Donnerstag, 31. August 2023

5G

 

Blogstuff 843

„Alles hängt mit allem zusammen, aber mehr noch hängt vieles mit manchem zusammen und manches mit einigem.“ (Jörg Scheller)

Meine 5G: Gegessen, Getrunken, Geschlafen, Gelacht, Gefaulenzt.

Aiwanger war als Erwachsener kein Nazi, vorher schon. Sagt er. Damit ist die Sache für mich erledigt. #Jugendsünde

Der Klimawandel ist eine Gefahr, die in Zeitlupe kommt. Durchschnittstemperatur, Meeresspiegel und Anzahl der Extremwetterereignisse steigen ganz allmählich an. Der Neandertaler in uns ist aber für solche Gefahren nicht gemacht. Der Säbelzahntiger kommt um die Ecke und ich muss sofort losrennen. Kommt er in Zeitlupe, kann ich noch ein Weilchen am Feuer sitzenbleiben. Hysterie und Hektik sind also im Augenblick nicht gefragt. Aber trotzdem muss man irgendwann in Aktion treten. Gegen das Waldsterben und den Smogalarm in meiner Kindheit wurde der Katalysator und der Filter für Industrieschornsteine erfunden; Unternehmen durften ihren Dreck nicht mehr einfach in den Fluss kippen. Gegen das Ozonloch half das FCKW-Verbot. Jetzt heißt der Endgegner CO2. Vielleicht reden wir in zehn Jahren längst über andere Probleme, weil Dekarbonisierung und neue Technologien die Wende eingeleitet haben. Der Überlebenswunsch ist eine starke Motivation.  

Der „Tatort“ ist so lahm. Ich verstehe gar nicht, wieso die Leute sich dieses öde Dauergelaber jeden Sonntag reinziehen. Bis im „Tatort“ mal geschossen wird, gibt es in einem Hollywoodfilm schon die ersten fünfzig Toten. Verfolgungsjagden und Explosionen gibt’s auch nicht zu sehen, Superkräfte hat keiner dieser Polizeispacken. Solange nicht wenigstens Dwayne „The Rock“ Johnson oder Jason Statham als Kommissare ermitteln, kann ich die Reihe nicht ernst nehmen.

Das Militär stürzt in einem afrikanischen Staat nach dem anderen die Regierung und alle Putschisten in Uniform finden die russische Diktatur gut und die französische Demokratie doof. Warum wundert mich das nicht?

Wo kommst du hin, wenn du deine Karriere in den Sand gesetzt hat? In den RTL-Dschungel. Strafkolonie. „Papillon“ nix dagegen. Fußballer im Dschungelcamp: Jimmy Hartwig, Eike Immel, Ailton, Torsten Legat, Thomas Häßler, Ansgar Brinkmann. Mein Kandidat für 2024: Kevin Großkreutz. Weltmeister 2014 und keine Sekunde auf dem Platz gestanden, letzte Saison noch fünfte Liga gespielt – obwohl er erst 35 ist. Das spatzen die Pfeifen von den Dächern.

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen Till Lindemann eingestellt, da es nach Auswertung der Beweise keinen hinreichenden Tatverdacht gegeben habe. Kein einziges Vergewaltigungsopfer, von denen es angeblich hunderte gab, hat sich gemeldet. „Das Monster ist unschuldig“ (FAZ). Der Twitter-Gerichtshof ist natürlich wütend und enttäuscht. Werden sich die Verantwortlichen der Medienkampagne jetzt entschuldigen? Wir alle kennen die Antwort. Gegen wen wird als nächstes zum Halali geblasen? Roland Kaiser?

Was sagt Lindemann selbst? „Ich danke allen, die unvoreingenommen das Ende der Ermittlungen abgewartet haben.“

Mittwoch, 30. August 2023

Bonetti geht nach Moskau

 

Als unsere Russisch-Klasse im Herbst 1984 zu einer Reise nach Moskau und Leningrad aufbrach, regierte ein unfähiger Diktator namens Tschernenko und die Rote Armee führte einen aussichtslosen Krieg in Afghanistan. Die Anreise war ähnlich kompliziert, wie sie heute sein würde. Mit dem Zug ging es nach West-Berlin und vom Bahnhof Zoo mit dem Bus zum Flughafen Schönefeld/DDR.

Bei der Einreise in Ost-Berlin gab es das erste Highlight. Ein Volkspolizist fragte uns, ob wir Waffen dabeihätten. Ein Spaßvogel rief von hinten: „Noch nicht“. Das fand der Genosse nicht so witzig und legte eine veritable Brüllorgie aufs Parkett. Dann ging es mit einem sozialistischen Flugzeug ins Reich des Bösen. Ein ostdeutsches Vorzeigeehepaar neben mir ging auf meine Weltklassepointen („Schneller zu Gott mit Aeroflot“) leider nicht ein.

Neun Tage lang hatten wir in der Sowjetunion volles Programm, immer begleitet von einer russischen „Reiseleiterin“. KGB – wenn Sie mich fragen. Mindestens. Woran ich mich erinnern kann:

·       Kreml und Lenin-Mausoleum. Man musste ganz langsam am Leichnam des Revolutionsführers vorbeigehen und durfte nicht stehenbleiben. Die Schlange war kilometerlang und wir brauchten zwei Stunden, um hineinzukommen.

·       Das Kaufhaus GUM bestand aus vielen kleinen Läden und nahm die Entwicklung zur heutigen Shopping Mall vorweg.

·       Zwei Jugendliche fragten mich auf dem Roten Platz nach Zigaretten. Jeder nahm sich drei Stück aus meiner Marlboroschachtel und zündete keine davon an.

·       Es gab ein verordnetes Treffen mit Gleichaltrigen, für die wir Kugelschreiber und Feuerzeuge mitgebracht hatten. Leider war mein Russisch zu schlecht, um mit ihnen reden zu können. In einer Schulklasse hat man für uns gesungen.

·       Im Hotelzimmer gab es ein Radio, in dem immer nur traurige klassische Musik lief. In einem Plattenladen liefen die Bee Gees. Es war für uns wie eine Musikdusche. Der Westen fehlt dir ziemlich schnell. Bei der Rückreise gab es für das erste McDonald’s-Plakat spontanen Applaus.

·       In Leningrad zeigte man uns die Massengräber der deutschen Belagerung im Zweiten Weltkrieg, an denen nur kleine Schilder mit den geschätzten Opferzahlen unter den Hügeln standen: 10.000, 20.000 usw.

·       In einer Metzgerei musste man lange in der Schlange warten, zeigte auf ein Stück fettige Wurst und zahlte dann. Die Verkäuferin benutzte einen Abakus, den ich noch aus dem Kindergarten kannte. Mit dem Zettel ging man dann zur nächsten Schlange, wo man schließlich die Wurst bekam. Sie schmeckte furchtbar, aber wir waren jung und neugierig.

·       Die Straßenbahn kostete fünf Kopeken. Man warf die Münze in ein kleines Kästchen und riss dann eine Fahrkarte von der Rolle ab. So viel Gottvertrauen gibt es bei der BVG nicht.

·       Die Kellner wollten uns unsere Westklamotten abkaufen. Ich verabredete mich mit einem in meinem Zimmer. Er fand meine ollen Fruit-of-the-loom-Sweatshirts so hässlich, dass er mir keins abkaufte. Aber meine schicke Jacke sorgte auf dem Newski Prospekt für großes Hallo. Ich wartete an einer Straßenecke auf ein paar Klassenkameraden und es bildete sich eine Menschentraube, in der man sich gegenseitig überbot. Aber was soll ich in Deutschland mit 150 Rubel? Und was soll ich im November in Russland ohne Jacke?   

