Dienstag, 30. November 2021

Die Jusos kommen!

 

Aufgepasst, Kapitalismus! Jetzt sitzt Kevin Kühnert mit vier Dutzend Jusos im Bundestag. Die Ausbeutung hat endlich ein Ende.

Kleiner Spaß. Wir kennen doch alle das Spiel. Die größten Kritiker der Elche werden später selber welche. Juso-Chef Gerhard Schröder war ein aufrechter Sozialist, als er in seiner Jugend gegen Helmut Schmidt und seine Aufrüstungspolitik kämpfte. Später wurde er bekanntlich zum besten Kanzler, den die CDU je hatte. Unter Schmidt lag der Einkommenssteuerspitzensatz noch bei 56 Prozent, Kohl drehte ihn auf die 53 Prozent der Ära Adenauer zurück. Schröder senkte ihn auf 42 Prozent, schickte die Arbeitslosen in die Hölle der Sozialhilfe und versilberte anschließend seinen Nord Stream 1-Vertrag mit Putin. Kein Kanzler war jemals so ein übles Kapitalistenschwein wie Schröder.

Der fabrikneue Kanzler Scholz (achten Sie auf das Duftbäumchen „Klimaschutz“, das bei Kilometer 500 abfällt) war auch mal Juso-Chef. Ein Rebell, ein Nonkonformist. Heute ist er beim Seeheimer Kreis. Das ist die sozialdemokratische CDU. Die Industrie darf jubeln, denn mit ihm kommt die aktienfinanzierte Rente. Das ist noch viel geiler als die Einkommenssteuersenkung. Mit seinen neuen Freunden von der FDP kommt die Bazooka für Villenbesitzer. In den Konzernzentralen werden die Sektkorken knallen und die Consulting-Fritzen freuen sich über fette Verträge.

Und Kevin Kühnert? Sie werden ihn am Schweinetrog der Macht so mit Geld zuscheißen, dass er den Mund gar nicht mehr aufkriegt. Und später wird er Karriere machen. Zur Parteifolklore gehört es eben, dass man am Anfang den Chefs ans Bein pinkelt. So markiert man sein Revier und dokumentiert seine Machtansprüche. In zwanzig Jahren öffnet ein Bodyguard die Tür seiner Limousine und der kleine Wichser steigt aus, um eine Rentenkürzung zu verkünden. Oder den Bau neuer Kohlekraftwerke. Die Verschärfung der Asylgesetze. You name it. 

The Damned - New Rose (Official HD video) - YouTube

 

Montag, 29. November 2021

Hier spricht die Feuerwehr


Das ganze Haus brennt lichterloh. Die Flammen breiten sich aus. Die Temperatur steigt auf ein besorgniserregendes Maß. Wir beobachten das Feuer. Es gibt keine Löschpflicht und niemand hat vor, eine Löschpflicht einzuführen, eventuell für das Badezimmer. Es dürfen sich höchstens zwei Flammenherde in einem Raum aufhalten, aber das kontrolliert niemand. Wir appellieren an das Feuer, den nötigen Abstand zu brennbaren Möbeln einzuhalten. Wir werden einen Expertenrat gründen, der von einem Bundeswehrgeneral geleitet wird. Weitere Experten sind ein Dachdecker, ein Metzger und eine Lehrerin. Nächste Woche berufen wir eine bundesweite Konferenz ein, zu der alle Leiter der freiwilligen Feuerwehren eingeladen werden. Der zuständige Minister überlegt, die Löschwasserreserven freizugeben.

Sonntag, 28. November 2021

Die große Enttäuschung

 

Langsam begreifen es die Menschen. Manche brauchen etwas länger, um zu dieser Erkenntnis zu kommen: Corona wird uns noch länger beschäftigen, als wir glaubten. Sie werden enttäuscht sein, deprimiert und wütend. Sie werden nach den Schuldigen suchen und sie haben sie bereits gefunden: Politiker und Impfgegner.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als vor etwa einem Jahr gemeldet wurde, ein Impfstoff gegen Covid-19 sei gefunden. Nach dem Schock des Lockdowns im Frühling 2020 und der trügerischen Ruhe im darauffolgenden Sommer kam mit Beginn der zweiten Welle und im zweiten Lockdown Hoffnung auf. Die Rettung naht! Jetzt nur noch ein paar Monate durchhalten und wir haben den globalen Alptraum hinter uns. Bald würde die Pandemie zu einer Erzählung der Marke „Weißt du noch?“ werden. Wir würden Witze über unsere eigene Panik machen. Über unsere Hamsterkäufe. Ich hatte im Mai 2020 108 Rollen Klopapier zuhause. Total crazy.

Ich habe im Juli 2021 meine zweite Impfung bekommen. Danach dachte ich, es wäre für mich vorbei. Auch im Freundeskreis erklärte man die Seuche für beendet und machte sich über Panik-Kalle Lauterbach, den ewigen Schwarzmaler, lustig. Corona war kein Thema mehr, wir hatten die Fußball-EM, die Flutkatastrophe und den Bundestagswahlkampf. Jetzt erhebt das Monstrum wieder sein hässliches Haupt. Nichts ist vorbei, die Impfwirkung vergeht langsam wieder und eine neue Variante tritt auf, deren verheerende Wirkung noch nicht bekannt ist.

Langsam dämmert es uns. Wir müssen wieder in den Lockdown. Die Zeit der unbeschwerten Kontakte, als ich Männern die Hand gab und Frauen umarmte, ist längst vorbei. Die Restaurants und Geschäfte werden schließen, die Kinder können nicht mehr in die Schule. Wir sind wieder verzweifelt auf der Suche nach dem nächsten Impftermin, nach der übernächsten Impfung, die so sicher kommen wird wie die fünfte Welle. Wir schimpfen auf planlose Politiker und fanatische Impfgegner. Wir wollen das alles nicht mehr, aber wir müssen. Die große Enttäuschung kommt erst noch. Der Tiefpunkt der Pandemie liegt noch vor uns. Ihr Ende ist offen.   

