Dienstag, 4. November 2025

KdU – Koalition der Unfähigen


Blogstuff 1224

„Alle Erkenntnis ist alt und langweilig.“ (Thomas Mann: Tonio Kröger)

Ein halbes Jahr nach der Wahl von Friedrich Merz zum Kanzler kann man eine erste Bilanz ziehen: Die Wirtschaft brummt, die Steuereinnahmen sprudeln, die schwarze Null im Staatshaushalt steht so felsenfest, als hätte der Finanzminister Viagra eingepfiffen. Chinesische Unternehmer kommen reihenweise nach Deutschland, um zu lernen, wie man erfolgreich Produkte entwickelt und vermarktet. Job-Center werden geschlossen, weil es nicht mehr genug Arbeitslose gibt. Ganz Europa zittert vor der Bundeswehr und es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann Pistorius seine Höllenmaschine Richtung Moskau in Marsch setzt. Wetten, dass wir dieses Jahr wieder weiße Weihnachten bekommen?  

Jetzt mal im Ernst: Bei Merz weiß ich nie, ob er jenes Glück hat, das den Dümmsten manchmal zufällt, oder ob er ein genialer Stratege ist. Aber ihm ist mit der Stadtbild-Debatte das Ablenkungsmanöver des Jahres gelungen. Alle schauen auf das brennende Haus Deutschland (Rezession, Klima, Arbeitslosigkeit, Rekordverschuldung, AfD stärkste Partei usw.), aber der Kanzler ruft: „Guck mal da, ein rotes Fahrrad“ – und allen drehen die Köpfe. Ich habe lange Jahre in einem Stadtforschungsinstitut gearbeitet. Das Thema Stadtbild wurde nicht einmal erwähnt, kein Stadtforscher hat sich mit diesem amorphen Begriff jemals im Rahmen einer Tagung oder eines Forschungsprojekts befasst. Über den „Herbst der Reformen“ spricht niemand mehr und es scheint auch egal zu sein, ob etwas gegen die Probleme des Landes getan wird. Gebt dem Urnenpöbel einen Lutscher und er ist beschäftigt, bis die Weihnachtsmärkte öffnen. Von dieser Regierung sind keine Reformen zu erwarten.    

Nach dem Verbot der Plastikstrohhalme hatten wir einen verregneten Sommer und einen goldfreien Oktober. Klimaschutz funktioniert!

Life-Hack vom Profi: Kaffee nach Mitternacht führt zu Schlafstörungen.

Ich finde es lustig, dass fünf Jahre nach Corona immer noch irgendwelche kleinkarierten Korinthenkacker die angebliche Freiheitsberaubung beklagen. Leute, wenn ihr euch damals an die Vorgaben der Regierung gehalten habt, seid ihr doch selbst schuld. Wir saßen, fünf Jungs aus fünf verschiedenen Haushalten, weiter zusammen bei Fußballübertragungen oder DVD-Abenden vor der Glotze, natürlich ohne 1,5 Meter Abstand (so groß ist ja kein Wohnzimmer). Ich habe nie gehört, dass die Polizei solche Sachen kontrolliert hat. Wie auch? Hier leben über 80 Millionen Leute und man braucht ja auch noch einen Durchsuchungsbeschluss. Wir haben unser Leben einfach weitergelebt. Einmal in der Woche hatte ich beim Einkaufen die bescheuerte Maske auf und das wars. Es gab nur ein einziges ärgerliches Ereignis in dieser Zeit. Ich saß mit einer Freundin im ICE, ohne Maske. Nach einer Stunde kommt ein Schaffner, nicht zur Fahrkartenkontrolle, sondern nur zu uns. Maske oder Aussteigen. Eine Gestapo-Ratte unter den Fahrgästen hatte uns offenbar denunziert. Wer heutzutage fehlende Freiheiten beklagt, sollte nach Amerika, Russland oder China schauen.


Montag, 3. November 2025

Die Wahrheit

 

Thomas Bernhard wurde von seinem Verleger förmlich um seine Manuskripte angebettelt. Zu Elias Canetti kam der Cheflektor persönlich nach Hause, um den handschriftlichen Text abzuholen. Dann wurde er im Verlag abgetippt und per Chauffeur zurück zum Autor expediert. Truman Capote gelang es sogar, seinem Verleger umfangreiche Vorschüsse abzuluchsen – für ein Manuskript, das es nie gegeben hat, wie man nach seinem Tod feststellte. Im wahren Leben ist alles anders. Die stählerne Beharrlichkeit des Banalen umfängt den Schriftsteller schon, wenn er nur das Haus verlässt.

