Mittwoch, 29. März 2023

Der Kronkorken der Schöpfung


Blogstuff 777

„Politikern zu applaudieren, weil sie mit öffentlichen Geldern ein neues Krankenhaus, eine Autobahn oder eine Eisenbahn gebaut haben, ist dasselbe, als wenn man einem Geldautomaten applaudiert, weil er einem das Geld auszahlt.“ (David Bowie)

Was ich am deutschen Rassismus nicht verstehe: Es ist der Hass der weißen Herren auf ihre Dienerschaft. Wie wäre es, wenn alle Migranten in einen vierwöchigen Generalstreik treten würden?

Alpha-Kevin Lindner fordert Subventionen für E-Fuels. Das ist Sozialismus. Ich finde, das sollte der Markt regeln.

Sobald die Bundeswehr aufgerüstet ist, nehmen wir uns den deutschen Donbass vor. Elsass-Lothringen muss befreit werden!

Die öde Strategie, punktuell den Autoverkehr lahmzulegen, nervt nur noch. Und das sage ich als jemand, der seit fast dreißig Jahren kein Auto mehr hat. Was kommt als nächstes? Angriff auf die Steakhäuser und Grillpartys? Warum besetzt man nicht die Konzernzentralen oder blockiert ihre Eingänge? Oder man nimmt sich die Parteien vor, die den Klimaschutz blockieren? Wann brennt Lindners Porsche?

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er spielt „Hells Bells“ auf der Ziehharmonika und hat schon fünf Euro in seinem Hut.

Offener Tag an der Mainzer Uni 1986. Ich will Journalist werden und Publizistik studieren. Gegen Ende seines Vortrags gibt der Prof den NC bekannt: 1,7. Schlagartig leert sich der Saal, auch ich gehe (2,6). Die armen Streber, die einen Studienplatz bekommen haben. Ich wollte in der heutigen Zeit kein Journalist sein.

Schweppenhausen hat längst seinen eigenen Bauskandal. Fünfhundert Meter Straße, vom der Hauptkreuzung bis zur Hühnerfarm am Ortsausgang Richtung Autobahn, wurden vor einem Jahr aufgerissen. Seither ist die Straße unpassierbar. Außerdem wird die Brücke über den Guldenbach in der anderen Richtung saniert. Zwei von vier Richtungen auf der Kreuzung sind gesperrt. Zur Autobahn muss man umständlich über Windesheim fahren. BER und S21 nix dagegen! Kriegt dieses Land eigentlich gar nichts mehr hin?

Die Firma Merck aus Darmstadt ist Weltmarktführer bei Flüssigkristallen, die für Flachbildschirme und Handydisplays benötigt werden. Das Unternehmen wurde 1668 gegründet. Man muss halt einfach den richtigen Riecher haben und früh in den Markt einsteigen.

Wer hat sich über den Untergang der Titanic gefreut? Die Hummer in der Kombüse.

Dieter Nuhr sagt, der Klimawandel wäre gar nicht so schlimm. Das tröstet mich.

Wie lange müssen politisch Verfolgte noch in Deutschlands Kerkern leiden? Freiheit für Prinz Heinrich XXL von Hastenichgesehen.

Dienstag, 28. März 2023

Tage gibt’s, die gibt’s gar nicht

 

„Hallo, ich bin der fröhliche Freddy und ich ticke genau auf deiner Wellenlänge.“

Niemand, der fröhlicher Freddy heißt, tickt auf meiner Wellenlänge. Fünfzig Meter weiter stehen die Tierschützer.

„Möchten Sie Tieren helfen?“

„Verkaufen Sie Schnitzelbrötchen?“

Wenn ich jetzt noch eine Arschkrampe von der letzten Generation treffe, schlage ich einfach wortlos zu, denke ich, aber ich komme unbehelligt bis zum „Anti-Quariat“ in Schöneberg.

Palim Palim. Ich frage den Bücherfritzen nach „Das Leiden der Enterbten“ von Trevor Hornfellow. Er zuckt mit den Schultern, zeigt auf die vielen Regale voller Bücher und sagt: „Keine Ahnung.“

So geht es in dieser Stadt zu, seit ich hier lebe. Du willst Auberginen kaufen und kommst mit Dosenbier nach Hause. Ich gehe buchlos weiter. Offene Fenster, es riecht nach Essen.

Ein Straßenräuber stellt sich in meinen Weg. „Brieftasche!“

„Vergiss es, du Schnarchnase.“

Er schlägt mir ins Gesicht, ich gehe zu Boden. Er tastet meine Taschen ab, findet aber nichts. Meine Barschaft ist in einer Geldkatze unterhalb meines Gürtels verborgen.

Er läuft weg. Eine alte Dame erscheint in meinem Gesichtsfeld und beugt sich leicht über mich.