Dienstag, 29. August 2023

Aufbruch ins Ungewisse

 

Blogstuff 842

„Glück, das ist einfach eine gute Gesundheit und ein schlechtes Gedächtnis.“ (Ernest Hemingway)

Aiwangers Flugblattaffäre ist ein klarer Fall von psychologischer Kriegsführung oder PSYOPS, wie wir es im Nachrichtendienst nennen. Putin arbeitete in den achtziger Jahren bekanntlich als Meisterspion in der DDR. Er wurde aber auch über die CSSR in die BRD eingeschleust, um dort hinter den feindlichen Linien zu operieren. Nach unseren Quellen hat er das Flugblatt verfasst und dann bei Nacht und Nebel in Hubsis Schulranzen gesteckt. Als der ahnungslose Jugendliche am nächsten Tag die Schule betritt, hat ihn Putin längst bei den Lehrern verpfiffen. Vor einigen Wochen hat er die Story der SZ gesteckt, inklusive einer Kopie der Schulakte. Ziel: Aiwanger muss kurz vor der Landtagswahl zurücktreten. Söder, der verzweifelt sein Amt behalten will, koaliert mit der AfD, die ja bekanntlich keinerlei antisemitische Tendenzen zeigt. Folgen: Ende der Brandmauer nach rechts, Destabilisierung Bayerns, Vorbereitung zu einer CDU/CSU/AfD-Koalition im Bund 2025, in der Folge EU- und NATO- Austritt Deutschlands, Siegesparade der russischen Armee in Berlin. Aber jetzt setzt der Vorsitzende der Freien Wähler seinen Bruder Joseph G. Aiwanger als Joker ein. Angeblich hat er das Flugblatt verfasst. Das war ein Fehler. Die ganze Familie Aiwanger stirbt entweder bei einem Flugzeugabsturz oder bei einem Weißwurstessen an Nowitschok.

Klugscheißerei ist ein Privileg der Jugend. Ihnen stehen die Fehler noch bevor, die wir schon gemacht haben.

Ich stehe dazu: Früher habe ich Kaba mit Bananengeschmack getrunken. Außerdem Vanille und Erdbeere, aber nie Schokolade wie die ganzen Freaks in meiner Klasse.

Schön war die Zeit, als ich noch geraucht habe. Roth-Händle ohne Filter. Das war eine Mutprobe. Die Männer (und es waren ausschließlich Männer), die Roth-Händle geraucht haben, hatten richtig üble Hustenanfälle und keuchten immer nur, wenn sie lachen wollten. Im Normalbetrieb haben wir Camel, Marlboro oder Halfzware geraucht. Die Königin unter den Zigaretten war aber Gitanes Mais. Natürlich auch ohne Filter. Die hatte 20 mg Teer – pro Zug. Selbst die härtesten Kettenraucher haben es nie geschafft, zwei davon hintereinander zu rauchen. Wenn du eine Gitanes geraucht hast, war eine Stunde lang Schicht im Schacht. Selbstverständlich sind diese Zigaretten alle längst verboten. Angeblich ungesund oder so.

Jetzt bin ich doch neugierig geworden und habe nachgeschaut. 30 Gramm Van Nelle Halfzware kosten inzwischen 8,50 €. Kilopreis: 283,33 €. Dafür bekommt man schon einige Kilogramm bestes Kalbsfilet.

Die Cannabislegalisierung ist so deutsch, dass es kracht. Warum sagt man nicht einfach „Gras ist legal“ oder „Gras ist illegal“? Klare Entscheidung. Fertig. Aber dieses Bürokratiemonster treibt jeden Kiffer in den Wahnsinn. Zum Glück kann es mir egal sein.

Montag, 28. August 2023

Neulich bei der AfD

 

A: Ich werde Kandidat in unserem Wahlkreis und du nicht.

B: Warum?

A: Weil ich viel weißer und deutscher bin als du.

B: Deine Mutter ist Italienerin.

A: Aber aus Südtirol. Du hörst Boney M.

B: Du fährst einen Toyota.

A: Ich habe ein Foto, auf dem du Falafel isst.

B: Du warst letztes Jahr in Frankreich. Die Fotos hast du auf Facebook gepostet.

A: Du bist auf Twitter, du linker Tesla-Knecht.

B: Deine Klamotten sind Made in China.

A: Deine Klamotten sind von Primark.

B: Du frisst Pizza Hawaii. Wie ekelhaft.

A: Was willst du dreckiger Taco-Fresser damit sagen?

B: Probier’s halt mal mit Schweinshaxe!

A: Erst, wenn du Pfälzer Saumagen auf dem Teller hast.

B: Von deiner dämlichen Fresse wird mir schlecht. Herr Ober! Einen Schnaps.

A: Ali! Zwei Raki! Aber zacki!

Sonntag, 27. August 2023

Bonetti Media – Lower Decks


Blogstuff 841

„Es tut halt so sauwohl, keinen Verstand zu haben, dass die Sterblichen um Erlösung von allen möglichen Nöten lieber bitten, als um Befreiung von der Torheit.“ (Erasmus von Rotterdam: Lob der Torheit)

Am 18. Juli wurden an einer Messstation auf Sizilien 46,3 Grad Lufttemperatur gemessen. Wahnsinn! Alle anderen Messstationen auf der Insel lieferten zum Teil deutlich niedrige Werte (26,9 im Norden der Insel – selber Tag, selbe Uhrzeit), viele zwischen 30 und 35 Grad. Sachlichkeit kann eine langweilige Angelegenheit sein und ist offenbar für Medien ungeeignet.

Frisches Brot, Cacio pistacchio aus der Toskana (bzw. aus dem Rewe) und dazu eiskalter Weißwein. Essen kann bei dieser Hitze so einfach sein.

Nur weil ich mal einen Zündschlüssel in ein Pferd gesteckt habe, heißt das noch lange nicht, ich sei ein Stadtmensch.

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er arbeitet gerade an seinem neuen Essay „Die Finnlandisierung des Hunsrücks zur Deeskalation des pfälzisch-saarländischen Konflikts“.

Ich mag den “El Rey Mysterio Plant-Based Impossible Taco” im De Los Muertos in Salt Lake City.

Berlin 2023: Ich komme aus dem Haus und stehe vor einem Mob, der „Ausziehen, ausziehen!“ ruft. Und dann begreife ich, dass es nur um meine Wohnung geht.

Unzufriedenheit und Enttäuschung sind starke Motive bei Wahlen. Für die FAZ hat das Meinungsforschungsinstitut Allensbach eine Umfrage gemacht. Ergebnis: „Nur“ 13 Prozent der AfD-Wähler sind rechtsradikal, 43 Prozent sind „ausgeprägt rechts denkende“ Menschen. Also ist etwa die Hälfte aller AfD-Wähler – die Partei liegt derzeit bei 20 Prozent – potenzieller Gegner der Demokratie und der im Parlament beschlossenen Gesetze. Der Rest gehört zur Denkzettel-Fraktion und ahnt nicht, welches trojanische Pferd sie gerade durchs Tor ziehen. So läuft das Geschäft auch bei Trump, Le Pen und Meloni.

