Sonntag, 28. Juni 2020

Die Läuterung


Erst soff er nur die Nächte durch, dann auch die Tage. Er trank und trank und es nahm kein Ende. Schließlich sagte er sich, dass es nicht mehr so weitergehen könne. Und er rief: „Gott, wenn es Dich gibt, sende mir ein Zeichen! Soll ich mit dem Saufen aufhören?“
In diesem Augenblick schlug ein gewaltiger Blitz ins Haus ein und die Wände zitterten.
Da rief er: „Gott, dieses Zeichen reicht mir nicht. Sende mir ein weiteres Zeichen!“
Die Erde begann zu beben, Berge stürzten zu Tal und die Flüsse traten über die Ufer. Es regnete Blut und eine Heuschreckenplage verwüstete die Felder. Es war fürchterlich.
Er nahm einen Schluck aus seiner Flasche und rief: „Gott! Bist du wirklich sicher, dass ich nichts mehr trinken soll?“
Da öffnete sich eine Erdspalte und der Teufel persönlich erschien. Sein Leib war rot wie Feuer, mächtige Hörner wuchsen aus seinem Schädel, er lachte dröhnend und jonglierte mit sechs brennenden Whiskyflaschen.
Seit diesem Tag ist Bonetti nüchtern geblieben.
Foyer des Arts – Hubschraubereinsatz. https://www.youtube.com/watch?v=2pAr1IMiP6A

Montag, 15. Juni 2020

Die acht beliebtesten Denkfehler


Es gibt Denkfehler, wissenschaftlich gesprochen: kognitive Verzerrungen, die jeden Tag aufs Neue wiederholt werden. Vor allem von Ihnen, liebe Lesende.
1. Attributionsfehler: Die Neigung, vermutete oder tatsächliche persönliche Eigenschaften und soziale Merkmale gegenüber äußeren Faktoren und situativen Elementen höher zu bewerten. Sehr beliebt bei Rassisten. „Wie kann der Schwarze sich einen Mercedes S-Klasse leisten? Der ist bestimmt Drogenhändler.“ Möglicherweise ist der Fahrer aber Zahnarzt oder Rechtsanwalt, vielleicht es ist ein Mietwagen. Auch Verschwörungstheoretiker kommen ohne diesen Denkfehler nicht aus. Selbst wenn sie keinerlei valide Informationen über die angeblichen Verschwörer haben, dient gerade diese Tatsache als Beweis, dass die Verschwörung erfolgreich ist. Sie gehen davon aus, dass „böse Mächte“ hinter einem Ereignis stecken. Aktuelles Beispiel Corona-Pandemie: Vielleicht gibt es einfach keine geheime Organisation, die den Verlauf der Seuche steuert und zu ihren Gunsten nutzt? Stattdessen wird die unsichtbare Bedrohung vermenschlicht.
2. Bestätigungsfehler: Die Neigung, Informationen so auszuwählen oder zu interpretieren, dass sie den eigenen Erwartungen entsprechen. Das Internet bietet genügend Material für diesen Fehler. Alle Medien schreiben, der Klimawandel sei real? Ich habe da ein YouTube-Video von einem Schlagersänger, der das Gegenteil beweist. Aktuell wird dieser Fehler von Corona-Leugnern gerne gemacht („Wodarg-Effekt“). Zu diesem Problemfeld zählt auch das selektive Erinnern. Informationen, die nicht zum eigenen Weltbild passen, werden nicht abgespeichert.
3. Bias blind spot / Verzerrungsblindheit: Die Neigung, sich für unbeeinflussbar und objektiv zu halten. Kann häufig in Internetforen beobachtet werden, wenn Kommentatoren glauben, sie hätten als Einziger den Durchblick („Wacht endlich auf!“).
4. Dunning-Kruger-Effekt: Die Neigung inkompetenter Menschen, die eigene Kompetenz zu überschätzen. Aktuelle Beispiele: Millionen Hobby-Klimaforscher (2019) und Millionen Hobby-Virologen (2020). Die Lektüre einiger Blogs ersetzt das mühselige Universitätsstudium.
5. Illusorische Korrelation: Die Neigung, Koinzidenzen als Korrelationen wahrzunehmen. Beispiel: Bill Gates warnt seit Jahren vor einer Pandemie, die Gates Foundation forscht zu diesem Thema – also steckt Gates hinter Covid-19.
6. Präventionsparadoxon: Die Neigung, Maßnahmen gegen eine Gefahr im Rückblick in Frage zu stellen, weil nichts passiert sei. Den Zusammenhang zwischen den Maßnahmen und der Verhinderung der Gefahr wird nicht gesehen. Ein Klassiker, den man bei Corona-Leugnern in Deutschland immer wieder beobachten kann. Der Hinweis auf die katastrophalen Folgen in anderen Ländern, die unzureichende Maßnahmen getroffen haben, wird nicht akzeptiert. Siehe auch => Bestätigungsfehler
7. Self-serving bias / Selbstwertdienliche Verzerrung: Die Neigung, Erfolge den eigenen Fähigkeiten zuzuschreiben, Misserfolge aber äußeren Umständen. Beruflicher Erfolg ist das Ergebnis eigener harter Arbeit und Intelligenz, Misserfolg verdankt man dem unfähigen Vorgesetzten, Unter- bzw. Überforderung am Arbeitsplatz, der Weltwirtschaft oder wem auch immer. An der Scheidung ist grundsätzlich der Partner schuld – zu einhundert Prozent.
8. Truthahn-Illusion: Die Neigung, Trends immer weiter in die Zukunft zu extrapolieren, ohne die Möglichkeit einer Trendwende in Betracht zu ziehen. Sehr beliebt bei Untergangspropheten und Kommunisten. Die Tatsache, dass Tierarten aussterben, bedeutet das Ende der Tierwelt in xy Jahren. Die Erdbevölkerung wächst, bis die Erde sie nicht mehr ernähren kann und alle sterben. Die Profitrate der Kapitalisten sinkt ad infinitum nach einem marxistischen Naturgesetz von 1848. Es wird nicht bedacht, dass sich beispielsweise die Erdbevölkerung bei einer gewissen Zahl einpendeln kann, eben weil die Belastbarkeit der Erde endlich ist. Begriffserklärung: Der Truthahn wird jeden Tag gefüttert, mit jedem Tag steigt seine Gewissheit, auf der Truthahnfarm bestens aufgehoben zu sein. Am Tag vor seiner Schlachtung ist die Gewissheit, immer weiter gefüttert zu werden, am größten. Aber: Entwicklungen können sich ändern. Das wird häufig vergessen.
Liam Lynch - United States of Whatever. https://www.youtube.com/watch?v=e1zvhJRIM7M