„Kann ich Ihnen helfen?“

„Danke der Nachfrage, aber ich fühle mich hier unten sehr wohl.“

 

Montag, 27. März 2023

Atomlos durch die Nacht – Braucht Deutschland die Bombe?

 

Blogstuff 776

„Du bist erst fertig, wenn du am Ende bist.“ (aus Bonettis Management-Seminar Lebens-Führung III)

Vor zwanzig Jahren, am 15. Februar 2003, demonstrierten eine halbe Million Menschen in Berlin gegen den Irakkrieg. Die bis heute größte Friedensdemo in der deutschen Geschichte. Auch in Rom, Johannesburg, Moskau, New York und in vielen anderen Städten gingen Millionen Menschen auf die Straße. Am 20. März begann der US-Angriffskrieg.

Wieso gibt es in Berlin überhaupt den Volksentscheid, wenn sich die Regierung anschließend nicht daran hält? Tegel sollte offenbleiben, wurde geschlossen. Enteignung der Wohnungsmafia – wurde nicht umgesetzt. Tempelhofer Feld sollte nicht bebaut werden, wird aber jetzt doch bebaut. Da kann man sich den Volksentscheid zur Klimaneutralität bis 2030 gleich in die Haare schmieren. (Kommentar schon hinfällig: Mehrheit dafür, aber Quorum nicht erreicht, weil die Wähler offenbar resigniert haben). 

Ich habe mir gerade einen Smoothie gemixt: Schweinenackensteak, Blutwurst, Salami, Bauchspeck und Gulasch. Geheimtipp: noch einen Hauch Bierschinken dazugeben.

Nicht nur die Kirchen, auch die Gewerkschaften sind unverschämt reich. Mit einem Kollegen sollte ich Anfang 2000 ein Konzept für die DGB-Präsentation auf der EXPO Hannover erarbeiten. Der zuständige Funktionär hatte zuvor eine zweiwöchige Dienstreise durch die USA gemacht, um sich in den dortigen Vergnügungsparks „Anregungen“ zu holen. Disneyland in Kalifornien, Disney World in Florida usw. Von solchen Dienstreisen konnten wir nur träumen. Den Auftrag für die EXPO bekamen dann andere Leute, wir bekamen für unsere mehrtägigen Bemühungen eine „Abfindung“ von 10.000 DM.

Wenn wir in einer Simulation leben würden, hätte man den Programmierer längst gefeuert. #matrix

Hätten Sie’s gewusst? Bonetti hat ein kugelsicheres Fahrrad.

Wagenknecht hat zu ihrem Abgeordnetengehalt in dieser Legislaturperiode 793.000 Euro an Nebeneinkünften gehabt. Der Rubel rollt, Putinpropaganda macht sie gratis.

Integration auf kulinarischem Gebiet funktioniert nicht. In den Dörfern um Schweppenhausen gibt es vier Dönerläden (2 x Waldalgesheim, Guldental und Stromberg). Aber man kann sie alle vergessen, weil sie sich an die deutsche Kundschaft angepasst haben. Die scharfe Soße ist nicht scharf und in der Knoblauchsoße ist kein Knoblauch. Das Fleisch ist okay, aber sie haben kein kurz gegrilltes Fladenbrot. Jetzt hat hier ein Inder aufgemacht. Sicherheitshalber bietet er Pizza, Pasta und Schnitzel an. Dazu indische Pizza und ein paar echte indische Gerichte. Das Chili Chicken war schön scharf. Ein Lichtblick. Im Lokal kann man es sich auch noch nachschärfen lassen, habe ich gehört. Endlich mal was Neues im Liefereinerlei dieses Landstrichs.

P.S.: Es schneit gerade ...

P.P.S.: Trotz aller Funktionärskritik finde ich die Streiks in D + F sehr gut. Mehr davon!

Sonntag, 26. März 2023

Kapitalismus - ein Teufelskreis

 

Bis vor einem Jahr lebten wir in einer perfekten Welt. Null Inflation, null Zinsen. Geld hat nichts gekostet, alle haben sich für lau verschuldet. Wenn die Droge Geld umsonst ist und noch ein wenig Inflation hinzukommt, habe ich mit Schulden sogar ein gutes Geschäft gemacht. Vorbei. Erst sorgten die hohen Energiepreise für Inflation, dann griff das Fieber der Geldentwertung auf alle Bereiche über. Jetzt haben wir den kalten Drogenentzug, das Geld wird teuer. 3,5 Prozent verlangt die EZB, die FED über fünf Prozent. Das bringt den Staat und die Wirtschaft in die Klemme. Die Staatsschulden sind wie eine gigantische Umwälzpumpe. Ständig werden alte Anleihen fällig, die durch neue Anleihen ersetzt werden müssen. Die neuen Anleihen sind aber teuer. Ein Gedankenspiel: Würden alle aktuellen deutschen Schulden mit 3,5 Prozent verzinst werden, müsste die Regierung 88 Milliarden p.a. zusätzlich aufbringen. Oder die Bauwirtschaft: Wegen steigender Kreditzinsen sinkt die Bautätigkeit. Der Wohnungsbaukonzern Vonovia muss derzeit 5 Prozent Zinsen für Anleihen bezahlen und hat alle neuen Bauprojekte für 2023 auf Eis gelegt. Inflation und Zinsen fressen das billige Geld von damals wieder auf. Das ist ein schmerzhafter Entzug, schon stellen die Notenbanken den Junkies wieder „Liquiditätshilfen“ und im Fall der Credit Suisse hohe Bürgschaften zur Verfügung.

