Donnerstag, 11. Dezember 2025

Merz-Reden und andere Nahtoderfahrungen

 

Blogstuff 1246

Meine Lieblingsstelle in der Bibel: S. 800, Herthaner 3,16. „Lasset los, auf dass ihr losgelassen werdet.“ Denken Sie mal drüber nach.

Mit 27 sterben Jimi Hendrix und Kurt Cobain, Jim Morrison und Amy Whitehouse. In Deutschland beendet Uli Hoeneß seine Karriere als Fußballer und wird Bayern-Manager.

In Berlin nennt man Fahrradfahren ohne Helm ungeschützten Verkehr.

Bonetti Media: extrem präzise Rechtsschreiung und Schafsinn.

Bei Fox News werden die Fentanyl-Lieferungen, die von den amerikanischen Streitkräften in der Karibik abgefangen werden, wobei die Schnellboote bombardiert werden und selbst auf Überlebende im Wasser geschossen wird, als „Weapons of mass destruction“ bezeichnet. Tausende Amerikaner würden den Tod durch das Opiat finden. Der Irak lässt grüßen, das hat ja als Grund für einen Angriffskrieg schon einmal hervorragend funktioniert. Dazu das Feindbild: ein schwarzhaariger Diktator um die sechzig mit dickem Schnurrbart. Auch die Monroe-Doktrin kommt in den USA zu neuen Ehren. Ganz Amerika muss unter US-Kontrolle sein, auch Mittel- und Südamerika. Schließlich tragen sie das Wort „Amerika“ ja schon im Namen, wie der Golf von Amerika. Die Doktrin besagt, dass alle Regierungen, die sich dem Willen der USA nicht unterwerfen wollen, gestürzt werden dürfen. Den Friedenspreis der FIFA hat Trump bereits verliehen bekommen. Fun Fact am Rande: Venezuela produziert kein Fentanyl. Laut der amerikanischen Behörde DEA, die für die Bekämpfung des Drogenhandels zuständig ist, sind die Hauptlieferanten die mexikanischen Kartelle Sinaloa und Jalisco.   

Natürlich möchten Eltern, dass es ihren Kindern mal gutgeht. Aber manche sind so vom Ehrgeiz zerfressen, ihr Kind müsse Karriere machen und alle anderen hinter sich lassen, dass sie ihren Kindern jede eigenständige Regung aussaugen und sie wie Marionetten nach ihren eigenen Vorstellungen bewegen. Ich hatte einen Mitschüler, der natürlich der Streber aus der ersten Reihe war und auf dem Schulhof allein sein Pausenbrot aß. Er hatte noch nicht einmal Kontakt zu anderen Strebern. Nach der Schule lernte er bis zum Abendbrot, nie sah man ihn mit anderen Jungs Fußball spielen oder Streiche aushecken. Später hatte er natürlich auch keine Freundin und ging abends nicht in die Kneipe. Offenbar legte seine Mutter ihm morgens seine Sachen raus, denn er trug noch in der 13. Klasse kurze, gebügelte, beigefarbene Hosen, die über dem Knie endeten. Die Seitenscheitelfrisur war eine Kopie seines Vaters, natürlich hatte er weder Jeans noch Turnschuhe, sondern braune Halbschuhe. Ich habe ihn neulich gegooglet. Immerhin hat er es geschafft, eine große Distanz zwischen sich und sein Elternhaus zu bringen. Er hat promoviert und arbeitet an der Universität von Birmingham als Dozent für Computerwissenschaft. Kein Professor, keine Fachbücher (aber Fachaufsätze seit 1993), keine große Karriere – seine Eltern waren sicherlich enttäuscht von ihm. Hoffentlich sind sie schon tot.  

Mittwoch, 10. Dezember 2025

The Phone Files III

 

„Hallo?“

„Hallo, hier ist Maria.“

„Ich kenne keine Maria.“

„Doch, deine Cousine.“

„Ich habe keine Cousine, nur einen Cousin.“

Du hast vor langer Zeit den Kontakt mit deiner Familie abgebrochen.“

„Nein, nicht das ich wüsste.“

„Ich verstehe ja, dass du alles abstreitest, aber es ist wichtig.“

Dann legte ich auf.

Am nächsten Abend das gleiche Spiel. So ging es ein paar Tage. Sie blieb hartnäckig. Beim dritten oder vierten Anruf sagte sie mir, sie würde von der Station einer Nervenheilanstalt anrufen. Sie hätte meine Nummer aus dem Internet. Damals hatte ich noch ein Festnetztelefon, auf dem man die Nummer des Anrufers nicht ablesen konnte. Das würde ja noch heiter werden.

