Montag, 27. Februar 2023

Sender Gleiwitz reloaded

 

Diese Legende ist bei den Putin-Trollen, die inzwischen bevorzugt in Hufeisenformation auftreten, nicht auszurotten: Durch die NATO-Osterweiterung hätte sich Russland bedroht gefühlt und sei zum Krieg gegen die Ukraine gezwungen worden. Lehrbuchmäßige Täter-Opfer-Umkehr. Wird gerne verwendet, wenn einem die Argumente ausgehen. Mit der Begründung hätte Russland bereits 1999 in den Krieg ziehen müssen, als mit Polen das erste Nachbarland NATO-Mitglied wurde. Spätestens nach Beitritt der drei baltischen Staaten 2004 wäre doch der Casus Belli gegeben gewesen, oder?   

Interview mit dem russischen Außenminister im Handelsblatt am 2.1.2005:

„Bedeutet das Recht auf Souveränität etwa für Georgien und die Ukraine auch, dass Russland nichts gegen deren Beitritt zur EU und zur Nato hätte?

Lawrow: Das ist deren Wahl. Wir achten das Recht jedes Staates – unsere Nachbarn eingeschlossen –, sich seine Partner selbst zu wählen, selbst zu entscheiden, welcher Organisation sie beitreten wollen. Wir gehen davon aus, dass sie für sich überlegen, wie sie ihre Politik und Wirtschaft entwickeln und auf welche Partner und Verbündete sie setzen.“

Fun Fact For Fans: Bereits 2005 wollte der damalige ukrainische Präsident Juschtschenko einen NATO-Beitritt seines Landes, scheiterte aber am Widerstand der Bevölkerung. Nix Maidan, nix US-Putsch und tralala.

NATO-Ukraine-Charta – Wikipedia

 

Ich habe eine Rede vorbereitet

 

Wenn ich in Berlin ankomme, werde ich vor laufenden Kameras folgende Rede halten:

„Ich danke dem freundlichen Mann am Fahrkartenschalter in Bingen.

Ich danke auch dem Zugführer im Regionalexpress nach Frankfurt. Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.

Ich danke den tapferen Männern und Frauen im Stellwerk. Niemand sieht euch, aber ihr leistet großartige Arbeit.

Kommen wir zum Team vom ICE „Hans Moser“. Ich weiß, dass ihr alle am Limit arbeitet. Trotzdem seid ihr immer freundlich und hilfsbereit. Ihr seid das Salz der Erde.

Ich danke allen meinen Fans, die mich seit Jahren unterstützen und mir die Kraft geben, in Berlin Urlaub zu machen und jeden Tag bis zum Anschlag zu essen und zu trinken.

Am Ende möchte ich meinen Eltern danken, meiner Familie, meinen Freunden. Was wäre ich ohne euch? Und vor allem: wo? Vermutlich genau hier.“

Bis dahin

Andy Bonetti

 

Sonntag, 26. Februar 2023

Die Fehlerkette

 

Offensichtlich hatte ich einige Dinge falsch eingeschätzt. Alles begann mit einem Schlüssel, den ich auf dem Bürgersteig gefunden hatte.

Der Schlüssel hatte einen Metallanhänger, auf dem „Zur goldenen Post“ stand. Ich kannte die kleine Pension in der Brentanostraße. Und weil ich ein guter Mensch bin, ging ich die kurze Strecke, um den Schlüssel abzugeben.

An der Rezeption war niemand zu sehen. Ich rief ein paarmal laut Hallo und läutete die kleine Glocke auf dem Tresen. Nach einigen Minuten des Wartens wurde ich ungeduldig. Sollte ich den Schlüssel einfach liegenlassen. Ohne ein Wort des Dankes oder einen kleinen Finderlohn?

Dann kam mir die verhängnisvolle Idee. Ich bin von Natur aus neugierig und gelegentlich auch ein wenig leichtsinnig. Oder soll ich sagen: abenteuerlustig? Also ging ich die Treppe hinauf. Zimmer 17. Ich werde die Zahl nie mehr vergessen.

Ich klopfte an der Tür. Niemand antwortete. Dann rief ich „Zimmerservice“ und schloss die Tür auf. Niemand war im Zimmer, keiner im Bad. Auf dem Bett lag ein großer schwarzer Lederkoffer. Ich schloss die Tür und ging zum Bett.

Der Koffer war unverschlossen. Natürlich habe ich ihn geöffnet. Was hätten Sie an meiner Stelle getan? Seien Sie ehrlich. Im Koffer war Geld. Viel Geld. Fünfzig-Euro-Scheine in Hunderterbündeln. Ich steckte mir zwei Bündel in die Jackentaschen. Das würde nicht auffallen, oder?

Dann dachte ich mir: Warum nimmst du nicht alles? Auf einen Schlag bist du deine Geldsorgen los. Ich schloss den Koffer wieder und schlich die Treppen hinunter. Die Rezeption war immer noch unbesetzt. Ich ging auf die Straße. Niemand war zu sehen. Mit meiner kriminellen Energie hätte man in diesem Augenblick ein Hochhaus heizen können.

Ich ging zur Hauptstraße und hielt ein Taxi an. Ich fuhr zum Hauptbahnhof und packte den Koffer in ein Schließfach. Dann besorgte ich mir einen Umschlag, einen Stift und eine Briefmarke. Den Schlüssel legte ich in den Umschlag, auf dem meine Adresse stand. Wer würde schon im Briefkasten nach Hinweisen suchen? Dann fuhr ich nach Hause.

Gegen zehn Uhr abends klingelte es an meiner Wohnungstür. Ich blieb einfach auf dem Sofa sitzen. Dann klopfte es. Ich wartete ab. Dann ein hässliches Knirschen, gefolgt von einem lauten Knacken. Die Tür war offen. Zwei Männer traten ein. Ich erzählte ihnen alles. Aber sie glaubten mir nicht.

Jetzt liege ich gefesselt und geknebelt in einem Kofferraum. Wann kommt der Briefträger? Und was passiert dann?

 

Samstag, 25. Februar 2023

Laues Lüftchen

 

Der Heißluftballon von Wagenknecht und Schwarzer ist geplatzt. Zehntausend Leute am Brandburger Tor. Viele russische Flaggen, Ukrainer werden als Nazis beschimpft, Querdenker, Reichsbürger und der übliche rechtsradikale Pöbel. In den achtziger Jahren sah die Friedensbewegung noch anders aus.

P.S.: Höcke hat Wagenknecht nach der Veranstaltung angeboten, der AfD beizutreten. Da wächst zusammen, was zusammengehört.  

Meine Zornausbrüche auf der Kornhausbrücke

 

Blogstuff 772

„Wir sind das bessere Deutschland.“ (Markus Söder)

„Und eins will ich Ihnen sagen, liebe Freundinnen und Freunde, wir werden diesen Wahnsinn der Berliner Gendermafia nicht mitmachen!“ (irgendwie auch Söder)

Früher habe ich auf einer Schreibmaschine mit abgefeilter Seriennummer geschrieben, damit mir der Verfassungsschutz nicht auf die Schliche kam.

Ich bin auch für eine Vier-Tage-Woche: Dienstag, Donnerstag und Samstag/Sonntag als Wochenende.

Langeweile ist nur ein Mangel an Phantasie und Motivation.

Haben Sie Ihren Impfpass auch immer noch in der Jackentasche? Oder finden Sie ihn nicht mehr?

I hob jo dös mit am Krautsurßing imma no ned begriffn.