Ich fand es schön, dass Putin seinen Mordopfern kondoliert hat. Das erinnert an den Todeskuss der Mafia.

Typisch Presse: Polizeifoto („mug shot“) Trump 2023 überall in den Medien, Polizeifoto Bonetti (1993) nirgendwo zu sehen. Ich habe damals noch nicht mal einen Abzug bekommen, obwohl ich danach gefragt hatte.

Warum habe ich nicht schon früher danach gegoogelt? „Der Sinn des Lebens liegt in der Entdeckung unserer eigenen Identität und der Erfüllung unserer Träume und Ziele.“ Pferdefuß: Wer bin ich? Und wo will ich hin? Rüdiger und Kühlschrank – das kann’s jawohl nicht sein. 

Samstag, 26. August 2023

Herrndorf

Heute vor zehn Jahren starb Wolfgang Herrndorf. Gehen Sie doch heute, falls Sie in Berlin sind, in seine Stammkneipe: Deichgraf, Nordufer 10 im Wedding. Trinken Sie ein Bier auf sein Wohl. Dort in der Nähe hat er auch gewohnt und sich erschossen.

Ich hätte da ein paar Fragen


Manchmal stelle ich mir vor, ich würde ein Gespräch mit einem jungen Klimaaktivisten führen. Ich hätte da ein paar Fragen:

Du sitzt gerade auf einem Holzstuhl. Warum hast du ihn nicht selbst gebaut? Dazu gehört nicht viel. Wer war der Mensch, der den Baum gefällt hat, aus dem dieser Stuhl gemacht worden ist? Wer war der Handwerker, der diesen Stuhl hergestellt hat?

Wie hieß der Mensch, der die Baumwolle für dein T-Shirt gepflückt hat? Kennst du die Näherin, die es in Bangladesch für dich gemacht hat? Weißt du, wie sie lebt? Wie ihre Familie lebt?

Aus welchen Ländern kommen deine Avocados, die Bananen und Orangen, Quinoa und Tee? Menschen arbeiten für dich, aber du nimmst sie nicht wahr. Schiffe bringen deine Waren über den Ozean, aber du weißt offenbar nichts von dem Dreck, den sie hinterlassen.

Wie wird der Sekundenkleber hergestellt, mit dem du dich auf die Straße klebst? Du gehst einfach in ein Geschäft. Du bezahlst mit Geld. Wer hat dein dreckiges Geld schon in der Hand gehabt?

Wozu brauchst du einen Kühlschrank und einen Herd? Diese Geräte sind nicht notwendig, sie verbrauchen Strom, sie sind eines Tages Schrott.

Wo warst du zuletzt in Urlaub? Wie bist du dorthin gekommen? Mit dem Flugzeug, mit der Bahn, mit dem Auto? Selbst ein Fahrrad ist ein Industrieprodukt – oder hast du es dir selbst aus Treibholz geschnitzt? Woher stammt in diesem Fall dein Messer?

Bist du etwas Besseres als andere? Bist du kein Ausbeuterschwein wie wir alle? Nutzt du nicht auch deine Privilegien, um die dich jeder Flüchtling auf dieser Welt beneidet?

Woher nimmst du die Hochnäsigkeit, anderen Menschen die Welt erklären zu wollen? Warum tolerierst du nicht den Lebensstil der anderen? Hälst du uns alle für blöd?

Mein Tipp: Schalt mal das Handy aus, schaff deinen selbstverliebten Arsch vor die Tür und mach was für die Umwelt. Einen Hektar Wiese (10.000 qm) bekommt man in Ostdeutschland schon ab 5.000 Euro, bei uns im Landkreis für 8.000, Landkreis Birkenfeld: 6.000. Das Geld sammelt ihr bei Klimaaktivisten und vielleicht bekommt ihr es auch aus Fördertöpfen. Schaufeln kaufen, Bäume pflanzen. Hitzebeständige Arten, denkt mal an Italien oder Griechenland: Pinien, Zypressen, Pappeln, Lorbeer- und Olivenbäume. Oder ihr legt einen klassischen Mischwald an (Buchen, Eichen usw.). Babybäumchen findet man zur Genüge am Rand von Straßen, die durch den Wald führen. Sie kosten nix und würden sowieso umgemäht werden. Schutz vor Rot- und Schwarzwild nicht vergessen (Zaun). Vorsicht! Macht mehr Arbeit als eine Demo.

Bodenpreise Bad Kreuznach | Maps | proplanta.de

Freitag, 25. August 2023

Neulich im ZDF

 

Lanz: Sie wussten sehr früh vom Prigoschin-Absturz, oder?

Bonetti: Das ist eine Suggestivfrage.

Lanz. Ich formuliere es anders: Wann haben Sie vom Absturz des Privatjets erfahren?

Bonetti: Kurz vorher.

Lanz: Wie kann ich das verstehen?

Bonetti: Haben Sie Probleme mit den Ohren? Ich wusste, was passieren würde.

Lanz: Woher? Haben Sie Kontakt zu Putin?

Bonetti: Das kann ich weder bestätigen noch dementieren.

Precht: Natürlich hat die Ukraine ein Recht auf Selbstverteidigung, aber auch die Pflicht zur Klugheit, einzusehen, wann man sich ergeben muss.

Bonetti: HALT DIE FRESSE, PRECHT!

Lanz: Aber Putin hat den Mord in Auftrag gegeben, oder?

Bonetti: Das ist eine Suggestivfrage.

Lanz: Was hätten Sie an Putins Stelle mit Prigoschin gemacht?

Bonetti: Ich bin nicht der russische Präsident.

Precht: Kurz wird Österreich länger regieren als Fidel Castro Kuba.

Bonetti: HALT DIE FRESSE, PRECHT!

Lanz: Was hätten Sie in Ihrem Unternehmen gemacht?

Bonetti: Wenn Heinz Pralinski mit einer Panzerkolonne auf Wichtelbach marschiert wäre, hätte ich ihn liquidieren lassen.

Lanz: Also hat Putin Prigoschin aus dem Weg räumen lassen?

Bonetti: Das haben Sie gesagt.

Precht: Corona ist nur eine Grippe und 2027 wird es weder Busfahrer noch Taxis geben.

Bonetti: HALT DIE FRESSE, PRECHT!

Lanz: Anderes Thema. Wo waren Sie beim Fall der Mauer?

Bonetti: Mit Angela Merkel in der gemischten Sauna.

 

Prigoschin lebt heute unter dem Decknamen Richard Wagner in Buenos Aires.

 

Donnerstag, 24. August 2023

Fische im Widerstand

 

Blogstuff 841

„Wir dürfen nicht wie das Kaninchen vor der Schlange den Kopf in den Sand stecken.“ (Hubsi Aiwanger)

Nach meiner Ausbildung zum Sommelier war ich vier Wochen in einer Entzugsklinik.

Indische Mondlandung geglückt, russische Mondlandung gescheitert. Das 21. Jahrhundert in a nutshell.

BRISK-Gipfeltreffen: Burundi, Ruanda, Ibiza, San Marino, Kosovo. Die neue Gegenmacht zur EU. Da kannst du dir Brüssel in die Haare schmieren!

Hermann-Josef Emons, der zwei meiner Bücher verlegt hat, ist am 20. August im Alter von 73 Jahren verstorben. Ein äußerst sympathischer Mann, der sich um alle Autoren persönlich gekümmert hat. Er hat für seinen Verlag gelebt, seine Tochter wird ihn weiterführen. Ich erinnere mich auch noch an meine nette Lektorin, die vorher schon mit Frank Schätzing und Volker Kutscher gearbeitet hat. Profis mit Herz. Mein Beileid!