Samstag, 13. Juni 2020

Amthor: Für eine Handvoll Dollar


Jetzt regen sich die ganzen Heuchler wieder auf. Ich sage: Amthor wird es in seiner Partei weit bringen. Demnächst ist er CDU-Landesvorsitzender in McPomm, eines Tages wird er Kanzler sein. Erst 27 und bekommt schon Schmiergelder. So weit waren selbst Kohl und Strauß nicht in diesem Alter. Der junge Mann macht alles richtig. Schlappe 10.000 Euro netto im Monat als Abgeordneter – dafür wäre ich auch nicht morgens aus dem Bett gestiegen. Da hätte ich meinen Kopf wieder auf das Lavendelkissen in der Adlon-Suite gebettet und auf bessere Zeiten gewartet. Seien wir doch mal ehrlich: Jeder von uns hätte das Schmiergeld genommen. Korruption ist keine Frage der Moral, sondern eine Frage der Gelegenheit. Schwamm drüber!
Ich sage das bewusst als Wessi: Philipp, jetzt bist du einer von uns.
Was mich persönlich ärgert, ist der Umstand, dass ich einen fertigen Blogstuff-Beginn von vorgestern jetzt wegschmeißen kann:

Wir brauchen einen Skandal

Blogstuff 445
Die Union ist die große Gewinnerin der Corona-Krise. Also brauchen wir jetzt als Ausgleich (erst werden sie hochgeschrieben, dann wieder runter) einen handfesten Skandal. Nicht die alten Geschichten wie die Berater-Affäre von Flinten-Uschi oder den Maut-Dilettantismus vom Scheuer Andy. Es muss was Neues her. Was Großes. BILD, übernehmen Sie.