Da steht er nun mit seiner Kunstledermappe an der Bushaltestelle. Es ist sieben Uhr morgens und seine Nase läuft. Als er den Bus besteigt, taucht er in eine Hölle aus lärmenden Schülern ein. Als er wenig später in der Kreisstadt aussteigt, hat er bereits starke Kopfschmerzen. Aber er muss den Verlag erreichen. Er ist pleite und braucht dringend einen Vorschuss. Also kauft er sich von seinem letzten Geld eine Fahrkarte und steigt in den Zug, der ihn in die große Stadt bringt. Als er die Bahnhofshalle der großen Stadt betritt, bekommt er es mit der Angst zu tun. So viele Menschen hat er schon lange nicht mehr auf einem Haufen gesehen. Schnell weiter! Als er auf den Vorplatz tritt, um sich auf den langen Fußmarsch zum Verlagsgebäude zu begeben, setzt unmittelbar ein schwerer Regen ein. Völlig durchnässt und nach vielen Irrwegen erreicht er schließlich den Verlag. Es dämmert schon.

Er klopft an die Tür. Nichts. Er klopft noch einmal. Wieder nichts. Er klopft lauter. Endlich hört er das Geräusch schlurfender Schritte. Die Tür wird geöffnet. Die Sekretärin des Verlegers steht vor ihm.

„Was wollen Sie?“ fragt sie und sieht ihn spöttisch an. Sie beginnt zu kichern.

„Ich bin hier wegen des Manuskripts, das ich Ihnen vor sechs Monaten geschickt habe.“

„Manu-, Manu-, Manuschibt?“ lallt sie verständnislos und kichert wieder.

„Erkennen Sie mich denn nicht, Frau Maiselova? Ich bin Andy Bonetti. Einer Ihrer Autoren.“

Sie muss sich im Türrahmen abstützen, um nachzudenken. „Brunetti … Buletti … Haben wir wasch ssu essen bestellt? Ha-haben Sie die Pizza etwa in Ihrer Mappe?“

„Liebe Frau Maiselova, ich muss unbedingt den Herrn Verleger sprechen. Es ist wichtig.“

„Den?“ Sie lacht laut und beginnt, gefährlich zu schwanken. Dann tritt sie zur Seite und bittet ihn mit einer übertriebenen Verbeugung hinein.

Im Vorzimmer stapeln sich die Manuskripte zu Bergen, auf dem Schreibtisch der Sekretärin stehen leere Weinflaschen und Gläser. Offensichtlich hat es eine Feier gegeben.

Frau Maiselova deutet auf eine Tür und schiebt ihn dann mit beiden Armen auf sie zu. „Gehen Sie ruhig rein“, ermuntert sie ihn.

Er öffnet die Tür und sieht den Verleger, der den Kopf auf die Tischplatte gelegt hat und laut schnarcht. Er macht ein paar Schritte auf ihn zu und ruft: „Guten Tag, Herr Bloch!“

Keine Reaktion. „Herr Bloch?!“ Er stellt sich neben ihn und schüttelt ihn sanft. Nur ein kurzes Grunzen, dann ein zufriedenes Schnaufen. Er packt ihn bei den Schultern und setzt ihn aufrecht hin. „Herr Bloch! Es ist wichtig! Es geht um mein Manuskript. Haben Sie ‚Liquid Heaven‘ gelesen?“

Er stöhnt. Er krächzt. Dann schüttelt er den Kopf und öffnet die verquollenen Augen zu winzigen Schlitzen. „Wer? Was?“ sagt er mit schwerer Zunge, dann fällt sein Kopf zurück auf den Tisch. Mit seinen Armen reißt er ein paar Schnapsflaschen um.

Es ist nichts zu machen. Er schnarcht wie ein Bär im Winterschlaf.

Bonetti setzt sich also in einen Besuchersessel und wartet. ‚Ich werde einfach solange warten, bis er wieder aufwacht und mir zuhören kann. Ich brauche das Geld. Ich habe noch nicht einmal genügend Geld für die Heimfahrt. Es gibt keine andere Möglichkeit‘, denkt er. Draußen bricht die Nacht herein.

