Donnerstag, 30. Dezember 2010
2011
Freitag, 24. Dezember 2010
Eine kleine Kinderwintergeschichte
Lilli hieß eigentlich gar nicht Lilli, aber Paul nannte sie so. Paul wohnte mit seinen Eltern in einem kleinen Haus weit draußen vor der Stadt. Vom Fenster seines Zimmers blickte er auf den Garten. Er reichte bis zu einem Bach, der sich am Rand des Dorfes zwischen ein paar uralten Weiden hindurch schlängelte. Draußen war es jetzt furchtbar kalt, die Bäume hatten längst ihre letzten Blätter verloren. Sie waren ganz schwarz geworden und das Wasser des Baches hatte die Farbe von Beton. Paul mochte den nasskalten Herbst nicht, also blieb er in seinem Zimmer und spielte mit Lilli. Lilli war eine kleine Maus, genauer gesagt ein Mäusekind. Pauls Mutter hatte es gefunden, als sie das Gemüsebeet umgegraben hatte. Es war zu schwach gewesen, um mit seinen Eltern und Geschwistern davon zu laufen, also hatte sie es mit ins Haus genommen, mit ein wenig Milch gefüttert und Paul gegeben.
Wenn Lilli alleine war, saß sie oft am Fenster und sah in den Garten und in die Welt hinaus. Und wenn man ganz genau hinhörte, vernahm man ein leises Pfeifen. Paul hatte Lilli einmal beobachtet, als sie so am Fenster saß, und sie hatte traurig ausgesehen. Aber Paul wusste nicht, warum Lilli traurig war. Es fiel ihm kein Grund ein, so angestrengt er auch darüber nach dachte. Lilli hatte doch alles: ein kleines Zimmer in der Schublade von Pauls Schreibtisch, ein Bettchen aus Watte und ein Taschentuch als Decke. Paul liebte Lilli über alles, sie war seine beste Freundin. Wenn sie zusammen spielten, war Lilli immer lustig und hatte Paul aus lauter Übermut sogar schon einmal in den Finger gebissen. Aber nachts, wenn Paul schlief, pfiff Lilli leise in ihrer Schublade und hob zitternd ihr winziges Näschen, als ob sie einen fernen Geruch suchen würde.
Eines Morgens erwachte Paul und spürte, dass etwas anders war. War es das Licht? War es im Zimmer nicht heller als am Tag zuvor? Paul sprang aus dem Bett und lief zum Fenster. Über Nacht hatte es geschneit, der ganze Garten war weiß verhüllt. Die Sonne schien und die Eiskristalle funkelten wie die Sterne am Himmel. Paul war begeistert, denn er fand Schnee einfach großartig. Schlitten fahren, Schneemänner bauen, Schneeballschlachten - der Winter war seine Jahreszeit! Er hob Lilli vorsichtig aus ihrem Bettchen und zeigte ihr die weiße Pracht. Sie pfiff leise und diesmal wirkte es gar nicht traurig. Schnell hatte Paul sich angezogen und rannte mit Lilli in den Garten hinaus. Der Bach war gefroren, aber Paul traute sich nicht auf das Eis. Lilli war unruhig geworden und er setzte sie ab. Kaum hatte sie den Boden berührt, da rannte sie blitzschnell über das Eis auf die andere Seite des Baches und war verschwunden. Was sollte Paul jetzt tun? Vorsichtig tapste er hinter ihr her, aber sie war nirgends zu sehen. Es war ganz leise, so als ob der viele Schnee alle Geräusche verschlucken würde. Paul hielt den Atem an und lauschte angestrengt. Da hörte er ein Pfeifen. Vorsichtig ging er ein paar Schritte und lauschte wieder. Ja, ein Pfeifen. Noch ein paar Schritte. Er teilte die herab hängenden Zweige einer Weide und dort sah er sie: Lilli hatte ihre Familie wieder gefunden und saß mit ihr zusammen. Paul hatte das Gefühl, als ob alle Mäuse des Waldes zusammen ein Lied pfiffen.
Samstag, 18. Dezember 2010
Eine Bürgerstiftung im Wedding?!