Donnerstag, 25. November 2021

Höllenfahrt ins Funkloch

 

„Kann ich nicht wenigstens ein Tamagotchi haben?“

Der Schließer lachte nur und warf die Zellentür mit einem lauten Krachen zu.

Ich war allein in meiner Zelle. Saß auf der harten Pritsche und starrte die Wand an. Ich wusste, was jetzt kommen würde. Drei Tage ohne Internet, bis ich völlig auf Entzug war. Einen Schimpansen schieben, wie wir Junkies sagen. Cold Chicken.

Warum musste ich mich auch jeden Tag auf der Seite eines einschlägig bekannten Marxisten herumtreiben? Klassenkampf und so. Warum habe ich nicht die Texte von Querdenkern und Nazis gelesen? Als die Netzpolizei meine Wohnung gestürmt hat, war mein Rechner voller FDP-kritischer Memes gewesen. Selbst schuld.

Am vierten Tag saß ich im Verhörzimmer. In meinem orangefarbenen Gefängnisoverall. In Handschellen. Vor mir ein fetter Netzbulle, der gerade über einem Kreuzworträtsel brütete.

„Kann ich nicht wenigstens meine Mails checken?“

„Du krankes Schwein“, sagte er ruhig, ohne auch nur aufzublicken.

„Ich habe nichts gegen Marktwirtschaft“, wimmerte ich.

„Das sagen sie alle.“

Hinter dem Bullen hing eine Uhr an der Wand. Die Zeiger bewegten sich nicht. Die Zeit stand still. Ich brauchte eine Minute im Netz. Jetzt sofort!

„Ich werde nie wieder ein Blog anklicken.“

„Wenn wir mit dir fertig sind, wirst du gar nichts mehr anklicken. Du kommst in ein Funkloch, bis du verrottet bist. Verstanden?!“

Spliff - Jerusalem (live 1982) - YouTube

 

Mittwoch, 24. November 2021

Lagebesprechung


Mittwochabend vor dem Späti. Die Sternburg Allstars haben sich versammelt und besprechen das neue Kabinett.

Der dicke Hagen, den alle nur Spritti nennen, fängt an: „Die Baerbock als Außenministerin. Ich fass es gar nicht. Die nehmse in Moskau oder Ankara doch auseinander.“

„Und dann Habeck“, sagt Frührenter Keule, „ein grüner Wirtschaftsminister. Mit dem Körnerfresser können die Unternehmer doch gar nichts anfangen.“

„Nichts gegen Lindner als Kassenwart“, meint Kalle. „Der schmierige Kleptomane lässt doch sicher ein paar Millionen in die eigene Tasche wandern.“

„Die FDP hat ja auch noch die Bildung abgekriegt. Dann gibt’s demnächst nicht nur die Aktienrente, sondern auch das Aktienabitur. Börse als Pflichtfach.“ Spritti grinst.

„Und Prinz Valium im Kanzleramt. Na, gute Nacht, Marie!“

Keule nimmt mit nachdenklicher Miene einen tiefen Schluck aus seiner Pulle. 

Dienstag, 23. November 2021

Vierteilung

 

Im Mittelalter wurden Verbrecher gevierteilt, 1945 Deutschland. Was wäre passiert, wenn man es dabei belassen hätte? Gut, die DDR wäre immer noch die DDR. Wie die Nachbarländer wäre sie vermutlich heute Mitglied der EU. Aber Restdeutschland? 

Die britische Besatzungszone umfasste NRW und Norddeutschland, also den industriellen Kern im Westen und die bedeutenden Häfen Hamburg und Bremen im Norden. Klingt nach einer Erfolgsgeschichte. 

Die französische Besatzungszone bestand aus dem heutigen Rheinland-Pfalz und dem Süden von Baden-Württemberg, zu der später noch das Saarland gekommen wäre. Ein rückständiger Agrarstaat, vermutlich bis heute ein Armenhaus. 

Die amerikanische Besatzungszone: Bayern, der BaWü-Norden und Hessen. Automobilindustrie und Banken. Hört sich gut an.

Jedenfalls würden alle vier deutschen Staaten in der EU nicht dieselbe dominante Rolle spielen wie das wiedervereinigte Deutschland. Hätte man es doch nur bei der Vierteilung belassen. Die Alliierten hatten damals die richtige Idee. Schließlich war Deutschland bis zur ersten Wiedervereinigung 1871 nie ein Problemfall gewesen.

Geisterbahn fahrn - YouTube

 

Montag, 22. November 2021

Neulich am Binger Hauptbahnhof

 

Ich sitze auf einer Bank und warte auf den Zug, als sich ein Mann neben mich setzt.

„Verdammte Maskenpflicht“, sagt er.

Ich sage lieber nichts. Vermutlich ein Querdenker, der heute schon bei Twitter zehn Leuten mit Mord gedroht hat.

„Aber am 12. Januar ist alles vorbei. Dann fallen die Masken. Buchstäblich.“

Jetzt bin ich doch neugierig geworden. „Was passiert denn am 12. Januar?“

„Da hat Jeff Bezos Geburtstag. Dann wird Deutschland von den Truppen der New World Order besetzt.“

„Das wusste ich gar nicht“, sage ich.

„Natürlich steht davon nichts in den Systemmedien. Da stehen nur Lügen drin. Also muss alles, was nicht von den Medien berichtet wird, die Wahrheit sein. Ist doch logisch.“

„Aber wir haben doch immer noch die Bundeswehr und die Polizei“, gebe ich zu bedenken.