Zwischen dem Beschluss, in Tempelhof einen Flughafen zu bauen, und dem ersten Flug lagen acht Monate.

Jeder kennt seinen Heimatort. Aber was ist die Heimatzeit? Die Gegenwart? Wenn ich an meine Lieblingsmusik denke, sind es die achtziger Jahre.

Ich arbeite an einer Kurzgeschichte mit dem Titel „Das Reisebüro des Todes“. Eine fiese Reiseverkehrskauffrau schickt die Leute in ein Hotel an der Costa Brava, aus dem niemand lebend zurückkommt.

Eine der letzten großen Glaubensfragen lautet: Nutellabrot mit oder ohne Butter? Aber sie sollte eigentlich lauten: Nutella mit oder ohne Brot.

Was macht die letzte Generation nicht alles, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Jetzt haben sie sogar einen Baum gefällt. Werden vor dem Kanzleramt demnächst Welpen geschreddert? Einfach mal bis Jahresende nichts über diese Spackos in den Medien bringen – so einfach.

Die Bewohner von Las Vegas heißen nicht Veganer.

Umfangreiche Fastenregeln im Hause Bonetti: kein alkoholfreies Bier, kein Tofu, keine Hausarbeit, keine Schlagermusik, kein Sport, keine Talkshows.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig (sic!) hat das Verfahren gegen einen Nazi eingestellt, der andere Menschen als „Judenpack“ bezeichnet hat. Keine Pointe.

„Die Mehrheit der Pazifisten gehören entweder zu eigenartigen religiösen Sekten oder sie sind ganz einfach Humanisten, die es ablehnen, irgendjemanden das Leben zu nehmen und die über dieses elementare Prinzip hinaus jede weitere Überlegung ablehnen. Aber es gibt eine kleine Gruppe intellektueller Pazifisten, deren reales, doch uneingestandenes Motiv der Hass auf die westliche Demokratie und die Bewunderung des Totalitarismus ist. Pazifistische Propaganda wird üblicherweise auf die simple Behauptung verdünnt, dass die eine Seite genauso schlecht wie die andere sei, aber wenn man die Schriften jüngerer Pazifisten genauer betrachtet, dann stellt man fest, dass sie keineswegs beide Seiten auf die gleiche Weise anklagen, sondern beinahe ausschließlich Großbritannien und die USA.“ (George Orwell)

In Demokratien ist Pazifismus jederzeit eine Option, die Regierung und ihre Verbündeten dürfen selbstverständlich kritisiert werden. Aber was machen russische Pazifisten? Eine Demonstration wie heute in Berlin wäre in Moskau nicht vorstellbar.

P.S.: Wenn es ein Erdbeben gibt, schicken wir Rettungsmannschaften. Wenn es eine Hungersnot gibt, schicken wir Nahrungsmittel. Wenn ein Land von einer Invasionsarmee angegriffen wird, schicken wir Waffen. Was ist daran nicht zu verstehen?

 

Freitag, 24. Februar 2023

„Besser als super“


„Difficile est saturam non scribere” - Es fällt schwer, keine Satire zu schreiben (Juvenal)

In dieser Woche gab es in Minsk sogenannte Friedensverhandlungen in Sachen Ukraine-Krieg. Die deutsche Bundeskanzlerin und der französische Präsident trafen sich beim weißrussischen Staatschef mit dem russischen und dem ukrainischen Präsidenten. Kommen wir zur wesentlichen Frage, auf die sich in diesen eiligen und geldgetriebenen Zeiten ohnehin alles konzentriert: Wer sind die Gewinner, wer sind die Verlierer? Wer profitiert von diesem „Gipfel“? Antwort: Alle Teilnehmer haben profitiert. Alle, die nicht am Verhandlungstisch saßen, gehen leer aus.

Merkel und Hollande profitieren, weil sie sich als engagierte Verfechter einer Friedenslösung darstellen konnten: Seht her, wir verhandeln die ganze Nacht durch, sechzehn Stunden ohne Unterbrechung, weil wir alles für den Frieden tun! Das war wichtig fürs Protokoll, die Galerie und die Geschichtsbücher. Wenn der Krieg weiter geht – an uns hat es nicht gelegen! Die EU als Friedensnobelpreisträgerin repräsentiert das Wahre, Schöne und Gute in der Gesprächsrunde. Das sollen die vielen Bilder und feierlich unterzeichneten Schriftstücke dokumentieren.

Putin profitiert, da er in den vergangenen zwölf Monaten als Paria auf der Bühne der internationalen Politik geächtet wurde. Seht her, ohne mich gibt es keinen Frieden! Obwohl Russland doch offiziell mit dem Ukraine-Krieg gar nichts zu tun hat. Die Bilder von den Verhandlungen in einem russischen Vasallenstaat zeigen, wie die EU-Politiker dem mächtigen Kremlherren zu Kreuze kriechen müssen. Die möglicherweise wichtigste Kriegspartei, die USA, bleibt unsichtbar und darf nicht mitreden. Der Westen wirkt gespalten, über die von Russland annektierte Krim wurde nicht gesprochen, Putin ist zufrieden.

Der infame weißrussische Despot Lukaschenko profitiert, da er sich als nobler Gastgeber der ehrenwerten Bemühungen um den Frieden in der Ukraine im Licht der Weltöffentlichkeit präsentieren kann. Daher trägt er zu diesem Anlass auch einen dunklen Anzug und nicht eine seiner Phantasieuniformen. Der Ukrainer Poroschenko profitiert, weil er mit diesem medialen Großereignis sein Land auf der internationalen Agenda prominent platzieren kann. Er benötigt dringend Geld und Waffen für den Krieg in seinem Land.

Nur die Menschen, um die es geht, profitieren nicht von den Verhandlungen. Sie sind nur die Verhandlungsmasse. Aber Politiker beschäftigten sich traditionell lieber mit Landkarten als mit den Schicksalen ihrer Schutzbefohlenen. Der Krieg wird weitergehen, jeder weiß das. Das Volk weiß es ebenso wie seine Vertreter. Ein Krieg wird nie durch Argumente beendet, sondern durch den Sieg einer Kriegspartei oder die Erschöpfung beider Seiten. Es wird in der Ukraine noch eine Menge Verlierer geben. Sie verlieren ihre Heimat, ihre Existenz, ihre Familie, ihre Gesundheit oder ihr Leben. Die Gewinner lassen sich an einer Hand abzählen, die Verlierer zählt niemand. Es werden Millionen sein. 

„Alle Jahrhunderte ähneln sich durch die Bosheit der Menschen“, hat der deutsche Diplomat Adalbert von Mopsauge (1749-1832) einmal gesagt. Na gut, es war Voltaire. Angesichts der albernen Inszenierung einer „Friedensverhandlung“ bis zur angeblichen Erschöpfung aller Beteiligten fällt es mir schwer, ernst zu bleiben. Ich erinnere mich an den Fall einer deutschen Tarifverhandlung, die auch bis in die frühen Morgenstunden ging. Irgendwann stellte sich heraus, dass die Ergebnisse bereits viel früher feststanden, die „Verhandlungspartner“ aber aus dramaturgischen Gründen bis in die frühen Morgenstunden bei einem guten Wein miteinander geplaudert hatten, um den eigenen Anhängern am nächsten Morgen mit dunklen Rändern unter den Augen versichern zu können, alles für sie gegeben zu haben.

Russlands Außenminister Lawrow verriet während der Verhandlungen der gespannt wartenden Pressemeute, die Gespräche liefen „besser als super“. Ich habe Tränen gelacht. Der Mann hat wenigstens Humor.

