Donnerstag, 28. April 2022

Berlin ruft

 

Ich bin dann mal weg. Was sich nicht ändert: anstrengungsloser Wohlstand und spätrömische Dekadenz. Was sich ändert: der Ort. Am 1. Mai werden Sie Bonetti auf den Kreuzberger Barrikaden sehen. Mit einem Glas Dom Pérignon in der Hand, um das Zeitalter der Dekadenz auszurufen.

P.S.: Ob ich in der Hauptstadt ins Netz komme, steht in den Sternen.

Der Lachende Vagabund - Fred Bertelmann 1958 - YouTube

Mittwoch, 27. April 2022

Zur antikarzinogenen Wirkung von Leberwurst bei Nacktmullen

 

Blogstuff 693

„Wir werden die Debatte nochmal führen müssen, dass Leute wie Macron und Biden etc. nicht die Antithese zu Despoten sind, sondern dass ihre im Prinzip neoliberale Politik den Nährboden für gesellschaftliche Spaltung legt, von der Despoten profitieren.“ (Marina Weisband)

Er hatte keinen Ehrgeiz. Ein bequemes Sofa, ein gutes Buch, eine Flasche Wein für den Abend – das war alles, was er wollte. Und er bekam es.

Klimakrise, Corona, Krieg, Inflation. Da fehlt doch noch was. Zombie-Apokalypse? Alien-Invasion? Es gibt einen gewissen Punkt, da bist du nicht mehr verzweifelt, da fängst du an zu lachen.

Alle, die an mir vorüber laufen, haben ein Ziel. Ich sitze auf einer Parkbank und bin angekommen.

Ich bin Schutzgelderpresser, aber wenn man mich nach meinem Beruf fragt, sage ich einfach, ich wäre in der Druckbranche.

Die Gastronomie und die Bio-Landwirte haben es vorgemacht: Wir sollten auf regionale Produkte und regionale Küche setzen. Jetzt, wo eine Pandemie und ein Krieg die internationalen Lieferketten erschüttern, wird es Zeit, dass die gesamte Wirtschaft nachzieht.

Nach 31 Spieltagen liegt Mainz 05 in der Heimtabelle auf Platz 4, also auf einem Champions-League-Platz. Auswärts dagegen auf Platz 17, also auf einem Abstiegsplatz.

Putins Krieg wirkt für manche Menschen wie ein Katalysator. Sie vollenden gerade ihren Weg vom Marxisten zum Faschisten. Horst Mahler lässt grüßen.

Wenn Kühe Fleischfresser wären, würden sie Menschen essen.

Meine Generation lästert gerne über junge Leute, die ihr Leben damit verplempern, auf ein Handy zu starren. Wir haben unsere Jugend mit schwachsinnigen Serien wie A-Team, Captain Future, Wickie, Dallas, Bonanza oder Kojak vergeudet. Wir hätten etwas aus uns machen können, aber wir haben uns für den billigen Fernsehschrott, Chips, Fischli und Choco Crossies entschieden.

Beim Schönheitschirurgen gibt es jetzt auch Frustimplantate.

Die einzigen Frauen, die mich in der Öffentlichkeit ansprechen, sind Prostituierte und Tierschützerinnen.

Pkw-Neuzulassungen in der EU 2021: 9,7 Millionen. China: 21,5 Millionen.

Eyes of Nostradamus - YouTube

Dienstag, 26. April 2022

Der Marathonlauf

 

„Es ist wieder Zeit, sein Lager zu wählen: Freiheit oder Faschismus.“ (Constantin Seibt)

Russlands Strategie wurde in den vergangenen Jahren klar formuliert: Die Vorherrschaft des Westens brechen und eine eurasische Union von Lissabon bis Wladiwostok unter russischer Führung aufbauen. Keine EU, keine NATO. Dagegen wirkte ja selbst der Kommunismus noch attraktiv. Wer von uns würde gerne in einer Putin-Diktatur leben? Damit ist auch die Strategie des Westens klar: Der russische Neoimperialismus muss bereits beim ersten Angriff, d.h. in der Ukraine, gestoppt werden, bevor er sich neue Ziele sucht. Naiver Pazifismus ist im Augenblick sicher der falsche Weg.

Daher wird es im Osten der Ukraine vermutlich zu einem jahrelangen Abnutzungs- und Zermürbungskrieg kommen. Während die gigantische westliche Rüstungsindustrie mit der unbegrenzten ökonomischen Macht Amerikas und Europas die Ukraine unterstützen kann, wird es für Russland von Monat zu Monat schwieriger, Waffen und Munition ins Kriegsgebiet zu liefern. Auf diese Weise haben die Amerikaner beide Weltkriege für sich entschieden, übrigens auch mit umfangreichen Waffenlieferungen an Stalin.

Man muss nur darüber nachdenken, wieviel Geld Russland heute in einem Jahr noch mit Rohstofflieferungen nach Europa verdienen wird. Keine Kohle und kein Öl mehr, vielleicht noch ein wenig Erdgas. Oder man wirft einen Blick auf das russische Pipeline-Netzwerk. Alle Schlagadern zeigen nach Westen. Dazu kommt die technologische Abhängigkeit von westlichen Unternehmen. Es wird Jahre dauern, eigene Produktionsstätten zu errichten. Wie baut man eine moderne Fabrik, wenn man nicht einmal in der Lage ist, Industrieroboter herzustellen?

Es ist wahr: Wir sind augenblicklich im Energiebereich noch abhängig von Russland. Aber man muss sich auch die Kehrseite der Medaille anschauen: Russland ist abhängig von unserem Geld und unserem Banksystem. Viele hundert Milliarden Euro der russischen Nationalbank und der Oligarchen sind momentan eingefroren. Damit wird der ukrainische Wiederaufbau finanziert werden. Russland bombt sich in den Ruin wie die Amis in Vietnam. Was haben sie bisher gewonnen? Rauchende Trümmerhaufen ohne jeden Wert. Putin mag den Krieg begonnen haben, sein Ende liegt nicht mehr allein in seiner Hand. Es ist ein weiter Weg vom Donbass nach Lissabon.

THE HOUSEMARTINS - CARAVAN OF LOVE - YouTube

 

Montag, 25. April 2022

From Dusk Till Dawn


Das Image rheinland-pfälzischer Politiker ist nicht gut. Sie gelten als dröge Hinterwäldler, man denke nur an Kohl, Scharping oder Brüderle. Sie stolperten am Ende über Spenden, die sie noch nicht mal in die eigene Tasche steckten, Pool-Fotos eines Malle-Urlaubs und einen gescheiterten Flirtversuch an einer Hotelbar, wo sie ahnungslos neben einer Stern-Reporterin saßen. Peanuts. Aber wir haben auch andere Kaliber im Sortiment.

Ich spreche von Hans-Otto Scholl, Rechtsanwalt, von 1967 bis 1983 für die FDP im Mainzer Landtag, zuletzt als Fraktionsvorsitzender. Langjähriger Chef der hiesigen Liberalen und bis 1980 Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie. In Ludwigshafen-Oggersheim lebte Helmut Kohl im Haus nebenan. Kurz: Ein bequemes Leben an diversen Schweinetrögen. Aber dann flog die FDP aus dem Landtag und die finanziellen Schwierigkeiten begannen.

Schon 1980 hatte er Gelder des Pharmaverbands veruntreut und musste 1,6 Millionen DM Schulden abstottern. „Der Liberale lebte aufwendig, unterhielt zwei Villen und zwei Frauen, fuhr teure Autos und tafelte in feinsten Restaurants. Dafür reichten auch drei Einnahmequellen nicht: monatlich 15000 Mark Beraterhonorar und Bürokostenzuschuss der Deutschen Lufthansa, 5696 Mark Pension vom Pharmaverband und 5400 Mark Übergangsgeld für ausgeschiedene Landtagsabgeordnete.“ (SPIEGEL 26/1985)

Kurz nach Weihnachten 1984 betrat Scholl ein Juweliergeschäft und zog seine Waffe. Er fesselte den Verkäufer und dessen Freundin, die gerade im Laden war. Dann räumte er den Tresor, das Schaufenster und die Vitrinen aus. Er schoss einmal in die Decke und drohte den Gefesselten, sich ruhig zu verhalten, andernfalls würde er sie erschießen. Dabei hinterließ er eine Kugel und eine Patronenhülse als Indizien. Mit einer Beute von 2,6 Millionen DM verließ er den Laden und floh nicht etwa, sondern kaufte, nur wenige hundert Meter vom Tatort entfernt, ein paar teure Klamotten.   