„Die sind doch alle geimpft und damit auch gechipt. Der Chip wird am 12. Januar aktiviert. Alle Geimpften werden dann zu willenlosen Befehlsempfängern. Wissen Sie, warum Kinder unter zwölf nicht geimpft werden? Weil seit zwölf Jahren jedes Neugeborene im Krankenhaus gechipt wird. Wenn die Babys nach der Geburt aus dem Kreißsaal getragen werden, werden sie nicht gewaschen und gewogen, sie werden gechipt.“

„Und wer steckt hinter der Verschwörung?“

„Gates, Bezos, Musk. Die Milliardäre, die Großkonzerne und die Banken. Was meinen sie, warum die ganzen Reichen jetzt in den Weltraum fliegen? Um sich mal die Erde von oben anzuschauen? Nein, die haben dort neue Satelliten installiert, mit denen man die Geimpften steuern kann.“

„Und wie kommen die ganzen Truppen in unser Land?“

„Die sind doch schon da. Eine ganze Division versteckt sich in der angeblichen Tesla-Fabrik am Berliner Stadtrand. Die übernehmen die Regierung. Bezos hat seine bewaffneten Lieferfahrer überall im Land. Und die Hacker von Gates legen die komplette Kommunikation lahm.“

„Um Gottes Willen“, sage ich. „Was kann man denn dagegen machen?“

„In den Untergrund gehen. Mein Haus ist bis obenhin voll mit Konserven, Klopapier und Nudeln. Ich habe mich mit einem Pferde-Entwurmungsmittel selbst geimpft. Haben Sie schon mal ein Pferd auf der Intensivstation gesehen? Auch die Hunde und Katze bekommen kein Corona, weil sie entwurmt sind.“

„Haben wir denn eine Chance gegen diese Armee?“ frage ich ihn.

„Natürlich“, antwortet er. „Wir haben Milizen gebildet und sind gut bewaffnet. Wussten Sie, dass in ganz Deutschland schon Konzentrationslager gebaut werden, in denen die gefangenen Widerstandskämpfer landen werden? Diese Schweine schnappen sich erst Deutschland und dann die ganze Welt.“

„Warum wird Deutschland zuerst erobert?“

„Weil die Arier die wertvollste und tapferste Rasse der Welt sind.“

Zum Glück fährt in diesem Moment der Zug ein. 

Leonard Cohen - First We Take Manhattan (Official Video) - YouTube

Samstag, 20. November 2021

Legalize it


„Guten Morgen. Was führt Sie zu mir?“

„Ich möchte mich arbeitslos melden.“

„Was haben Sie bisher gemacht?“

„Ich war Drogenhändler.“

„Das ist natürlich hart. Die neue links-grün-versiffte Regierung hat Sie Ihrer Existenzgrundlage beraubt?“

„Ja. Und ich Depp habe diese Spinner auch noch gewählt.“

„Haben Sie eine Berufsausbildung?“

„Nein. Ich habe immer nur Haschisch und Gras verkauft.“

„Haben Sie Pläne für die Zukunft?“

„Ich möchte einen Laden eröffnen und weiter Drogen verkaufen.“

„Sind Sie denn Apotheker oder haben Sie wenigstens ein FDP-Parteibuch?“

„Nein. Vielleicht kann ich ja weiter im Stadtpark verkaufen?“

„Das bleibt natürlich verboten. Nur in zertifizierten Läden darf zertifiziertes Dope verkauft werden.“

„Da stecken doch die Konzerne und das Finanzamt dahinter!“

„Ich kann Ihnen eine Umschulung zum Lieferfahrer bei Amazon anbieten.“

Freitag, 19. November 2021

November 2022

 

„Damit hat ja niemand rechnen können.“

„Ich möchte erst noch die Langzeitstudien abwarten.“

„Auch Geimpfte infizieren sich.“

„Es gibt da ein Mittel namens X (Tierart + Krankheit eintragen), das genauso gut gegen Corona hilft.“

„Wer Angst hat, kann ja zuhause bleiben.“

„Die Wissenschaftler haben sich schon so oft geirrt.“

„Mit Stoßlüften sind doch alle Schüler geschützt.“

„Corona ist nur eine Grippe.“

„Ich schicke dir den Link von einem wirklich guten YT-Video zum Thema.“

Der Spatz im Silbersee


Bonetti geht auch dahin, wo es sprachlich wehtut.

 

Blogstuff 647

„Non scholae, sed oeconomia discimus.“ (@ der_Fumpinator, Twitter)

Der deutsche Wutbürger braucht mindestens eine Corona-Debatte täglich und hat bis neun Uhr morgens schon fünf Nazi-Vergleiche gemacht und dreimal „Hitler“ geschrien.

Der Rest der Republik übt sich derweil in Stoizismus. Jeden Tag sterben mehr Menschen an Covid-19 als im Juli bei der Flutkatastrophe. Damals waren knapp 200 Tote wochenlang ein Thema, jetzt nimmt man es einfach hin. Ich habe mich oft gefragt, wie Menschen im Krieg das tägliche Sterben aushalten. Jetzt sehe ich: Es geht. Was gibt’s heute in der Kantine?

Nach 1990 hat man den Ossis das Land weggenommen. Wie bei den Indianern. Und die Wessis haben ihnen auch die Lebensgrundlage genommen. Alteigentümer = Siedler, Arbeitsplätze = Büffel. Klassischer Kolonialismus.