Ein Detail der Verlags-Mail hat mich aber doch zum Schmunzeln gebracht. Der alte Kölner starb genau um 11:11 Uhr.

2022: 2.666.000 Zuzüge, 1.204.000 Fortzüge. Höchstes bundesdeutsches Wanderungssaldo in der Geschichte. 295.000 Wohnungen wurden im selben Jahr neu gebaut. Und jetzt brechen die Neubauzahlen ein. Das wird noch lustig.

Seit Jahrzehnten schaue ich mir die Formel 1-Rennen an. Bei den TV-Übertragungen werden immer die Lufttemperatur und die Streckentemperatur genannt. Asphalt kann sich stark aufheizen. Ein Beispiel: Beim Großen Preis von Kanada 2014 war es 26 Grad warm. Angenehmes Wetter. Ideal für die Zuschauer vor Ort. Der Asphalt hatte sich jedoch auf 47 Grad aufgeheizt. Hockenheim im selben Jahr: 58 Grad (Luft: 34 Grad). In Dallas 1984 wurden 66 Grad Streckentemperatur gemessen und der Asphalt begann sich aufzulösen! Diesen Unterschied nutzte man in diesem Sommer, um in einer Zeit, als wir in Regenmänteln über Pfützen sprangen und man im Pullover an den Ostseestränden spazieren ging, das Rekordhitze-Narrativ aufrecht zu erhalten. Lebensgefährliche 47 Grad in Sevilla. Die Boulevardpresse (SPIEGEL) schlug Alarm. Irgendwann mussten die Clickbaiter zugeben, dass sie Luft- und Bodentemperatur verwechselt hatten. Niemand braucht diese Husarenmeldungen, um die Bedrohung durch den Klimawandel zu begreifen.

Nochmal fürs Protokoll: Merkel und ihre CDU/CSU/FDP-Regierung haben 2011 den Atomausstieg bis 2022 beschlossen, SPD und Grüne waren damals in der Opposition. Das Unionsgeplärre über fehlenden Atomstrom ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten.     

Hätten Sie’s gewusst? Pizza Hawaii und Bananenweizen verstoßen gegen die Genfer Konvention.

Mittwoch, 23. August 2023

Literaturgeschichte – Das nächste Level


Sonnenaufgang. Es ist bereits der siebte Tag, nachdem er eine Ankündigung angekündigt hatte. Der Bürgersteig vor seiner Villa hatte sich in einen Slum verwandelt.

Langsam krochen die Journalisten aus ihren Schlafsäcken, gähnten und streckten sich. Erste Kameras wurden aufgebaut. Aus dem Foodtruck einer Bäckerei stieg ihnen der Duft frischer Brötchen in die Nase. Im mobilen Starbucks warf der Barista die beiden Kaffeemaschinen an.

Gegen neun Uhr wurde im Vorgarten ein Podium mit Rednerpult und Mikrophon aufgebaut. Grimmig aussehende Bodybuilder von der Security, wie immer im dunklen Anzug und mit Sonnenbrille, bauten sich im Halbkreis vor dem Podium auf.

Die Menge, die aus Medienvertretern der ganzen Welt bestand, wurde unruhig und drängte gegen den Gartenzaun. Der Kampf um die besten Plätze war unerbittlich. BBC, CNN und RTL bereiteten sich in ihren Sendezentralen auf eine sofortige Unterbrechung des laufenden Programms vor.

Um elf Uhr kam Andy Bonetti in den Garten und betrat das Podium. Er trug einen silbernen Overall, Cowboystiefel und einen handgeflochtenen Panamahut. Ein paar Minuten betrachtete er schweigend die Menge. Die Spannung wurde unerträglich, eine Reporterin wurde ohnmächtig.   

Dann begann der große Dichterfürst: „Ich darf Sie im Namen von Bonetti Media begrüßen. Ich bin zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute mein neues Buch …“

Der Rest ging im Jubel der Menge unter. Bonetti-Aktien gewannen innerhalb von zehn Minuten 14,8 Prozent an den Börsen. Überall auf der Welt stürmten Menschen die Buchhandlungen, die Server von Amazon brachen zusammen. Neugeborene Kinder wurden Andy genannt – sogar Mädchen.

Eigentlich hätte Bonetti Ihnen sagen wollen, dass das neue Buch erst nächstes Jahr erscheint. Er hatte noch nicht einmal damit angefangen. Er hatte auch keinen blassen Dunst, um was es gehen sollte. Notfalls mussten die Praktikanten wieder ran.

 

Dienstag, 22. August 2023

Des alten Knaben Wunderhorn


Blogstuff 840

“Those are my principles, and if you don't like them...well I have others.” (Groucho Marx)

Klimaaktivisten als „neue Staatsfeinde“ zu bezeichnen, während in Deutschland wieder SA und SS marschieren – mit dieser Titel-Story hat sich das Boulevardblättchen SPIEGEL endgültig verabschiedet.

Bonetti hat keine Leser, sondern Sannyasins. Gerne befreit er auch Sie von Ihrem weltlichen Besitz, der sie belastet. Insbesondere dem Bargeld sollten Sie entsagen. Gelebte Fürsorge. So wichtig.

Welche Wortspiele wird es am Saisonende geben? Prince Harry und HurriKane oder Kane Erfolg?

Frühstück: Weißwürste, Brezn, Händlmaier sowieso immer am Mann. Aber kein Weißbier dahoam. The Jägerbomb™, wie man es Amerika nennt, kommt um acht Uhr morgens genauso gut.

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er hat die Death-Metal-Band „Ruhrstahl“ gegründet. Die erste Single „Auf die Fresse“, erschienen bei Ugly Noise Records, stürmt gerade die Charts.

Unsere Geschlechtsteile sind nicht das entscheidende Distinktionsmerkmal.

Es wäre schön, wenn im Internet auch die Werbung hinter der Bezahlschranke wäre.

Peter Lustig hat nicht gearbeitet und auch keine Miete bezahlt.

„Du weißt nicht, was da draußen los ist. Wir riskieren täglich unser Leben im Kampf gegen die Banden, die Clans und die Mafia, nur damit ihr in Ruhe shoppen gehen könnt.“ – „Schatz, du bist Kaufhausdetektiv.“

Italiener sind nicht erst im Wirtschaftswunder eingewandert. Eine berühmte Familie unserer Gegend heißt Puricelli. Puricelli (Familie) – Wikipedia

Warum hat eine angebliche „Hochkultur“ wie China keine Mayonnaise? Über solche Fragen könnte ich sekundenlang nachdenken.

Was ist das Beste gegen Kinderarmut? Kinderarbeit. Die sollen ihr Geld selbst verdienen, dann müssen sie auch nicht mehr arm sein. In der Generation meiner Großeltern und Eltern war es ganz normal, nur acht Jahre zur Volksschule im Dorf zu gehen. Mit vierzehn hatte man seinen Schulabschluss in der Tasche, konnte seinen Namen schreiben und das kleine 1 x 1. Und dann ging es in die Werkstatt oder aufs Feld. Der Ernst des Lebens begann. Oft musste man schon als Kind nach der Schule noch in den Stall oder bei der Feldarbeit und in der Küche helfen. Das hat noch keinem geschadet. Aber die verwöhnten kleinen Paschas sitzen ja lieber an ihrer Playstation und genießen den anstrengungslosen Wohlstand. Meine Meinung!