„Dein Onkel Bertram ist gestorben. Auf dem Sterbebett hat er sich gewünscht, alle Familienmitglieder sollten bei der Beerdigung anwesend sein.“

Die Beerdigung war nicht weit von meiner Wohnung in Wiesbaden. Ein wenig neugierig war ich schon, außerdem war ich damals gerade arbeitslos geworden, also fuhr ich einfach hin. Maria war in Begleitung eines Pflegers anwesend und begrüßte mich herzlich, als ich mich vorstellte. Vierzig Jahre hatten wir uns angeblich nicht gesehen, ich hatte ein paar Pfund zugelegt und graue Haare bekommen. Beim Leichenschmaus konnte ich mir allerlei Anekdoten der Familie anhören und erzählte wahrheitsgemäß, wie es mir inzwischen ergangen sei. Die Witwe, „Tante“ Gertrud, bat mich um meine Adresse und ich zeigte ihr sogar meinen Personalausweis.

Sechs Wochen später bekam ich Post von einem Notar. Er lud mich zur Testamentseröffnung nach Wiesbaden ein. Dort waren neben der Witwe, die auch der Vormund ihrer Tochter Maria war, steinalte Zwillinge, die Geschwister des Verstorbenen. Was soll ich sagen? Heute bin ich Geschäftsführer der Konradi Baustoff KG und verdiene nicht schlecht.

***

Der Anfang beruht auf einer wahren Geschichte. Ich fand im Internet einen zweiten Menschen mit meinem Namen, der damals bei der Handwerkskammer Frankfurt arbeitete. Ich gab Maria, sie hieß wirklich so und war in einer Nervenheilanstalt untergebracht, seine Nummer und der Spuk endete nach einer Woche so plötzlich wie er angefangen hatte.

Dienstag, 9. Dezember 2025

Neulich bei McD


- Zwei McRib, bitte.

- Als Menü?

- Nein, einfach zwei McRib.

- Kein Getränk, keine Pommes?

- Ich habe das Gefühl, wir haben dieses Gespräch vor wenigen Sekunden schon einmal geführt.

- Mein Boss hat gesagt, ich soll das fragen.

- Und mein Boss hat mir gesagt, dass ich darauf nicht antworten muss.

- Also zwei McRib?

- Ja.

- Wir haben die Big-Rösti-Angebotswoche.

- Danke für diese wertvolle Information. Wir sollten vielleicht einen Podcast zusammen machen.

- Zwei McRib. Kommt sofort.

- War der Laden hier nicht früher mal ein Fastfood-Restaurant?

Ich habe gehört, dass man sich inzwischen durch ein endloses Menü an einem Automaten klicken muss, bis man schließlich einen Bon ausgespuckt bekommt, mit dem man sich an der Kasse anstellen darf. Deswegen gehe ich seit vielen Jahren nicht mehr dorthin. Aber der McRib fehlt mir manchmal …  

Madness - It Must Be Love (Official HD Video)

Montag, 8. Dezember 2025

Annuntio vobis gaudium magnum: Habemus Messias

 

Blogstuff 1245

Gestern habe ich Fischstäbchen mit Remoulade von einer Frisbee-Scheibe gegessen. Es wird höchste Zeit, mal wieder das Geschirr zu spülen.

Ich möchte Ihnen, liebe Lesende, heute mein Herz öffnen und ein Geheimnis verraten: Ich bin Sitzpinkler. Es fällt mir schwer, darüber zu sprechen, aber ich bin allein unter Frauen aufgewachsen. Mein Vater verließ die Familie, als ich sechs Jahre alt war. Ich lebte mit meiner Mutter und meine Schwester zusammen, gelegentlich kam meine Oma, eine Kriegerwitwe, wie man damals sagte, zu Besuch. Ich habe erst sehr spät erfahren, dass man als Mann auch im Stehen pinkeln kann. Heute machen das sogar die Frauen.

Niemand ist schlagfertiger als eine türkische Freundin aus meiner alten Heimatstadt. Einmal waren wir in einer Mainzer Kneipe verabredet, es regnete und ich begrüßte sie mit einer Umarmung. „Du bist ja ganz nass“, sagte ich, unschlagfertig wie immer. Sie antwortete: „Das sind alle Frauen, wenn sie dich sehen.“ Wie aus der Pistole geschossen, als hätten wir diesen Sketch schon zehnmal geprobt. Sie arbeitet inzwischen als Redakteurin beim WDR.  

Die Bayern sind so selbstbewusst, die machen Staatsbesuche im Kreml. Strauß, Stoiber, Söder. Und werden auch noch empfangen. Die Ministerpräsidentin vom Saarland käme erst gar nicht auf die Idee. Und wenn Ulla La Bamba oder wie sie heißt in Moskau anrufen würde, legt Putins Sekretärin direkt auf.

„Kuck ma, dat Röggelschen“, ruft der Kölner, wenn er einen Schwarzen sieht. Politisch korrekt ist das schon lange nicht mehr.