Als er aufwacht, ist es heller Morgen. Der Verleger ist wach und schaut ihn neugierig an.

Er reibt sich den Schlaf aus den Augen und beginnt: „Herr Bloch. Sie erinnern sich doch an mich, oder? Andy Bonetti. Ich habe Ihnen das Manuskript vor sechs Monaten geschickt. Mein neuer Roman.“

Der Verleger lacht vergnügt und klopft sich auf die fetten Schenkel. Dann steht er auf und torkelt zu einem Wandschrank. Er öffnet ihn und zieht wahllos zwei Manuskriptbündel heraus, die er wild über seinem Kopf schwenkt. Plötzlich wirft er sie hoch in die Luft und bricht in einen Lachkrampf aus. Tränen rollen über seine feisten Wangen, vor lauter Atemnot muss er sich setzen. Dann greift er zu einer Flasche Bourbon und schenkt sich ein Wasserglas voll, das er in einem Zug austrinkt. Nach einem kleinen Rülpser legt er den Kopf auf die Tischplatte und schläft ein.

 

Sonntag, 2. November 2025

Die heilige Madonna von Wismar

 

Es hätte sein Tag sein können. Eine spektakuläre Aktion. Der Tipp stammte von einem langjährigen Informanten und hatte ihn ein Pfund Kokain aus der Asservatenkammer gekostet. Er wollte es vor der versammelten Presse inszenieren. Danach wären sie im Polizeipräsidium gar nicht um seine Beförderung zum Kriminalrat herumgekommen. Der Innenminister hätte ihm persönlich die Hand geschüttelt, vielleicht wäre sogar ein Orden drin gewesen.

***

„Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich, dass Sie heute so zahlreich erschienen sind, und begrüße auch die Vertreter der regionalen und überregionalen Medien.“ Der Bürgermeister stand im milden Licht der Herbstsonne, seine Amtskette glänzte und er strahlte seine Zuhörer an. „Vor achtzig Jahren hat die Rote Armee unsere Madonna als Kriegsbeute mitgenommen und in einer Kirche in Kiew aufgestellt, das damals noch zur Sowjetunion gehörte. Als Zeichen der Verbundenheit mit den freiheitsliebenden Ukrainerinnen und Ukrainern, die so tapfer gegen die Schergen des russischen Diktators Putin kämpfen, erhalten wir heute die heilige Madonna von Wismar zurück.“

Applaus. Der Pastor zieht am Tuch und enthüllt die Statue. Sie ist etwa einen Meter groß und frisch restauriert. Der Bürgermeister stellt sich neben den Sockel, auf die man die Madonna gestellt hat. Fotoapparate klicken, Kameras surren und Dutzende Handys werden in die Höhe gehalten.

Das ist das Stichwort für Kommissar Buntschuh, der mit seinem Assistenten Krämer etwas abseits in einem Wagen gewartet hat. Sie stürmen auf die Menschenmenge und die Bühne zu. Der Kommissar ruft: „Hier spricht die Polizei. Alles auf den Boden. In der Madonna ist Plutonium.“ Er hat sich den Text lange überlegt. Das Plutonium würde für eine schmutzige Bombe reichen und er bewahrt in wenigen Sekunden Deutschland vor einer nuklearen Katastrophe.   

Bis auf die Kameramänner legen sich tatsächlich alle auf den Boden, einschließlich dem Bürgermeister und dem Pastor. Buntschuh reißt die Madonna zu Boden und sein Assistent trennt mit einer Kettensäge erst die Bodenplatte und dann den Kopf ab, der von der Bühne rollt. Dann öffnet er den Torso der Länge nach. Im Innern ist ein verchromter Behälter, den der Kommissar triumphierend in den Himmel reckt.

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Buntschuh wird sechs Monate suspendiert und findet sich anschließend als Knöllchenaugust beim Ordnungsamt wieder. Der Behälter erwies sich als Cocktail-Shaker, der mit Dinkelmehl gefüllt war. Bei seinen privaten Nachforschungen stößt er auf ein Labyrinth aus Lügen, Intrigen und Geheimnissen. Sein Informant war von seinem größten Konkurrenten, Kommissar Reitmeier, gekauft worden. Am Boden hatte die Statue eine Klappe, sodass ein geschmierter Zollbeamter den Shaker im Inneren platzieren konnte. Die ganze Nummer ging selbstverständlich viral und die gesamte Landespolizei hat sich bis auf die Knochen blamiert. Um den Ruhm ganz für sich allein zu haben, hatte Buntschuh natürlich keinen Vorgesetzten informiert und selbst seinen Assistenten bis zum letzten Augenblick im Unklaren gelassen.