Mittwoch, 10. Juni 2020

Wie der Kapitalismus in die DDR kam


„Kommt die D-Mark, bleiben wir. Kommt sie nicht, gehen wir zu ihr.“ Das war 1990 die Drohung der DDR-Bevölkerung, die sich im Herbst 1989 entschlossen hatte, ihr Glück auf der Straße zu versuchen. Und zunächst ging alles gut. Die Ostdeutschen bekamen, was sie wollten. Da im Kapitalismus bekanntlich zuerst die Wirtschaft kommt und dann die Politik, wurde am 1. Juli die „Wirtschafts- und Währungsunion“ vollzogen und erst drei Monate später die Deutsche Einheit.
Pünktlich zum Beginn der kapitalistischen Wiedervereinigung öffnete der westdeutsche Handel seine Filialen in der DDR. West-Autos wurden in den Osten geschafft, dazu Mövenpick-Eis und Holsten-Bier. Das Warten hatte ein Ende. Vierzig Jahre ohne Coca-Cola und Marlboro-Zigaretten. Vorbei. Der Konsumrausch konnte beginnen. Wer brauchte noch den Plunder vom VEB Schlagmichtot und der LPG Hastenichgesehen? Viel zu spät merkten die Menschen, dass sie mit ihren Kaufentscheidungen auch ihre Arbeitsplätze vernichteten.
Der Staatsvertrag, den die Finanzminister Theo Waigel und Walter Romberg am 18. Mai, nur zwei Monate nach den Volkskammerwahlen und der Niederlage der SED, unterzeichneten, entkernte die DDR ökonomisch und sozial. Unternehmens-, Eigentums- und Sozialrecht wurden komplett von der BRD übernommen. Aber davon verstanden Maik und Gabi aus Schobenroda nichts. Jetzt wird gelebt! Mit harter Valuta – streng genommen war die D-Mark immer noch eine ausländische Währung - in der Tasche fahren wir in diesem Sommer nach Italien.
In den Fabriken stellte man sich neue Fragen. Was kommt nach dem Plan? Was sollen wir produzieren, wenn wir in diesen Zeiten, in denen sich alles rasend schnell verändert, auf die Nachfrage reagieren müssen? Was wollen die Leute? Bewährte Produkte zu neuen Preisen oder neue Waren und Dienstleistungen? Aber wie soll man bis zum 1. Juli neue Produkte entwickeln, neue Maschinen anschaffen, die Beschäftigten für neue Produktionsabläufe schulen?
Im Westen hatte man keine Fragen und stand nicht unter Zeitdruck. Man sah nur sechzehn Millionen neue Kunden, die endlich bezahlen konnten. Und der Kunde wollte Westwaren. Die Geschichte konnte für die DDR nicht gut ausgehen. Die vermeintlichen Retter waren Raffkes. Keine Brüder, keine Schwestern. Aber nur wenige ahnten es in diesen Tagen der allgemeinen Euphorie, die jedem Neubeginn innewohnt.
Der Glaube an den Markt war 1990 in der DDR so groß, dass man auf eine politische Steuerung des Prozesses verzichtete. Angebot und Nachfrage würden es schon richten. Die ewigen Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus wurden von den neuen Entscheidungsträgern ebenso unkritisch verehrt wie zuvor der Marxismus-Leninismus und die Planwirtschaft durch die SED-Nomenklatura. Keine Subventionen, keine Strukturpolitik – lasst die unsichtbare Hand des Marktes ihr Werk verrichten. Sie blauäugig war man im Westen nie gewesen.
Hinzu kam, dass selbst die Unternehmer in der DDR nicht wussten, wie Marktwirtschaft in der Praxis funktioniert. Woher auch? Es blieb auch keine Zeit, sich in die neue Rechtslage einzuarbeiten. GmbH? KG? AG? Auf Gedeih und Verderb war man in diesen Fragen den fremden Beratern aus dem Westen ausgeliefert, da es im eigenen Land keine Expertise gab.
Das Ergebnis der Wirtschafts- und Währungsunion ist bekannt: Auf den Crash-Kurs in Sachen Kapitalismus folgte der Crash. Massenarbeitslosigkeit, Armut, zerstörte Hoffnung, enttäuschtes Vertrauen. Für viele Bürger der DDR ist die Wiedervereinigung mit der BRD bis heute ein traumatisches Erlebnis. Für sie bleibt die „Deutsche Einheit“ bis heute unerfüllt.
Avishai Cohen Big Vicious – Teardrop. https://www.youtube.com/watch?v=8CvpzZupRK8

