Wer bisher geglaubt hat, der Kiezneurotiker sei nur ein weiteres Alter Ego des Borderline-Rekordweltmeisters Kiezschreiber alias Bonetti alias Johnny Alias, dürfte nun endlich vom Gegenteil überzeugt sein. Denn heute hat dieses bisexuelle polnische Halbblut es gewagt, die Hand seines Meisters zu beißen.
Der Züchtigung erster Teil
Ironie ist sein Problem. Ironie mag er nicht. Was ihn jedoch nicht daran hindert, jeden Beitrag seines eigenen Blogs mit der immer gleichen Form der Ironie vollzubrunzen. Beispiel aus seinem Text über mein neues Buch gefällig?
„Blöde Wichser mit Dutt, die Iced Woccochino mit Zimtsirup und Amarettoschokoladeflocken bestellen. (…) Das gehört zu den Dingen, die ich vermisse, seit dieser Brecher von Eigenheimwelle, flankiert von den Chiasamenbagels, Rucolatellern mit Açai-Goji-Topping, Kichererbsen-Quinoa-Suppen und dem verschissenen Basilikum-Birne-Gorgonzola-Eis vom Irrenhauscafé Annamaria ums Millennium herum über meinen Kiez geschwappt ist und alle noch halbwegs geerdeten Menschen mitgenommen hat. (…) ich aus meinem bachblütenverseuchten Strickliselterrormütterdreieck zwischen Kollwitz-, Helmholtz und Teutoburger Platz.“
Das ist nicht witzig, das ist die immer gleiche Leier, seit es dieses völlig überschätzte Amateur-Schreiber-Blog gibt.
Aus seinem öden, penetrant gleichförmig formulierten Hass auf den eigenen Wohnort, den Prenzlauer Berg, hören wir die Sehnsucht nach Authentizität, nach dem einfachen Leben mit Schnitzel und Bier heraus: „Ich fühle mich sofort wohl“, schreibt er zu einem Besuch im „Deichgraf“ Im Wedding. „Den Mentalitätswechsel, wenn Sie aus Prenzlauer Berg anreisen, können Sie fühlen. Leute, die hereinkommen, sagen guten Tag. Und Tschüß, guten Rutsch. Zu mir am Tresen. Dem Typen, den sie nicht kennen und der sie nicht kennt. Ich sitze quasi in einem zu groß geratenen Wohnzimmer voller normaler Menschen (…).So ist der Wedding. Hier wohnen solche Menschen. Das gehört zu den Dingen, die ich vermisse.“
Auch das ist wiederum an Ironie nicht zu überbieten, denn er gehört als karrieregeiler Schlipsschnösel natürlich genau zu den Leuten, die wir „gescheiterten Existenzen“, die Glumms und Eberlings dieser Welt, an ihrem Tresen nicht sehen wollen. Es ist die Polarexpedition eines arroganten weinerlichen Konzernknechts in die Welt der normalen Menschen. Ob er es in stillen Stunden merkt, dass der angebliche Ex-Punk – ich vermute, er hatte ein Sex Pistols-Poster aus der Bravo in seinem Kinderzimmer hängen und verwechselt da was – an diesem Ort nur stört? Menschen wie der Kiezneurotiker, die auf der Suche nach authentischen Orten sind, zerstören diese Orte. Mit ihrer eiskalten Überheblichkeit, mit ihrem Spott, mit ihren höhnischen Kommentaren, die von Altherrenmenschenblasiertheit nur so triefen.
Niemand möchte einen Typen wie den Kiezneurotiker persönlich kennenlernen. Niemand will ihn in seiner Stammkneipe haben. Er ist der ewige Fremde, der fliegende Holländer, der von Kneipe zu Kneipe zieht, von Restaurant zu Restaurant, und nirgendwo ein Zuhause findet. Weil ihn keiner mag. Weil er sich selbst nicht mag. Und weil er darum seine narzisstische Kränkung in die Welt hinausbrüllen muss, mit seinen Beschimpfungen, seinen Hasstiraden, seiner Weinerlichkeit.
Der Züchtigung zweiter Teil
Ich bin also gescheitert? Als Schriftsteller? Wer sagt das? Wer hat die Kompetenz und den Überblick, um einen anderen Menschen als gescheitert zu diffamieren? Ein Mensch aus Schwabylon, der sein eigenes Leben als Borgdrohne verachtet, der seine Nachbarn und Kollegen verachtet, der jedes menschliche Wesen in seiner näheren und weiteren Umgebung mit seinem Hass überzieht. Für mich sind es Menschen wie der Kiezneurotiker aus der Armee des Teufels, die mittlerweile Anzüge von Hugo Boss trägt, die das Scheitern dieser Gesellschaft repräsentieren – und nicht die Lebens-Künstler wie Glumm oder ich. Ein geldgeiler Selbstoptimierer mit Laufzwang, der seine Seele an die Deutsche Bank oder Siemens verkauft hat. Danke für dein Urteil über mein Leben. Es sagt mehr über dich selbst aus, als du glaubst.