 

Samstag, 1. November 2025

Trump beendet Krieg zwischen Coca-Cola und Pepsi

 

Blogstuff 1223

Zunehmender und abnehmender Mond – kenne ich. Aber seit zehn Jahre nehme ich immer größere Teile des Himmels ein.

Schweren Herzens musste ich Söder auf Insta entfolgen. Aber es ging nicht mehr anders.

Aufgrund meiner Fähigkeiten im Bereich Rührei mit Bacon bin ich in der Brunch-Mannschaft meiner Firma.

Hätten Sie’s gewusst? Es gibt 590.000 Influencer in Deutschland. Allerdings können drei Viertel von ihnen nicht von diesem Job leben.

Fun Fact For Fans: Das reale BIP pro Kopf hat in Deutschland laut OECD seit 2015 um weniger als drei Prozent zugelegt, im Durschnitt aller OECD-Länder aber um 36 Prozent (USA: 40 Prozent). Mit einem Strohfeuer aus schuldenfinanzierten Investitionen versucht die Regierung Merz, den Niedergang zu verschleiern. Im „Herbst der Reformen“ wurde bisher nur der Name des Bürgergelds in Grundsicherung geändert. Mehr dürfen wir bis Weihnachten nicht mehr erwarten. Zurück zu unserem Außenreporter Holgi, der in der Fußgängerzone von Gütersloh zum Thema Stadtbild Kopftücher und Afrikaner zählt.

Ab dem 1.1.2026 gibt es die „Frühstart-Rente“. Jedes Kind zwischen 6 und 18 bekommt monatlich zehn Euro von Vati Staat auf ein Konto. Das sind im Jahr 120 Euro und bei maximaler Förderung, also zwölf Jahren, immerhin 1440 Euro. Mal sehen, was diese Summe im Jahr 2100 noch wert ist.

Wann wird Manspreading olympisch?

Fachausdruck für hoffnungslose Verliebtheit: Romeopathie.

Warum packen sich die reichen Leute auf Sylt Unkrautbündel aufs Haus? #Reetdach

Mein letzter Tag beim Wachpersonal des Heimatmuseums begann mit meiner Durchsage „Wir müssen das Gebäude ejakulieren“. Das kann bei einer Notfallübung schon mal passieren.

Silverberry Larryjerry, sein eigentlicher Name war Judge Fudge McFiddle, war Sänger der Band „Die Einbauschränke“ …

Homophobie: Angst vor Globuli.

Wenn man jung ist, arbeitet man sich noch an den großen Fragen und an den großen Begriffen ab. Im Alter bleibt nur die müde Ironie angesichts der Banalität menschlichen Treibens. Da ist nichts Großes, nichts Bleibendes, nichts, wonach sich zu fragen lohnt.

Ich habe gerade mal wieder Manns „Tonio Kröger“ gelesen. Da wird ein Bankier erwähnt, der ins Gefängnis kommt und dort anfängt, Novellen zuschreiben. Wahrscheinlich ist Einsamkeit und der Mangel an Ablenkung einer der Gründe, warum man überhaupt mit dem Schreiben beginnt. Am Anfang stehen immer Kritzeleien, nicht die große Kunst.

 

Freitag, 31. Oktober 2025

Unheimlich gut – Das Halloween-Special von Bonetti Media

 

Blogstuff 1222

„Wenn Dummheit weh tun würde, wäre TikTok ein Hörbuch von Stephen King.“ (Oliver Kalkofe)

Wer sagt, man solle jede Minute des Lebens genießen, hatte noch nie Verstopfung. #Stuhlkreis

In eigener Sache: Alles, was ich mit diesem Blog verdiene, spende ich für einen guten Zweck – bei Getränke-Hoffmann.

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Sein vulgärphilosophisches Grundsatzwerk „Süße Sehnsucht, bittere Erkenntnis“ hat das neue Buch von Precht von Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste verdrängt.