Dienstag, 9. Juni 2020

Anmerkungen eines Trash-Poeten


Blogstuff 442
“Claudicat ingenium, delirat lingua, labat mens.” – Es lahmt der Geist, es faselt die Zunge, es wankt der Sinn. (Lukrez)
Können Sie sich noch an die Klimadebatte im vergangenen Jahr erinnern? Die Quintessenz war, dass wir alle unseren Lebensstil ändern müssen, dass jeder Einzelne an seinem Platz, ob Politiker, Unternehmer oder einfacher Bürger, zur Veränderung beitragen muss, damit die Welt gerettet wird. Kennen Sie jemanden, der weniger Fleisch gegessen hat, weniger Flugreisen gemacht hat, seinen Job in der Autoindustrie gekündigt hat? Ich auch nicht. Wir wollen nichts ändern. Mit Corona ist es das gleiche. Wir wollen unser altes Leben zurück. Wir wollen Ballermann, Billigfleisch und am Sonntagabend Tatort. Die Leute, die auf sogenannten Hygiene-Demos das Grundgesetz hochhalten, könnten genauso gut ein Schild mit der Aufschrift „2019“ hochhalten.
Sind Schafe glücklich? Sind Schafe unglücklich? Schafe sind zufrieden, solange das Gras vor ihrer Schnauze wächst. Und so zerbröselt der Keks.
Wer das Schloss von Willem Zwo, der den Ersten Weltkrieg angefangen hat, wieder aufbaut, der kann auch Hitlers Neue Reichskanzlei wieder aufbauen.
Viel Geld fürs Fliegen: Kramp-Karrenbauer will in den nächsten Jahren 90 Eurofighter (Gesamtsumme: ca. 15 Milliarden €) und 45 F-18 (Gesamtsumme: ca. 10 Milliarden €) kaufen. Da sind die 9 Milliarden für die Lufthansa eigentlich Peanuts – und vom Urlaubsflieger habe ich mehr als vom Kampfbomber.
Nur weil ich Udo Walz zur Rasenpflege einfliegen lasse, wirft man mir Dekadenz vor. Ich sage immer: Ein glühender Kämpfer für den Kommunismus kann seinen Marx auch auf den Malediven lesen.
Leute, die bei „Hygiene-Demos“ das Grundgesetz hochhalten, sind Verfassungsschützer im Wortsinn. Eigentlich sind es glühende Patrioten.
In den Neunzigern gab es in Berlin nur zwei Getränke: Milchkaffee und Beck’s. Ich fand das ausreichend.
Früher haben selbst die Könige Wasser aus dem eigenen Brunnen getrunken. Heute bringen uns Lkws San Pellegrino aus Italien und Perrier aus Frankreich. Kommende Generationen werden diesen Irrsinn bestaunen und belächeln.
Wenn man jung ist, hofft man auf den Tag der Revolution. Wenn man alt wird, hofft man, dass sie nicht mehr kommt.
Aus disziplinarischen Gründen lässt Bonetti seinen Chauffeur grundsätzlich auf der linken Spur fahren und mit 130 km/h. Da kann der Porschefahrer hinter ihm blinken wie ein Leuchtturmwärter. Wenn alle so denken würden wie er, hätten wir längst ein Tempolimit.
Tenacious D – Tribute. https://www.youtube.com/watch?v=_lK4cX5xGiQ