Kinderarbeit in Italien und USA: Mit 13 auf dem Bau - ZDFheute

Montag, 21. August 2023

Fundstück der Woche


Dieses Haus bietet immer wieder interessante Funde. Ein Sachbuch zum Beispiel: „Viele Dinge zwischen Himmel und Erde“ von Peter Kolosimo. 1969 im italienischen Original erschienen, 1970 in deutscher Übersetzung.

Es beginnt mit der grenzenlosen Euphorie und dem Optimismus, die es nach der Mondlandung auf der Welt gegeben haben muss.





Alsdann geht es weiter mit der Entstehung des Universums, der Sonne und schließlich der Erde. Ich freue mich auf ein wenig Naturwissenschaften und SF-Träume von der glorreichen Zukunft der Menschheit, die nichts mit den dystopischen Angstphantasien unserer Gegenwart zu tun haben. Aber dann nimmt der Autor eine merkwürdige Abfahrt. Nicht nur der Weltraum birgt Unbekanntes, sondern auch die Erde. Und schon verliert das Sachbuch jeglichen Bezug zur Realität.

Da wird ein Kontinent Atlantis zwischen Europa, Afrika und Südamerika beschworen, eine Hochkultur, die nicht nur den Mittelmeerraum, sondern auch die amerikanischen Hochkulturen beeinflusst hat und eine Brücke zwischen alter und neuer Welt bildet. Königsinsel dieser Zivilisation ist – Helgoland. War klar gewesen. Leider trifft dann ein Meteorit Atlantis, der Kontinent geht unter und die Sintflut rollt über die Erde. Kolosimo weiß, dass es damals durch verdampftes Meerwasser 30.000 Liter pro Quadratmeter geregnet hat.

Aber es wird noch besser. Im Pazifik gab es den Kontinent Mu, der von Weißen bevölkert war. Von dort wanderten unsere Vorfahren nach Europa ein. Ist natürlich ewig her, 10.000 oder 15.000 Jahre. Mu ist untergegangen, nur der Friedhof dieser Zivilisation, die Osterinsel, ist erhalten geblieben. So geht es munter weiter. Die Erde ist ja1969 noch kaum erforscht. Dinosaurier? Einer lebt im afrikanischen Urwald und hat ein Horn auf dem Kopf und der zweite, jeder aufmerksame Leser ahnt es schon, lebt im Loch Ness. Seit 1925 tausendfach gesehen, 1934 fotografiert, wissenschaftlich nachgewiesen.

Wer fehlt uns jetzt noch in der Sammlung? Richtig. Der Yeti. Der Autor berichtet von vielen Sichtungen seit dem frühen 15. Jahrhundert. Selbst im Kaukasus ist man ihm schon begegnet. Originell ist die Behauptung, auch Neandertaler gäbe es noch. Jeder von uns hat schon mal einen gesehen, oder? Ich treffe sie regelmäßig in der Berliner U-Bahn.

Ich google nach Kolosimo. Er wird bei Wikipedia als Pseudohistoriker und Pseudoarchäologe bezeichnet, der die Existenz von Aliens in prähistorischen Zeiten für erwiesen hält. Natürlich tauchen sie im Buch auch auf, wenn auch nur am Rande. Erich von Däniken lässt grüßen. Ein lustiger Nachmittag war es trotzdem, auch wenn ich vieles nur diagonal gelesen habe.

Dieses Foto habe ich im vergangenen Jahr im Hunsrück aufgenommen. Es zeigt den Yeti mit seinen Eltern Gisela und Günter Yeti.

  

Sonntag, 20. August 2023

Die grüne Hölle



 

Auf dem ersten Bild sieht man, wie weit der Rebstock im letzten Spätsommer gewachsen ist. Die anderen Bilder zeigen, wie weit er im Monsun 2023 gekommen ist. Ich traue mich nicht mehr auf den Balkon.









Samstag, 19. August 2023

Der Halma-Mörder hat wieder zugeschlagen

 

Blogstuff 839

Bonetti wechselt für 100 Millionen im Jahr nach Saudi-Arabien. Das Blog wird nicht mehr „Kiezschreiber“ heißen, sondern „Allahu Akbar“. Es wird um Religion gehen, nicht mehr um Pizza. Um Tee, nicht mehr um Wein. Um Kamele, nicht mehr um Motorsport. Unbotmäßige Kommentare werden mit fünfzig Peitschenhieben bestraft.

„Pferdemetzgerei – gestern noch geritten, heute schon mit Fritten. Hallo, was kann ich für Sie tun?“ Witze über Frauen darfst du nicht mehr machen, über Türken und Polen auch nicht. Jetzt also Witze über Tiere. Ich konnte nicht lachen. Sie hoffentlich auch nicht.

Ich habe die Mörderidee für ein Drehbuch: Eine KI entwickelt ein eigenes Bewusstsein und bedroht die Menschheit. Wie finden Sie das? Bitte nur ernstgemeinte Kommentare.

Ich bekenne es ganz offen: Ich möchte eine linksradikale Ökodiktatur ohne Currywurst und Opel Manta.

Die Vorstandsvorsitzende des US-amerikanischen Rüstungsherstellers General Dynamics war vorher bei der CIA. Solche Verbindungen zwischen Geheimdienst und Militär gibt es in Russland nicht. Die sind nämlich die Guten. Ich weigere mich zu glauben, dass es zwei Böse gibt. Was wäre das für ein Märchen?

Neulich habe ich eine alte Freundin gegoogelt. Wir haben sie vor 25 Jahren in Boston besucht. Sie hat in Standford promoviert (Soziologie), war dann am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, danach in Boston und arbeitet heute für eine Organisation in der Flüchtlingshilfe. Respekt.

Ich bin jetzt 57. In diesem Alter ist meine Mutter gestorben.

Ab dieser Saison werde ich mir nur noch Spiele der Saudi Pro League anschauen. Heidenheim in der Bundesliga ist für mich nicht akzeptabel. Auch das Totschlagargument „Menschenrechte“ lasse ich nicht gelten. Dort, wo man als „Opfer“ des Menschenhandels (früher Afrikaner, heute Fußballer) 150 Millionen Euro im Jahr verdient und auch noch eine Villa, einen Privatjet, Dienstpersonal, acht Luxussportwagen und drei Saunen verlangen kann wie Neymar (ist er mit einer Finnin verheiratet?), kann die Welt nicht so schlecht sein. Der Scheich ist eben eine Art Ein-Mann-Demokratie. Na und?

Ich lerne Frauen nicht über Tinder kennen. Ich biete im Internet eine 3ZKB-Wohnung in Berlin-Charlottenburg für 500 Euro warm an. Läuft.

Wir haben hier keine Gangs. Dafür sorgt die Mafia.

Tee-Wurst. Bier-Schinken. Was soll das?

Ich gehe heute noch mit der One-Love-Armbinde in den Supermarkt. Einfach, um ein Statement abzugeben. Und obwohl ich gerne Schweinenackensteaks esse, unterstütze ich mental den Veganismus.

Freitag, 18. August 2023

Sad Jokes and Pancakes

 

Blogstuff 838

„Hasst du Menschen? Ich hasse sie nicht… Ich fühle mich nur besser, wenn sie nicht da sind.“ (Charles Bukowski)

Ich bin gegen die Legalisierung von Cannabis, weil viele Dealer ihren Arbeitsplatz verlieren würden.