„Sunny side up“ – so nennt man in Amerika ein Spiegelei. Genauso ist mein Leben: blendendes Aussehen, Geld wie Heu, Dank regelmäßigem Sport, praktisch kalorienfreier Ernährung und völliger Abstinenz kerngesund, Schwarm alle Frauen ab siebzig und klug wie eine Eule.

Parkbank. Meine heimlichen Lieblinge: der deutsche und der koreanische Rentner. Er liest die Schlagzeilen aus der Zeitung und erklärt in breitestem Berliner Dialekt den Inhalt. Thema Jugendkriminalität: „Dit kuckt sich der eene vom andern ab.“ Der Koreaner kommentiert nur sporadisch: „Schlimm, schlimm.“ Selbst, als er die Lachswanderung erklärt bekommt, nickt er nur stoisch.

+++breaking news+++ Juden in aller Welt im Glückstaumel. Trump ist der seit Jahrtausenden erwartete Messias. Jesus als Trickbetrüger entlarvt. Christliche Kirchen melden Insolvenz an. Masseltov und Shalom wünschen alle beschnittenen Schläfenlockenbengel von Bonetti Media.

Wortspiele aus der Hölle: „Pfeif auf deine Zukunft, wenn die Hoffnung flöten geht.“

The empty ocean of my soul, apple pie and Superbowl. (Lyrik im Grenzbereich)

Rage Against The Machine - Killing In the Name (Official HD Video)

 

Sonntag, 7. Dezember 2025

Wurstgeschenkideen

 

Blogstuff 1244

Nichts ist alles, was wir tun können. #Klimawandel

Er tauchte im Leib der Stadt unter und an einer anderen Stelle wieder auf, als sei Berlin das Meer. In der U-Bahn gab es weder Tag noch Nacht, aber die Zeit konnte man an den Gesichtern der Menschen ablesen. War der Zug morgens voll und die Menschen auf dem Weg zur Arbeit, waren die Gesichter leer und hoffnungslos, während der Rush-Hour am Nachmittag müde und alt. Selbst in der Masse waren die Gesichter so klar voneinander getrennt wie auf einem Kupferstich. Am Abend gehörte die Bahn den Jugendlichen, bevor sich in der Nacht die Penner auf den Sitzbänken breitmachten.

Schlägt Rookie Antonelli, der Hamiltons Mercedes fährt, den siebenfachen Weltmeister im Ferrari? Aktuell 152:150 für LH

30387 Klicks am 3. Dezember. Jetzt dreht Google endgültig durch. Wenn ich tatsächlich jeden Tag so viele Leser hätte, würde ich längst bei Markus Lanz sitzen.

„Kabarett aus Franken“ im BR: „Markus Barth lädt zu einem hintersinnigen, pfiffig-pikanten Kabarett-Abend voller Hintersinn, Klamauk, Comedy und bissigen Pointen mit den "Stars" der fränkischen Kabarett-Szene und weiteren Gästen. (Senderinfo)“. Um es mit Dalli-Dalli zu sagen: Da müssen wir einmal Hintersinn streichen. Außerdem: Lädt Barth die Zuschauer eigentlich ein oder vor?

Die Linken haben endlich den niveaulosen Populismus für sich entdeckt. Der Glühwein soll auf den Weihnachtsmärkten nicht mehr als 3,50 kosten. Die aktuellen Preise seien „eine echte Gefahr für die deutsche Kultur“, sagt Parteichef van Aken. Der Kampf gegen Ausbeutung und soziale Ungleichheit hat sich schon mal anders angehört.

Der Ex-Präsident von Honduras wurde beim Schmuggel von 400 Tonnen Kokain erwischt und im vergangenen Jahr in den USA zu über vierzig Jahren Gefängnis verurteilt. Trump hat ihn jetzt begnadigt, er ist wieder frei. Finde den Fehler #Venezuela

Ich glaube ja nach wie vor, dass der „Zaubertrank“ in den französischen Asterix-Geschichten Rotwein ist.

Manche Dinge beginnen verheißungsvoll und enden enttäuschend. Wie der Name Elvis Knopf.

Ich bin ein großer Fan von Rinderzunge. Das letzte Mal, als ich diese Köstlichkeit genossen habe, war in einem fränkischen Dorflokal. Nach dem Essen ist es dann passiert. Ich gehe aufs Klo und dort sprengt mein Bauch alle Ketten. Mit einem schussartigen Knall platzt mir der Gürtel vom Leib. Die Schnalle, eigentlich aus solidem Metall gefertigt, ist gebrochen. Mit den Händen in den Hosentaschen, damit mir die Jeans nicht auf die Knöchel sinkt, gehe ich zurück an den Tisch, wo mein Reisegefährte wartet. Wo bekommt man jetzt einen neuen Gürtel her? Sonntags in der Pampa? Wer hatte je einen zweiten Gürtel im Gepäck?