Montag, 8. Juni 2020

Die toten Augen von Washington


„The conspiracy theory of society … comes from abandoning God and then asking: ‘Who is in this place?’” (Karl Popper)
Weißes Haus, Washington. Trump sitzt in seinem Bunker und sieht Fox auf einem Großbildschirm. Er isst einen lauwarmen Big Mac und trinkt eine Pepsi. Der Präsident ist allein. Ich kann mich auf niemanden mehr verlassen, denkt er. Ein Genie, umgeben von Idioten.
Seine Leute bekommen die Corona-Krise nicht mehr in den Griff. Inzwischen ist die Zahl der Toten so hoch wie die amerikanischen Verluste im Ersten Weltkrieg. Die größte Epidemie seit der Spanischen Grippe, die größte Wirtschaftskrise seit hundert Jahren und die größten Demonstrationen seit der Ermordung von Martin Luther King. Ohne die Hilfe seines besten Freundes kann er die Wahl im November nicht gewinnen, das ist klar.
Ursprünglich wollte er das Militär einsetzen. Aber das sei zu riskant, hatten ihm die Generäle erklärt. 43 Prozent der Soldaten sind Farbige. Was ist, wenn sie sich mit den Demonstranten solidarisieren, statt auf sie zu schießen? Das Weiße Haus ist weitläufig abgeriegelt. Das heißt aber auch, dass er keine Staatsgäste mehr empfangen kann. Einige Straßen der Hauptstadt sehen aus, als kämen die Bilder aus Syrien. Millionen Menschen protestieren im ganzen Land. Millionen haben ihre Arbeit verloren, ihre Wohnungen, ihre Häuser, ihre Krankenversicherung. Sie schlafen mit ihren Kindern im Auto und stehen tagsüber kilometerlang Schlange, um Lebensmittel zu bekommen. Solche Bilder kennt er nur aus den Shithole Countries, aus der Dritten Welt. Er will sie nicht sehen. Er will nicht darüber sprechen. Er ist der beste Präsident, den Amerika je hatte.
Er drückt den Knopf der Sprechanlage: „James, bringen Sie mir noch ein Dutzend Chicken Wings und einen Schokoladen-Milkshake.“
***
Kreml, Moskau. Putin war gerade in der Sauna. Er ist nackt und kniet auf allen Vieren. Eine blonde Domina mit großen, schneeweißen Brüsten versohlt ihm gerade den Arsch mit frischen Birkenzweigen. Ein alter russischer Brauch, den er um eine erotische Note erweitert hat. Der Präsident lächelt. Endlich haben wir uns gerächt, denkt er. Die Amerikaner haben uns mit ihrem V-Mann Gorbatschow infiltriert, wir haben uns mit Trump revanchiert.
Als Trump geschäftlich in Moskau war, hatte er Trump den Floh ins Ohr gesetzt, er könne Präsident seines Landes werden, so wie er Präsident von Russland geworden sei. Quasi aus dem Nichts. Er hatte auf der Klaviatur von Trumps Eitelkeit gespielt und tatsächlich hatte Trump sich zur Kandidatur für die Präsidentschaftswahl entschlossen. Ab diesem Zeitpunkt lief die Unterstützung durch den russischen Geheimdienst, Hacker, Trolle und Diplomaten wie am Schnürchen. Und tatsächlich: Gegen alle Erwartungen eroberte ein ahnungsloser Bauunternehmer, der zuvor noch nicht einmal Dorfbürgermeister gewesen war, das wichtigste politische Amt der Welt. Gorbatschow hat die Sowjetunion zerstört, Trump zerstört gerade die Vereinigten Staaten.
„Fester“, schreit Putin und lacht. „Fester.”
***
Bonettis Observatorium, Wichtelbach. „Ausgezeichnet”, sagt der wahre Herrscher der Welt und reibt sich die Hände. „Mein Plan vollendet sich.”
Die Dämmerung wirft ihren dunkelblauen Schatten über die Landschaft. Bonetti blickt über das Tal und betrachtet lange die vielen winzigen Lichter der Häuser und Laternen. In der Summe wirken sie, als verberge sich hinter ihnen ein Rätsel, ein unergründetes Mysterium. Aber hinter jedem dieser erleuchteten Fenster leben nur Menschen, die von seinem Plan nichts wissen. Das letzte, das große Geheimnis kennt nur er allein.
The Big Rock Candy Mountains. https://www.youtube.com/watch?v=JqowmHgxVJQ

Sonntag, 7. Juni 2020

Gespräch mit einem Impfgegner


A: Ist Malaria eine gefährliche Krankheit?
B: Ich kenne niemanden, der an Malaria gestorben wäre.
A: In Afrika sterben viele Menschen an Malaria, habe ich gelesen.
B: Das wird doch in den Medien total aufgebauscht. Die Leute sind nicht an Malaria gestorben, sondern mit Malaria. Die hatten alle Vorerkrankungen und wären in einem halben Jahr sowieso gestorben.
A: Also sollte sich niemand dagegen impfen lassen?
B: Impfen? Bist du wahnsinnig? Malaria ist nicht mehr als eine harmlose Grippe. Die Nebenwirkungen des Impfstoffs sind viel gefährlicher als die Krankheit. Es gibt da ein paar sehr gute YouTube-Videos von einem Basketballspieler und einem Konditormeister, ich schicke dir mal die Links.
Christian Anders – Es fährt in Zug nach Corona. https://www.youtube.com/watch?v=os9uCAzSaOc