P.S.: Diesen Text habe ich am 13.2.2015 geschrieben. Damals wurde gerade das zweite Minsker Abkommen unterzeichnet, das die Umsetzung des ersten Minsker Abkommens regeln sollte. Minsk I: Waffenstillstand in der Ostukraine, Überwachung der Waffenruhe durch die OSZE, Gefangenenaustausch, lokale Selbstverwaltung in Donezk und Luhansk. Kurz nach Unterzeichnung brachen Separatisten mithilfe regulärer russischer Truppen den Waffenstillstand und der Krieg ging bis heute weiter. Die Annexion der Krim war nie Gegenstand der Verhandlungen. Damit begann die Appeasementpolitik des Westens gegenüber dem aggressiven Nationalismus eines imperialistischen Diktators. Bis zum Frühjahr 2020 wurden insgesamt 21 Waffenstillstandsvereinbarungen gebrochen.

Putinismus – Wikipedia

 

Donnerstag, 23. Februar 2023

Das erste Jahr

 

„Sie haben den Krieg begonnen. Wir haben alles getan, um ihn zu stoppen.“ (Putin am 21.2.2023 über die Kriegsschuld des Westens)

Morgen werden die Medien nur ein großes Thema haben: den ersten Jahrestag des Kriegsbeginns. Also gibt es meine zwei Cent schon heute. Es ist ein knallhartes Business, aber ich habe die Regeln nicht gemacht. Inzwischen liegen alle in ihren rhetorischen Schützengräben. Wer für Waffenlieferungen an die Verteidiger ist, gilt als Bellizist, wer für Putins Imperialismus ist, gilt als Pazifist. Oder umgekehrt: Wer für die Ukraine ist, gilt als Demokrat, wer für Russland ist, gilt als blutsaufender Verräter.

Putin war vor dem Krieg für mich ein gewöhnlicher Autokrat, der seine politischen Gegner liquidiert oder ins Gefängnis bringen lässt. Einer wie Erdogan, Xi oder ein beliebiger arabischer Scheich. Seither ist er in die Liga der Massenmörder aufgestiegen, die es zu meiner Lebzeit gegeben hat: Nixon, Pol Pot, Breschnew, Idi Amin, Assad und Bush. Vermutlich gab es noch ein paar mehr.

Es erscheint mir wie ein Atavismus, dass er die Größe der alten Sowjetunion oder des Zarenreichs wiederherstellen möchte. Sieht er sich wirklich in einer Reihe mit Iwan dem Schrecklichen, Peter dem Großen, Katharina der Großen und Stalin? Schon die Annexion der Krim war in dieser Hinsicht Symbolpolitik. Was nützt seinem Riesenreich eine rohstoffarme Halbinsel mit 2,3 Millionen Einwohnern, die kleiner als Brandenburg ist?

Wieso beginnt er einen Kreuzzug gegen die westliche Lebensführung, die seit dreißig Jahren sein Land durchdringt? Hollywood, Coca-Cola, Hamburger, Hip-Hop, Jeans. Die Russen leben längst wie die Menschen im Westen. Dieser Kulturkampf ist längst verloren. Merkwürdigerweise reizen in LGBT+, Gendersprache, Diversität und die Ehe für alle. Das hat er mit den anderen konservativen Hardlinern gemeinsam. Aber deswegen den großen Weltenbrand riskieren, mit Atomwaffen drohen und das alles als große Konfrontation der Systeme verkaufen wie weiland im Kalten Krieg? Das nimmt ihm doch keiner ab. Das ist nur Show.

Ich sehe einen verbitterten, hartherzigen, misstrauischen Mann, der im Alter nach seinem Platz in den Geschichtsbüchern sucht. Wenigstens Belarus, die Ukraine und Moldawien möchte er heim ins Reich holen. Aber der Preis ist hoch: hunderttausende Tote, der wirtschaftliche Schaden (weniger durch die Sanktionen als durch den Verlust solventer Kundschaft) und die politische Isolation. Noch ist der Ausgang des Krieges ungewiss. Im Augenblick hat sich Putin in eine Sackgasse manövriert. Es geht nicht vorwärts, Richtung Sieg, und rückwärts, Richtung Waffenstillstand und Friedensverhandlungen, kreisen die Geier seiner Rivalen über dem Kreml. Was werde ich heute in einem Jahr schreiben?

Mittwoch, 22. Februar 2023

Bonetti’s moralphilosophische Diskursethik

 

Blogstuff 771

„Ich habe die Nase tief in den bräunlichen Zauberspiegel des Asbach getunkt (in bewußt=trotzigem Gegensatz zu Hölderlins heilig-nüchternem Wasser!).“ (Arno Schmidt)

Ungarn und Polen hätten im 13. Jahrhundert die Sicherheitsinteressen von Dschingis Khan besser berücksichtigen sollen.

Hätten Sie’s gewusst? Um die Lipizzaner der Spanischen Hofreitschule in Österreich zu retten (die Pferde der Hofreitschule in Ungarn wurden von der Roten Armee geschlachtet und gegessen bzw. als Zugtiere verwendet), kämpfte die US-Armee 1945 gemeinsam mit der Wehrmacht und befreiten Kriegsgefangenen gegen die Waffen-SS. Operation Cowboy – Wikipedia 

Auch interessant: Die seltsamste Schlacht des Zweiten Weltkriegs. Schlacht um Schloss Itter – Wikipedia

Baerbock hat von Putin eine 360-Grad-Wende gefordert. Nicht auszudenken, wenn diese Frau Kanzlerin geworden wäre.

Deutschland 2023 in a nutshell: „Der Thüringer Politiker und Mitglied des CDU-Bundesvorstands Mike Mohring hat mit einer kontroversen Faschingsaktion für heftige Diskussionen gesorgt. Der 51-Jährige zeigte sich in einem Facebook-Post vom vergangenen Samstag im »Indianer«-Kostüm neben zwei Parteikollegen auf einem Faschingsumzug im thüringischen Apolda.“ Hätte noch vor fünf Jahren kein Schwein interessiert. Jetzt steht man mit so einem Kostüm unter Faschismusverdacht.

Freitagnachmittag platzt ein Rohr der Fußbodenheizung in der Waschküche. Ich stelle einen Eimer drunter und rufe die Heizungsfirma an, mit der wir einen Wartungsvertrag haben. Eine Stunde später ist der Handwerker da und schließt das Leck. Er hat mir auch ein paar Heizkörper mitgebracht, die man an die Steckdose anschließen kann. Montagmorgen um halb acht stehen zwei Mann vor der Tür, verlegen fünf Meter neue Kupferrohre und nach sechs Stunden läuft alles wieder. Das Landleben hat seine Vorteile. In Berlin hätte ich wahrscheinlich Monate auf einen Handwerker gewartet.

Der Staubsauger- und Thermomix-Hersteller Vorwerk wird offizieller Hauptsponsor der Frauenfußballnationalmannschaft. Freuen Sie sich auf die Fernsehwerbung, wenn die Bundestrainerin das Mittagessen kocht, während hinter ihr die Torhüterin den Teppich mit einem Kobold saugt. Adenauer reloaded.

Immerhin habe ich in der Alterspyramide den Aufstieg geschafft.

Die Burg des Mannes ist die vier / Vier Ecken hat ein Kasten Bier.

Wo fühlt sich Geld besonders wohl? In den USA. 14 der zwanzig größten Vermögensverwalter haben dort ihren Sitz. Nr. 1 ist Blackrock mit 9,5 Billionen Dollar.