Berlin 2050

 

Berlin hat endlich wieder ein Tacheles. Das erste stand in der Oranienburgerstraße, Ecke Friedrichstraße und war ein ehemaliges Kaufhaus. Das neue Tacheles ist auch ein ehemaliges Kaufhaus. Im KaDeWe haben jetzt Künstler ihre Ateliers eingerichtet. Tag und Nacht schlendern hunderte junge Leute durch die Stockwerke, sehen sich Skulpturen, Videos und Bilder an, diskutieren, lachen und trinken Rotwein.

Die Generation Z hat es mit Arbeitsverweigerung, Quiet Quitting und Ablehnung von Karriere und Konsum vorgemacht. Die Generation A hat diesen Trend fortgesetzt und setzt ausschließlich auf Basic Needs. Einfache Mahlzeiten ohne Fleisch, Leitungswasser und ein Zimmer pro Person. Die Alten haben die Innenstadt verlassen, die Unternehmen haben aufgegeben oder ihre Produktion nach Asien verlagert. Arbeitskräftemangel und fehlende Innovationen haben zu einer Deindustrialisierung der deutschen Hauptstadt geführt.

Von Brandenburger Bauern kaufen sie Getreide und backen ihr Brot selbst. Butter, Obst und Gemüse kommt ebenfalls aus dem Umland. Berlin ist Avocado-frei. Es leben nur noch zwei Millionen Menschen in der Stadt. Die Mieten sind spottbillig, es gibt viel Leerstand und hunderte besetzte Häuser. Armut ist der Alltag. Die Reichen leben in ihren Villen im Grunewald oder sind nach Baden-Baden gezogen. Der Bundestag ist wieder in Bonn. Es ist wie damals in West-Berlin. Wer keinen Bock auf Kapitalismus hat, kommt in diese Stadt.

Es gibt überall wieder jede Menge Lofts für Künstler aus aller Welt. Die Industriebrachen ziehen Musiker und Maler, Dichter und Denker an. In den leerstehenden Filialen von Deichmann und McDonald’s sind jetzt Off-Theater und Kaffeehäuser, Bars und Clubs, Fahrradläden und kleine Handwerksbetriebe. Kinder werden in Nachbarschaftsgruppen von Eltern unterrichtet. Wegen Nachwuchsmangel und ausbleibenden Steuerzahlungen haben Polizei und Verwaltung die Zahl der Beschäftigten auf ein Minimum reduziert. Berlin 2050. Ich bin gekommen, um zu bleiben. 

 

Samstag, 25. März 2023

Rudi’s Reste Reime – Färse für Fortgeschrittene

 


Auf der Lebens Autobahn

Stehst du öfter mal im Stau

Später rast du wie im Wahn

Fährst wie ’ne gesengte Sau

 

Durch die Täler, über Berge

Viele tausend Kilometer

Fürchtest Riesen, ärgerst Zwerge

Mal zufrieden, mal Gezeter

 

Auf die Nächte folgen Tage

Unerbittlich naht das Ziel

Deiner Reise, keine Frage

Exitus im schönen Kiel

Fragment 3/23

 

Der dichte Nebel verlieh der trostlosen nassgrauen Landschaft ein unheilvolles Aussehen. Wir bogen mit unserem Land Rover von der Landstraße auf einen Kiesweg ab, der uns wenige Minuten später zu einem düsteren Anwesen führte. Als wir näherkamen, stellten wir fest, dass es sich um eine Ruine handelte. Wir gingen um das riesige Haus herum. Auf einer Wiese entdeckten wir einen schäbigen Wohnwagen mit platten Reifen. Ich klopfte an die Tür. Ein Riese in einem knallroten adidas-Trainingsanzug und rosa Plüschpantoffeln mit Hasengesichtern öffnete mir und sah mich fragend an.

„Rockwell City Limits Department of Future Crime”, stellte ich mich vor.

„Was?”

„Die Polizei, Sir. Wir hätten da ein paar Fragen.“

„Ich habe nichts gemacht.“

„Noch nicht, Mister Bonetti, noch nicht.“

(Fragment. Der zwölfstündige Director’s Cut läuft am 1. April auf Arte)