Sie haben in den Achtzigern ein paar Jahre zusammen in einer Kapelle gespielt, träumten von einer Karriere in der Neuen Deutschen Welle, haben zweimal im Jugendzentrum gespielt und einmal in einer Gaststätte, die nur hoffnungslose Fälle als Szene-Kneipe bezeichnen würden. Jetzt gehen sie alle auf die sechzig zu, treffen sich einmal im Jahr auf eine Runde alkoholfreies Radler und einer von ihnen bringt den unvermeidlichen Spruch: „Wir müssen die Band wieder zusammenbringen.“

Im Restaurant „Indian Dreams Zwickau” gibt es nicht nur Tandoori-Gerichte, sondern auch ein Schweineschnitzel Hawaii. In Sachsen wird multikulti wirklich gelebt.

Ich freue mich auf Merz als Parteivorsitzenden. Er hat keine politische Macht und Oppositionsführer im Bundestag ist Brinkhaus. Merz ist nur einfacher Abgeordneter, aber er wird sich in den Medien aufplustern und herumstolzieren wie ein Pfau. Das wird bestimmt sehr lustig.

Kurze Durchsage an Deutsch-Südost: Panierte Jagdwurst mit Nudeln ist kein Jägerschnitzel. Wir haben den Kalten Krieg gewonnen und definieren die Wahrheit. Dafür haben wir euch 1989 nicht das Begrüßungsgeld ausgezahlt!

Betrachtet man Pandemie und Klimawandel zusammen, ist jeder tote Deutsche gut für die Natur.

Bundesbeutekunsthalle aka Dummbold-Forum.

Jens Spahn hat einen Drei-Punkte-Plan zur Bekämpfung von Corona vorgelegt:

1.     Abrakadabra

2.     Simsalabim

3.     Hokuspokus Fidibus, dreimal schwarzer Kater

Alter, du hast es so drauf.

Genesis - Abacab 1981 Live Video - YouTube

Donnerstag, 18. November 2021

Mein Leben als Dieb

 

Wann fing das an? Ich schätze, es war 1980. Wir hatten gerade mit dem Rauchen angefangen. Trafen uns nachmittags hinter der Sporthalle und qualmten. Manche pafften noch, aber der Lungenzug wurde uns in kurzer Zeit zur Gewohnheit. Einstiegsdroge Nikotin. Alle Eltern rauchten damals. Zuhause ein paar Zigaretten mitgehen lassen, kein Problem.

Aber irgendwann brauchten wir mehr. Ich steigerte meinen Konsum von drei Zigaretten pro Woche auf eine tägliche Dosis von mindestens einer Zigarette. Das Taschengeld brauchten wir für Mad, Zack und Titanic, Süßigkeiten und Eis. Zum Thema Droge gehört auch immer das Thema Beschaffungskriminalität, nicht nur für die Junkies, die damals am Bahnhof Zoo rumlungerten, sondern auch für Gymnasiasten in einem Provinznest.

Wir machten es zu zweit. Das war der Plan. Wenn wir es nicht gebacken kriegen, kein Problem. Abbruch und Abflug. Ein kleiner Tante-Emma-Laden. Mein Freund lenkte die einzige Frau im Laden ab. Fachfragen zum Kleingedruckten auf einer Kekspackung oder so. Er hat damals improvisiert, während ich vorne an der Kasse stand. Als sie mir beide den Rücken zukehrten, habe ich mir zwei Schachteln Kippen gegriffen und bin einfach gegangen.

Ein paar Minuten später saßen wir auf einer Parkbank und konnten vor Aufregung kaum sprechen. Es hatte geklappt! Wir waren nicht erwischt worden. Droge Adrenalin. Dopamin. Kannte ich bisher nur vom Fußball, wenn ich ein Tor geschossen hatte. Ich riss die Packung Camel auf und klopfte lässig zwei Zigaretten raus. Wir fühlten uns wie Sieger, als das gestohlene Nervengift in unseren Körper sickerte.

Rückblende. Kindheit. Meine Mutter und meine Großmutter waren Kriegsflüchtlinge. Hatten damals nix. Haben das Stehlen gelernt. Und es ist nie wieder weggegangen. Meine Mutter vertauschte die Preisschilder in Supermärkten, stopfte sich den Mund mit Obst voll und legte die Bravo für meine Schwester in die Bildzeitung. Ich habe mich als Kind zu Tode geschämt und bin an der Kasse tausend Tode gestorben. Meine Mutter hatte Ruhepuls. Oma genauso.

Es blieb natürlich nicht bei Zigaretten. Ich brauchte nicht nur regelmäßig Nikotin, sondern auch Lesestoff. Bücher. Bald war ich in der großen Pause regelmäßiger Gast in einer Buchhandlung in der Nähe unserer Schule. Schon das Verlassen des Schulhofs war ein Bruch der Regeln, aber wenn du regelmäßig erfolgreich die Regeln brichst, bekommst du eine Hornhaut. Die Buchhandlung war aufgebaut wie eine Bibliothek. Reihen von Regalen bis zur Decke, die vom Kassenbereich nicht eingesehen werden konnten. Dort steckte ich die Beute in die großen Innentaschen meiner Jeansjacke. Bis Ende vierzig habe ich solche Kleptomanenjeansjacken getragen, obwohl ich da schon längst nicht mehr geklaut habe.

Da war ich schon fünfzehn oder sechzehn. Mein Freund hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits aus der Branche verabschiedet. War beim T-Shirt-Klauen in einem Kaufhaus erwischt und von der Polizei nach Hause gebracht worden. Analoger Shitstorm mit Gebrülle, Taschengeldentzug und Ohrfeigen. Bei mir ging es in die andere Richtung. Ich wurde mutiger. Klaute am Zeitschriftenständer der Buchhandlung, also quasi direkt neben der Buchhändlerin, regelmäßig den Playboy. Dazu Penthouse und Lui. Ich wurde der King in meinem Freundeskreis. Bilder von nackten Frauen waren damals wertvoller als pures Gold. Durfte man erst ab 18 kaufen.