Erstes Weißwurstfrühstück in diesem Jahr. Es geht doch nichts über ein Hefeweizen in einem 05er-Glas (ich meine den Verein) um neun Uhr morgens. 

Hiermit melde ich Patentschutz für den Namen Arnd Höckler an.

Dienstag, 21. Februar 2023

Neulich beim Spezialisten

 

„Guten Tag. Ich habe einen Termin für zehn Uhr.“

Die Servicekraft hinter der Plexiglasscheibe lächelt mich an.

„Setzen Sie sich doch bitte noch kurz ins Wartezimmer.“

Ich gehe ins Wartezimmer. Zum Glück ist noch ein Stuhl frei. Mindestens fünfzehn andere Leute sind noch vor mir. Ich nehme mir ein Magazin und fange an zu lesen. Es geht um Induktionsspulen und Messtechnik.

Nach einer Stunde werde ich ins Behandlungszimmer gerufen.

Ich öffne die Tür und vor mir sitzt ein Elektriker an seinem Schreibtisch.

„Was ist denn Ihr Problem, Herr Bonetti?“

„Mein Herd funktioniert nicht mehr.“

„Haben Sie es schon mit Einschalten und Ausschalten probiert?“

„Ja.“

„Haben Sie die Sicherungen überprüft?“

„Selbstverständlich.“

„Haben die Menschen in Ihrer Nachbarschaft ähnliche Probleme?“

„Nein. Ich bin der Einzige.“

„Dann werde ich in Erwägung ziehen, Ihnen einen meiner Mitarbeiter vorbeizuschicken.“

„Das wäre sehr nett.“

Der Meister schaut lange in seinen Computer.

„Wäre Ihnen der 14. August recht? Das ist in sechs Monaten.“

„Vielen Dank. Sie sind sehr großzügig, Don Blaumann.“

Ich zögere einen Augenblick. Soll ich die Frage aller Fragen stellen? Es bewegt uns alle in diesen Tagen. Aber wenn man dem Meister schon mal persönlich gegenübersteht – warum nicht?

„Können Sie mir vielleicht auch eine Wärmepumpe einbauen?“

Er lacht minutenlang, hält sich die Seite und kann sich gar nicht mehr einkriegen.

„Nächstes Jahr, okay?“

Glücklich und zufrieden verlasse ich die Praxis.

Montag, 20. Februar 2023

Honey roasted peenuts

 

Blogstuff 770

„Wer sich an das Absurde gewöhnt hat, findet sich in unserer Zeit gut zurecht.“ (Eugène Ionesco) 

Nach einer Neuauszählung in Berlin: In einem Wahlkreis wird jetzt ein Parlamentssitz per Los entschieden, weil die Anzahl der abgegebenen Stimmen zweier Kandidaten exakt gleich ist. Das gibt es nur in Berlin. Ich bin ein bisschen stolz. Sowas würde Stuttgart oder Bielefeld nie hinkriegen. Nachtrag: Eine weitere Nachzählung ergab ein neues Ergebnis. Jetzt soll einfach ein viertes Mal gezählt werden.

Hätten Sie’s gewusst? FDP ist die Abkürzung für Fucking Dick Party.

Ich mache keine Selfies, weil ich so ein Uralthandy ohne Kamera habe. Ich sehe mein Gesicht morgens im Badezimmerspiegel und das reicht mir für den ganzen Tag. Nur beim Friseur, wenn anschließend meine Haare zusammengefegt werden, merke ich, dass ich alt und grau geworden bin.

Vor dem Fleischregal. Wir sind wie Geier. Wir jagen nicht, wir ernähren uns von Aas.

Es passiert nicht oft, dass man zu so vielen Treffern kommt, wenn man „Ballett“ und „Hundescheiße“ in die Suchmaschine eingibt. Da hat also der Ballettchef der Staatsoper Hannover einer kritischen Journalistin Dackelkacke ins Gesicht geschmiert. Und ich denke oft, es gäbe nichts Neues mehr zu berichten.

Alice Schwarzer ist schon lange Old School wie Putin. Wenn eine Frau „Nuttenmode“ trägt und es nicht mehr klar ist, ob eine junge Frau im Minirock an der Straßenecke auf ihren Freund oder auf einen Freier wartet, darf sie sich halt auch nicht wundern. „Dann kann das auch für die Frau problematisch werden.“ Die gute alte Täter-Opfer-Umkehr wie bei ihrer „Analyse“ des Ukrainekriegs. Natürlich auch auf ihrem ureigenen Gebiet. Begrabt den Feminismus an der Biegung des Flusses.

„Wenn es keinen Straßenbau mehr geben soll, dann gibt es auch keine neuen Stromleitungen mehr. Da kann sich der Robert gehackt legen. Die Zeit des Appeasements ist vorbei.“ (Bernd Kubicki) Sollte Scholz Leopard II-Panzer an die FDP liefern?

„Wir sitzen doch alle in derselben Luxusyacht.“ (Andy Bonetti)

Könnte Sahra Zarenknecht nicht einfach 25 Bachblütentropfen gegen Atomkriegsangst nehmen wie alle anderen auch, anstatt uns ständig mit ihrer besserwisserischen Empörung auf den Sack zu gehen?

814,9 Milliarden Euro hat der deutsche Staat 2022 eingenommen, ein Plus von sieben Prozent. Aber irgendwie merkt man nichts von dem Geld. Schulen, Straßen, Brücken und das leidige Thema Digitalisierung – nichts bewegt sich.

Der Winter, in dem wir alle hungern und frieren würden, neigt sich langsam dem Ende entgegen. Kommt da noch was?

Sonntag, 19. Februar 2023

Mieser Fraß

 

Auf Travelbook habe ich einen Artikel über das angeblich schlechteste Essen der Welt gelesen. Auf Platz 1 steht die isländische Nationalspezialität Hákarl, fermentierter Hai, der nach Pisse stinkt. Nur ein deutsches Gericht war in den Top Ten, die bayrische Brotsuppe, die ich sogar noch essen würde.

Ich frage mich, warum es kein chinesisches Gericht in diesen erlauchten Kreis geschafft hat. Ich habe schon Rinderaorta, Hühnerfüße, Pansen und Schweineblutsuppe mit Schweineinnereien auf der Speisekarte gesehen – in Berlin. Das Schlimmste, das ich je beim Chinesen gegessen habe, war ein tausendjähriges Ei. Wir haben mit der ganzen Abteilung Weihnachten gefeiert und waren nach dem Essen, womöglich spielte auch der Alkohol eine Rolle, ein wenig übermütig geworden und hatten tausendjährige Eier bestellt. Jeder sollte ein halbes Ei essen, schlucken und drin behalten. Kein durfte sich drücken. Das war der Deal. Dann kam unser Nachtisch. Das Eiweiß war braun und das Eigelb war grün. Dieses Steck-es-bloß-nicht-in-deinen-Mund-und-iss-es-auf-keinen-Fall-grün. Wir haben es trotzdem getan. Und nie wieder darüber gesprochen. Kennen Sie den Geruch von faulen Eiern? Stellen sie sich diesen Geruch hundertfach verstärkt und direkt in Ihrem Mund vor.