Dienstag, 2. Juni 2020

Zum hundertsten Geburtstag von Marcel Reich-Ranicki


Meine Lieblingszitate:
„Manchmal ist eine Schreibblockade für die Leser ein Segen, das wollen wir nicht vergessen.“
„Ich habe sein Buch nicht einmal angefasst. Aber ich denke doch, dass die gelegentliche Besprechung selbst der abstoßendsten Trivialliteratur nützlich sein kann - wie in der Medizin die Stuhlganganalyse (Über die "Dieter Bohlen-Biografie").“
„Ich bin aufgewachsen in einer Zeit, als täglich in den Zeitungen stand, die Juden seien eine minderwertige Rasse, unfähig, den deutschen Geist und die deutsche Literatur zu verstehen, in deutscher Sprache zu schreiben. Das hat mich ein für alle Mal geprägt. Bei allem, was ich tue, handle ich aus Trotz.“
„Geld macht nicht glücklich. Aber wenn man unglücklich ist, dann ist es schöner, in einem Taxi zu weinen als in einer Straßenbahn.“
„Die meisten Schriftsteller verstehen von der Literatur nicht mehr als die Vögel von der Ornithologie.“
„Es gibt Theater, bei denen ich den Eindruck habe, dass man sie abreißen und vielleicht da ein Parkhaus errichten sollte.“
„Unverständlichkeit ist noch lange kein Beweis für tiefe Gedanken.“
P.S.: In den Achtzigern habe ich ihn mal live in Ingelheim erlebt. Ein Vortrag über "Kafka und die Frauen". Ein echter Entertainer.

Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Merkel


9 Uhr. Ich betrete den Hinterhof der Eismanufaktur Dolomiti. Vier Eiswagen haben den Hof bereits verlassen. Ich spreche den fünften Fahrer an.
„Gib mir die Wagenschlüssel.“
„Spinnst du? Was willst du mit dem Eiswagen? Ich habe noch keinen Cent verdient, die Kasse ist leer.“
Ich öffne meine Jacke und lasse ihn einen Blick auf meine 45er Magnum, meinen Totschläger und meinen Bunsenbrenner werfen. „Ich nehme dich so auseinander, dass noch nicht einmal der Bestatter erkennt, ob du mal ein Mensch warst.“
***
10 Uhr. Ich stehe vor dem Kanzleramt und lasse die verführerische Melodie spielen. Eine Minute später verlässt die Kanzlerin das Gebäude und kommt zu meinem Eiswagen.
„Eine Kugel Erdbeereis und eine Kugel Schokoladeneis, bitte.“
Ich lächle sie freundlich an. „Kommen Sie doch kurz in meinen Wagen. Ich habe da eine ganz neue Kreation. Avocado-Papaya. Die müssen Sie probieren.“
Neugierig betritt Angela Merkel meinen Eiswagen.
Schon habe ich ihr eins aufs Mützchen gegeben und sie schläft friedlich.
Die Entführung ist einfacher, als durch einen Donut zu spucken.
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11 Uhr. Wir erreichen das unterirdische Labor eines verrückten Wissenschaftlers. Das Böse versteckt sich immer unter der Erde. Immer. Wir befinden uns zwischen Glaskolben, in denen bunte Flüssigkeiten blubbern, und Käfigen mit Versuchstieren. Fledermäuse zum Beispiel. Hauke von Speckstein lächelt diabolisch, als wir die Kanzlerin auf den Behandlungstisch legen.
***
12 Uhr. Professor von Speckstein hat Angela Merkel einen neuen Chip eingepflanzt. Jetzt arbeitet sie nicht mehr für Bill Gates und die amerikanische Impfmafia, sondern für Huawei und die Chinesen. Das 5G-Netz in Deutschland wird exklusiv von Huawei gebaut. Über Funkwellen werden in Zukunft die Gehirne sämtlicher Deutscher gesteuert. Wir essen bald mit Stäbchen, sind im Chop Suey-Fieber und die Tischtennisbundesliga ist beliebter als der Fußball.
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13 Uhr. Die Bundeskanzlerin tritt vor die Bundespressekonferenz und verkündet eine enge strategische Partnerschaft mit China. Deutschland überträgt die gesamte Automobilindustrie, Daimler, BMW und VW, an ein chinesisches Konsortium. Im Gegenzug bekommen wir ein nagelneues 5G-Netz ohne Funklöcher und ein kostenloses Handy für jeden Bürger. Frau Merkel verurteilt die Demokratiebewegung in Hongkong und empfiehlt den Bürgern, mehr Reis zu essen, der schließlich viel gesünder sei als Kartoffeln.
So läuft eine Verschwörung, wenn man sie den Profis überlässt. Die neue Weltordnung hat ihre Zentrale in Peking, nicht in Washington.
The Cramps - The Crusher. https://www.youtube.com/watch?v=nRMQchwJcj8