Der Höhepunkt war der Plattenladen in Bahnhofsnähe. Ein winziges Geschäft, vielleicht dreißig Quadratmeter Fläche und vollgestopft mit LPs und Singles. Oft war ich allein mit dem Verkäufer im Laden. Rücken zum Verkäufer, Platte in die Jeansjacke geschoben, Knöpfe zu und im Rausgehen noch freundlich Tschüss sagen. Teilweise habe ich meine Beute auf dem Schulhof verkauft. Sie haben Interesse an großen Titten und Rock’n Roll? Wenden Sie sich vertrauensvoll an die Firma Eberling.

Wann hörte das auf? Vermutlich nach dem Abitur, als ich erkannte, dass man mit Dope viel leichter an Geld kommen konnte als mit gelegentlichem Kleinganoventum in den Läden meiner Heimatstadt.   

P.S.: Ich habe mal einen Tag für Woolworth gearbeitet und sollte die Kunden zählen. Ich habe dort nie etwas geklaut, weil es unter meiner Würde gewesen wäre. Außerdem sind die großen Läden immer gut überwacht. Ich sitze also mit meiner Strichliste an einer Kaffeebar im Kassenbereich, als der Typ hinter der Theke („Barista“ sagte man damals noch nicht) mit einem Plastikbecher Kakao zu mir kommt und ihn vor mir abstellt. „Von dem Mann da drüben“, sagt er und geht. Ich sehe zu dem Mann rüber und er nickt mir zu. Wie im Western. Saloon-Szene. Ich nehme also meinen Becher und gehe lässig zu ihm hinüber. Er stellt sich als Ladendetektiv vor. Er fragt, ob ich nicht Lust hätte, als sein Assistent zu arbeiten. Aushilfsweise, wenn im Kaufhaus viel los ist. Er prahlt damit, wie viel man in dem Job verdienen kann. Er weiß nicht, wer ich wirklich bin. Mit meinem Fachwissen als Ladendieb wäre ich der perfekte Jäger gewesen. Aber die Seiten wechseln? Teil des Systems werden? Ging einfach nicht.  

Extrabreit - Kleptomanie (Remastered Real Video) (1982) - YouTube

Mittwoch, 17. November 2021

Plädoyer gegen eine Pflicht

 

Warum gibt es eine Führerscheinpflicht? Das ist ein Eingriff in meine Grundrechte. Warum mischt sich der Staat ein? Es ist meine Entscheidung, ob ich einen Führerschein mache oder nicht. Es ist meine Gesundheit, um die es geht. Ich habe ein Recht aufs Autofahren! Wer verursacht denn die ganzen Unfälle? Es sind die Leute mit Führerschein. Aber Fahrer ohne Führerschein werden schlimmer behandelt als die Juden im Dritten Reich. Aber das darf man ja heute nicht mehr sagen.

Dienstag, 16. November 2021

Hamilton vs. Verstappen

 

Als RTL Ende letzten Jahres nach dreißig Formel 1-Weltmeisterschaften aus dem Geschäft mit den Live-Übertragungen ausstieg, dachte ich für einen kurzen Augenblick daran, auch aufzuhören. Zu langweilig waren die letzten Jahre seit Einführung der Hybrid-Motoren 2014 gewesen. Sieben Meisterschaften, sieben Fahrer-Titel und sieben Konstrukteurstitel für Mercedes. Seit 1974 bin ich dabei, damals als Lauda-Fan. Aktuell bin ich Vettel-Fan und erheblich frustriert.

Aber ich habe mich anders entschieden. Es gibt Mittel und Wege, um im Internet die Live-Übertragungen von Sky in englischer Sprache zu sehen. Kostenlos und werbefrei. Hervorragend kommentiert von kompetenten Journalisten und Ex-Fahrern wie Martin Brundle, den ich selbst noch live auf mancher Rennstrecke erleben durfte. Vorbei die Zeit des Langweilers König und der Witzblattfigur Ebel bei RTL. Racing pur.

Die Saison 2021 hat mich für das Elend der letzten Jahre entschädigt. Eine epische Schlacht um den Titel ist zwischen Altmeister Hamilton und Herausforderer Verstappen entbrannt. Besser war die Formel 1 seit dem Zweikampf von Senna und Prost nicht mehr. Gerade der Grand Prix von Brasilien wird, wie einige diesjährige Rennen, in die Motorsportgeschichte eingehen. Hamilton kämpft sich im Sprint-Rennen am Samstag in 24 Runden vom letzten Platz auf Platz 5 nach vorne und im Rennen gewinnt er von Startplatz 10 aus. So etwas hat es seit Beginn der Formel 1 1950 noch nie gegeben.

Die Rivalen schießen sich in Silverstone und Monza gegenseitig ab, kämpfen in fast jedem Grand Prix Rad an Rad und zwischen den Rennen tobt ein unterhaltsamer Psycho-Krieg zwischen Fahrern und Teams. Genau nach dem Geschmack der Fans. Dazu skurrile Szenen wie Hamilton bei einem Re-Start ganz allein in der Startaufstellung, während alle anderen mit neuen Reifen aus der Boxengasse starten, oder die Farce von Spa, als nach stundenlangem Warten kein Rennen stattfindet, aber eine Siegerehrung. Die Tragik von Lando Norris, dem ein Regenschauer kurz vor Schluss den ersten Sieg seines Lebens verhagelt.

Es sind noch drei Rennen und keiner weiß, wer Weltmeister wird. Ich bin wieder dabei. Und so viel kann ich verraten: Nächstes Jahr gehe ich als Russell-Fan an den Start. Und ich werde eines Tages wieder einen Titel feiern können.