Am 5. Januar 1985 wurde er festgenommen. Er bestritt die Tat, wurde jedoch zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Danach verliert sich seine Spur.

Aktuelle Stellenangebote

 

Es ist drei Uhr morgens und im Flur des verlassenen Hauses stinkt es nach Scheiße. Auf dem Boden dösen ein paar Junkies vor sich hin und langsam dämmert es ihm, dass er die falsche Adresse bekommen hat. Als er das hässliche Klicken einer 45er an seinem Ohr hört, ist es zu spät. Ray Valentino, der Hitman der Gonsenheimer Cosa Nostra, sitzt in der Falle. Leg dich nicht mit Wichtelbach an!

Sagen Sie nicht nein. Sagen Sie ja. Ja zur Wichtelbacher Mafia.

Wir stellen ein:

·       Fluchtwagenfahrer

·       Trickbetrüger

·       Schutzgelderpresser

·       Drogenhändler

·       Geldfälscher

Sie sind verschlagen, lichtscheu und gehen der Polizei am liebsten aus dem Weg?

Sie möchten keine Steuern zahlen und interessante Menschen kennenlernen?

Dann kommen Sie zu uns. Auch korrupte Polizisten und Richter sind immer willkommen.

Die Wichtelbacher Mafia braucht Sie!

 

Sonntag, 24. April 2022

McWladi’s

 

2023 eröffnet in Berlin die erste Filiale der russischen Fastfood-Kette McWladi’s. Im Angebot:

·       Soljanka

·       Borschtsch

·       Pelmeni mit Hackfleischfüllung

·       Wareniki mit Quarkfüllung

·       Blini mit Pilzfüllung

·       Boeuf Stroganoff

·       Hähnchenkotelett à la Kiev

Samstag, 23. April 2022

Fritten und Freizeit statt Frieden und Freiheit

 

Blogstuff 692

„Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd.“ (Otto von Bismarck)

Ich habe immer noch nicht verstanden, warum es in Deutschland Menschen gibt, die von einer neuen Weltordnung träumen, die von China und Russland definiert wird. Was haben sie für Vorteile in einer solchen Konstellation? Oder ist es die alte verhängnisvolle Neigung zur Diktatur, die hierzulande offenbar nicht auszurotten ist?

61 Fußballfelder. So groß ist der Vatikan.

Neulich im Lokal: „Ich hätte gerne die gebratenen Garnelen mit Couscous-Salat. Könnte ich bitte statt dem Salat Pommes dazu bekommen? Und statt der Garnelen bringen Sie mir ein Jägerschnitzel.“

Ich kannte mal einen Typen, der hatte sein Münzgeld im Mund, damit es niemand klaut. Er ist an einem Fünfzig-Cent-Stück erstickt, nachdem ich ihm einen blöden Witz erzählt habe.

Hätten Sie’s gewusst? In Wirklichkeit ist Grönland gar nicht so groß, wie es auf Landkarten immer dargestellt wird. Die Eskimos manipulieren uns!

Die Ukraine habe den russischen Angriff provoziert, weil sie sich dem Westen angenähert hätte, argumentieren die Putinisten. Das ist geistig auf demselben Niveau wie „Mit ihrem Minirock hat sie die Vergewaltigung provoziert“.

In meinem Geburtsjahr kostete eine Feinunze Gold noch 35 Dollar, jetzt fast 2000. Das 57-fache. Eine Apple-Aktie kostete vor zwanzig Jahren noch dreißig Cent (Aktien-Split-bereinigt), jetzt bekommt man dafür 155 Euro. Das 516-fache. Die Leute gehen immer noch arbeiten und die Reichen werden einfach reicher.

Dieses Jahr liefern wir keinen Spargel an Russland. Nimm das, Putin!

Hätten Sie’s gewusst? 1957 und 1958 wurde der Deutsche Flutlichtpokal ausgetragen. 1957 nahmen acht Mannschaften teil, im Finale standen sich Schalke und Eintracht Frankfurt gegenüber. Nach einem Unentschieden im ersten Spiel und einem Unentschieden im Wiederholungsspiel wurde die Eintracht zum Pokalsieger erklärt. Grund: Sie hatte mehr Ecken geschossen. Das galt damals als Kriterium. Verrückte Welt.

Wer deutsche Finanzhilfen an die Ukraine kritisiert, sollte nicht vergessen, dass wir über Rohstoffgeschäfte die russische Seite viel stärker unterstützen.

Es wäre schön, wenn die USA und Russland auch heute noch ihre Rivalität bei einer Alien-Invasion vergessen könnten: Reagan and Gorbachev Agreed to Pause the Cold War in Case of an Alien Invasion | Smart News| Smithsonian Magazine

Patti Smith Group - Because the Night (Official Audio) - YouTube


Freitag, 22. April 2022

Sind die Deutschen nach zwei Monaten Mehlknappheit kriegsmüde?

 

Blogstuff 691

„Die Nichtaufklärbarkeit der modernen Gesellschaft für unangenehme Gefahren ist stark.“ (Armin Nassehi)

Falls Russland wirklich ein Problem mit der NATO hat, warum greift Putin dann nicht seinen eigentlichen Gegner an? Oder verhängt seinerseits Sanktionen gegenüber dem Westen (Öl, Gas, Kohle, Russisch Brot)? Stattdessen muss die neutrale Ukraine als Prügelknabe herhalten. Woran Russland wirklich gescheitert ist, war der Versuch, ein Gegenbündnis zu NATO und EU zu schmieden. Zur Eurasischen Wirtschaftsunion zählen neben Russland nur Belarus, Kasachstan, Armenien und Kirgisistan, also nur ein paar Ex-Sowjetrepubliken. Weder China noch Indien haben an dieser Totgeburt ein Interesse.

Warum heißt es eigentlich Töpferei und nicht Tonstudio?

Bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen gibt es ein Foto-Finish, wenn man die neueste Umfrage liest. Die SPD liegt vor der CDU, eine Ampel hätte eine klare Mehrheit. Die Zeiten der schwarz-gelben Regierung, die im Landtag mit einer einzigen Stimme Mehrheit regiert (100:99), und Ministerpräsident Wüst scheinen sich dem Ende zuzuneigen. Mit 18 Millionen Einwohnern ist NRW das mit Abstand bevölkerungsreichste Bundesland, ein Machtwechsel in Düsseldorf hätte sicher auch bundespolitische Auswirkungen. Am Abend des 15. Mai wissen wir mehr.

Wieso hacken eigentlich alle auf Antonio Banderas rum und beschimpfen ihn als ukrainischen Faschisten? Ich finde, er ist ein toller Schauspieler. #Desperado

Laut Angaben des Kremls lebt Putin in einer 77qm-Wohnung. Der arme Kerl hat weniger Wohnraum als ich!

Sind die Sanktionen gegen Russland nicht auch Cancel Culture? Immerhin trägt Putin keine Dreadlocks.

Hätten Sie’s gewusst? Putin hat Schröder nach seinem Abgang aus der Politik nicht nur mit einem lukrativen Posten versorgt, sondern ihm auch noch zwei Adoptivkinder geschenkt. So schafft man Loyalität.

Nicht alle Geschäftsideen von Bonetti Media waren in diesem Jahr erfolgreich. Der Verkauf der DVD „Die schönsten Ziehungen der Lottozahlen“ läuft nur schleppend und auch der Lama-Verleih kommt nicht richtig in Schwung.

