1.
Alkohol
2.
Drogen
3.
Binge Watching
4.
Lieferpizza
5.
Noch mehr Alkohol
6.
Fremde anschreien
7.
Selbstmitleid
Immer wissen, was läuft
1.
Alkohol
2.
Drogen
3.
Binge Watching
4.
Lieferpizza
5.
Noch mehr Alkohol
6.
Fremde anschreien
7.
Selbstmitleid
Blogstuff 975
BILD-Schlagzeile am 8.10.2024.
Aber alles ist okay, Leute. Keine Panik.
Es gibt jetzt
Flaschenverschlüsse, die nach dem Öffnen mit dem Flaschenhals verbunden
bleiben, als würde es sich um eine katholische Ehe handeln. Mich stört das
nicht. Wein-, Bier- und Schnapsflaschen sind von dieser Neuerung nicht
betroffen. Sonst gäbe es vermutlich Massendemonstrationen gegen die Regierung.
Das ist gelebter Sexismus: Die
Friseurin bietet mir ein Glas Wasser an, während die ältere Dame neben mir die
Wahl zwischen Tee, Kaffee und Champagner hat. Wenigstens sind die Haarschnitte
für Frauen teurer.
Es geschehen noch Zeichen und
Wunder. Mein Dönerladen hat den Preis für einen Döner von 6,50 auf 6 Euro
gesenkt. Danke, Habeck!
„Als mein Nervus marcus exmatrikuliert
wurde, bekam ich einen multiplen Organismus.“ Achtzig Millionen Experten nicken
wissend.
Das ist der Rekord: Ich bin mit
einer Freundin um 12:30 Uhr zum Mittagessen in unserem Stammlokal verabredet
und wir gehen um 19 Uhr. Der Wirt, der die ganze Zeit bei uns sitzt, schenkt
immer wieder Wein nach und bringt nach Vorspeise (frische Steinpilze) und
Hauptspeise (Hirschgulasch) immer wieder neue Leckereien wie Garnelen und Süßspeisen
an den Tisch. Er erzählt von seinen illustren Gästen, die es allesamt mit
Bonetti aufnehmen können. David Garrett, der beim ersten Mal kein Bargeld und
keine EC-Karte dabeihat, beim zweiten Mal aber immerhin die richtige Karte vorweisen
kann. Der Bugatti-Fahrer, der ihm seine Armbanduhr im Wert von 300.000 Euro
zeigt, die man beim Kauf eines Bugatti Chiron Super Sport für vier Millionen
Euro geschenkt bekommt. Das Ziffernblatt zeigt nicht nach oben, sondern nach
rechts, damit man bei Tempo 440 nicht den Unterarm drehen muss.
Wie viele Demokratien waren zu
meinen Lebzeiten noch Diktaturen? Spanien, Portugal, Südkorea, Türkei,
Argentinien, Chile, Osteuropa komplett usw. Die Demokratie ist nicht auf dem
Rückzug.
Ku’damm 195 ist ein Imbiss mit
Tradition. Zwei Currywürste mit Pommes + eine Bratwurst für den Hund kosten
aktuell 18 Euro. Als ich in den Neunzigern zuletzt da war, sah die Sache noch
anders aus. Es war zwar die einzige Bude, in der man auch Champagner trinken
konnte, aber die Preise waren normal. Aus guten Gründen meide ich den Ku’damm
inzwischen. Mit dem „Petrocelli“ ist es genauso. Sie fingen in meinem Kiez mit
einem kleinen Lokal an, hausgemachte Pasta und guter Wein. Inzwischen sind sie
auf dem Ku’damm und zocken Touristen ab. Der alte Petrocelli, dessen Frau nach
altem Familienrezept die Nudeln machte, eröffnet fortlaufend neue Lokale mit
Investoren, die von seinem Namen profitieren wollen. Nach einem halben Jahr
zieht er sein Geld ab und lässt die gierigen Trottel gegen die Wand laufen. Funktioniert,
laut meinen Insider-Informationen, seit vielen Jahren sehr erfolgreich.
So sieht mein Schreibtisch nach
zwei Monaten aus, seit ich wieder in Berlin lebe. Wer findet die drei Tütchen („Portionsbeutel“)
mit Ketchup, Mayo und Senf? Wer weiß, wofür ich die Body Lotion und einen
Kulturbeutel brauche?