Atomic - Sleeper - YouTube

Sonntag, 14. November 2021

Neulich an Kasse 3

 

Im Supermarkt stehe ich in der Schlange. Da werde ich von hinten angelabert.

„Können Sie mich vorlassen, ich bin Stasi-Opfer.“

„Können Sie mich vorlassen, ich bin lesbisch und werde diskriminiert.“

„Können Sie mich vorlassen, ich bin schwarz und leide unter Rassismus.“

Ich antworte: „Ich bin Andy Bonetti und habe Kunst im Endstadium.“

Samstag, 13. November 2021

Frühes Silvester in Glasgow

 

Sie kennen das Ritual zum Jahresende: Manche Leute nehmen sich vor, ihr Leben im neuen Jahr zu verändern. Natürlich wollen sie es besser machen. Nicht mehr rauchen, mehr Sport, weniger Fleisch, kein Alkohol usw. Feuerwerk for Future um Mitternacht.

Das gleiche Phänomen konnten wir heute bei der UN-Klimakonferenz erleben. Wir werden ab heute alles besser machen. Versprochen. Wo muss ich unterschreiben? Die Silvesterschwüre sind eine Woche später längst vergessen. Was war eigentlich damals in Glasgow? Ich kann die Abschlusserklärung gerade nicht finden.

Bonetti macht Nägel mit Köpfen:

2030: endgültiger Ausstieg aus der Fastfood-Szene. Keine Burger, Bratwürste und Döner mehr.

2040: Verzicht auf Nachtisch und Schnaps bei Restaurantbesuchen.

2050: Kein Alkohol mehr - oder nur in klimaneutralen Mengen.

2060: Kein Fleisch mehr. Keine Süßigkeiten.

2070: Ich werde bis zu meinem Lebensende Veganer.

taz

 

Als Sand hast du begonnen

Längst bist du Öl geworden

Im Berliner Polit-Getriebe

 

Das leichtgewichtige Hausblatt

Grüner Immobilienbesitzer

Ist ein Frühstücksaccessoire

Wie Müsli und Tee

Freitag, 12. November 2021

Die Ballade vom toten Killer

 

Es war kein schöner Anblick. Die Leiche lag in dem kleinen Wäldchen hinter dem alten Bahnhof, der vor zwanzig Jahren geschlossen worden war. Zwei Kugeln in den Hinterkopf, die beim Austritt das halbe Gesicht weggerissen hatten. Vermutlich war die Tatwaffe eine Desert Eagle, eine halbautomatische Pistole, die in Israel hergestellt wurde. Die Waffe eines Profi-Killers.

Der Tote hatte riesige abstehende Ohren, frittenblondes Haar und nur eine Arschbacke. Diese Beschreibung passte exakt auf Daniel Hasenpflug, der seit gestern vermisst wurde. Ein harmloser Bursche. Gärtner, verheiratet, keine Kinder. Lebte seit seiner Geburt in Wichtelbach. Er musste zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sein.

***

Kommissar Bockschuh saß an seinem Schreibtisch und dachte nach. Profi-Killer ist ein seltener Beruf. Gerade in dünn besiedelten Landstrichen wie dem Hunsrück, wo man seine privaten Probleme noch mit Streichholz und Benzinkanister löste. Er schlug die Gelben Seiten auf und sah unter P wie Profi-Killer nach. Es gab nur drei Einträge in Wichtelbach. Er bestellte sie alle zum Verhör.

***

Es waren die übelsten Kerle, die man sich vorstellen kann. Vierschrötige Halsabschneider mit hässlichen Narben, grotesken Tätowierungen und fehlenden Fingern. Aber sie hatten alle ein wasserfestes Alibi. Rudi Mondlaub war zum Tatzeitpunkt, zwischen Mitternacht und ein Uhr morgens, auf einer Hochzeit in Bacharach gewesen. Mike Klabutzke hatte mit Freunden von den Bandidos Billard gespielt und Zacharias „Zack“ Kümmelmeier konnte jedes Detail des gestrigen Fernsehabends auswendig herunterbeten. Der Kommissar musste wieder von vorne anfangen.

***

Er befragte die Anwohner der umliegenden Häuser. In der Nacht war ein Zug gekommen. Er hatte am Bahnhof gehalten. Eigentlich war das unmöglich. Die Strecke war seit vielen Jahren nicht mehr befahren worden. Aber die Aussagen der Zeugen stimmten überein. Ein Güterzug mit bayrischem Wappen auf jedem Waggon. Eine halbe Stunde lang waren Kartons ausgeladen worden. Dann war der Zug in Richtung Bad Kreuznach zurückgefahren.

***

Der Kommissar ließ das ganze Bahnhofsgelände untersuchen. In einem alten Lagerschuppen fanden sie die Lösung. Er war bis unter die Decke mit Kartons vollgestellt. Kommissar Bockschuh öffnete den ersten Karton. Er war vollgepackt mit Geldbündeln. Er zog ein Bündel heraus und prüfte die Scheine. Schlechtes Papier, plumpe Fälschungen. Auf einem Karton lag ein Schnellhefter. Auf dem ersten Blatt war die Überschrift NALP RED zu lesen. Es musste ein Code sein. Aber Wichtelbachs bester Kommissar war nicht blöd. Man musste den Text einfach rückwärts lesen.