Samstag, 6. Dezember 2025

Die kleine Münzwäscherei

 

Blogstuff 1243

Es war einmal eine kleine Münzwäscherei, die stand auf einer Waldlichtung, tief in den Karpaten verborgen. (…) Drum, liebe Kinder, gebt fein acht, wer euch heut‘ die Wäsche macht.

„Wenn wir bei der WM-Auslosung Glück haben, spielen wir in der Gruppenphase gegen Ecuador, Usbekistan und Curacao.“ Das habe ich am 28. November gepostet. Es wurden Ecuador, Elfenbeinküste und Curacao. #MagicBonetti

Trump will sich mit einem Angriff auf Venezuela im Kampf gegen Drogen profilieren. Jeder weiß, dass die meisten Drogen über Mexiko in die USA kommen und auch Kolumbien hat traditionell die Finger im Spiel (70 Prozent der weltweiten Kokain-Produktion, Koka-Anbau hauptsächlich in Peru, Brasilien und Bolivien). Offensichtlich geht es ihm um etwas anderes, womöglich Erdöl und Regime Change.

Die Formulierung „Ein-Zimmer-Maisonette-Wohnung“ bedeutet, dass es ein Hochbett gibt.

Wenn man in den Neunzigern in Berlin im Restaurant saß, wurde man von diversen Leuten belästigt. Ich frage mich, wo die heute alle sind. Als da wären: der Rosen-Inder, dem Pastewka ein Denkmal gesetzt hat, Musiker, die so lange am Tisch gefiedelt oder Ziehharmonika gespielt haben, bis man ihnen Geld fürs Aufhören gab (nicht für die akustische Belästigung), Zeitungsverkäufer mit den Ausgaben des nächsten Tages, Zeichner (ich habe mal für fünf Mark ein erschütterndes Porträt erstellen lassen), Schriftsteller mit selbst verlegten Büchern (Er: „Das habe ich selbst geschrieben“, Ich: „Sind nicht alle Bücher selbst geschrieben?“) und in Kreuzberg der legendäre Kerzenverkäufer, der angeblich auf einem Trip hängengeblieben war und immer wie in Trance vor sich hin nölte „Kerzen kaufen, Kerzen kaufen“.  

Endlich gibt es auch ein Eis „Pommes mit Mayo“ und die „Rigatoni Shanghai“ mit Pak Choi. Mein Dank geht an „La Luna“ in der Berliner Rheinstraße.

Da juckt misch dat Fell in de Hose, du.“ Kölner. Immer für einen Spruch gut.

Der Stollen von Bonetti ist nur wegen des Puderzuckers so erfolgreich. Zwinker, zwinker.

Mein Handy ist so alt, es zeigt die Preise noch in D-Mark.

Nochmal ganz kurz die drei Regeln für den Kommentarbereich:

1.    Wer mich persönlich beleidigt, ist raus.

2.    Wer billige Polemik und unbelegte Behauptungen ohne Sachargumente und Fakten bringt, ist raus.

3.    Wer rechtsradikale Scheiße verbreiten will, ist raus.

4.    Witze, die noch schlechter sind als meine, sind auch raus.

Freitag, 5. Dezember 2025

The Phone Files II

 

„Hallo, hier ist Ihre Telekom. Ich habe gute Nachrichten für Sie.“

Nicht schon wieder. Beim letzten Mal hat man angeblich kostenlos mein Datenvolumen erhöht und seitdem zahle ich fünf Euro mehr im Monat. Aber diesmal würde ich den Spieß umdrehen.

„Gute Nachrichten? Lesen Sie keine Zeitung?“

„Wir von der Telekom haben nur gute Nachrichten.“

Aalglatt gekontert. Gut geschult und mindestens fünf Jahre Berufserfahrung im Leute-Verarschen. Ich musste eine andere Strategie wählen. „Sie haben eine angenehme Stimme“, sagte ich zu der Frau am Telefon. Tonfall: verführerisch.

„Danke. Es geht um ihren Superspar-Happiness&Sunshine-Tarif zum exklusiven Sterne- und Mondpreis.“

„Ich liege auf dem Bett.“

„Wie bitte?“

„Ich war gerade duschen und liege jetzt splitterfasernackt auf dem Bett.“

„Also zu unserem neuen Tarif …“

„Mein Schamhaar ist noch ganz feucht. Ich stelle mir vor, wie du mich berührst. Wie deine Hand weiter nach unten wandert.“

„Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.“

„Deine Stimme erregt mich. Ich streichle mich gerade. Hör nicht auf.“

Aber dann hat sie einfach aufgelegt und ich habe weiter an meiner Steuererklärung gearbeitet.