Einer von Dutzenden
öffentlich-rechtlichen Sendern soll dichtgemacht werden: 3sat. Das Geheule der
Kulturszene ist groß. Arte und 3sat sollen fusionieren. Ein Verlust für alle Menschen,
die sich für Intellektuelle halten, wenn sie abends aus dem Büro nach Hause
kommen, und als Student fünfeinhalbmal im Theater gewesen sind. Ich spiele mal
den Advocatus diaboli und frage: Wirklich? Sehen Wir uns das aktuelle Programm
mal an.
„Schweizer Hundegeschichten“, „Spektakuläre
Bergbahnen“, sinnlose und kommentarfreie Kameraschwenks mit Volksmusikgedudel namens
„Alpenpanorama“, ein Bericht über Eintöpfe aus dem Odenwald („Hessen a la
carte“), eine Reportage über das Leben der Bergbauern, „Traumschlösser und
Ritterburgen“, abends und am Wochenende immer nur Wiederholungen von uralten
Spielfilmen und Fernsehproduktionen der großen öffentlich-rechtlichen Sender in
Deutschland, Österreich und der Schweiz. Am Sonntag läuft zum Beispiel „Charleys
Tante“ mit Peter Alexander in Frauenkleidern Konsequenz: 1,4 Prozent
Marktanteil.
Es gibt auch Eigenproduktionen
wie „nano“ und „Scrobel“. Ich selbst schaue mir nur „Till Reiners‘ Happy Hour“
an. Ansonsten ist es eine Mediathek für alte Menschen, die zu blöd sind, die
echten Mediatheken der Öffis zu nutzen. Redakteure, die wirklich Sendungen
produzieren, werden vermutlich weiterbeschäftigt. Ein Teil des
Verwaltungswasserkopfs auf dem Lerchenberg verschwindet. Eine von diesen
Witzblattfiguren kannte ich früher persönlich. Als freier Mitarbeiter war er
für die Zeitplanung zuständig. Das kann heutzutage auch ein Computerprogramm.
Schließlich ist die Länge jedes Beitrags auf die Sekunde genau bekannt. Und
würde eine Sendung in diesem verstaubten Medienkeller eine Minute später
anfangen, wäre es auch egal.
Ich sage: Zieht 3sat den
Stecker. Und bringt endlich mal echte Kultursendungen. Was mich an „ttt“ oder
„aspekte“ am meisten stört: Ein Großteil der Sendezeit geht dafür drauf, dass
die Kulturredakteure ihren ganz persönlichen Senf zur politischen Lage zum
Besten geben. Lasst es bitte bleiben. Dafür gibt es die Nachrichtenredaktionen
und das Korrespondentennetz. Oder die Printmedien und ihre Online-Präsenzen. Wer
völlig orientierungslos ist, liest einfach Bonetti.
Blogstuff 974
Es war schon immer ein bisschen
uncool, in WilmersDORF zu wohnen, aber ich bin auch noch Einwohner des BAYERISCHEN
Viertels. Das Viertel geht im Norden bis zur Tauentzienstraße. Das KaDeWe gehört
also dazu.
Im Fernsehen laufen die ersten
vier Folgen von „Drei Damen vom Grill“. Ich habe diese Serie als Kind geliebt. 1977,
West-Berlin, Emanzipation live. Drei Generationen alleinstehender Frauen. Wie
meine Mutter. Erst später habe ich erfahren, dass der Imbisswagen zunächst am
Nollendorfplatz stand. Dann ist er umgezogen, in Richtung Westen. Ich hätte
mir damals nicht träumen lassen, dass ich als Erwachsener im selben Kiez leben
würde. Der Nollendorfplatz ist 1,6 Kilometer von mir entfernt. Heute ist um die
Ecke meine Hotdog-Stammbude. Sehr empfehlenswert.
Hätten Sie’s gewusst? Sake
schüttet man in einen Esslöffel und erhitzt ihn mit einem Feuerzeug, so wie man
es auch bei Heroin macht.
Body Bildung – habe ich noch nie
verstanden.
Wer kostenlos und werbefrei
Formel 1 sehen möchte: Free TV Stream: online kostenlos Fernsehen | raid.rush (raidrush.net) Einfach auf ORF 1 gehen. Hier kann man die Sender
der Schweiz und aus Österreich sehen.