Das Lamento deutscher und anderer Politiker, Putin sei ein Lügner, hat durchaus etwas Anrührendes. Man glaubte, er sei wie die Politiker im Westen™: Das Blaue vom Himmel herunter versprechen, schöne Sonntagsreden halten und alles beim Alten lassen. Dabei hatte Putin seine Doktrin von Anfang an klar formuliert: Russland zu alter Stärke zurückführen und den Westen mit allen Mitteln bekämpfen. Man hatte seinen Plan nicht ernstgenommen. Das war der entscheidende Fehler.

Roundabout (2003 Remaster) - YouTube

Im Jahr 1210 betrug die Kaufkraft eines britischen Pfunds noch 2000 heutige Pfund, im Jahr 1500 noch 1.038, bis 1570 hatte sie sich mehr als halbiert und betrug im Jahr 1900 noch 123 Pfund. Bis 1960 war sie auf 23 Pfund und 2000 auf 1,70 gesunken.

Donnerstag, 21. April 2022

Anton Hofreiter: Schwer einen an der Waffe

 

Seit er im Dezember bei der Kabinettsbildung übergangen wurde, ist er im Rumpelstilzchen-Modus. Jetzt hat er sich in das Thema „schwere Waffen“ verbissen, die in die Ukraine geliefert werden sollen. Aber das ist gar nicht so einfach. Das ukrainische Heer ist an russischen Panzern ausgebildet worden und nutzt diese im Krieg: T-55, T-64, T-72 und T-80. Dazu kommt der T-84, eine ukrainische Weiterentwicklung des T-80.

Es reicht also nicht, deutsche Leopard II in den Krieg zu liefern. Die Panzerbesatzungen sind nicht ausgebildet, weder in der Steuerung noch in der Wartung. Man kann es mit meinem Freund F. bei der freiwilligen Feuerwehr vergleichen. Er kennt sein Einsatzfahrzeug seit vielen Jahren in- und auswendig. Wenn man ihn nachts um drei aus tiefstem Schlaf weckt, kann er es problemlos bedienen. Stellt man ihm ein chinesisches Einsatzfahrzeug vor die Tür, mit einem anderen Bedienungsfeld in chinesischer Beschriftung, wird der Brand nicht gelöscht werden. Genauso geht es den Ukrainern, die noch nicht mal unser Alphabet kennen, mit der Bedienung eines deutschen Panzers. Sie würden Monate brauchen, um ihn perfekt zu beherrschen. Vorher hätten sie gegen einen russischen Panzer im Gefecht keine Chance.

Was ist die Lösung? Man schickt einfach die alten russischen Panzer aus den Beständen der osteuropäischen NATO-Mitglieder in die Ukraine, wo sie sofort eingesetzt werden können. Die Osteuropäer werden mit neuem Gerät endlich auf NATO-Standard gebracht und die Rüstungsindustrie in Deutschland, Amerika und anderswo freut sich über die Aufträge. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Und genau das passiert gerade, während sich Anton in die Auslegeware verbeißt. Es geht weniger um Moral und Pathos, als um Praxistauglichkeit und Technik.

 

Mittwoch, 20. April 2022

Die Abreise

 

Wenn sie es nicht wissen, kommen sie zu dir ins Büro oder zu dir nach Hause. Stellen ein paar Fragen, machen sich Notizen. Verschwinden wieder. Wenn sie es wissen, bestellen sie dich in ihr Büro. Drohen dir, haben Indizien oder klare Beweise.

Als mich die Empfangsdame anrief und sagte, zwei Herren von der Polizei wollten mich sprechen, wusste ich, dass ich ein Problem hatte. Aber wieviel wussten die Polizisten von meinem Problem? Also sagte ich ihr, ich würde gleich zu ihnen hinunterkommen.

Ich fuhr mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage und stieg in mein Auto. Zum Flughafen Hahn sind es nur dreißig Kilometer. Ich stellte den Wagen auf dem Langzeitparkplatz ab. Hier würde er in den nächsten Wochen nicht weiter auffallen. Dann ging ich ins Flughafengebäude und sah mir die nächsten Abflüge an.

Palma de Mallorca. In vierzig Minuten. Ich ging zum Schalter und kaufte mir ein Ticket. 67 Euro mit Ryanair. Den Rückflug würde ich nicht brauchen, aber an ein einen Passagier, der nur den Hinflug bucht, würde sich die Frau am Schalter vielleicht erinnern. Ich zahlte bar, um keine weiteren Spuren zu hinterlassen.

Wie auf jedem Flughafen gab es schlecht bezahlte Security-Fritzen von Privatfirmen, die einfach nur ihre Ruhe haben wollten. Bullen der untersten Hierarchiestufe, die ihren eigenen Arsch noch nicht mal mit einem Stock und einem Spiegel finden würden. Und auf den kleinen Provinzflughäfen arbeitete sowieso nur die Kreisklasse. Niemand warf einen Blick auf meinen Personalausweis, niemand wunderte sich, dass ich kein Gepäck dabeihatte.

Mit 120 Malle-Deppen zwängte ich mich ins Flugzeug. Ich wusste, dass sie zwei Stunden später bei der Landung klatschen würden, und sie taten es wirklich. Vom Flughafen in Palma ließ ich mich mit einem Taxi an den Hafen bringen. Ich erwischte gerade noch die 13-Uhr-Fähre nach Barcelona. Als ich acht Stunden später ankam, dämmerte es bereits. Ich ging in ein Restaurant auf den Ramblas und nahm mir anschließend ein billiges Hotelzimmer am Hafen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass international nach mir gefahndet wurde. Nicht jetzt schon.

Am nächsten Tag flog ich nach New York. 264 Euro mit American Airlines. Diesmal zahlte ich mit Karte. Mein Bargeld wurde knapp. Aber mein Name stand sowieso auf der Passagierliste. Es würde eine Weile dauern, bis die Fahndung über Deutschland hinaus ausgeweitet wurde. Bis dahin wäre ich längst in den USA abgetaucht. Um Geld musste ich mir keine Sorgen mehr machen. Um Geld war es schließlich gegangen.

Vom JFK ließ ich mich mit dem Taxi bis zum Central Park fahren. Den Rest des Weges ging ich zu Fuß. Vor drei Monaten, als alles angefangen hatte, mietete ich unter falschem Namen ein kleines Appartement in der Upper West Side. West 83rd Street Ecke Riverside Drive. Nichts Besonderes. Wenn man die Wohnungstür öffnete, stand man direkt im Wohnzimmer mit Küchenzeile. Dahinter kamen ein Schlafzimmer und ein Bad. Aber mit Blick auf einen kleinen Park und den Hudson.

Über Western Union ließ ich mir jeden Monat Geld von meinem Konto in Panama City schicken. Von dort wurde auch die Miete für mein Appartement überwiesen. In Restaurants und Geschäften zahlte ich überall in bar. Natürlich würde mein Touristenvisum irgendwann ablaufen, aber warum sollte das NYPD meinen Ausweis kontrollieren? Ich würde mich unauffällig verhalten, nicht mit einem Auto fahren, keine Inlandsflüge buchen oder betrunken durch die Straßen torkeln. Ich fühlte mich sicher.

Bis es eines Tages an meiner Tür klingelte.

 

Dienstag, 19. April 2022

Das bizarre Leben des Kunstschneekanoniers Henri Puppenmacher

 

 Blogstuff 690

"Hoch wern mas nimma gwinnen, des is amoi kloa." (Nationalspieler Toni Pfeffer in der Halbzeit beim Fußballländerspiel Spanien-Österreich 1999, als es schon 0:5 stand; Endstand war dann 0:9).

Dieselben Leute, die zwei Jahre kein Problem mit der Zensur von Querdenker-Schwachsinn hatten, beschweren sich jetzt über die Zensur russischer Kriegspropaganda. Genau mein Humor.

Wenn die Ukraine russische Gaslieferungen nach Deutschland wirklich problematisch findet, könnte sie die Pipeline auf ihrem Gebiet problemlos zerstören. Es reicht eine einzige Sprengstoffladung und die Verbindung ist unterbrochen. Aktuell läuft sie mit maximaler Auslastung.