Du bist nur eine winzige Flamme, die dem Wind des Zufalls ausgesetzt ist. Bonetti ist die Fackel, der wir durch die Finsternis folgen können.

Wir brauchen keinen Kampf gegen die Armut, sondern den Kampf gegen Ehrgeiz.

Ich hätte schwören können, dass mir die Hose letzten Monat noch wie angegossen gepasst hat. Jetzt muss ich den Bauch einziehen, um den letzten Knopf schließen zu können. Als ich mich bei Familie Birnbaum aufs Sofa setze, springt dieser Knopf mit hoher Geschwindigkeit ab und trifft den Yorkshire-Terrier so unglücklich, dass er noch auf dem Weg in die Tierklinik stirbt. Und ich muss jetzt vier Wochen lang so ein idiotisches Anti-Aggressionstraining machen.

In den Siebzigern war Deutschland noch cool. Alle haben geraucht. Wer über zwölf war, hat aktiv geraucht, alle anderen passiv. Anschnallen im Auto war verboten. In Spielstraßen gab es kein Tempolimit. Es gab noch nicht mal Spielstraßen. Nirgendwo Windräder. Die Bahn war pünktlich. Jeden Tag Schweinefleisch, der Veganismus war noch nicht erfunden. Helmut Schmidt.

Bonettis neuester Hit: „Liegen bleiben“. Jetzt bei Ganja Records.

Ich habe mich bei der Selbstfindung verlaufen und keiner sucht mich.

Er hatte ein Gangstergesicht wie Eddie Constantine. Man hatte den Eindruck, er würde es jeden Morgen mit Gabeln bearbeiten. Er sah in die toten Augen des Barkeepers, der sinnlos ein Glas polierte, und bestellte sich einen Four Roses.

Die Grünen wollen armen Familien mehr Geld geben, die FDP den Unternehmen. Jeder weiß doch, dass die Armen das Geld in den nächsten Schnapsladen tragen werden. Wenn man den Unternehmen per Steuersenkung mehr Geld gibt, werden sie mehr Geld investieren und die Preise ihrer Produkte senken. So war es doch bisher bei jeder Steuersenkung. Das Geld wandert doch nicht in die Dividenden der Aktionäre oder die Boni der Manager. Das wäre mir neu.

Erinnert sich noch jemand an die Legislaturperiode 2009 – 2013. Die Querulantenpartei FDP hatte 14 Prozent bekommen und ging jedem nur noch auf den Sack. 2013: 4 Prozent und raus. Oder Lindner theatralischer Abschied von Jamaika 2017? Man kann diesen Leuten nicht trauen. Hoffentlich schmieren sie 2025 wieder mal so richtig ab.

P.S.: Sad Jokes & Pancakes hieß meine erste Band. Wir machten eine Mischung aus Ska und bulgarischer New Wave. Ich war berühmt für mein Maultrommelsolo.

Donnerstag, 17. August 2023

Die Pizza des Grauens

 

Immer wieder werde ich Opfer meiner Hoffnungen und Gelüste. Ich lerne nichts. Warum ist das so? Weil mein Gehirn gegen meinen Bauch keine Chance hat.

Ich stehe bei Rewe vor der TK-Vitrine und beuge mich über das Pizzaangebot. Fehler Nr. 1. Seit den Zeiten von Feinkost Käfer, der im KaDeWe TK-Pizza auf Restaurantlevel angeboten hat (allerdings auch preislich), gibt es keine akzeptable TK-Ware mehr. Mir fällt eine Salami-Pizza mit Mozzarella im Rand ins Auge. „Lass es sein“, ruft mein Verstand sofort. Dann beginnt der Monolog des Bauchs: „Denk doch mal an die herrlichen Zeiten in Berlin, vor über zehn Jahren, als du regelmäßig Pizza mit Käserand nach Hause bestellt hast. Das ultimative Upgrade!“ Damals hat es während einer Fußball-WM sogar eine Pizza England gegeben, mit Spiegeleiern und Bacon – dazu Würstchen im Rand. Ein bis heute unerreicht gebliebenes Stadium der Dekadenz.

Ich kaufe also die Pizza der Rewe-Eigenmarke „Ja!“ („Sag Nein zu Ja!“ – das wäre der passende Slogan). Es wurde eine doppelte Enttäuschung. Erstens: nur 23 Zentimeter Durchmesser (ich habe inzwischen einen Zollstock auf dem Esstisch liegen). Zweitens: Den Käse im Rand hat man überhaupt nicht geschmeckt – selbst wenn man nur ein Stück Rand gegessen hat. Wie schafft man es, einen Käse zu produzieren, der nach gar nichts schmeckt, noch nicht mal nach nasser Pappe? Ich esse noch ein wenig weiter - einzig den Tabasco, den ich großzügig über die Pizza verteilt habe, schmeckt man raus -, dann zerlege ich den Rest mit einer Axt und spüle ihn im Klo runter, wie ich es sonst nur mit Zeugen Jehovas mache.

Als wir neulich zu sechst das Ausscheiden der deutschen Frauen bei der Fußball-WM gesehen haben, war ich der Einzige, der keine Pizza bestellt hat. Alle haben ihre Pizza gelobt, ich hatte Pasta mit Garnelen. Die miesesten und geschmacklosesten Krustentiere, die ich je gegessen habe. Fünf-Kilo-Sack aus der TK-Abteilung von Metro oder einem anderen Gastronomiegroßhändler. Nö, muss man auch nicht braten. Ab in die Mikrowelle damit. Dazu Billignudeln ohne Salz oder andere Gewürze. Komm, sagen wir 12,50. Die Kunden fressen doch jeden Scheiß. Bin ich eigentlich Hiob?!

Geschrieben, während ich auf eine Lieferpizza warte.

 

Mittwoch, 16. August 2023

Deutschland – ein Sommertraum

 

Eine liebenswerte Nachlässigkeit hat sich im Lande breitgemacht. Ein Hauch von süditalienischer Leichtigkeit. Jetzt müssen wir nur noch lernen, dieses Geschenk anzunehmen. Aber Ordnungsliebe und Effizienzwahn stehen uns im Weg.

In den Behörden wurde die Digitalisierung wieder abgeblasen. Jedes Fax wird in einem Leitz-Ordner abgeheftet. Das hat den Vorteil, dass man alle Unterlagen auch bei Stromausfall zur Hand hat. Dieser Fall wird in Zukunft noch häufiger auftreten, wenn bei Flaute die Windräder stillstehen oder uns die Franzosen nicht mit Atomstrom versorgen können. Wenn man vom Stromexporteur zum -importeur wird, nennt man es Energiewende.

Die deutschen Regierungsflieger bleiben am Boden. Recht so. Es reicht doch, wenn man den australischen Außenminister bei einer Skype-Konferenz sieht. Oder man schreibt sich lange Briefe wie in der Zeit von Fürst Metternich. Man erspart sich lange Reisezeiten und unnötige Reisekosten. Es wird ohnehin zu viel geredet, vor allem in der Politik. Sichtbare Ergebnisse sind selten.