Seit den neunziger Jahren gibt es Bürgerstiftungen in Deutschland. Ihr Ziel ist es, in einem klar definierten Gebiet dauerhaft das Gemeinwesen zu stärken und bürgerschaftliches Engagement zu fördern. Inzwischen gibt es fast dreihundert Bürgerstiftungen in Deutschland, die sehr erfolgreich arbeiten. Was läge also näher, als eine Bürgerstiftung im Wedding zu gründen? Zu diesem Thema trafen sich am 1. Dezember Interessierte zu einem Informations- und Vorbereitungstreffen im Zentrum für soziale und kulturelle Arbeit in der Osloer Straße 12. Wie das Vorhaben, eine Bürgerstiftung auch im Wedding aufzubauen, funktionieren kann – wer könnte das besser beurteilen, als einer, der einen solchen Prozess schon einmal selber mitgemacht hat und zwar in einem Stadtteil, der viele Gemeinsamkeiten mit dem Wedding hat: Neukölln. Dort ist die Bürgerstiftung wahr geworden. Dr. Kurt Anschütz berichtete, wie die ersten Schritte in seinem Stadtteil aussahen. Am Anfang standen kleinere Projekte wie ein Kindertheater, ein Kiez-Kalender und öffentliche Veranstaltungen zu Schwerpunktthemen wie z.B. Einwanderung. Damit gewann die Stiftung erste Aufmerksamkeit und konnte bereits wichtige Sponsoren aus der lokalen Wirtschaft gewinnen. Schließlich fanden sich 102 Gründungsstifter/innen (Bürger, Geschäftsleute, Kirchengemeinden, Parteien usw.), die insgesamt etwa 70.000 Euro Stiftungskapital zusammen brachten. Die Bürgerstiftung ist inzwischen eine anerkannte und geschätzte Plattform für soziales Engagement in Neukölln, die nicht nur Kapitalerträge aus dem Stiftungskapital verwenden kann, sondern auch viele Spenden sammelt. So gibt es z.B. einen Trödelmarkt, auf dem gespendete Bücher, Kleidung oder andere Dinge verkauft werden. Auf diese Weise kommen jährlich insgesamt etwa 15.000 Euro zusammen, die über eine Jury an ausgewählte Projekte verteilt werden. Im Wedding gibt es zwar viele Vereine und Initiativen, aber es fehlt an einer Institution, die das bürgerschaftliche Engagement langfristig vernetzen und die Aktivitäten bündeln kann. Wirtschaftliche Unternehmen wie Bayer-Schering oder Karstadt haben durchaus Interesse an der Verbesserung des städtischen Umfelds und könnten angesprochen werden. Der Vorteil einer Stiftung gegenüber den Projekten ist die Verstetigung des Engagements und der Aufbau von langfristig wirksamen Strukturen im Kiez. Wer Interesse hat, zu einem Teil der Bürgerstiftung Wedding zu werden und diese aufbauen zu helfen, ist herzlich zum Treffen zur Gründung des Initiativkreises Bürgerstiftung Wedding am 27.1.2011 um 18:30 Uhr ins Quartiersmanagement Pankstraße, Adolfstraße 12 eingeladen. Kontakt: Elisabeth Schönrock, Linienstraße 139, 10115 Berlin, Tel.: 0175/6161286.
Montag, 15. November 2010
Die Rache der Engstirnigen
Zwischen Gleimstraße und Millionenbrücke - eine Tour mit „Nächste Ausfahrt Wedding“
Rolf Gänsrich ist ein Urberliner und arbeitet als Hörfunkmacher und Autor im Prenzlauer Berg. Als er am Nachmittag des 30. Oktober bei Kaiserwetter vor dem Kino Collosseum an der Schönhauser Allee auf die Teilnehmer seiner Tour wartet, staunt er nicht schlecht, als schließlich knapp dreißig interessierte Menschen vor ihm stehen. Es sind vorwiegend Einheimische und in den folgenden zwei Stunden werden seine profunden Ortskenntnisse immer wieder durch Anekdoten der Kiezbewohner illustriert. Begleitet wird der Berlin-Scout von Tanja Kapp, die gemeinsam mit Lothar Gröschel das Projekt „Nächste Ausfahrt Wedding“ zum Leben erweckt hat. Die Reise durch Berlin zwischen Gleimstraße und Millionenbrücke, vom Kaiserreich bis ins 21. Jahrhundert beginnt am einstigen „Boulevard des Nordens“ und „der“ Einkaufsstraße der DDR schlechthin. Um die Ecke, in der Gleimstraße, stehen wir kurz darauf vor einigen alten Pferdeställen, die in einem Hinterhof die Zeit überdauert haben. Ein paar Häuser weiter, in der Nummer 42, lebte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Joseph Weißenberg, ein berühmter Heiler und Religionsreformer. Er behandelte die Menschen durch Handauflegen und gründete die Johannische Kirche, die bis heute besteht. Bald darauf sind wir in der Kopenhagener Straße, wo sich ein altes Umspannwerk in Ateliers und Lofts für Kreative verwandelt hat. Daneben ein heruntergekommener Plattenbau aus der DDR-Zeit, malerisch mit überfülltem Aschenbecher auf der Fensterbank, in dem sich früher eine Meldebehörde der Elektrizitätsbetriebe befand. In Berlin kann man die bewegte deutsche Geschichte noch sehen, beispielsweise an den Einschusslöchern an einem wilhelminischen Gymnasium in der Ystader Straße, das in der Weimarer Republik nach Heinrich Schliemann und im Dritten Reich nach Horst Wessel benannt wurde, in dem in der DDR Medaillenhoffnungen gedrillt wurden und heute die “Grundschule am Falkplatz” zu Hause ist. Neben den sichtbaren gibt es auch die unsichtbaren Narben der Stadt: Der Ort, bis zu dem man als DDR-Bürger in der Gleimstraße gehen durfte, bevor man den Grenzanlagen zu nahe gekommen war, ist leicht an einer alten Kastanie zu erkennen - die jüngeren Bäume bis zum Gleimtunnel wurden erst nach dem Mauerfall gepflanzt. Im Mauerpark erklärt Rolf Gänsrich, wo die Mauer stand und zeigt Reste der Hinterlandmauer und des Postenwegs, bevor wir uns durch den Wedding zur Swinemünder Brücke - die auch Millionenbrücke genannt wird - bewegen, die den Schlusspunkt einer spannenden Reise durch Zeit und Raum bildet.