Wenigstens behält man bei den NachDenkSeiten einen kühlen Kopf: „Die Kiewer Ukraine wird offensichtlich unter Protektion der USA von einer Ansammlung von korrupten Politikern, verbrecherischen Nationalisten und Mördern beherrscht, die es sich auf Kosten der immer ärmer werdenden Bevölkerung gut gehen lassen.“

Früher hieß es „Petting statt Pershing“. Warum lese ich nirgends „Petting statt Putin“? In der Friedenbewegung gab es auch den Spruch „Der Enkel und sein Opa / Wollen Frieden in Europa“. Wie wäre es jetzt mit „LGBTQIA / wollen Frieden in Europa“?

Der Versuch, andere Angriffskriege für das Verständnis des russischen Angriffskriegs zu instrumentalisieren, ist intellektuell äußerst dürftig. Natürlich waren die drei Punischen Kriege Roms gegen Karthago Angriffskriege, ebenso die Kreuzzüge oder die Napoleonischen Kriege. Aber was hilft mir das zur Analyse der aktuellen Lage?

Manchmal bin ich wirklich erstaunt über die Naivität vieler Menschen in Wirtschaftsfragen. Natürlich nutzt der Kapitalismus Kapital zur Schaffung von Abhängigkeiten. Schon im Kalten Krieg haben westliche Finanzspritzen das Leben der DDR und der Sowjetunion verlängert. Ich benutze den Ausdruck „Finanzspritzen“ ganz bewusst. Reiche Länder können gegenüber armen Ländern den Dealer spielen. Geld ist die Droge. Und wenn du von dieser Droge abhängig bist, verlierst du deine Selbständigkeit. Selbstverständlich hat man auch die Ukraine und Russland vom westlichen Geld abhängig gemacht. Putins verzweifelter Versuch, sich noch vom Westen abzukoppeln, kann nicht gelingen. Auch wenn er sein Scheitern in Blut ertränkt.

Der ukrainische Botschafter bläst sich jeden Tag auf wie ein wütender Kugelfisch und stellt Forderungen an sein Gastland. Trumps Botschafter war schon eine Zumutung, aber Melnyk hat tatsächlich noch weniger Ahnung von Diplomatie.

Rodgau Monotones - Die Hesse komme (Na Sowas! 1984) - YouTube


 

Montag, 18. April 2022

Neues aus Bonettis Metaphernschublade

 

Die Maus fraß ein Loch in den Pizzakarton, das gerade groß genug war, um hineinzuschlüpfen. Dann futterte sie Pizza, bis sie nicht mehr konnte. Als sie wieder gehen wollte, passte sie nicht mehr durch das Loch. Was soll’s, dachte sie, es ist ja noch jede Menge Pizza da. Natürlich hätte sie fasten können, bis sie wieder durch das Loch passte. Oder das Loch vergrößern. Aber wozu nachdenken, wenn die Pizza so gut schmeckt? So ist es auch mit dem Berufsleben und dem Konsum.


Samstag, 16. April 2022

Gorbatschow ist an allem schuld

 

Was wäre eigentlich passiert, wenn Gorbatschow 1985 nicht Generalsekretär der KPdSU geworden wäre, sondern irgendein alter Tattergreis der Immer-weiter-so-Fraktion? Wenn es weder Glasnost noch Perestroika gegeben hätte? Die DDR und die Berliner Mauer würden immer noch existieren, Egon Krenz wäre mit inzwischen 85 Jahren SED-Chef und die Ossis würden Bananen auch weiterhin nur aus dem Westfernsehen kennen.

Noch viel wichtiger: Die Ukraine würde immer noch zur Sowjetunion gehören. Es hätte also den aktuellen Krieg nie gegeben! Gorbatschows unselige Entspannungspolitik, seine Verträge mit dem fiesen Westen, seine Abrüstung, seine gnadenlose Naivität gegenüber der kapitalistischen Furie haben vielen tausend Menschen den Tod gebracht. Meine Meinung!

Im Ernst: Russland war immer ein imperialistisches Land. Im Zarenreich wurden mit der Expansion nach Osten neue Kolonien erworben und Völker im Kaukasus und in Asien unterworfen. Man denke an das Khanat der Krimtartaren, das erst von den Türken, dann von den Russen erobert wurde. Heilige russische Erde, Leute! Stalin hat mit dieser Expansion dann bis tief ins Deutsche Reich weitergemacht. Vom Harz bis nach Wladiwostok erstreckte sich das rote Imperium.

Erst mit dem Ende des Warschauer Pakts erlangten die osteuropäischen Kolonien ihre Unabhängigkeit, mit dem Zerfall der Sowjetunion die Kolonien im Kaukasus und in Asien + Belarus und die Ukraine. Vorher musste man sich jeden Scheiß im Kreml genehmigen lassen wie ein Leibeigener, jetzt konnten die Staaten als souveräne Nationen selbständig Entscheidungen treffen. DDR 1953, Ungarn 1956, CSSR 1968 und Polen 1980 sollten sich nie mehr wiederholen.

Niemand in Osteuropa hatte noch Vertrauen in die Russische Föderation, alle Länder beantragten Mitgliedschaften in EU und NATO. Nur den ehemaligen Sowjetrepubliken wird diese Entscheidungsfreiheit seit über dreißig Jahren verweigert. Von Moskau. „Achtung der Souveränität, Unabhängigkeit und territorialen Unversehrtheit aller Staaten sowie ihres naturgegebenen Rechtes, die Mittel zur Gewährleistung ihrer eigenen Sicherheit sowie der Unverletzlichkeit von Grenzen und des Selbstbestimmungsrechts der Völker selbst zu wählen.“ So steht es in der NATO-Russland-Grundakte. Russland hat sich an diesen Vertrag noch nie gehalten.

Das ist der entscheidende Unterschied, den die Putinverehrer gerne und mit voller Absicht übersehen: Der Warschauer Pakt ist ein Zwangsbündnis gewesen, EU und NATO sind freiwillige Veranstaltungen. Man kann auch wieder austreten. Zwei Beispiele:

1.     1966 zog sich Frankreich aus der militärischen Kooperation der NATO zurück. 30.000 NATO-Soldaten, v.a. US-Truppen, mussten daraufhin das Land verlassen. Erst seit 2009 ist Frankreich wieder Vollmitglied der NATO.

2.     Brexit.

Putins Versuch, mit Gewalt ein neues Imperium aufzubauen, ist zum Scheitern verurteilt. Finnland und Schweden denken über einen NATO-Beitritt nach, die Ukraine möchte in die EU. Die Zeit der Vielvölkerstaaten unter der Hegemonie eines Herrenvolks ist vorbei. Österreich hat es 1918 verstanden, die Serben haben für diese Erkenntnis die kompletten Neunziger gebraucht und die Russen werden es hoffentlich auch bald kapieren.

P.S.: Hier die queere Sicht auf den Ukraine-Krieg:

» Putins Krieg: Warum Europas Freiheit am Tampon-Behälter im Männerklo verteidigt wirdIch hab ja nichts gegen Schwule, aber (nollendorfblog.de)

Interessant ist auch die philosophische Perspektive:

Der Überfall Russlands auf die Ukraine folgt auch einer Ideologie - Spektrum der Wissenschaft




Freitag, 15. April 2022

Die gute Nachricht

 

Das Schiff legte kurz nach Sonnenaufgang im Hafen der Hauptstadt an. Der Bote ging von Bord. Auf der Kaimauer wartete eine Sänfte mit vier Trägern und eine Eskorte. Kurze Zeit später stieg er vor dem Palast des Königs aus. Vor dem Tor der Palastmauer standen Soldaten mit silberglänzenden Helmen, Brustpanzern und Speeren.

„Ich habe eine dringende Botschaft für den König.“

Das Tor wurde geöffnet und zwei Palastwächter brachten ihn zum Oberaufseher der königlichen Gemächer. Dort wurde er von den Wächtern einer gründlichen Leibesvisitation unterzogen.

„Ich muss sofort den König sprechen. Ich habe gute Nachrichten für ihn.“

„Ihre huld- und gnadenreiche Majestät ist bereits erwacht und kann Sie empfangen“, sagte der Oberaufseher in würdevollem Ton.