Das Schlimmste, was mir je vorgesetzt wurde, war ein Quallensalat in Shanghai. Jeder weiß, dass Kinderschokolade nicht aus Kindern gemacht wird. Aber dieser Salat besteht tatsächlich aus Quallen. Die glibberigen Tiere, die wir als Kinder am Strand gefunden haben, und unsere Eltern haben uns gesagt, wir sollten sie auf keinen Fall anfassen. Jetzt lagen sie vor mir auf dem Teller. Ich habe erstmal die anderen Teilnehmer der Gruppenreise probieren lassen. Entsetzte Augen, stummes Kopfschütteln als Antwort auf meine Blicke. Keiner wollte mit hinterher erzählen, wie es geschmeckt hat.

Wo ist Haggis auf der Liste? Was ist mit Froschschenkeln, rohen Austern und Weinbergschnecken? Koreanische Hundefleischgerichte und deutsche Pferdefleischgerichte? Frittierte Insekten und gebratene Spinnen? Ein ausgebrütetes Vogelei namens Balut? Affenhirn und Schafsaugen? Gefüllte Meerschweinchen?

Samstag, 18. Februar 2023

Nach dem Einschlag

 

Wir befinden uns im Bundeskatastrophenbunker, scherzhaft auch Obersalzberg II genannt. Hier sind etwa einhundert Personen untergebracht: Politiker, Wissenschaftler, Spezialisten. Nur die wichtigsten Regierungsmitglieder haben es geschafft: Scholz, Baerbock, Lindner und Faeser. Die Opposition durfte drei Überlebende auswählen: Merz, Söder und Scheuer. Warum Scheuer, werden Sie jetzt fragen. Weil er jung ist und eine überwältigend große Spermienanzahl pro Kubikzentimeter Sperma aufzuweisen hat. Niemand weiß zu diesem Zeitpunkt, dass die Probe eine Fälschung und Scheuer zeugungsunfähig ist.

Ein junger Mann eilt ins Vorzimmer von Kanzler Scholz.

„Ich muss sofort Herrn Scholz sprechen.“

„Um was geht es denn?“

„Wir haben ein Problem mit der Lüftung.“

„Welches Problem?“

„Sie funktioniert nicht mehr richtig. Ein Handwerker sollte sich das mal ansehen.“

„Wir haben leider keine Handwerker mit in den Bunker genommen.“

„Warum nicht?“

„Der Kanzler hat in letztem Augenblick den Handwerkermeister gegen die Gleichstellungsbeauftragte der Universität Oldenburg ausgetauscht.“

„Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn!“

„Nicht so voreilig. Jetzt stimmt die Frauenquote wieder und Frau Wüpper-Dingeling hat einen IQ von 141.“

„Haben wir denn keinen Spezialisten?“

„Wir haben zwei IT-Profis, sechs Fachärzte und einen Redenschreiber.“

„Wozu denn einen Redenschreiber?“

„In fünf Jahren wollen wir den ersten Spähtrupp an die Oberfläche schicken. Irgendwann geht es für Deutschland wieder weiter. Und dann braucht der Kanzler eben einen Redenschreiber.“

Und so starben die Deutschen aus.

 

Freitag, 17. Februar 2023

Wenn der Meteorit kommt

 

Ich lese gerade „Der letzte Polizist“ von Ben Winters. Ein Detective will einen Mord aufklären, obwohl die Welt bald untergehen wird. Die Menschen haben dem heranrasenden Meteoriten den Spitznamen Maia gegeben. Was würden wir machen, wenn wir wüssten, wir hätten alle nur noch ein halbes Jahr zu leben? Ich erinnere mich an die Gedankenspiele meiner Jugend. Damals fragten wir uns: Was machen wir in den letzten zehn Minuten, bevor die Atomraketen einschlagen? Heute fragt man sich höchstens, was man macht, wenn uns ein Arzt sagen würde, wir hätten Krebs und nicht mehr lange zu leben. Aber die ganze Welt?

Manche würden mit dem Druck nicht klarkommen und sich umbringen. Leute mit miesen Jobs würden einfach nicht mehr zur Arbeit gehen. Diäten würden abgebrochen werden, viele Leute würden aufhören, sich in Fitnessstudios zu quälen. Der Drogenkonsum würde steigen, der Alkoholkonsum, der vitaminfreie Gaumensex mit leckerem Essen. Rechnungen würden nicht mehr bezahlt werden, Gewalt und Diebstahlsdelikte würden zunehmen. Die Polizei würde reagieren, es würde schneller von der Schusswaffe Gebrauch gemacht werden. Zusätzliche Polizisten würden eingestellt; es gibt sicher viele, die geil auf Autorität wären und in ihrer Nachbarschaft den Sheriff spielen würden.

Es würde Leute geben, die nicht an den Weltuntergang glauben und alle Meldungen ignorieren. Es ist eine Verschwörung! Man will uns Angst machen und dann die Grundrechte nehmen. Die Zeugen Jehovas würden sagen: Wir haben es ja immer gewusst, es stand alles im „Wachturm“. Vermutlich würde es nicht mehr alles im Supermarkt geben, weil die Schiffsbesatzungen und Trucker nach Hause gegangen wären. Aber ich glaube fest an Brot und Wurst. Die Warenlager leeren sich langsam, die Produktion läuft aus. Man braucht keine neuen Schuhe und Mäntel mehr. In der Schule gibt es keine Noten mehr. Unterricht ist von 9 bis 12. Die Kinder entscheiden, ob sie miteinander spielen, Gespräche führen oder etwas lernen wollen.

Aber es gäbe sicher auch Menschen, die ihr Leben verändern und anderen helfen würden. Sie würden in die Natur gehen, vielleicht auch anfangen zu malen oder Gedichte zu schreiben. Sie würden sich viel häufiger miteinander unterhalten und sich an ihre Vergangenheit erinnern. Es ginge nicht mehr um Politik oder Sport. Die Leute würden vielleicht sogar aufmerksamer und freundlicher miteinander umgehen. Manche Leute würden ihre Zeit auch nicht mehr mit Medienkonsum verschwenden, andere würden sich vielleicht mit Computerspielen und Binge-Watching betäuben.

Die Reichen würden endlich die Sinnlosigkeit ihrer Vermögen begreifen, die Armen würden sich keine Sorgen mehr machen. Wer wirklich glücklich und zufrieden ist, würde an seinem Leben gar nichts ändern. Am letzten Tag hat nichts mehr eine Bedeutung: das Geld, der Platz in der Nahrungskette, die Meinungsumfragen, die Wettervorhersage, die Regierung und Richard David Precht.

P.S.: Würden Sie noch den Müll trennen, an einer Wahl teilnehmen, mit dem Rauchen aufhören, Bewerbungen schreiben oder eine neue Sprache lernen, wenn Sie nur noch sechs Monate zu leben hätten? Aber einen Bunker würden Sie bauen. Nur kriegen Sie kurz vor dem Weltuntergang keine Handwerker mehr.

 

Donnerstag, 16. Februar 2023

Hersh, du alte Sportsocke

 

Weil der Text von Seymour Hersh immer noch durch die Köpfe mancher querdenkender Putinisten rauscht, hier ein paar berechtigte Kritikpunkte, die sein Team aus Faktenfindern, das er angeblich beschäftigt, übersehen haben müssen:

1.     NATO-Chef Stoltenberg hat seit dem Vietnamkrieg Kontakt mit den US-Geheimdiensten, behauptet Hersh. Stoltenberg ist Jahrgang 1959. Bei Kriegsende war er 13 Jahre alt. Er steht also seit der Grundschule in regem Austausch mit der CIA. Na klar! Wem wäre es in seiner Kindheit nicht so gegangen.

2.     Die USA hätten mehrere Nachrichtendienste anderer Länder in ihre Geheimoperation eingeweiht. Machen die ja immer. Da könnte man den Plan auch gleich plakatieren.