Zu den geäußerten Vermutungen über meinen Lebensstandard: Was glaubt diese Arschmade von Mieter eigentlich, wer ich bin? Ein Sozialhilfeempfänger? Wie ist es möglich, dass ich zugleich eine Villa am Rhein und eine Eigentumswohnung in einem luxussanierten Altbau in Wilmersdorf bewohne? Da ich auf materielle Dinge keinen gesonderten Wert lege, hier nur kurz die Fakten. Bis auf ein einziges Jahr in einer Studenten-WG habe ich in meinem Leben nie Miete gezahlt. Das nur als kleiner Hinweis an die Heulsuse, die bei jeder Mieterhöhung wieder sein Blog vollflennt und uns stolz von seiner armseligen Rache am Miethering erzählt. Du hast den Müll falsch getrennt. Donnerwetter! Dieser Tausendsassa. Che und Gandhi wären stolz auf diesen mutigen Akt des Widerstands gewesen.
Ich lebe in finanzieller Unabhängigkeit, weil ich in Forschung und Beratung gut verdient und das Geld solide angelegt habe. Es gibt kein Erbe, von dem ich lebe, da mein Vater glücklicherweise noch lebt. Ich habe die Freiheit, jeden Tag das zu tun, was ich möchte. Es gibt keinen Druck zum Broterwerb wie bei dem armseligen Bürolurch, der seinen Selbsthass mit einem Blog kompensieren muss. Ich darf das Leben führen, von dem der Kiezneurotiker nur träumen kann. Es klingelt kein Wecker, es gibt keine Termine. Wenn ich aufwache, beginnt mein Tag. Wenn ich Lust habe zu lesen, lese ich. Wenn ich Lust habe, dröhnend laut Musik zu hören, dann tue ich es. Ich schreibe, wenn mir danach ist. Kein Vorgesetzter oder Chefredakteur gibt mir ein Thema vor, ich wähle aus der bunten Pracht des Lebens aus, wonach mir ist. Ich muss mit Veröffentlichungen nichts mehr beweisen. Ein E-Book hochzuladen macht keine Arbeit. In diesem Monat erscheint übrigens schon das nächste – weil ich Lust dazu habe. Wenn ich auf Reisen gehen möchte, tue ich es einfach. Ich kann jeden Tag nach Frankfurt fahren und mich in ein Flugzeug nach New York oder Sydney setzen. Ich nehme einfach etwas Geld aus meiner Schatulle wie Pippi Langstrumpf.
Wenn Scheitern so aussieht, möchte ich nie etwas anderes machen.
Der Züchtigung dritter Teil
Das ist der lustigste Punkt am Text des „Kiezneurotikers“. Er selbst versteckt sich krampfhaft und ängstlich hinter einem Pseudonym, mir wirft er aber die Existenz von Alter Egos wie Andy Bonetti vor. Vielleicht hast du auch eines Tages den Mut, mit deinem eigenen Namen für deine Texte gerade zu stehen?
Wenn man unter seinem echten Namen schreibt, liegen die Dinge anders, als wenn man sich in der Finsternis der Anonymität versteckt. Bei mir lesen meine Familie, Freunde und Nachbarn mit. Da ist der von dir geforderte Seelenstriptease nicht ganz so einfach, vor allem hier auf dem Land, wo die Menschen sich kennen. Aber Diskretion ist natürlich ein Fremdwort für einen kleinen Kläffer wie dich. Das ist ja auch kein Kunststück, wenn man sich hinter einem Pseudonym versteckt.
Kommen wir zum Schluss: Es ist leider kein Management-Sandwich aus Lob, Tadel und wieder Lob geworden, weil ich so eine abgewichste Scheiße für ewige Nachwuchsführungskräfte nicht nötig habe. Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Du gibst mir Tipps, über welche Themen und in welchem Stil ich schreiben soll?! Bist du Power-Point-Penner aus dem Trump Tower irgendwo in Arschfotzenhausen jetzt größenwahnsinnig geworden? Hast du schon mal was veröffentlicht? Hast du überhaupt schon mal den Mut gehabt, dich mit deinem eigenen Namen vorzustellen? Irgend so eine geföhnte Susi, die tagsüber Versicherungen verhökert oder einen Hedgefonds managt, gibt einem Schriftseller jetzt gute Ratschläge? Du tickst doch nicht mehr richtig, Alter. Besprich das mit deinem Therapeuten. Obwohl ich bei einem unheilbaren Fall von Klugscheißertum wie dir wenig Hoffnung habe.