Astrologie ist natürlich
Quatsch, aber was ist mit Glückskeksen? Ich habe heute in meinem Keks gelesen:
"Sie werden eine vielversprechende Zukunft zu genießen." Zur
Sicherheit auch nochmal auf Englisch und Polnisch. Hat mich total aufgebaut.
Die Sinnsprüche sind phantastisch. Ich glaube schon, dass da was dran ist.
Was macht eigentlich Heinz
Pralinski? Neuerdings spricht er nicht nur im Schlaf, er telefoniert auch im
Schlaf.
Es ist so weit. Die KI greift
auf mein umfangreiches Werk zurück. Wenn Sie in Zukunft der KI eine Frage
stellen, antwortet Ihnen vermutlich Bonetti: „Die Mitgliederversammlung der VG
WORT hat am 1. Juni 2024 Änderungen des Wahrnehmungsvertrags der VG
WORT beschlossen. Dabei wurde der Wahrnehmungsumfang in § 1 Abs. 1 Nr.
37 um eine Rechteeinräumung erweitert, mit der die VG WORT in die Lage versetzt
werden soll, Unternehmen und Behörden bestimmte Nutzungen von Werken für
unternehmensinterne Anwendungen der Künstlichen Intelligenz zu ermöglichen.“
Post von der Rentenversicherung.
Ich kann bereits mit 65 abschlagsfrei in Rente gehen. Das ist in sieben Jahren.
Allerdings bekomme ich nur 550 Euro.
„Christian Lindner - Brutaler
Amoklauf an der Grenze zur Groteske“. Bonettis Polit-Doku läuft ab 21. Oktober
in der ARD-Mediathek.
Siemens hat jetzt einen
Kugelschreiber erfunden, den man auch als Fieberthermometer benutzen kann. Es
läuft bei der deutschen Industrie.
Blogstuff 973
Mich trifft der Schlag! Meine
alte Chefin Jeanne Grabner spricht in der rbb-Abendschau. Sie leitet eine
soziale Einrichtung, die sich für Angehörige der Unterschicht einsetzt (ich
habe jetzt gerade keinen Bock auf „sozial Benachteiligte“ und anderen Scheiß).
Sie war 2008 Leiterin des Quartiersmanagements Brunnenviertel-Brunnenstraße und
hat mich damals als Kiezschreiber eingestellt. Ihre Mutter hat die einzige
Gandhi-Biographie in der DDR geschrieben (da hatte ich als Gandhi-Biograph
natürlich einen Pluspunkt) und hat der damaligen Friedensbewegung in vielen
Treffen die Strategie des zivilen Ungehorsams und Möglichkeiten des gewaltlosen
Widerstands vermittelt. Bis Ende 1989 wurde ihre Familie von der Stasi
überwacht. Jeanne war mit zwanzig selbst Teil der Friedensbewegung und war
Mitorganisatorin der Potsdamer Demo gegen die SED-Diktatur am 7. Oktober 1989,
dem vierzigsten Jahrestag der DDR-Gründung. Jetzt soll sie fünfzig Mitarbeiter
entlassen, weil der CDU/SPD-Senat im sozialen Bereich kürzen will. Aber ich
weiß, dass sie kämpfen wird. Wie immer. Ich habe in meinem Leben nur wenige
Vorbilder persönlich getroffen. Jeanne gehört dazu.
Die FDP ist bei allen großen Meinungsforschungsinstituten
unter fünf Prozent. Eine Splitterpartei führt eine ganze Bundesregierung am
Nasenring durch die Manege, weil sie mit Austritt drohen kann. In der aktuellen
Situation ist es die Drohung mit Selbstmord.
Lebensraum im Westen. Wie lange
dauert Putins Eroberungsfeldzug noch?
Mark Zuckerberg hat mir 500
Millionen Dollar für mein Medienunternehmen geboten. Aber ich wäre ein Narr,
wenn ich jetzt verkaufen würde.
Ist der Kauf von veganer Wurst
angewandte Gesellschaftskritik? Oder der Kauf von Roastbeef? Man weiß es nicht
mehr.
Erhardt und Kiesinger waren auch
nur drei Jahre Kanzler. Wenn Lindner demnächst den Stecker der Ampel zieht,
gehört Scholz zu diesem exklusiven Club.