Der Bote wurde zur goldenen Brücke gebracht, die über einen Wassergraben führte, die den äußeren vom inneren Palast trennte. Auf der anderen Seite erwarteten ihn vier Palastwächter, die ihn durch viele Säle und Gemächer zum Schlafzimmer des Königs eskortierten.

Zwei riesige Flügeltüren wurden geöffnet und er trat ein. Das Himmelbett war so groß wie ein Tennisplatz und mit Seidenvorhängen verhüllt. Man erkannte den winzigen König nur als Schatten. Ein livrierter Diener kündigte den Boten an und der König winkte ihn mit einer Handbewegung heran.

„Ich habe eine Nachricht für Eure Majestät.“

„So sprecht, Bote.“

„Wir haben den Gegner besiegt. Das Schlachtfeld ist voller Leichen unserer Feinde.“

Der König hüpfte in seinem Bett auf und ab und klatschte dabei lachend in die Hände.

„Schickt meinen Schlachtenmaler zur Stätte meines Ruhms“, rief er.

„Zu Befehl, Eure Majestät.“

In jedem Zimmer des Palastes hing ein Gemälde, das einen Sieg in einer Schlacht zeigte. Niemand hätte es gewagt, dem König die Wahrheit zu sagen. Der Krieg vor schon vor Jahren verloren worden. Aber er hätte es ohnehin nicht geglaubt. Der Krieg gegen das Nachbarland war seine große Leidenschaft. Auch über den Tod durfte man in seiner Gegenwart nicht sprechen. Es gab keinen Spiegel im Palast, so dass der König nicht sehen konnte, wie alt er schon war.

„Ich möchte meinem Volk an diesem Tag des Triumphs einen Besuch abstatten.“

Während der König nach dem Frühstück, das er im Bett einnahm, gebadet und angekleidet wurde, trommelte man hastig ein Haufen Leute zusammen, die ihm am Straßenrand zujubeln sollten. Ihnen wurden Lebensmittelmarken für Mehl, Zucker und Salz gegeben. Kostbare Güter, denn fast alle Einwohner des Landes lebten von ihren Gemüsefeldern draußen vor der Stadt.

Mit einer goldenen Kutsche wurde der König durch die Straßen gefahren. Vor ihm zwei Fanfarenbläser, hinter ihm seine Leibwache auf ihren Pferden. Das Volk jubelte pflichtgemäß und der König war zufrieden. Wie immer wurde ihm auch der einzige Supermarkt der Stadt präsentiert. Leere Konserven standen in Reih und Glied in den Regalen und die Wachsfrüchte in der Obstabteilung sahen appetitlich aus. Zum Glück war der König empfindlich und fasste nie die Waren an.

Auf der Rückfahrt zeigte man ihm die rauchenden Schornsteine, die eine funktionierende Industrie simulieren sollten. Es waren Attrappen, in denen alte Autoreifen verheizt wurden. Für den König war es ein schöner Tag.

 


 

Donnerstag, 14. April 2022

Vereinte Idioten

 

Wie blöd können Verschwörungstheoretiker, Reichsbürger und Coronaleugner eigentlich sein? Da wird eine Chatgruppe bei Telegram gegründet, um einen Regierungssturz vorzubereiten. Öffentliche Planung im Internet, wenn das noch die Baader-Meinhof-Bande erlebt hätte. Unter der Führung von zwei Männern in meinem Alter wollten die „Vereinten Patrioten“ durch Anschläge auf das Stromnetz einen Bürgerkrieg provozieren. Offensichtlich haben die Jungs „Blackout“ gelesen. Dann ausgerechnet Karl Lauterbach entführen – ein Anschlag auf die deutschen Talkshows. Anschließend wollte die Rasselbande dann die Regierung stürzen und selbst die Macht übernehmen. Das alles mit 14 Gewehren und sieben Pistolen. Wie kann man auch nur eine Sekunde lang glauben, dass die Nummer klappt? Jetzt sitzen sie im Kittchen. So wird das nix mit der Revolution.

Blue Sky or Blues Guy?

 

Blogstuff 689

„Man bildet sich ein, schon früher tief in der Scheiße gesteckt zu haben, und dann erkennt man, dass man bisher keine Ahnung hatte, wie tief Scheiße wirklich sein kann.“ (Lee Child: Way Out)

Die EZB sollte Geldpolitik machen, die vom Staat und von Konzerninteressen unabhängig ist. So wie früher einmal die deutsche Bundesbank. Das war bei der Einführung des Euro der Plan. Es ist bekanntlich anders gekommen. Sieben Prozent Inflation und dennoch Nullzinspolitik der EZB. Die Staaten und die Unternehmen können sich also weiterhin zum Nulltarif verschulden. Die Geldmenge erhöht sich, ohne dass ein nennenswertes Wachstum in der Realwirtschaft erzielt wird, das diesen Anstieg rechtfertigt. Die Geldmenge M2 (Bargeld, Kontoeinlagen und Einlagen mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren sowie Einlagen mit dreimonatiger vereinbarter Kündigungsfrist) wuchs in Deutschland in den letzten drei Jahren um 21 Prozent, in der EU um 25 Prozent und in den USA um 51 Prozent. Die Verbraucher bezahlen dieses Spiel mit steigenden Preisen und sinkenden Reallöhnen. Während ihre Bankguthaben entwertet werden, kann man bei sieben Prozent Inflation mit Schulden viel Geld verdienen. Umverteilung von unten nach oben at its best.

Ich habe weder mit dem Brexit noch mit Trump gerechnet, weder mit Scholz noch dem Ukrainekrieg. Und wer von uns hatte die bescheuerte Pandemie auf dem Radar? Wir sind im Blindflug unterwegs.

In Bonetti’s Delikatessenladen an der Lexington Avenue in Manhattan gibt es jetzt einen neue Steaksauce, die endlich Maßstäbe in Sachen Schärfe setzt: Habanero Buttfire. Wer eine Flasche kauft, muss schriftlich erklären, keine Rechtsmittel gegen den Konzern einzulegen. Vor allem nicht am Morgen danach.

Fun Facts For Fans: Russland hat eine Außengrenze von 57.680 km. Die Grenze zum NATO-Gebiet ist ca. 1200 km lang. #einkreisung

Was würde Marine Le Pen mit den 350 französischen Atomsprengköpfen machen?

In Deutschland wird das Frittieröl knapp. Also müssen wir auf die nationalen Reserven zurückgreifen. Jetzt erweist es sich als Glücksfall, dass fast alle Deutschen übergewichtig sind. Wenn wir jedem erwachsenen Bürger zehn Kilo überflüssiges Fett absaugen, haben wir 600 Millionen Kilo = 600.000 Tonnen.

Wer war zuerst da? Das Osterei oder der Osterhase?

Die Putinverehrer sprechen immer von der Herrschaft einer korrupten Oligarchie in der Ukraine und von Nazis in der ukrainischen Armee. Ist es in Deutschland etwa anders? Oder in den USA? Oder in Russland?

Der Sturm hat eine Tankrechnung in meinen Garten geweht. 121 Euro! Mein Fernseher hat 99,99 Euro gekostet, inklusive Versand.

Electrik Youth - Final Girl - YouTube


Mittwoch, 13. April 2022

Der Weg der Schnecke

 

Wer auf dem Land lebt und kein Auto hat, sollte Geduld haben. Und Leute mit einer bequemen Couch oder einem Gästezimmer kennen.

Vier Stunden vor Anpfiff der Partie verlasse ich mein Haus in Schweppenhausen. Ich gehe zur Dorfmitte, wo die Bushaltestelle ist. Mit dem Bus geht es nach Stromberg, dort steige ich in den Bus nach Bingen. Eine Regionalbahn bringt mich nach Ingelheim. Von dort geht es mit dem Bus nach Wackernheim. Vier Verkehrsmittel, dreimal umsteigen, eineinhalb Stunden Fahrt – für zwanzig Kilometer. Das schafft auch ein geübter Marathonläufer zu Fuß. Chancen für eine Rückfahrt am selben Tag gibt es nicht, weil der Nahverkehr lange vor 20 Uhr die Fahrten nach Schweppenhausen einstellt.