Im Kaiserreich hieß die Jacke noch Rock und die Hose Beinkleid. Das würde heute zu Verwechslungen führen.  

BILD berichtet: Bonettis Diadem aus dem Wichtelbacher Museum gestohlen. Dorfalkoholiker verhaftet.

Bei Heroin-Dealern heißt es ja immer: „Der erste Schuss ist umsonst“. Aber bei Metzgern ist es genauso. Als Kind bekommst du ein Stück Fleischwurst auf die Hand, während deine Mutter die Einkäufe bezahlt. Und dein Fleisch-Dealer weiß genau: Du kommst wieder, du hängst an meinem Angelhaken, du bist mir hörig bis ins Grab. Im Hunsrück hatte ich einen Metzger im Nachbardorf, wo ich auch als Erwachsener noch ein Stück Fleischwurst bekam. Ich kann Ihnen sagen: Das Spiel funktioniert ein Leben lang. 

Was denkt der Stier, wenn ein Mensch seiner Frau an die Brust greift?

Bis zu seinem Tod war er unsterblich.

Was sich das Internet alles merkt. Allein 2022 habe ich 49 Bücher bei Amazon bestellt, darunter einen 736-Seiten-Wälzer von John Irving.

Ich sehe die republikanischen Höflinge und Trumps hündisch ergebene Oligarchen in den gleichen Kostümen, die zuletzt bei Bällen in Versailles getragen wurden, die Quadrille tanzen. Im Ballsaal des Weißen Hauses wird es auch prächtige Festmahle geben, bei denen König Don die Eröffnungsrede hält.

In der Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre gab es in den USA sogenannte Penny-Auktionen, bei der die Banken gepfändete Bauernhöfe versteigerten. Die Nachbarn einigten sich, bei diesen Auktionen nicht mehr als ein paar Cent für Häuser, Felder und Vieh zu bieten. Anschließend gab man die Farmen an die Familien zurück. Das war gelebte Solidarität. Zur Warnung an Fremde, die diese stille Übereinkunft brechen wollten, hingen im offenen Scheunentor Henkerstricke. Das System funktionierte.

Deutscher Soldat 1915.



Deutscher Soldat 2025.

Donnerstag, 30. Oktober 2025

Die Macht der Gewöhnlichkeit

 

Blogstuff 1221

Was hat eigentlich die CSU falsch gemacht, dass die Freien Wähler in Bayern bei zehn Prozent und in der Landesregierung sind? In keinem Bundesland ist das der Fall. Ich kenne die Freien Wähler aus meiner Zeit, in der ich in einem Hunsrückdorf gelebt habe. Dort haben sie ihre Berechtigung, weil es die Leute aus dem Dorf sind, die wissen, was das Dorf braucht – ohne weltanschauliche Debatten und Parteiquark. Schon auf Länderebene haben sie ihren Sinn verloren. Nirgendwo in Deutschland spielen sie eine Rolle, nur in Bayern. Aber Döner-Söder merkt nix. Fressporno und Bierzelt. Reicht auch. FJS würde sich im Grab umdrehen.

Im Café. Am Nachbartisch zwei Ü60-Frauen mit „modischem“ Kurzhaarschnitt. Beide glotzen schweigend auf ihr Handy wie Teenager. Warum haben sie sich hier getroffen?

Schlager übertreiben immer: Roland Kaisers „Sieben Fässer Wein“. Er hat sieben Gläser getrunken, nicht mehr. Oder Münchner Freiheit: „Und ich halt dich fest, bis wir uns wieder sehen“. Wie soll das funktionieren? Wenn der Sänger sie festhält, gibt es kein Wiedersehen. Dazu muss die Frau wenigstens mal auf dem Klo gewesen sein.

Mache ich mir die Gedanken oder rauschen sie von allein durch meinen Schädel? Erinnerungen, Assoziationen, Erkenntnisse.

Wie bei einem Planeten war sein Körper in der Mitte am breitesten.

Extremistische Parteien funktionieren nach dem Sündenbockprinzip. Für die Linken sind die Milliardäre an der Armut schuld, für die Rechten sind die Ausländer an der Kriminalität und der Arbeitslosigkeit schuld. Da kann ich nur sagen: An der Dummheit sind die Dummen schuld.