3.     Norwegische Minensuchboote der Alta-Klasse hätten während das NATO-Manövers BALTOPS 22 die Taucher mit den Sprengsätzen zu den Pipelines gebracht. Es waren keine Boote der Alta-Klasse am Manöver beteiligt.

4.     Die USA hätten für diese Aktion nicht ihre Elite-Einheit, die weltberühmten Navy SEALs eingesetzt, sondern Leute von einer Tauchschule in Panama. Könnte ich zu dieser Info bitte die Musik der Benny Hill Show haben?

5.     Die Sprengung erfolgte angeblich erst ein Vierteljahr nach Platzierung der Bomben. Nur drei von vier Pipelines sind danach hinüber. An der vierten Pipeline wurden keine Sprengsätze gefunden. Why?

6.     Die Erzählung einer einzigen Quelle ist eine nette Story, aber kein gerichtsfester Beweis. Leute wie Assange oder Snowden konnten ihre Thesen lückenlos mit Material belegen.

Die Apokalypse

 

Ronny und Sandro sitzen in Ronnys Ein-Zimmer-Apartment auf einem schwarzen Kunstledersofa, das an vielen Stellen mit Klebeband geflickt ist. Sie haben ihre Füße, die in abgewetzten Stiefeln stecken, auf einen niedrigen Tisch gelegt, auf dem ein kunstvolles Arrangement von leeren Flaschen, leeren Pizzakartons und vollen Aschenbechern zu sehen ist. Auch das internationale Emblem für Geschmacklosigkeit, ein frittengelbes M in einem ketchuproten Viereck, darf nicht fehlen.

„Sag mal, Ronny. Was würdest du machen, wenn sie heute in den Nachrichten bringen, dass ein riesiger Meteorit auf die Erde zurast und wir nur noch sechs Monate zu leben hätten?“

„Ich würde mich von morgens bis abends volllaufen lassen.“

„Aber das machst du doch jetzt schon.“

„Stimmt.“

Ronny überlegt eine Weile.

„Ich würde nicht mehr arbeiten gehen.“

 „Aber das machst du doch jetzt schon.“

„Stimmt.“

Ronny kratzt sich nachdenklich am Kopf.

„Ich würde mich nur noch von Pizza, Pommes und Schokoladeneis ernähren.“

„Aber das machst du doch jetzt schon.“

„Stimmt.“

Ronny schweigt und nimmt einen langen Zug aus seiner Bierflasche.

„Ich würde bis zum Hals im Dispo stecken und mein Geld verjubeln.“

„Aber das machst du doch jetzt schon.“

„Stimmt.“

Sandro sieht Ronny mit großen Augen an.

„Sag mal, Ronny. Weißt du mehr als wir anderen?“

Mittwoch, 15. Februar 2023

Not my circus, not my monkeys


Blogstuff 769

„Wie bei den Christen sind beim Sozialismus seine Anhänger die schlechteste Reklame“. (George Orwell)

Beim Thema Integration denke ich zuerst an die Nazis. Sie haben sich aufgegeben und isolieren sich. Sie sind für unsere Gesellschaft verloren.

2021 sagte Altkanzler Schröder noch: „Currywurst mit Pommes ist einer der Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion.“ Jetzt zeigt ihn seine Frau auf Insta, wie er Artischocken, Müsli und Haferjoghurt mit Kürbiskernen futtert. Es ist einfach nur traurig. #Hafermilchverbot

Diese klammheimliche Freude, wenn der Werte-Kolonialismus aus Wokehausen in Ländern der Dritten Welt durchschaut wird.

Österreich: Nehammer stellt Mittel für den Außengrenzschutz zur Verfügung und ich lese doch tatsächlich Ausgrenzungsschutz.

Markus Lanz am 9. Februar: 1,5 Millionen Zuschauer, davon 170.000 unter fünfzig. Warum spricht man überhaupt über diese Sendung?

Nie mehr habe ich den Tod so intensiv erlebt wie Mitte der Achtziger. Innerhalb kurzer Zeit warf sich Thomas, der Frontmann einer Dead-Metal-Band und SDAJ-Aktivist, vor einen Zug, Jörg aus Schweppenhausen brachte sich mit Autoabgasen um, weil seine Freundin ihn mit dem gemeinsamen Baby verlassen hatte, Wolfgang und Jürgen, den ich seit der ersten Klasse kannte, starben beide an Krebs. Dann begann mein Zivildienst auf der Pflegestation eines Altersheims. Der Tod war ständig präsent, ich sah zum ersten Mal Menschen beim Sterben zu. Dagegen ist das Alter ein Spaziergang.

Guck mal da, ein Rotkehlchen. – Oder ein Spatz mit Sonnenbrand.

Meine Angestellten nennen mich hinter meinem Rücken „Kugelschreiber“. Ich höre das!

Was machen wir zwischen Frühschoppen und Dämmerschoppen?

Pierre Bourdieu hat schon vor vielen Jahren erkannt, dass der Klassenkampf auch eine kulturelle Komponente hat. Das Bürgertum entwickelt permanent Distinktionsmerkmale, um sich vom Proletariat abzugrenzen. Früher waren es Theater, Oper und Museum, heute sind es Gender-Sprache, Diversität und sexuelle Identität.

Wann klebt sich Wissing endlich auf einen Fahrradweg?

Ich habe am Wochenende WM-Sammelbildchen in meiner Jacke gefunden und endlich ausgepackt. 2 x Werner, Ginter + Adeyemi. Fühlte sich wie eine weitere Niederlage an.

„Schneider Weiße“ – das ist rassistisch. Wann kommt „Schneider PoC“?

 

Dienstag, 14. Februar 2023

Das allwissende Tabernakel II

 

Der woke Stammtisch weiß alles.

Der woke Stammtisch weiß, dass weiße Männer an allem schuld sind.

Der woke Stammtisch weiß, dass man mit Gendersprache und Straßenumbenennungen die Gesellschaft verändert.

Der woke Stammtisch kennt die astronomisch hohe Gender Pay Gap und sieht alle Frauen als hilflose Opfer der Ungerechtigkeit.

Der woke Stammtisch nennt alle Andersdenkenden Nazis, Rassisten und Vergewaltiger.

Der woke Stammtisch blockiert den Straßenverkehr, weil er die Konzerne nicht blockieren kann.

Der woke Stammtisch huldigt dem Fahrrad und dem öffentlichen Nahverkehr, weil er nicht weiß, wie man in einem Hunsrückdorf ohne Auto lebt.

Der woke Stammtisch fordert eine Frauenquote für das Management der Großkonzerne, aber nicht für die Baustellen und das Handwerk.

Der woke Stammtisch nennt es kulturelle Aneignung, wenn ein Weißer Dreadlocks hat, aber nicht, wenn ein Nigerianer Spätzle macht.

Der woke Stammtisch verachtet die Demokratie, weil es ihm nicht schnell genug geht.

Der woke Stammtisch bezieht seine Legitimation aus dem Weltuntergang, der uns wegen des Klimawandels unmittelbar bevorsteht. Im Angesicht der Katastrophe ist jedes Mittel recht.

Der woke Stammtisch behauptet, dass es in der Wissenschaft zu jedem Thema nur eine Meinung und keinen Diskurs gibt.

Für den woken Stammtisch ist es kein Problem, wenn Frauen unterdrückt und Schafe rituell geschlachtet werden, wenn Migranten im Spiel sind.

Der Stammtisch ist allwissend und unfehlbar.