Immerhin hält der Bus direkt vor dem Gasthaus. Ich bin mit vier Freunden zum Essen verabredet. Endlich ohne Maske und Impfausweis. Das alte Leben ist zurück. Corona ist auch kein Gesprächsthema mehr. Diverse Steaks, Schnitzel und Pizzas später sind wir bereit für den ersten richtigen Fußballabend des Jahres. A. besitzt eine Großleinwand nebst Beamer. Da läuft das Bayernspiel. Auf dem Fernseher läuft ohne Ton das Madrid-Spiel. Nur so kann ich arbeiten. Bei großen Spielen wie dem WM-Endspiel 2014 versammeln sich hier bis zu zwanzig Fans, dann müssen allerdings in der Nachbarschaft Stühle geliehen werden. Alles läuft geschmeidig wie in seit den frühen Achtzigern. Weinschorlen werden gemixt, Schnäpse gereicht, Transfergerüchte (Lewandowski zu Barca!) erörtert.

Die beiden Bayern-Fans unter uns hadern mit der Niederlage, aber alsbald wird über Wein gefachsimpelt. G. hat sich erfreulicherweise ins Thema Nahewein (Schweppenhausen hat schon einige Male die Naheweinkönigin gestellt) eingearbeitet und schwärmt von der Vielfalt der Böden, von diversen selbstorganisierten Weinproben und den beiden Weinkühlschränken, die er sich angeschafft hat. Hier wird wenigstens noch mit Niveau gesoffen. Der Gastgeber ist Lehrer von Beruf, kann also am nächsten Tag ausschlafen. Gegen ein Uhr schlafe ich friedlich auf der Gästematratze unter der Großleinwand ein. Am nächsten Morgen fährt mich A. zum Ingelheimer Bahnhof, von dort geht es mit dem Zug nach Bad Kreuznach und mit dem Bus zurück nach Schweppenhausen. Nur eine Stunde Fahrt. Insgesamt vierzig Kilometer. Für eine Schnecke ist das eine Weltreise. Auf dem Weg zu meinem Haus treffe ich die Nachbarsfrau. Sie hat mit ihrem Mann gerade eine ukrainische Flüchtlingsfamilie aufgenommen. Die Weltpolitik hat meine Dorfstraße erreicht.

P.S.: Wundern Sie sich nicht, wenn ich Kommentare erst einen halben oder einen ganzen Tag später freischalte. Ich habe kein Smartphone. Aber Offline-Zeiten sind im Regelfall viel interessanter als Online-Zeiten.

Dienstag, 12. April 2022

Zur Causa Spiegel

 

Es war ein verstörender und mitleiderregender Auftritt, den Bundesfamilienministerin Anne Spiegel am Sonntag aufs Berliner Parkett gelegt hat. Ungewöhnlich der Auftritt, Frau Spiegel war offensichtlich angespannt und nervlich am Ende, ungewöhnlich auch der Zeitpunkt. Was verkündet man am Sonntag um 21 Uhr, was man nicht auch am Montag um zehn Uhr verkünden könnte? Ungewöhnlich auch das Thema: Sie berichtete von ihrer persönlichen Überforderung mit einem kranken Ehemann und vier kleinen Kindern in Corona-Zeiten. Ihre Work-Life-Balance war durch die Erkrankung des Ehepartners, der sie in ihrem Job nicht mehr entlasten konnte, und den Hausunterricht aufgrund der Pandemie durcheinandergeraten. Das komplexe Gefüge aus Privat- und Berufsleben war zerbrochen.

Jetzt ist sie zurückgetreten und in die alte Falle geraten, die für viele Frauen verhängnisvoll ist: die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Zu diesem Thema habe ich im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung vor einigen Jahren mit drei Kollegen ein Forschungsprojekt durchgeführt. Das Buch zum Projekt nannten wir „Prekäre Balancen“. Die moderne Arbeitswelt verlangt eine hohe Flexibilität, permanente Erreichbarkeit, Bereitschaft zu Mehrarbeit und Priorisierung der Arbeit. Gerade in Führungspositionen. Daran scheitern nicht die Männer. Sie delegieren die Familien- und Hausarbeit an ihre Gattin, an Putzfrauen und Kindermädchen. Natürlich ist Frau Spiegel in erster Linie an der unglücklichen Wahl ihres Urlaubstermins direkt nach der Flutkatastrophe im Ahrtal und an ihren Lügen bezüglich der Teilnahme an Kabinettssitzungen gescheitert. Aber eigentlich scheiterte sie an der Überforderung durch einen anspruchsvollen Fulltime-Job und ein Fulltime-Familienleben.

Es hat ihre Kräfte erschöpft. Sie wirkte am Sonntag, als wäre sie ausgebrannt, obwohl sie erst 41 Jahre alt ist. Sicher lebt sie in materiellem Wohlstand. Aber ein hoher Lebensstandard garantiert noch keine hohe Lebensqualität. Zu letzterem gehört frei verfügbare Zeit, für sich selbst, für eigene Interessen, zur Erholung. Die Berliner Journaille, der politische Gegner und zuletzt ihre eigene Partei haben ihren Kopf gefordert. Sie haben ihn bekommen. Ihre Karriere ist beendet. Viele Frauen werden diesen Vorgang aufmerksam beobachtet haben. In der Ferne lacht Andi Scheuer.   

 

Das Gold des Zaren


Russland hat sich seit langem finanzpolitisch auf den Konflikt mit dem Westen vorbereitet. Es hat den Dollaranteil der Devisenreserven gesenkt und den Euro- bzw. Yuananteil erhöht. Derzeit ist wegen der kriegsbedingten Sanktionen die Hälfte der Devisenreserven, ca. 250 Milliarden Dollar, für die russische Zentralbank nicht zugänglich.

Außerdem wurde die Goldreserve von 400 Tonnen auf 2300 Tonnen massiv ausgebaut. Der Wert des Goldes beträgt 140 Milliarden Dollar, es liegt in russischen Tresoren. Die bedeutendsten Handelsplätze für Gold, London und New York, sind jedoch für russisches Gold geschlossen. Andere Handelsplätze können ein solches Volumen nicht aufnehmen, Goldhändler in aller Welt zögern im Übrigen auch, weil russisches Gold auf dem Weltmarkt nicht verkäuflich ist. Außerdem drohen Sekundärsanktionen des Westens.

Die Barren einzuschmelzen und mit neuen Markierungen zu versehen, funktioniert nur im kleinen Maßstab. Würde z.B. China hundert oder gar tausend Tonnen russisches Gold kaufen, bliebe das nicht unbemerkt. Kämen ein paar Wochen später hundert oder tausend Tonnen „chinesisches“ Gold auf den Weltmarkt, würde jeder den Trick durchschauen. Experten weisen darauf hin, dass der globale Goldmarkt ohnehin nicht 2300 Tonnen aufnehmen könne, selbst wenn es keine Sanktionen gäbe. Außerdem würde in diesem Fall der Goldpreis abstürzen.

Ein Taschenspielertrick ist auch die angebliche Goldbindung des Rubel. Bis Juni zahlt die russische Zentralbank fünftausend Rubel pro Gramm Gold. Erstens liegt dieser Preis unter dem Weltmarktpreis, es wäre also ein schlechtes Geschäft. Zweitens frage ich mich, was ich mit Rubel soll. Drittens kann ich bei der Zentralbank Rubel nicht gegen Gold tauschen. Damit ist die Grundbedingung für einen Goldstandard nicht gegeben. Auch die russischen Goldminen stehen vor einem Dilemma, weil sie ihr Gold aufgrund der Sanktionen nur an die eigene Zentralbank verkaufen können. Man verkauft es sich also im Grunde selbst.

Der kleine Zar sitzt auf einem riesigen Goldschatz, mit dem er nichts anfangen kann. Vielleicht können seine Soldaten ja zukünftig mit goldenen Kugeln schießen? Sein Plan, sich vom westlich dominierten Devisenmarkt unabhängig zu machen und liquide zu bleiben, ist jedenfalls gescheitert.