Die Straßen sind marode? Wunderbar. Dann muss man einfach langsamer fahren. Das erhöht die Sicherheit der Autofahrer und der spielenden Kinder. Entschleunigung ist auch das Zauberwort bei der Deutschen Bahn. Warum sind stundenlange Verspätungen überhaupt ein Problem? Endlich kann man Leseprojekte wie „Krieg und Frieden“ oder „Zauberberg“ verwirklichen.

Schulen und Universitäten sind in einem erbärmlichen Zustand? Das kann auch ein Vorteil sein. Die Jugend soll sich in den Bildungsstätten auch nicht wohlfühlen. Wissen wird allgemein überschätzt. In einem Land, in dem nichts mehr funktioniert, braucht man keine Ingenieure, sondern Geduld. Durch den Lehrermangel fällt der Unterricht inzwischen so häufig aus, dass eine Sanierung der Gebäude gar nicht mehr zweckmäßig erscheint.

Entspannen wir uns. Verschieben wir unsere Aufgaben auf morgen, besser noch auf nächste Woche. Siesta statt Überstunden. Werfen wir den deutschen Ballast endlich ab. Es geht doch immer irgendwie weiter. Wächst die Wirtschaft, wachsen auch die Sorgen. Das ist meine Erfahrung. Lassen wir los. Lassen wir es liegen. Legen wir uns wieder ins Bett.

Dienstag, 15. August 2023

Texas Blockchain Massacre

 

Blogstuff 837

„Fang nie an aufzuhören, hör nie auf anzufangen.“ (Cicero zugeschrieben, eigentlich von Bonetti)

Als Santiago Dieselmüller in das 15qm-Wohnklo in Moabit einzog, warf er einfach eine Matratze in die Ecke. Das war sein Schlafplatz. Aus Hohlblocksteinen und Brettern, die er vom Bau geklaut hatte, machte er einen Schreibtisch. Das war sein Arbeitsplatz. Dazu ein Stuhl vom Sperrmüll, ein paar Bananenkisten voller Jerry-Cotton-Hefte und SF-Romanen und einen Kassettenrekorder. Als die erste Matratze durchgelegen war, legte er einfach eine zweite Matratze drauf. Jetzt, mit über fünfzig, liegt er auf der siebten Matratze und ich schwöre, dass er eine Erbse spüren würde, wenn sie unter ihm auf dem Boden läge. Santiago konnte nur in der Kneipe schreiben. Lärm, Leute am Tisch, undurchdringlicher Tabaknebel - das war seine Welt. Er schrieb immer auf Bierdeckeln, die er spät nachts in seinem Zimmer in die Ecke warf. Es gibt keine größeren Werke von ihm, aber wäre er online, hätte er auf Twitter schon Millionen verdient.

Hätten Sie’s gewusst? Als Saddam Hussein in seinem Erdloch aufgestöbert wurde, lagen Mars-Riegel auf dem Tisch und Bounty im Kühlschrank. Niemand entkommt dem großen Satan.

Als ich vor dreißig Jahren in Amerika war, habe ich in einer Provinztankstelle ein Regal mit Schusswaffen und Munition entdeckt. Ich fragte den Tankwart, ob man hier einfach so eine Pistole kaufen könne. Er nickte nur. Ich gab zu bedenken, dass ich ein ausländischer Tourist wäre. Natürlich hatte ich mich vor Reiseantritt informiert. Ich durfte in diesem Land keine Waffe kaufen, sonst wäre ich ja längst mit einer Pumpgun unterwegs gewesen. Er sagte, dass sei kein Problem. Ausweis wollte er auch nicht sehen. Ich habe es dann doch gelassen. Aber stellen Sie sich mal vor: Ich kaufe eine Pistole und Munition, erschieße den Tankwart, nehme das ganze Geld aus der Kasse, tanke nochmal voll und begebe mich dann auf die Flucht. Drei, vier Stunden Action. Dann lebenslänglich. Aber alles besser als Steuererklärung und Parkverbot, oder?

Wenn man kein Geld auf der Bank hat, schließt man einfach einen Leasingvertrag ab. Also habe ich mir vor zehn Jahren einen Fernseher geleast. Für 39 Euro im Monat. Da sind im Laufe der Jahre fast fünftausend Euro zusammengekommen. Im Nachhinein frage ich mich, ob es eine gute Idee war. Vielleicht hätte ich das Geld besser für Bücher ausgegeben.

Mit Flutschfinger und Leckmuschel fing es an, mit YouPorn endete es.

Manchmal werfe ich einfach eine Handvoll Maismehl auf die Herdplatte und wenn es braun wird, kratze ich es ab, stecke es in den Mund und denke, ich wäre in Mexiko.

Wenn ich Roland Kaiser nachmache, denkt jeder, ich würde Roland Kaiser nachmachen, so gut bin ich.

 

Montag, 14. August 2023

Weiße Steine

 

Blogstuff 836

„Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie Standpunkt.“ (Albert Einstein)

Als Kind habe ich mich oft gefragt, was ich später mal werden möchte. Am liebsten wäre mir professioneller Autoquartettspieler gewesen, leider kann man damit kein Geld verdienen. Später spielten wir Poker um Groschen. Dazu habe ich Spielkarten gezinkt. Auf dem komplizierten Muster der Rückseite habe ich mit einer Stecknadel einzelne Felder ausgekratzt, so dass ich alle Karten erkennen konnte. Ich hatte fast zehn Mark verdient, als man mir auf die Schliche kam und ich nicht mehr mitspielen durfte. Dann wollte ich Konzernpianist werden, musste aber feststellen, dass es den Beruf gar nicht gibt. Komiker kam nicht in Frage, weil ich mir keine Witze merken konnte. Schon als Kind habe ich am liebsten Bücher gelesen, aber damit kann man kein Geld verdienen. Später habe ich es mit Bücherschreiben probiert, das ist aber ziemlich mühselig. Nur wenn man gar nicht recherchiert und nicht nachdenkt, geht es eigentlich.

Heute vor fünfzehn Jahren wurde die letzte Zigarette in einer Fernsehtalkshow geraucht.

Mentalitätsmonster. Bonettis zweiter Vorname.

Milliardensubventionen für Chip-Konzerne und Waffenhersteller, kein Geld für Kinder und Digitalisierung. Man muss diese Regierung lieben. Bacon of hope!

Es ist ein alter Brauch der Kreter und Thraker, Glückstage mit weißen Steinen und Unglückstage mit schwarzen Steinen zu symbolisieren. Wie sieht Ihr Bild aus?

Deutschland 2023: Quantentechnologie sind Schuhe in Übergröße, Halbleiter bekommt man im Baumarkt und KI ist ein Toaster mit Quarzuhr.

Nachdem ich ab 2003 endlich wieder Zeit hatte, begann ein Jahrzehnt ausgedehnter Reisetätigkeit. Neben Fernreisen nach China (2007) und Japan (2008) war ich allein sechsmal in der Schweiz, die ich vorher noch nicht kannte. Hauptsächlich in Graubünden (Scuol, zweimal Sils, Splügen, Bergün), dazu einmal im Berner Oberland. Viele Städtereisen, v.a. in Italien (Rom, Neapel, Bergamo, Mantua, Padua, Venedig, Triest, Meran), dazu Prag und Barcelona. Seit ich vor zehn Jahren nach Schweppenhausen gezogen bin, habe ich Deutschland nicht mehr verlassen. Kleinere Fahrten ins Frankenland, jedes Jahr Hamburg, Tagesausflüge an die Ostsee – das Fernweh ist verschwunden. Vielleicht kommt es eines Tages wieder. Zeit und Geld hätte ich ja zur Genüge. 

