Sonntag, 29. September 2019

Ein Anfang


Dunkelheit legt sich über das Dorf. Dunkelheit über den Dächern und Mauern. Dunkelheit über der Kirche und dem Gasthaus. Dunkelheit über dem Wald und den Feldern. Dunkelheit über der Schule und dem Spielplatz. Dunkelheit über den Höfen und Gärten. Dunkelheit über dem Brunnen und den Gräbern. Dunkelheit über den Streitereien, über Neid und Missgunst. Dunkelheit über den Lügnern und Schwätzern. Dunkelheit über allem.
Er schleicht sich lautlos zur Tür und öffnet sie. Er schließt sie langsam, ohne ein einziges Geräusch zu verursachen. Draußen ist es still. Er geht durch die leeren Straßen und bleibt immer wieder stehen, um aufmerksam die dunklen Umrisse der Häuser zu betrachten. Als er auf dem Dorfplatz ankommt, schaut er zum Himmel hinauf. Er kann noch nicht einmal seinen eigenen Atem hören. Endlich vollkommene Stille, vollkommene Finsternis.

Freitag, 27. September 2019

Die Briten haben den Zweiten Weltkrieg angefangen


„Über die Polenfrage kann und wird es keinen Krieg mit den Westmächten geben.“ (Adolf Hitler)
Im Zuge des rechtextremen Geschichtsrevisionismus und der politischen Hetze gegen Russland wurde zum 80. Jahrestag des Kriegsbeginns am 1. September 1939 die Behauptung in die Welt gesetzt, nur durch den Hitler-Stalin-Pakt (24. August 1939) sei der Krieg erst möglich gewesen und daher läge die Schuld am Zweiten Weltkrieg bei den Russen.
Hierzu stellt Bonetti Media fest, dass der deutsche „Überfall“ auf Polen (in Wirklichkeit lag die Kriegserklärung bereits im Postausgangskorb des Führers!) nur der Beginn eines regionalen Konflikts gewesen ist. Zum Weltkrieg wurde er durch die Kriegserklärung des Vereinigten Königreichs und Frankreichs an das Deutsche Reich am 3. September 1939.
Wir fordern daher von den Briten:
Anerkennung der Kriegsschuld
Ächtung der Kriegsverbrecher Chamberlain und Churchill
1 Billion Pfund in bar als Reparationszahlung (Dresden usw.)
Sofortiger Austritt aus der EU
Rückgabe des Fußballweltmeistertitels 1966 an den rechtmäßigen Sieger Deutschland
P.S.: Zu den Franzosen komme ich später. Ich sage nur: Reichsland Elsaß-Lothringen und die alte deutsche Hansestadt Monte Carlo.
The Alarm - Rain In The Summertime. https://www.youtube.com/watch?v=o8rRcrVpIaM

Samstag, 7. September 2019

Über das Teilen


Wenn ich mit anderen Menschen teile, hat das nichts mit Güte oder Moral zu tun. Ich komme nur dem Diebstahl und der Gewalt zuvor. Teile ich regelmäßig, befriede ich meine Welt und verschaffe mir dadurch einen Vorteil. Ich profitiere also unmittelbar vom Teilen, denn ich kann unbeschwert meinen Teil genießen.
Diese einfache Logik scheinen die Reichen vergessen zu haben, die Unzufriedenheit in der Gesellschaft wächst parallel zur Ungleichheit. Was hat ein Mensch davon, wenn er mehr Geld hortet, als er jemals ausgeben kann? Das ist ein Zeichen von sozialem Verfall, von Dekadenz.
Es gibt zwei Arten der Bereicherung: man bereichert sich entweder selbst oder alle.

Donnerstag, 5. September 2019

Waffenkammer BRD


Jetzt berichten die Medien gerade, dass die Polizei Waffen und Munition vermisst. Bei der Bundeswehr geht ja auch regelmäßig was verloren. Da lachen wir im Dorf natürlich. Denn es gibt letzten Endes für alles einen Markt. Ich habe höchstpersönlich bei einem Menschen, den ich gar nicht kenne, eine Maschinenpistole der deutschen Polizei in der Hand gehabt. Im Nachhinein ärgere ich mich nur, dass ich meine Fingerabdrücke auf der Waffe hinterlassen habe. Ist jetzt zwanzig Jahre her.
Wo kommen die Schusswaffen für die ganzen Rechtsanwälte und Zahnärzte her? Viele kaufen in der Schweiz, dort gibt es bei den Waffenhändlern auch Keller, in denen man die Waffe testen kann. Zum Glück sind die Waffenbesitzer aus dem Mittelstand recht friedlich. In den letzten Jahrzehnten wurde bei uns nur ein einziges Mal von diesen Waffen Gebrauch gemacht. Die 17-jährige Tochter eines Amtsrichters hat mit der Waffe, die sie im Arbeitszimmer ihres Vaters gefunden hat, Selbstmord begangen. Zweihundert Meter Luftlinie von meinem Schreibtisch entfernt.