Montag, 11. April 2022

Spargelzeit und Tanzverbot

 

Blogstuff 688

„Die Menschheit ist wie eine Band, die vor Ewigkeiten mal ein paar Hits hatte, inzwischen aber nur noch nervt und sich wahrscheinlich demnächst auflöst.“ (Ringo Trutschke)

Was ist Spargel? Gemüse. Ich möchte mich als heteronormativer Cis-Mann nicht zum Thema Gemüse äußern.

Und könnten wir wenigstens in diesem Jahr das Thema Tanzverbot an Karfreitag mal auslassen?

Von 1976 bis 1980 war der Alkoholiker Jimmy Kater US-Präsident. Immerhin hat er keinen Krieg angefangen.

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er hat die Haferflocken mit dem Hammer selbst hergestellt, dann mit Chiasamen und Macadamia-Nüssen garniert, das Müsli mit Tofumilch aufgegossen und präsentiert jetzt sein Frühstück auf Insta. Fünf Millionen Follower sind begeistert. Danach kippt er die ganze Scheiße weg und macht sich Spiegeleier mit Bacon. Pralinski ist so cool, auf dem könnte man Schlittschuh laufen.

Natürlich habe ich im Supermarkt auch weiterhin die Maske auf. Ich lasse mir von der Corona-Diktatur doch nicht vorschreiben, wann ich die Maske abnehmen soll!

Das Universum hat erheblich mehr Dimensionen, als wir ahnten. Es stellt sich heraus: Die doofe Menschheit lebt auf dem untersten Level dieses Universums, sozusagen Souterrain mit befristetem Mietvertrag. Aus den anderen Dimensionen kommen schlechte Laune, noch schlechteres Wetter und TV-Programme, die anderswo keiner sehen will. Die anderen Galaxien laden ihren Schrott bei uns ab.

Ich lernte François Lachenal kennen, als ich noch ein Kind war. Seit 1959 organisierte der gebürtige Schweizer in Ingelheim die „Internationalen Tage“, eine Kunstausstellung, die sich entweder einem Land oder einem Künstler widmete. Es begann mit dem Thema Schweiz, es folgten Spanien, Österreich, Großbritannien und Italien. In diesem Jahr steht Edvard Munch im Mittelpunkt. Da ihn mein Vater bei der technischen Umsetzung der Ausstellungen unterstützte, wurde ich ihm bei einer Vernissage vorgestellt. Erst jetzt habe ich seine Lebensgeschichte gelesen. Er war als Schweizer Diplomat im Zweiten Weltkrieg im besetzten Frankreich. Im Diplomatengepäck schmuggelte er literarische Arbeiten der Résistance in die Schweiz, wo sie gedruckt wurden. Dann schmuggelte er im Diplomatengepäck die Bücher nach Frankreich, wo sie verteilt wurden. 1953 verschlug es ihn in unsere bedeutungslose Kleinstadt, wo er für Boehringer Ingelheim arbeitete. Das Unternehmen finanziert jedes Jahr die Ausstellung. Lachenal verstarb 1997.

Vintage French Minimal Synthpop (1980) - YouTube


Freitag, 8. April 2022

Ein Lob den Energieversorgern

 

Allenthalben höre ich die Klage über gestiegene Energiepreise. Die Leute lamentieren über die exorbitanten Benzinpreise. Ich habe noch nicht mal ein Auto. Aber Strom brauche auch ich. Und so hatte ich ein beklemmendes Gefühl, als ich ein Schreiben meines Stromversorgers Vattenfall aus dem Briefkasten zog. Lieber Gott, rief ich flehend, als ich auf die Knie sank. Welche Qualen habe ich, Hiob von Wichtelbach, denn noch zu ertragen?

Im Wohnzimmer öffnete ich den Umschlag – und holte mir eine Flasche Sekt. Es ist ein Wunder: Die Abschlagszahlung für meine Berliner Wohnung wurde von 26 auf 15 Euro gesenkt. Das ist eine Reduzierung meiner Stromrechnung um 42,3 Prozent! 312 Euro habe ich in den vergangenen zwölf Monaten gezahlt. Nun erwartet mich keine Nachzahlung, sondern eine Rückerstattung von 143,12 Euro. Gerade einmal 168,86 Euro, also 14,07 Euro im Monat, habe ich verbraucht.

Nun wird der geneigte Leser natürlich fragen: Kiezschreiber, du alter Teufelskerl, wie hast du das schon wieder gemacht? Wir alle darben, aber du, Brüderchen, bekommst eine Belohnung, obwohl du von uns allen am wenigsten arbeitest.

Es ist ganz einfach. Bei meinen Berlinaufenthalten vermeide ich den Gebrauch stromfressender Geräte. Der Herd bleibt kalt, weil ich jeden Tag im Restaurant esse. Manchmal sogar zweimal. Eine Spülmaschine brauche ich nicht, weil ich kein Geschirr schmutzig mache. Ich hole mir mein Frühstück beim Bäcker oder brunche ausgiebig in einem Café. Meine Wäsche wasche ich nicht in Berlin, sondern zuhause. Notfalls bei einer Wäscherei um die Ecke. Der kleine Kühlschrank läuft nur, wenn ich tatsächlich in Berlin bin. Kalte Getränke brauche ich nun mal. Glühbirnen, Notebook und Stereoanlage verbrauchen relativ wenig Strom.

Auch in anderen Bereichen lässt sich viel Geld sparen. Unter anderem bin ich in Berlin gemeldet, weil es dort ein komplett unfähiges Finanzamt gibt. Seit fünfzehn Jahren gebe ich schon keine Steuererklärung mehr ab. Selbst in den drei Jahren, als ich sozialversicherungspflichtig als Kiezschreiber in einem Projekt des Senats gearbeitet habe, kamen keine Rückfragen. Daher konnte ich vor zehn Jahren mit meiner Krankenkasse als nunmehr Selbständiger den Mindestsatz von etwa zweihundert Euro im Monat aushandeln. Sparen kann so viel Spaß machen.

Donnerstag, 7. April 2022

Wohlstand verdienen

 

Unter den vielen Beleidigungen, die mir als Betreiber dieses Webauftritts schon zuteilwurden, war häufig die, ich sei sicher so ein reicher Schnösel, der noch nie gearbeitet hat, ein Bonze eben. Das kann ich bei dieser Gelegenheit einmal kurz korrigieren:

Ich habe nie den Porsche-Notruf oder die Flugbereitschaft der Arbeitsgemeinschaft deutscher Millionäre in Anspruch genommen, immer das Leben genossen, teils in liegender Position, war einige Jahre ausschließlich bekifft, habe häusliche Pflege durch mein Dienstpersonal in Anspruch genommen, war alleintrinkend und habe an Universitäten herumgelungert. Meine Lebensleistung kann sich absolut sehen lassen.

Disziplin in der Villa Bonetti

Derart verdient, lege ich mich freilich nicht aufs Ruhekissen und gebe mich der Dekadenz hin in der Ansicht, wer ein Bohémien sei, dürfe auch verlottern. Im Gegenteil. Ich lebe gesund, mache Sport und ernähre mich bewusst. Meine hervorragende körperliche Gesundheit ist das Resultat der Disziplin auch und gerade im privaten Bereich.

Beispielsweise sehe ich jede Woche die Sportschau und winke beim Morgenbier den Joggern vom Fensterbrett zu. Während Fußballweltmeisterschaften ernähre ich mich strikt vegan, also von Kartoffelchips und Salzstangen. Vom Küchenpersonal lasse ich mir Gerichte zubereiten, die mit hochwertigen Produkten hergestellt werden, die mir die lehnspflichtigen Biobauern aus der Umgebung regelmäßig liefern müssen. Ich höre förmlich das Lachen der glücklichen Kuh, wenn ich in meinen Vollkorn-Cheeseburger beiße. Auch die Zutaten für meine berühmte Gourmet-Pizza und die Lafer-Pommes mit Trüffelmayonnaise sind Fairtrade, Bio und hastenichgesehen.