Der Stammtisch kennt die Zukunft.

Wer widerspricht, braucht beim nächsten Mal erst gar nicht in die Kneipe kommen.

 

 

Montag, 13. Februar 2023

Berlin, nu freue dir

 

Die Christdemokraten können vor Kraft kaum laufen. Wahlsieger. Alle anderen Parteien klar geschlagen. Die neue Nr. 1 in Berlin. Wegner stolz wie Wurstmaxe. „Regierungsauftrag“. Söder behauptet, eine Regierung ohne die CDU – die in diesem Fall natürlich den Bürgermeister stellen würde – wäre „eine grobe Missachtung der Demokratie“. RTL-Blome behauptet, es sei eine Frage des Anstands, Kai Wegner zum Regierungschef zu wählen.

Lässt man die rhetorischen Nebelkerzen und die Protzerei beiseite, stellen sich doch einige Fragen. 28 Prozent sind etwas mehr als ein Viertel der Stimmen. Die Wahlbeteiligung war sehr gering. Daraus automatisch einen Auftrag abzuleiten, ist mutig. Natürlich werden die Parteien jetzt Sondierungsgespräche führen. Aber wer soll Wegners Koalitionspartner werden? Nach Silvester lautete seine selten dämliche Forderung, die Vornamen der verhafteten Bölleristas zu nennen. Er verhöhnte im Wahlkampf die Menschen, die Flüchtlinge im Mittelmeer retten. Mit seinem offenen Rechtsextremismus hat er die AfD kleingehalten. Das ist sein Verdienst. Sie lagen in Berlin weit unter dem Bundesdurchschnitt. Gleichzeitig hat er eine Koalition mit den Grünen ausgeschlossen.

Und nun? Wegner hat nur zwei Optionen: Schwarz-Rot und Schwarz-Grün. Schwarz-Rot würde bedeuten, dass ihm Frau Giffey ihren Bürgermeisterposten auf dem Silbertablett serviert und ihm als Senatorin dient. Das ist nicht sehr wahrscheinlich. Die Grünen haben bei wichtigen Themen keine Schnittmenge mit der Berliner CDU und würden erheblichen Stress mit ihrer Basis und ihren Wählern bekommen. A 100 ausbauen oder nicht? Da gibt es keinen Kompromiss. Auch bei der autofreien Friedrichsstraße nicht. Die Liste lässt sich beliebig erweitern.

Warum sollte R2G nicht fortgesetzt werden? Im Abgeordnetenhaus hat der Berliner Senat eine klare Mehrheit. Die SPD hat zwei Sitze verloren, die Grünen zwei gewonnen. Erdrutsch sieht anders aus. Das hat nichts mit Anstand zu tun, sondern mit Mathematik. By the way: Laschet hat 2021 als Wahlverlierer auch Sondierungsgespräche mit den Grünen und der FDP geführt. Kohl hatte 1976 als Kanzlerkandidat über 48 Prozent der Stimmen, Kanzler wurde Helmut Schmidt. Ole von Beust wurde 2001 Hamburger Bürgermeister, obwohl seine Partei zehn Prozent hinter der SPD lag. Am Ende entscheidet das Parlament, nicht der Wähler über eine Koalition. Die stand ja nicht auf dem Wahlzettel. Ob Giffey der Stadt gut tut, steht auf einem anderen Zettel.

  

Das allwissende Tabernakel

 

Der Stammtisch weiß alles.

Der Stammtisch wusste schon vor einem Jahr, wie der Ukrainekrieg ausgeht.

Der Stammtisch kannte die Täter des Nord-Stream-Anschlags bereits eine Stunde nach der Explosion.

Der Stammtisch kennt die geheimen Pläne der US-Regierung.

Der Stammtisch weiß, was die Elite in Davos bespricht.

Der Stammtisch weiß, dass alle Kriminalstatistiken gefälscht sind.

Der Stammtisch weiß, dass alle Parteien im Bundestag unter einer Decke stecken.

Der Stammtisch weiß, dass die Bundesregierung nur eine Marionette der Amerikaner ist, der amerikanische Präsident nur eine Marionette der Oligarchen ist und die Puppenspieler der Autoverkäufer Elon Musk, der Gemischtwarenhändler Jeff Bezos und der Software-Abzocker Bill Gates sind.

Der Stammtisch weiß, dass unter Hitler nicht alles schlecht war.

Der Stammtisch braucht keine Fakten und keine Recherchen.

Der Stammtisch weiß, dass Wissenschaftler grundsätzlich keine Ahnung haben.

Der Stammtisch ist allwissend und unfehlbar.

Der Stammtisch kennt die Zukunft.

Wer widerspricht, braucht beim nächsten Mal erst gar nicht in die Kneipe kommen.

Sonntag, 12. Februar 2023

Mehr Kita-Plätzchen!

 

Blogstuff 768

„Ich lebe nur einmal und so wie ich lebe, ist einmal auch genug.“ (Falco)

Ich nehme an der Wahl in Berlin nicht teil, habe aber mal den Wahl-O-Mat gemacht. Ergebnis: 1. Graue Panther, 2. Die Grauen. OMG!!! Ich werde alt. Von den Parteien im Abgeordnetenhaus: 1. Die Linke, 2. SPD. Am Ende der ganzen Liste: AfD.

In der Küche liegen noch Zwiebeln im Wert von fünfzig Cent und ich überlege, was ich für fünf Euro dazukaufen kann, um sie zu verwenden. Sie kennen das.

Warum bezeichnet man Deutsche als Kartoffel und nicht als Weißwurst?

Nach Mitternacht: Der Croissant-Notdienst kommt (Traum).

Als die Ukraine von den russischen Imperialisten überfallen wurde, war das Land isoliert. Es gehörte nicht zur EU, nicht zur NATO, es lag in der neutralen Zone zwischen Ost und West. Jetzt wird sie von anderen Ländern unterstützt, weil die Menschen in großer Not sind. Wir machen dasselbe wie in der Türkei nach dem Erdbeben. 

Ich war ja lange nicht mehr auf einem Konzert, aber die Preise für Beyoncé in Frankfurt sind schon heftig. Direkt vor der Bühne zahlt man 3050 Euro, im VIP-Bereich 13.094. Dafür muss ein alter Blogger lange stricken. Aber auf der Tribüne, die etwa hundert Meter von der Bühne entfernt ist, kann man schon für 506 Euro sitzen.

1984 habe ich im Deutsch-Unterricht ein Referat über Orwells „1984“ gehalten. Der Lehrer gab mir nur eine 2, weil ich den aktuellen Bezug nicht hergestellt hatte. Der Staat würde schließlich Daten über uns sammeln. 1984 hat der Staat außer meinem Namen, meiner Adresse und meinem Geburtstag nichts über mich gewusst. Heute haben Behörden und Unternehmen Unmengen Daten über uns alle und Orwell ist vergessen. Doppelplusungut.

Seymour Hersh hat jetzt herausgefunden, dass die Norweger – zusammen mit den Amis – hinter dem Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines stecken. Bonetti Media hat darüber bereits Ende September 2022 berichtet: Kiezschreiber: Bonetti Media – Jetzt mit noch mehr Rätselspaß!