***

Und das war der Plan: Söder wollte das ganze Land mit Falschgeld überschwemmen, um die Bevölkerung zu verunsichern und das Wirtschaftsleben durcheinander zu bringen, damit die Wähler ihr Vertrauen in die neue Regierung von Kanzler Scholz verlieren und nach der Union und ihm selbst als Kanzler schreien. Das intrigante Schwein wurde noch am gleichen Tag in München festgenommen und gestand nach einer Viertelstunde Weißwein-Boarding schließlich seine Schandtaten. Auch die Meisterschaften von Bayern München waren alle ungültig und wurden annulliert. Dem Gesetz wurde wieder einmal Genüge getan. Bravo, Kommissar Bockschuh!

ERASURE - Sometimes (Love To Infinity 2015 Club Mix) - YouTube

 

Mittwoch, 10. November 2021

Meine erste Fahrt in einem Streifenwagen

 

Lesezeit: 2 Minuten, Schreibzeit: 20 Minuten

Ich war zehn Jahre alt, als ich das erste Mal auf der Rückbank eines Streifenwagens Platz nehmen durfte. Wer mich kennt, weiß wie unglaublich gefährlich ich aussehe. Eine Mischung aus Charles Bronson und Hermann Göring. Aber damals war ich ein netter kleiner Junge. Wie konnte das passieren?

Es war der letzte Schultag vor den Sommerferien. Ich hatte gerade das erste Jahr auf dem Gymnasium abgeschlossen und mein Zeugnis bekommen. Notenschnitt Zwokommanull. Keine Note schlechter als 3. Ich wusste damals nicht, dass es der Höhepunkt meiner Schullaufbahn war. Niemals habe ich ein besseres Zeugnis gehabt als im Sommer 1977.

Gerade war meine Lieblingsfußballmannschaft, Borussia Mönchengladbach, zum dritten Mal hintereinander deutscher Meister geworden. Ich wusste damals nicht, dass dieses Jahr der Höhepunkt meines Lebens als Fußballfan war. Die Fohlen haben danach nie wieder eine Meisterschaft gewonnen.

Ich weiß nicht, ob es die Euphorie über das gute Zeugnis in meinem Ranzen war oder die Abenteuerlust der in diesen Minuten beginnenden Sommerferien, aber als ich am Ingelheimer Bahnhof ankam, stand da dieser Bus. Über der großen Frontscheibe prangte das Wort „Stadecken“. Fälschlicherweise las ich „Stadtecken“ und dachte, es sei eine neue Buslinie, die alle Ecken der Stadt abfuhr. Also stieg ich ein. Schließlich wohnten wir am Stadtrand in einem Neubau, den die Firma Boehringer zusammen mit ein paar Dutzend anderer Mietshäuser in Ingelheim-West hochgezogen hatte.

Der Bus fuhr los, aber nicht in meine Richtung. Er fuhr nach Ober-Ingelheim ans andere Ende der Stadt. Aber vielleicht begann die Tour durch alle Stadtecken einfach nur hier? Ich machte mir noch keine Sorgen. Dann fuhren wir durch die Weinberge nach Groß-Winternheim. Gut, das war nicht mehr die Stadt, aber das Dorf gehörte zu Ingelheim. Dann fuhren wir weiter nach Schwabenheim. Das gehörte nicht mehr zu meiner Stadt. Jetzt dämmerte mir, dass ich eventuell einen Fehler gemacht haben könnte.

Hinter Schwabenheim kam Stadecken. Ein Dorf, das ich gar nicht kannte. Ich stieg aus. Alle anderen, die mit mir ausstiegen, gingen einem Ziel entgegen. Ich blieb unschlüssig stehen. Was sollte ich machen? Ich dachte eine Weile nach. Schließlich fasste ich den schweren Entschluss, zurück in die Stadt zu laufen. Zurückfahren ging nicht, denn meine Monatskarte galt nur für Ingelheim. Und Geld hatte ich nicht dabei. Aber in Rheinhessen liegen die Dörfer eng beieinander. In einer Stunde würde ich wieder in Ingelheim sein. Ich ging los.

Nach wenigen hundert Metern hielt ein Streifenwagen neben mir. Der Polizist am Steuer fragte mich, wo ich hinwollte. Ich erzählte ihm meine Geschichte. Er lachte und sagte mir, ich solle mich auf die Rückbank setzen. Damals waren viele Streifenwagen unterwegs. Es war 1977, das große Jahr der RAF. Zum Glück sah ich damals noch nicht so gefährlich aus wie heute. Er fuhr mich nach Hause. Als ich ausstieg, war ich ein wenig enttäuscht, dass niemand mich sah. Von der Polizei nach Hause gebracht! Natürlich habe ich die Geschichte nie meinen Eltern erzählt, die ein paar Stunden später von der Arbeit kamen.  

Soda Stereo - Prófugos (Gira Me Verás Volver) - YouTube

Dienstag, 9. November 2021

Gespräch über Sozialismus


A: Guude, Rudi. Was schaffste dann?

B: Guude, Schorsch. Ei, isch bin grad am lese.

A: Was liesde dann?

B: Des hab isch mer grad kaaft. Der Schmöker haast „Gabidal“ unn is vom Kalle Marx aus Trier.

A: Unn? Isses guud?

B: Des is glasse, Schorsch. Hast du gewisst, dass mir ausgebeuded wern?

A: Na. Werklisch? Du vielleischd, du schaffst in de Fabrik. Aber isch bin doch uffm Büro.

B: Disch beude se awä aach aus. Die dreggische Bonze mache sisch die Dasche voll unn mir misse als mehr schaffe.

A: Unn des hod de Marx erauskrieht?

B: Des is amdlisch. Die dreggische Bonze dun des gonse Gabidal aggumuliere unn fer sisch behalle. Des liest mer doch auch in de Zeidung.

A: Do hosde reschd. Wo jedz die gonse reische Amerikanä im Weltraum rummache. Dene gehds zu gut, Rudi.

B: Ebe, Schorsch. Da misse mir was mache.