Nun höre ich allenthalben, Armut mache krank, Arme stürben früher und hätten häufiger chronische Krankheiten. Sie hängen herum, fressen Müll, nutzen die ihnen zur Verfügung stehende Zeit nicht einmal dazu, sich etwas Frisches zu kochen, sondern werfen sich für teures Geld Fast Food ein oder wärmen sich Fertigfraß auf. Ihre allgemeine Neigung zu passiven Beschäftigungen, vor allem Schwachsinn-Bloggen, macht sie fett und träge. An Sport ist da gar nicht mehr zu denken. Sie sterben früher – an ihrer Arroganz.

Anreiz und Konsequenzen

Man könnte z.B. den ALG II-Satz erhöhen, aber sie müssten sich den vollen Tagessatz durch gesunde Ernährung und Sport verdienen, wovon sie doppelt profitieren. Jeden Morgen fünfzig Sit-ups, von einer App des Job-Centers überwacht. Arbeit auf den Spargelfeldern. Die gebückte Tätigkeit bereitet sie auf das Leben im Kapitalismus vor – und zwar am unteren Ende der Nahrungskette. Fernsehverbot für das Prekariat. Keine Zigaretten, kein Alkohol. Eine Fußfessel kontrolliert, ob sie Fastfood-Restaurants betreten. Bei Zuwiderhandlung trifft sie ein Stromschlag.

Es lebe Marx, es lebe Putin!

Steilvorlage des Jahres: Feynsinn » Gesundheit verdienen

 

 

Mittwoch, 6. April 2022

Wir müssen über Merkel reden

 

Blogstuff 687

„Deutschland ist erstarrt in seinem traurigen Fett.“ (Jan Böhmermann)

Putins Netzwerk in Deutschland bestand nicht nur aus Schröder. Wer herausfinden möchte, wie Deutschland sich in die Abhängigkeit von russischen Rohstoffen begeben hat, sollte über Merkel sprechen. Und über Steinmeier, Schwesig, Klingbeil usw. Die ewige Kanzlerin hat sechzehn Jahre die energiepolitische Verflechtung mit Russland vorangetrieben. Deutschlands größter Gasspeicher gehört Gazprom. Mit Nord Stream 2 wäre das Projekt noch weiter vorangetrieben worden. Selbst Merz kritisiert inzwischen die CDU-Politik gegenüber Putin.

Jetzt arbeiten Forensiker das Massaker von Butscha auf. Der Laie denkt natürlich: Wie soll man den Täter finden? Aber jede Kugel lässt sich einem konkreten Gewehr oder einer Pistole zuordnen. Den entsprechenden Waffentyp kann man auf diese Weise natürlich sehr leicht ermitteln. Außerdem wird bei jedem Schuss eine Hülse ausgeworfen. Die russische Soldateska hat sich bei dem Massaker sicher nicht die Mühe gemacht, die Beweise zu vernichten. Auf jeder Hülse steht der Name des Herstellers. Eine russische Kugel aus einer russischen Waffe, eine Patronenhülse mit dem Absender der russischen Munitionsfabrik? Das reicht als Indiz. Dazu die Augenzeugenberichte. Motiv, Gelegenheit und Mordwerkzeug – Fall abgeschlossen. Man sollte die moderne Forensik nicht unterschätzen. Anhand leerer Munitionskisten konnte man sogar schon konkrete russische Einheiten identifizieren, die in Butscha stationiert waren. Ihre Kommandeure tragen die Verantwortung für die Greueltaten und können hoffentlich eines Tages als Kriegsverbrecher abgeurteilt werden, wie im Fall des Massakers von Srebrenica. Mladic und Karadžić sitzen für den Rest ihres Lebens im Gefängnis.

Sehr lustig: Putin droht dem Westen mit Handelsboykott. Der Händler droht seinem Hauptkunden, ihm nichts mehr zu verkaufen. So macht man Geschäfte.  

Ich orientiere mich bei meiner Inneneinrichtung an RTL-Vorabendserien.

Ein gerne verbreitetes russisches Narrativ ist es, Demokratie und Menschenrechte seien nur ein trojanisches Pferd, in dem sich McDonald’s und die Wall Street verbergen. China ist das beste Gegenbeispiel. Die erste McDoof-Filiale wurde 1992 in Peking eröffnet – direkt am Tian’anmen-Platz, wo 1989 die chinesische Demokratiebewegung mit einem Massaker beendet wurde. Heute gehören achtzig Prozent der Franchise-Filialen der CITIC Group (China International Trust and Investment Corporation). Sie ist Chinas größtes staatseigenes Treuhand- und Investitionsunternehmen und wurde 1979 unter dem damaligen Parteiführer Deng Xiaoping gegründet.

Leider kann es in Deutschland kein Tempolimit geben, weil die Verkehrsschilder in der Ukraine hergestellt werden.

Interessant: Schweinenackensteaks oder Bier waren hierzulande noch nie knapp. Putin kann uns den Gashahn abdrehen, aber nicht den Bierhahn. #Hopfenautarkie

Kraan - Vollgas Ahoi - YouTube

Dienstag, 5. April 2022

Bonetti und die Reichskriechflasche


Blogstuff 686

„Man kann einen Krieg genauso wenig gewinnen wie ein Erdbeben.“ (Jeannette Rankin)

Bei den aktuellen Heizölpreisen ist es vermutlich billiger, den Winter auf Teneriffa zu verbringen.

George Foreman hat elf Kinder, jeder seiner fünf Söhne hat den Namen George: George Jr., George III, George IV, George V und George VI.

Irgendwelche Stöpsel im Ohr, Kopfbewegungen wie eine Bahnhofstaube – so sitzen die Kids im Bus.

Es ist unglaublich, wie sehr die SPD-Stars der neunziger Jahre, Schröder und Lafontaine, abgerauscht sind. Beide sind heute Parias.

Vielleicht führen die steigenden Lebensmittelpreise endlich dazu, dass weniger Lebensmittel weggeschmissen werden?


Es gibt kleine und große Kriegsgewinnler.


Wo bleibt das Raumspray „Landmetzgerei“? Wann gibt es endlich AXE Blutwurst?

Am deutschen Digitalstammtisch träumt man ja gerne von der Ablösung des US-Dollars als globaler Leitwährung. Hierzu ein paar ernüchternde Fakten: 1990 machte der Dollar etwa sechzig Prozent der weltweiten Devisenreserven aus. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Auf Platz 2 kam damals die DM mit etwa zwanzig Prozent. Diesen Platz hat inzwischen der Euro eingenommen, wieder mit der gleichen Prozentzahl. Dahinter kommen mit weitem Abstand Yen und Pfund. Der Rest der Währungen ist bedeutungslos. Selbst Russland und China halten ihre Währungsreserven hauptsächlich in Dollar und Euro. Im SWIFT-Zahlungssystem dominieren sie den Welthandel mit zusammen 75 Prozent. Niemand hat ein Interesse daran, den Dollar zu ersetzen. Schon gar nicht mit Rubel. Da könnte man ja auch gleich die türkische Lira nehmen.

Die besten Chancen, von derzeit mageren zwei Prozent ein größeres Stück vom Kuchen abzubekommen, hat China. Aber sein Finanzsystem ist unterentwickelt und wird von der kommunistischen Partei beherrscht. Anleger bevorzugen offene Finanzmärkte. In New York, London oder Zürich wird man sich also noch lange keine Sorgen machen müssen. Chinas Handelspartner Nr. 1 ist übrigens die EU, gefolgt von den USA. Russland ist noch nicht mal in den Top Ten. Xi nimmt das Extra-Geschäft mit Russland mit, ohne es sich mit seinen Hauptkunden zu verscherzen.

Fun Fact For Fans: Als das Gerücht aufkam, dass Russland China um militärische Unterstützung geben hätte, fielen die Kurse an den chinesischen Börsen so stark wie beim Lehman-GAU 2008. Peking dementierte umgehend. Money talks, people listen.

Oran Juice Jones - The Rain ( HQsound ) - YouTube