Evangelikalen Christen in den USA ist Jesus zu links. Jemandem die andere Wange hinzuhalten, wenn man geschlagen wird, anstatt zur Pumpgun zu greifen, ist natürlich auch keinem Amerikaner zuzumuten. Jesus war ein Weichei. Gearbeitet hat er auch nicht. Und anstatt nach der Auferstehung ein Comeback zu feiern wie in Rocky II, macht er feige die Biege – obwohl er unsterblich ist! Er hätte mehr aus seinen Möglichkeiten machen können. Lieb gemeinte zwei von fünf Sternen.

Sonntag, 13. August 2023

Dinge, die bleiben

 

2023:

In deiner Bewerbung steht eine Adresse in der Banlieue. Du bekommst in Paris keinen Job, außer als Tellerwäscher oder Putzfrau. Du hast einen arabischen Namen oder hast ein Foto im Anhang mitgeschickt, auf dem du schwarz wie die Nacht bist? Spar dir die Mühe. Sie werden dich nicht nehmen.

Du suchst eine Wohnung Berlin? Du kommst aus dem Kongo, beziehst Sozialhilfe, hast eine dicke Frau und drei schreiende Kinder? Oder heißt du Dr. Müller und bist Facharzt? Wer bekommt die Wohnung?

Der Vermieter ist Türke. Istanbul oder Bielefeld. Egal. Du heißt Umut Yilmaz? Du hast die Wohnung.

 

1823:

Junge Männer aus Unterfischbach und Oberfischbach fangen beim Tanz in den Mai eine Schlägerei an. Weil sie aus verschiedenen Dörfern sind. Schon ihre Väter und Großväter haben sich geprügelt.

Es gibt keine Ehe zwischen Katholiken und Protestanten. Bayern und Preußen sind Feinde.

 

50.000 v.Chr.:

Wir leben in Höhle 17. Den Leuten aus Höhle 18 kann man nicht trauen. Komische Typen. Mit denen wollen wir nichts zu tun haben. Jemand aus Höhle 18 darf sich nicht an unser Feuer setzen. Alle Höhlenmenschen sind nur einen dummen Spruch von einem Massaker entfernt.

 

So war es, so ist es und so wird es immer sein. Es wird sich nichts ändern. Der einzelne Mensch mag die Fähigkeit haben, sich zu entwickeln. In der Gruppe sind wir blöd und beschränkt. Das ganze Geschwafel von wegen Toleranz und Gleichberechtigung kann man sich also sparen. Die Klugen sind in der Minderheit und halten das Maul, um keinen Ärger zu bekommen.

Samstag, 12. August 2023

Den Klimawandel gestalten

 

Sehr geehrte Damen und Herren!

Bisher ist der Begriff Klimawandel nur negativ besetzt gewesen. Die Menschen reden von Katastrophe, manche sogar von Weltuntergang. Das ist ein Fehler. Wir sollten den Klimawandel als Chance betrachten.

Den Pflanzen fehlt es an Wasser? Kein Problem. Konzentrieren wir uns auf Pflanzen, die wenig Wasser brauchen. Schon heute wächst unser Brotgetreide auf kürzeren Halmen als in unserer Kindheit. In Zukunft werden wir in Bayern Palmenhaine haben. Kokosmilch statt Eutersaft. Das ist nachhaltig, das ist gesund.

Wer braucht denn Enzianschnaps, wenn er aus bayrischen Kakteen Tequila destillieren kann? Statt Schweinsbraten gibt es Leguanschnitzel. Wir müssen anfangen, größer zu denken. In fünfzig Jahren leben wir in einer neuen Welt.

Es gibt übrigens keinen Grund zur Panik. Der Klimawandel kommt nicht überfallartig, sondern in Schneckengeschwindigkeit. Es bleibt uns genug Zeit, um uns neu zu orientieren. Er ist nicht mehr zu ändern, also sollten wir den Kampf aufgeben und uns anpassen. Menschen haben das zu allen Zeiten gemacht.

Es wird heißer und heißer? Also gehen wir in kurzen Hosen ins Büro. Wir machen Siesta. Wir essen erst um acht Uhr abends und dann richtig – wie die Menschen am Mittelmeer. Wir haben Heizungen für den Winter. Warum nicht auch Klimaanlagen für den Sommer? Durch die kürzeren und milderen Winter sparen wir die Energie, die wir im Sommer für die Kühlung brauchen.

Alles wird gut, liebe Freunde. Wir werden auch diese Aufgabe bewältigen und gestärkt aus einer Zeit großer Herausforderungen hervorgehen. Besonders in Bayern. Unser schönes Land wird eine Vorreiterrolle spielen. Wer heute noch Urlaub in der Toskana macht, wird morgen die schönsten Wochen des Jahres in der Oberpfalz genießen und auf unseren Kamelen reiten.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Essen Sie mehr Fleisch!

Ihr Markus Söder

Freitag, 11. August 2023

Bonetti wird von der Vergangenheit eingeholt

 

Samstagvormittag im Frühstück 3000 auf dem Wichtelbacher Kaiserdamm. Bonetti genießt ein Tofu-Rührei mit Dalai-Lama-Bacon und Bulgur-Toast, dazu trinkt er einen Hafermilch Latte. Plötzlich klopft es an die Scheibe. Er dreht sich um und sieht eine abgerissene Gestalt in einer alten Lederjacke, Zwanzig-Tage-Bart und mit Tesafilm geklebte Brille inklusive.

Er betritt das Café und kommt an Bonettis Tisch.

„Mensch, Bonetti. Alte Socke!“

Der Meister schaut konsterniert von seinem Frühstück auf.

„Kennen wir uns?“

„Ich bin’s. Mirko Weißhorn.“

„Da klingelt bei mir nichts.“

„Wir waren damals zusammen beim Wichtelbacher Anzeiger. Volontariat.“

Er setzt sich an den Tisch. Die Kellnerin kommt.

„Ein großes Bier und einen Obstler, bitte.“

Bonetti nippt an seinem koffein- und laktosefreien Heißgetränk.

„Gut siehst du aus“, plappert Weißhorn munter weiter. „Ist das eine echte Rolex? Mit Schlips habe ich dich noch nie gesehen. Was machst du inzwischen?“

„Ich habe mich selbständig gemacht“, antwortet Bonetti zurückhaltend. Es muss ja nicht jeder von seinem Medienimperium erfahren.

„Ich bin Journalist geblieben“, sagt Weißhorn. „Binger Wochenschau. Ein Käseblatt, das sich durch Anzeigen finanziert. Wird kostenlos in alle Haushalte verteilt. Ich arbeite auf Honorarbasis. Reich wird man dabei nicht. Das kann ich dir sagen.“

Das Bier und der Obstler kommen. Weißhorn kippt den Schnaps hinunter und trinkt in langen Zügen das halbe Bier.

„Aaah, das habe ich jetzt gebraucht. Sag mal, du kannst mir nicht zufällig einen Fuffi leihen?“

„Ich habe leider nicht so viel Geld dabei“, antwortet Bonetti indigniert.

„Wenigstens einen Zwanni? Wegen der alten Zeiten.“

Bonetti schüttelt stumm den Kopf.

Weißhorn kippt das restliche Bier in seinen Schlund, steht auf und geht. Ohne zu bezahlen.

Man hat es heutzutage im Journalismus nicht leicht.