A: Solle mer se verbumbe?

B: Na, mer misse en Uffschdand mache.

A: En Uffschdand? Nur mir zwee?

B: Do misse alle midmache. Ned nur hiä in Gonsenum.

A: Ganz Määnz?

B: Alle, die wo schaffe duun. Die gonse Abeidä.

A: Leck misch am Arsch. Dess wird e größä Sach, odä?

B: Des gonsde annehme.

Believe in Me - YouTube

Sonntag, 7. November 2021

Drunter machen wir es nicht

 

Der Impfzwang wird kommen. Durch die Vordertür. In Knobelbechern.

Drunter machen wir es nicht.

Im Morgengrauen werden Türen eingetreten. Verzweifelte Schreie. Abtransport ins gaskammervolle Impf-KZ.

Drunter machen wir es nicht.

Das vierte Reich kommt. Wie 1987 bei der Volkszählung. Es ist wieder mal so weit.

Drunter machen wir es nicht.

Impfgegner sind Helden des Widerstands. Untergrund. Weiße Rose. Ich werde ihnen eine Todesfuge schreiben, wenn sie an den Nebenfolgen der Impfung qualvoll verreckt sind.

Drunter machen wir es nicht.

Dauerempörung ist möglich. Dauererektion nicht. Wut ist besser als Pornographie. Aufregen, abreagieren. Das ist der Rhythmus der verbalen Aggression.

Drunter machen wir es nicht.

Bürgerkrieg. Nächste Woche um diese Zeit liegen wir alle im Schützengraben. Jeden Monat beginnt ein neues Zeitalter, eine neue Epoche. So schlimm war es noch nie. Und es wird immer schlimmer.

Drunter machen wir es nicht.

Samstag, 6. November 2021

Das böse Ende


Ein Vögelein, ein Vögelein

Saß auf der Ulme ganz allein

Ganz still und völlig traumvergessen

Die Katze hat es aufgefressen

Mittwoch, 3. November 2021

Ein wichtiger Hinweis an alle User dieses Blogs

 

Leider wurde Bonetti Media Opfer eines Hackerangriffs, bei dem alle Leser-Daten gestohlen wurden. Vor allem die Daten der Kommentatoren. Ganz sicher waren es die Russen, vielleicht aber auch die Peruaner oder die Nigerianer. Jedenfalls sollten Sie sich nicht wundern, wenn in nächster Zeit

1.     Enkel, die Sie gar nicht haben, Geld von Ihrem Konto abbuchen.

2.     Rohkost-Schlingldinger oder der Warzenschwein-Futter-Spezialbetrieb Wultz Ihnen Ihre Produkte anbieten.

3.     Leute an Ihrer Haustür klingeln und Sie beim Öffnen einfach nur auslachen.

Montag, 1. November 2021

Im Banne der Lemuren

 

Blogstuff 640

„Berlin verzeiht jeden Misserfolg, deshalb wagen hier die Menschen absurdere, lustigere, größenwahnsinnigere Projekte. Selbst bei maximalem Misserfolg ist man in Berlin eben nur eine Knalltüte unter Hunderttausenden, das lindert jeden Versagensschmerz. (…) In Berlin ist man nicht erfolglos, sondern steht seit Langem unmittelbar vor dem Durchbruch.“ (Sascha Lobo)

Mein Leben ist wie eine Autobiographie.

In Deutschland sagt man Wolkenfront.

Die Lebensmittelindustrie füttert uns mit Dreck, der hauptsächlich aus Fett, Zucker und Chemikalien besteht. Der adipöse Durchschnittsdeutsche fällt der Krankenkasse zur Last, die auf diese Weise wiederum die Industrie querfinanziert. Danke, Nestlé!

Die alte Strafraumfrage: Brust oder Keule?

Natürlich ist das Leben beschissen, aber wir wollen doch trotzdem wissen, wie es weitergeht.

Ich wusste, dass ich Hilfe brauche, als ich meinem Achtsamkeitscoach aufs Maul gehauen habe.

Horst Pelzmann, ein seit frühester Jugend zu Hautkrankheiten neigender, Phlegmatiker, rieb nachdenklich die Feigwarzen in seiner linken Achselhöhle, als plötzlich und unerwartet (Fragment)

28. Oktober, 13:02 Uhr. Ein Einsatzfahrzeug der Wasserwerke fährt im Schritttempo unsere Straße entlang. Per Lautsprecher verkündet der Fahrer, dass von 13:15 bis 14 Uhr das Wasser abgestellt wird. Alles wird knapp, erst die Mikrochips, dann das Erdgas, jetzt das Trinkwasser.

Wenn ich Fahrrad fahre, verkauft ihr mir bonbonfarbene Leibchen und Plastikhelme. Wenn ich spazieren gehe, verkauft ihr mir Skistöcke und „atmungsaktive“ Unterhosen. Hey, Ihr Scharlatane aus dem Marketing! Was wollt ihr mir andrehen, wenn ich scheißen gehe?

In der Kreisstadt ist der Land-Strich.

Wenn der mit allen Abwassern gewaschene Gebrauchtphrasenhändler Christian Lindner das Finanzministerium leiten sollte, geht das alte Spiel der Black-Zero-Junta weiter. Zu allen Vorschlägen in Sachen Klimaschutz, Digitalisierung, Bildung und Infrastruktur wird es heißen: „Gute Idee, aber wir haben kein Geld.“

Erwerbsarbeit ist Wiederholung, selbst wenn du Comedian bist. Seit wann heißen TV-Witzbolde eigentlich Comedian? Und warum gibt es zu dieser geschlechtsneutralen Bezeichnung auch noch die Comedienne mit französischer Betonung?

Johnny Cash - If You could read my mind - YouTube