Sahra mal wieder: „Während die BReg die transatlantische Freundschaft beschwört + USA kritiklos folgt, sorgt die US-Regierung für die Sprengung der #NordStream Pipelines, wie PulitzerPreisträger Hersh minutiös recherchiert hat.“ „Minutiös recherchiert“? Auf der Basis einer einzigen anonymen Quelle? Meine Quellen sagen mir, dass ein seniler Querulant aus dem Saarland hinter dem Anschlag steckt. Jeder Redaktionsvolontär weiß, dass eine Information, die veröffentlicht werden soll, auf zwei voneinander unabhängigen Quellen beruhen muss. Stellen Sie sich eine Gerichtsverhandlung vor: Hershs Text würde nicht als Beweis gelten, noch nicht einmal als Indiz.

Im Sommer ist Photovoltaik kein Problem, aber im Winter saugen die Anlagen so viel Sonnenlicht weg, dass es meistens dunkel ist. Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass im Winter die Sonne früher untergeht, weil sie einfach leer ist?

„Die Nazis haben die Juden ausgerottet, die Grünen die Deutschen“, schreibt die AfD Friedrichshain. Widerlicher wird der Berliner Wahlkampf wohl nicht mehr werden.

Wer weiß heute in einem Jahr noch, was FFP2 bedeutet oder was ein Spike-Protein ist?

Samstag, 11. Februar 2023

Größenwahn

 

„Du kannst nicht mit jemandem über Frieden verhandeln, der gekommen ist, um dich zu töten.“ (Golda Meir)

Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer rufen zur Demo in Berlin auf. Friedensverhandlungen statt Waffenlieferungen, so lautet die Forderung. Die entsprechende Petition kann man jetzt schon unterschreiben. Im „Manifest für Frieden“ wird natürlich wieder die Angst vor einem Atomkrieg beschworen, mit dem Putin seit Kriegsbeginn in erpresserischer Absicht droht.

Was glauben diese Leute eigentlich, wer sie sind? Typisch deutsche Großmannssucht. Als ob eine Bundestagsabgeordnete und eine Feministin, oder sagen wir es anders: ein nervtötendes Plärrloch und eine senile Witzblattfigur, in der Lage wären, Selenskyj und Putin an einen Tisch zu bringen. Wer gibt diesen aufgeblasenen Möchtegern-Weltpolitikerinnen das Mandat? Oder wird einfach nur wieder irgendwas gefordert, das andere machen sollen? Vom Kanzler wird erwartet, er solle Schaden vom deutschen Volk abwenden, wie es im Manifest heißt. Ach so, es geht im Kern um das Wohlergehen der deutschen Herrenrasse. Schon klar.

In meiner Kindheit gab es auf Zypern einen Krieg zwischen Griechenland und der Türkei. Die Vereinten Nationen waren an den Waffenstillstandsverhandlungen beteiligt. 1974 sind Blauhelme an der Demarkationslinie eingerückt, um einen Puffer zwischen den Kriegsparteien zu bilden. Dort sind sie noch heute, 49 Jahre nach dem Waffenstillstand. Das könnte auch für den Krieg in der Ukraine eine Lösung sein. Die von Russland besetzten Gebiete könnten zu einer demilitarisierten Zone werden, in die nach Abzug der russischen Armee UN-Blauhelme nachrücken. Antonio Guterres, übernehmen Sie!

P.S.: AfD-Chef Tino Krawallo hat das Manifest auch unterschrieben. Man kann sich seine Freunde nicht aussuchen, oder? Doch, kann man.

Fun Fact For Fans: Auf Zypern sind auch ukrainische Blauhelme stationiert.

 

Freitag, 10. Februar 2023

Die Versammlung

 

Die Aktionärsversammlung verläuft planmäßig. Andy Bonetti, der Vorstandsvorsitzende, verliest den Jahresbericht. Solides Wachstum. Augenhöhe mit Bertelsmann und Springer. 750 Millionen Euro Umsatz. Gewinn nach Steuern: eine Million Euro. Das macht bei einhundert Millionen ausgegebenen Anteilsscheinen eine Dividende von zehn Cent pro Aktie, die an die Aktionäre ausgeschüttet wird.

Dann beginnt der Tumult. Leere Bierflaschen und faule Eier fliegen in Richtung Bühne, die zum Glück durch einen Drahtkäfig geschützt ist. Nachdem sich die Aktionäre wieder etwas beruhigt haben, werden Bonetti unangenehme Fragen gestellt.

„Warum gibt es das Hochglanzmagazin Huhn & Morchel immer noch? Das kauft doch kein Schwein.“

„Die Rezepte finden allgemein Anklang beim Publikum“, antwortet Bonetti ruhig.

„Was ist mit der Zockerworld? Die Zeitschrift müsste längst online sein. Die jungen Leute gehen doch nicht mehr zum Kiosk.“

„Denken Sie doch an die Arbeitsplätze in der Druckerei.“

„Wie hoch ist Ihr Gehalt als CEO?“

„3,5 Millionen Euro.“

„Warum haben Sie ein Privatflugzeug?“

„Das ist langfristig günstiger als die vielen Flüge in der ersten Klasse.“

„Was ist mit der firmeneigenen Luxusyacht?“

„Wir haben häufig Recherchen auf dem Meer. Denken Sie nur an die Nord-Stream-Pipeline. Wir haben exklusiv berichtet, dass die albanische Gasmafia dahintersteckt.“

„Wie wollen Sie die Kosten reduzieren?“

„Also gut. Ich will kein Unmensch sein. Wir werden fünfhundert Redakteure entlassen.“

Tosender Applaus, Sektkorken knallen, Luftballons kommen von der Decke.

 

Donnerstag, 9. Februar 2023

Die Retourkutsche nimmt langsam Fahrt auf

 

CDU-Zentrale in Berlin. Friedrich Merz betritt den Konferenzraum und setzt sich ans Kopfende des Tischs.

„Meine Herren, Frau Strack-Zimmermann hat mich am Montag in Aachen in einer empörenden und ehrverletzenden Weise durch den Dreck gezogen. Ich sage nur: Flugzwerg.“

Beifälliges Gemurmel. „Dieser Schabrackentapir!“ ruft einer empört.

„Meine Medienberater haben mir aber gesagt, ich solle nicht weiter die beleidigte Leberwurst spielen. Diese Frau wird sich sowieso nicht bei mir entschuldigen. Mir wurde geraten, wie es offenbar im Bereich Fastnacht Brauch ist, es diesem Subjekt mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Ich brauche eine Büttenrede.“

„Den Karnevalismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf“, sagt ein junger Mann.

Merz sieht ihn scharf an. „Wer sind Sie?“

„Mario Czaja, Ihr Generalsekretär.“

Ein schmächtiges Milchgesicht mit Nadelstreifen meldet sich und schnipst mit den Fingern.

„Amthor!“

„Ich könnte ein lustiges Video machen. Wie damals bei Rezo.“

„Reichen Sie mir einen Vorschlag ein.“

„Ich habe schon mal angefangen: Im Bundestag das dümmste Schwein, das muss die stracke Zimmermann sein. Doppeltusch, Narrhalla-Marsch. Die Haare grau, die Zähne krumm, ist sie zum Scheißen noch zu dumm ..."

„Wie wäre es, wenn wir eine Frau nehmen?“ unterbricht ihn Jens Spahn. „Ich denke da an Julia Klöckner.“

„Dieser Bauerntrampel aus dem Hunsrück?“

„Silvia Breher,“ wirft Linnemann ein.

Merz schüttelt nur den Kopf. „Kenne ich nicht.“

„Serap Güler.“

„Hat die überhaupt einen deutschen Pass oder ist das eine dieser Sozialtouristen? Nein, nein, meine Herren. Ich erwarte spätestens übermorgen ihre Textvorschläge oder ich engagiere Mario Barth.“