In meiner Kindheit gab es in unserer Kleinstadt keine Türken, Araber oder Afrikaner. Eine Handvoll Italiener und Jugoslawen, die sich äußerlich nicht von uns Einheimischen unterschieden – das war alles. Bis auf zwei Ausnahmen. Eine Inderin im Sari, die ich im Supermarkt immer angestaunt habe; später war ich mit ihrer Tochter befreundet und Gast in ihrem Haus. Und ein Kind, das in unserem Viertel nur der „Zigeunerjunge“ genannt wurden, von manchen Leuten sogar „Zigeunerbastard“. Er wuchs etwa hundert Meter Luftlinie von mir entfernt auf, war dunkelhäutig, kleinwüchsig, rotzfrech, hyperaktiv und passte rein äußerlich nicht zu seinen Eltern und zu seinen Schwestern. Da jeden Sommer Zigeuner für ein bis zwei Monate am Rand unseres Viertels lagerten und der Junge im April auf die Welt kam, reimten sich die Einheimischen die Geschichte zusammen, seine Mutter hätte im Sommer 1965 mit Zigeunern gevögelt. In einer Kleinstadt ist nicht viel los, solche Erzählungen greifen schnell um sich. Was der Junge wohl heute macht?

INSA-Politiker-Ranking: An die Spitze Pistorius vor Söder und Wüst, am Ende auf dem 20. und letzten Platz Spahn, Vorletzter ist Kanzler Merz.

Neu: armenisches Kartoffeleis. Nur echt mit gefärbten Hirsestreuseln.



Rumänische Kühlschrankwerbung 1969

Mittwoch, 29. Oktober 2025

Uiguren in gelbem Schnee

 

Blogstuff 1220

In den Höhlen der Steinzeitmenschen hat man jede Menge Tierknochen gefunden. Ein sicheres Zeichen, dass man damals weder die Höhle geputzt noch den Müll rausgetragen hat. 

Ich habe nie verstanden, warum Menschen Kinder in die Welt setzen. Es kostet Zeit, Nerven und vor allem viel Geld, um sie großzuziehen. Für ein Kind könnte man sich auch eine Eigentumswohnung kaufen. „Aber ist so schön, Kinder zu haben“, höre ich die bemitleidenswerten und fehlgeleiteten Eltern sagen. Ja, aber das sind Star-Wars-Sammelteller auch.

Putin spielt mit Trump wie Clinton mit Jelzin in den Neunzigern.

Es ist immer dasselbe: vom zornigen jungen Mann (links) zum Wutbürger (rechts) in dreißig Jahren. Erst sind die Araber sein Freund (Palästinensertuch), dann eine Bedrohung „im Stadtbild“.

Werbung: Bonetti Sneakers – We live shoes.

Ich habe als Kind einen toten Clown im Wald gefunden. Ich stupste ihn mit einem Zweig an, aber er bewegte er sich nicht. Dann drehte ich ihn um und sah in das bemalte Gesicht. In seinen Augenhöhlen wimmelte es vor Maden. Seitdem habe ich Coulrophobie.

„Onkel Dons Hütte“ (Nils Heinrich) bekommt einen Ballsaal. Warum eigentlich?

Kommen vier Immobilienmakler zum Koks-Italiener in Mitte …

Moderne Technik soll uns das Leben leichter machen und Zeit sparen. Das Internet ist aber von den Tech-Oligarchen so konstruiert worden, dass es ein Maximum an Zeit frisst und uns zu Junkies von TikTok-Videoschnipseln und Foodporn verkommen lässt. Eine Verblödungsmaschine, in die wir täglich freiwillig viele Stunden investieren.

Neu in meinem Stadtbild: Eine indische Familie (Opa mit Turban), die holländisch spricht und in ein Auto mit holländischem Kennzeichen steigt. Fragen Sie mal Ihre Tochter …

Laut BILD-KI sterbe ich kurz nach meinem 78. Geburtstag. So viele Jahre hatte ich gar nicht erwartet, aber es wurden auch keine Fragen über meine Ernährung gestellt.

Pedanten sortieren die Geldscheine in ihrer Brieftasche nach Nennwert, ich nach Seriennummer.

Alle mögen Hunde und Katzen, aber warum gibt es im Fernsehen keine Hunde- und Katzen-Videos oder Hunde- und Katzen-Schönheitswettbewerbe? Natürlich wandern die Zuschauer ins Internet ab.

Ich überlege, meine Kodak- und Agfa-Aktien zu verkaufen.