Mittwoch, 4. September 2019

Eigentlich ist es ja ganz einfach

Jetzt hat er es schon wieder getan. Der Ossi. Hat Protestwahl veranstaltet. Will dem Wessi-Bonzenkartell in Berlin eins auswischen. Jahrzehntelang hat er dazu die angeblich linksradikale PDS (später „Die Linke“) gewählt. Hat nicht funktioniert. Die Linke ist längst Teil des Establishments und hat sich einen warmen Platz am großen Schweinetrog gesucht. Jetzt eben rechtsradikal. AfD. Linksrum sind wir nicht weitergekommen, denkt sich der Ossi, jetzt probieren wir es mal rechtsrum. Weil sie es denen da oben zeigen wollen. Denkzettel. Sie wissen schon.
Warum wird in Windeseile aus einem Sozialisten, der er nie war, weil er nämlich gar nicht teilen will, ein Faschist, der er auch nicht ist, weil er gar keine Ausländer kennt? Was will der Ossi? Das ist gar nicht so einfach. Denn in den boomenden Großstädten wie Leipzig, Dresden oder Potsdam wohnen die Gewinner, die längst die Grünen wählen, die Partei der besserverdienenden Bauernmarktbesucher und birkenstocktragenden Hollandradfahrer. Der Problem-Ossi lebt auf dem Land und er ist abgehängt. Fühlt sich als Bürger zweiter Klasse. Und wissen Sie was? Er hat recht.
Abgehängt. Man liest es so oft. Der Stadtmensch denkt: Soll sich mal nicht so anstellen, der Waldschrat. Gibt doch Internet. Oder der Abgehängte hängt sich selbst wieder an, indem er in die Stadt zieht. Wohnraum ist ja kein Problem. Parkplätze gibt’s hier auch in rauen Mengen. Kita-Plätze bis zum Abwinken. Aber was heißt „abgehängt“ konkret?
Ich berichte aus einem Hunsrückdorf, nennen wir es Schweppenhausen, wo man seit Jahrzehnten systematisch abgehängt wird, aber die AfD zum Glück nicht im Gemeinderat sitzt. In meiner Kindheit gab es im Dorf noch einen Arzt. Alte Leute, die kein Auto hatten, konnten einfach zu Fuß zum Arzt gehen. Dieser Mann hat sogar noch Hausbesuche gemacht. Erklären Sie mal einem Kind, was ein „Hausbesuch“ ist. Das denkt doch gleich ans Jugendamt!
Wir hatten in meiner Kindheit auch einen Bahnhof. Die Strecke wurde vor langer Zeit stillgelegt. Im ganzen Tal. Die Gleise sind noch intakt und werden von der Deutschen Bahn regelmäßig geprüft. Güterzüge, eine Dampflok für Touristen. Geht alles. Könnte man schnell wieder reaktivieren. Stattdessen fährt gelegentlich ein Bus. Sie können aber abends nicht in die Stadt gehen, wenn sie kein eigenes Auto haben. Der letzte Bus von der Kreisstadt fährt um 19:38 Uhr in Richtung Schweppenhausen (Wochenende: 19:36).
Wir hatten mal einen kleinen Supermarkt. Da konnte man auch frische Brötchen und die Zeitung holen. Ältere Bewohner erinnern sich sogar noch an den Dorfbäcker. Es gab mal eine Dorfkneipe und ein Restaurant. Vorbei. Sie bekommen heute nichts mehr in diesem Dorf. Alles ist verschwunden. Auch die Arbeit. Gibt es nur noch in der Stadt.
Der Handyempfang funktioniert bei einigen Netzanbietern gar nicht. Im Nachbardorf kann man keine bewegten Bilder im Internet sehen. Die kennen Netflix oder YouTube nur vom Hörensagen. Wer jung ist und endlich gehen kann, ist sofort verschwunden. Kommt gelegentlich zu Besuch und schüttelt den Kopf über unsere Rückständigkeit. Aus der Stadt kommt nur noch Mitleid und Häme, meistens aber schlichte Gleichgültigkeit.
Niemand redet über die abgehängten Regionen im Westen. Über den Hunsrück, die Pfalz, die Eifel, den Westerwald und den Taunus – um nur mal die Ecken in meinem Bundesland zu benennen. Warum nicht? Weil wir hier nicht durchdrehen und die Nazis wählen. Sonst hätte hier auch mal so ein schickes Kamerateam aus der Hauptstadt aufgeschlagen und würde fragen, was bei uns los ist. Nix. Nix ist hier los. Und es wird auch nicht besser. Das ist das Problem.
Was kann die Politik für die Abgehängten machen? Was kann sie gegen die AfD machen? Politik. Für die Leute „draußen im Lande“, von denen die sogenannten Volksvertreter immer schwadronieren, die sie aber noch nie persönlich getroffen haben. Macht mal was. Nicht reden. Machen. Auch wenn es die Politiker nicht mehr gewohnt sind, ihren Talkshowauftritten und Zeitungsinterviews auch Taten folgen zu lassen. Es könnte so einfach sein. Aber nach der Wahl ist das alles wieder ganz schnell vergessen. Ist ja nochmal gutgegangen.
Bis zum nächsten Mal. Danke für nichts. In der Ferne bellt ein Nazi.

Sonntag, 1. September 2019

Politische Lyrik

Der Trump und auch der Johnson
Sind ekelhafte Bonzen
Den Putin und den Erdogan
Schau ich mir gar nicht gerne an

Salvini, Bolsonaro
Kein Trumpf, nur kleines Karo
Und was reimt sich auf Merkel
Tuberkel oder Ferkel

Für Annegret, für Annegret
Da ist es doch schon längst zu spät
Jens Spahn und Friedrich Merz
Sind nur ein schlechter Scherz

Die Schwan und dieser Stegner
Sind wirklich keine Gegner
Auf Weidel und auf Höcke
Da hab ich keine Böcke

(wird fortgesetzt)