kindergeburtstagen. Er wohnt mit seiner Frau, die heimatlose Waschbären adoptiert und durchfüttert, in einer Kellerwohnung in Ludwigsburg. Er bewirbt sich aufgrund seiner beruflichen Erfolglosigkeit auf eine Stelle in einem Bürogebäude. Die Firma hat ihren Sitz in Stockwerk 7 ½, das nur durch einen Notstopp des Fahrstuhls erreicht werden kann. Alle Angestellten bewegen sich in gebückter Haltung. Schwarz bekommt die Stelle.

Eines Tages entdeckt er hinter einem Aktenschrank eine kleine Tür, die direkt in den Kopf des Medienmoguls Andy Bonetti führt. Durch einen Tunnel wird er regelrecht in das Jahrhundertgenie hineingesogen. Er kann durch dessen Augen sehen und alles wahrnehmen, was um Bonetti herum passiert. Der Meister sitzt gerade in der Talkshow von Markus Lanz und erklärt dem Publikum seine Pläne für eine umfassende Steuerreform und seine Ideen für neue Samstagabendspielshows im ZDF. Später sitzt er mit Til Schweiger, Robert Habeck und Lukas Podolski in der Berliner Paris Bar.

Ohne Vorwarnung wird er aus dem Kopf von Bonetti herausgeschleudert und findet sich auf einer Autobahnraststätte wieder. Er isst ein Käsebrötchen und trinkt einen koffeinfreien Früchtetee. Als er am nächsten Tag ins Büro zurückkommt, erzählt er seiner Kollegin Maxi von seiner Erfahrung. Sie hat eine geniale Geschäftsidee. Sie vermietet mit Schwarz Trips in den Kopf von Andy Bonetti für tausend Euro pro Person. Das Geschäft läuft glänzend, weil Bonetti so viele Fans hat.

Schwarz, der Marionettenspieler, lernt im Laufe seiner Besuche, die Bewegungen und Entscheidungen von Bonetti zu kontrollieren. Der Konzernchef ändert sein Verhalten und wird für sein persönliches Umfeld zunehmend ein Rätsel. Er isst Salat und vegane Bowls, verweigert immer öfter Champagner und Kokain, spendet Geld an Greenpeace und Amnesty International, verkauft seinen Fuhrpark und fährt mit dem Bus, erhöht seinen Angestellten die Gehälter und lässt die Gründung einer Gewerkschaft zu.

Bonetti selbst wird misstrauisch und findet Schwarz und Maxi in dem Bürogebäude. Dort kriecht er selbst durch den Tunnel in seinen eigenen Kopf. Er trifft dort viele Leute, die alle sein wollen wie er. Wen wundert das? Jeder will wie Bonetti sein. Kurze Zeit später wird er aus seinem eigenen Bewusstsein herausgeschleudert und landet in einem Vergnügungspark. Schwarz schafft es, sich endgültig in Bonetti einzunisten und ihn dauerhaft zu steuern. Aus dem großartigen Schriftsteller wird ein Marionettenspieler, der bei Kindergeburtstagen auftritt. Und so endet dieser Blog.

 

Dienstag, 15. Oktober 2024

Bonetti auf seinem Zenit: Höchstes Niveau, soweit das Auge reicht

 

Blogstuff 978

LGBT-Kürzel. Niemand redet über das A am Ende. Asexuelle interessieren sich weder für Männer noch für Frauen oder diverse andere Geschlechter. Sie werden in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen, die Medien berichten nicht über sie. Inzwischen würde ich mich selbst zu dieser Gruppe zählen. Ich habe schon lange kein Interesse mehr an einer Beziehung. Ich kenne etliche Singles, denen es genauso geht. Außerdem gehöre ich damit endlich auch zu einer Minderheit, die bei jeder Kleinigkeit die beleidigte Leberwurst spielen kann.

Früher habe ich in Forschung und Beratung gearbeitet. In Amerika nennt man das Spin Doctor. Man entwickelt Lösungen für aktuelle Probleme der Politik, die im Regelfall wegen Geldmangel oder fehlender Parlamentsmehrheiten abgelehnt werden. Ich habe es nur bis auf die Ebene von Bürgermeistern, Senatoren und einmal bis ins Büro eines Ministerpräsidenten aus der Provinz geschafft. Mein Abteilungsleiter war immerhin Berater von Kanzler Schröder. Teile der Hartz-Reformen wurden in unserer Abteilung entwickelt. Man ist im Alltag so unsichtbar wie ein Ghostwriter. Die „Verkaufsabteilung“, also die Politiker, sind ständig in den Medien, wir nicht. Später als Autor war es genauso. Niemand kennt dein Gesicht. Du könntest auch Auftragsmörder der Cosa Nostra sein. Oder Müllmann. Es klingt vielleicht komisch, aber ich habe es immer genossen, ein Niemand zu sein. Jetzt bin ich einfach nur ein Niemand, der nichts macht.

Winnetou und Old Shatterhand hatten eine Blutsbruderschaft. Zwanzig Jahre später teilen sie sich eine Heroinspritze. Habe ich 1991 gemacht, als ich am Görli gelebt habe. Speedball nannte man das damals, eine Mischung aus Heroin und Kokain. Es war eine Megaparty, von den Frauen will ich gar nicht reden. Um fünf Uhr morgens beschwerte sich der Türkenpapa aus der Wohnung unter mir über die laute Musik.

Eine Zeitlang habe ich für die Gastro-Mafia gearbeitet und konkurrierende All-You-Can-Eat-Restaurants in den Ruin gefressen.

Das verspricht, lustig zu werden. Bei einem Wahlsieg will Trump die Nationalgarde und das Militär gegen den „Feind im Inneren“, gegen „linksradikale Irre“ wie die Abgeordneten der Demokraten zum Einsatz bringen. China und Russland seien im Vergleich keine Bedrohung. Die AfD und Marine Le Pen werden von Russland bezahlt. Wer bezahlt Trump, der vor dem Wahlkampf zur Präsidentenwahl 2016 nicht durch politisches Interesse aufgefallen ist? Putin, Musk oder Dr. Evil? Ich bin es nicht.

Cyberangriff auf die Serverfarm von Bonetti Media in Las Vegas. Falls Sie jemals auf meiner Seite kommentiert haben, müssen Sie damit rechnen, in den nächsten Tagen und Wochen von nigerianischen Prinzen kontaktiert zu werden.

Noch 22 Blogstuffs und ich bin bei Nr. 1000. Chris Kurbjuhn! Ich hoffe, du spürst meinen heißen Atem im Nacken. Ich werde dich und deine Splitterbrötchen einholen, ich werde euch überholen und dann beschleunige ich auf WARP 7.