Am U-Bahnhof Güntzelstraße stand
einmal eine berühmte Imbissbude. Dort wurde eine längere Szene für Wim Wenders
„Der Himmel über Berlin“ gedreht. Ich habe dort im Laufe vieler Jahre hunderte
Currywürste gegessen. Sie wurde schon vor Jahren abgerissen. Jetzt soll an
dieser Stelle ein Mahnmal für das geschlachtete Schwein entstehen. Ein
Spanferkel am Spieß in Bronze auf einen rosafarbenen Sockel. Ich weiß nicht, ob
ich das gut finden soll.
Um die Putinisten, die uns
Ukraine-Unterstützer immer erzählt haben, wir sollten doch selbst an die Front
fahren, um zu kämpfen, ist es ruhig geworden. Sie kämpfen vermutlich gerade für
Mütterchen Russland. Genauso wie die arabischen Maulhelden, die hier
demonstrieren, anstatt ihr Volk im Kampf gegen Israel zu unterstützen. Vor Ort.
Mit einer Waffe und nicht mit einem Plakat. Viel Spaß!
Es war mitten in der Nacht, als
mich ein gewaltiger Lärm aus dem Schlaf riss. Ich ging ans Schlafzimmerfenster
und wurde von einem gigantischen Blitz geblendet. Was war geschehen? Ich zog meine
Jacke und meine Stiefel an und ging hinaus. Mein Haus steht weitab von jeder
Siedlung auf einer Lichtung im Wald. Hinter den Bäumen sah ich ein blaues Licht.
Ich beschloss, mir die Sache näher anzusehen.
Dort stand ein Raumschiff, das
entfernt an den Millennium-Falken erinnerte. Leichter Nebel umgab das Schiff.
Eine Rampe wurde heruntergelassen und ein Mann kam auf mich zu. Er trug ein
blaues Uniformhemd und schwarze Hosen. Seine Ohren waren so spitz wie die Ohren
eines Wüstenfuchses. Hatte ich ihn schon einmal gesehen? Aber mir fiel der Name
nicht ein.
„Ich bin gekommen, um dir die
Zukunft zu zeigen, Bonetti.“
„Warum gerade mir?“
„Weil du der wertvollste lebende
Mensch bist, von überragender Intelligenz und mit großer medialer Reichweite.“
Was hätte ich sagen sollen? Die Leserzahlen
lügen nicht.
Er zeigte mir sein Raumschiff. Am
Steuer saß ein fischköpfiger Mann, der immer wieder rief: „Es ist eine Falle.“
Am meisten beeindruckte mich die Traummaschine. Sie konnte Gedanken lesen und
meine Wünsche in die Realität umsetzen. Ich hatte noch nie so gutes Bier
getrunken und die Kalbsbäckchen mit Semmelknödel schmeckten phantastisch.
Eigentlich war ich nicht sicher, ob ich noch ein Tiramisu schaffe, aber es kam
trotzdem – und ich schaffte es.
Dann flogen wir durch ein
schwarzes Zeitloch ins Jahr 3024. New New York. Es gab dort weder
Straßenverkehr, U-Bahnen oder Flugzeuge. Man stieg in eine Art Telefonzelle,
gab das Ziel ein und wurde augenblicklich teleportiert. McDonald’s gab es immer
noch, aber das Essen war virtuell. Man hatte immer noch das Gefühl und den
Geschmack, einen Hamburger und Fritten zu essen, aber die Mahlzeit kam nie im
Magen an. Das Spitzohr erklärte mir, die Ernährung würde in den Häusern über
sogenannte Nährstoffduschen funktionieren, die alle nötigen Stoffe sofort in
den Magen transportierten.
Politische Parteien und
Parlamente gab es nicht mehr. Es gab ein Steuerungssystem, das den ganzen Laden
am Laufen hielt. Es wurde von einem dezentral organisierten Netzwerk von
KI-Einheiten kontrolliert. Umweltschutz und Klimawandel waren kein Thema mehr,
weil die Nährstoffe künstlich in unterirdischen Fabriken hergestellt wurden.
Die Natur wucherte überall wie blöde. Da nur noch sehr wenige Menschen Bock auf
nervtötende Kinder hatten, war die Menschheit auf eine Milliarde Individuen
geschrumpft. Jeder arbeitete in dem Job, auf den er Lust hatte. Den Rest
erledigten Maschinen. Daher waren dreißig Prozent der Leute Künstler und
fünfzig Prozent Boss von irgendwas. Der Rest lag im Bett. Ich beschloss zu
bleiben, obwohl ich nicht wusste, wie ich in einer Welt ohne Geld als
Geldeintreiber glücklich werden könnte.