Donnerstag, 14. Oktober 2010
Proseminar: Soziologie der Gruppe
Montag, 4. Oktober 2010
The things you do for money
Sonntag, 3. Oktober 2010
You only tell me you love me when you're drunk
Ein Gedanke noch zur deutschen Einheit, dann wenden wir uns wieder wichtigeren Dingen zu wie beispielsweise dem EM-Qualifikationsspiel im Berliner Olympia-Stadion: Wieso redet man in Sachen Einheit immer nur von den Ossis? Das ganze Fernsehprogramm heute sieht aus, als hätte der MDR die Weltherrschaft übernommen. Unsere Ossis! Wie geht es ihnen denn? Fühlt er sich wohl, der Ossi? Hat er genug Futter? Glänzt das Fell auch schön? Es sind aber nur zwanzig Prozent der Bevölkerung Ossis. Was macht eigentlich der Wessi (and by the way: der Migrant)? Was hatte der von der Einheit? Cindy aus Marzahn.
Im übrigen wird ja das Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschen völlig falsch interpretiert. Man schaue sich mal andere Länder an: In Spanien können sich Katalanen, Kastilier und Basken nicht leiden, in Großbritannien die Schotten und die Engländer, in Italien und Frankreich Norden und Süden. Der unmittelbare Nachbar ist immer der schlimmste Feind. Kenne ich vom Rhein: Köln gegen Düsseldorf, Mainz gegen Wiesbaden. Das geht runter bis auf Dorfebene. Auf meinem Gymnasium wurde die jahrhundertealte Feindschaft zwischen zwei Nachbardörfern noch liebevoll gepflegt: Die Kinder der gleichen Jahrgangsstufen kamen in unterschiedliche Klassen, auf dem Schulhof standen sie in verschiedenen Ecken. Ich kenne bis heute lokale Feindschaften, dagegen sind Israelis und Palästinenser richtig dicke Freunde. Wären Ost- und Westdeutsche, Nord- und Süddeutsche, Badener und Schwaben, Bayern und Hanseaten, Thüringer und Sachsen ein Herz und eine Seele - ich würde mir direkt Sorgen machen.
Zu einem lebendigen Familienleben gehören Freud und Leid, Streit und Versöhnung, Liebe und Hass (sowie wohltemperierte Hassliebe), wir lachen zusammen bei Hochzeiten und wir heulen zusammen bei Beerdigungen. Der Osten und der Westen sind in dieser Hinsicht wirklich ein siamesisches Zwillingspaar der besonderen Art, denn sie sind erst lange nach ihrer Geburt zusammengewachsen.
Samstag, 2. Oktober 2010
Heimat des Goldbroilers
Es war natürlich nicht alles schlecht in der DDR - was im übrigen auch noch niemand behauptet hat. Da gab es vor allem zwei Dinge, die ich sehr sympathisch fand. Zum einen waren die Städte nicht mit Werbung für irgendwelche Produkte und Konzerne zugepflastert wie in meiner westdeutschen Heimat. Es gab vielmehr aufmunternde Sprüche für die Werktätigen, die unermüdlich für den Frieden und den Sozialismus gearbeitet haben. Man hatte den Eindruck, irgendwelche Motivationskünstler von McKinsey hätten das ganze Land mit positiven Botschaften voll gepflastert. Zum anderen gab es in der DDR überall Parkplätze, selbst in der Innenstadt und vor wichtigen Sehenswürdigkeiten. Nicht zu vergessen sind auch die kulinarischen Besonderheiten, die leider in Vergessenheit geraten sind: Grilletta - Honeckers Antwort auf den BigMäc. Ein gewagtes Product-Placement in einer ketchup-freien Zone. Oder Krusta, die viereckige Pizza für die Helden der Planübererfüllung. Von großem Unterhaltungswert waren auch die Grenztruppen der DDR. So wurde ich von einigen Herren zu einem kostenlosen Striptease in ein Hinterzimmer des Bahnhofs Friedrichstraße eingeladen - den Grund weiß ich bis heute nicht. Als wir ein anderes Mal mit einer Reisegruppe zum Flughafen Schönefeld fuhren, weil wir mit Interflug in die Sowjetunion düsen wollten (für jüngere Leser: mit der DDR-Fluggesellschaft nach Russland), wurde unser Bus von einem Offizier kontrolliert, der uns fragte, ob wir Schusswaffen dabei hätten. Als ein Spaßvogel mit einem lauten „Noch nicht!“ antwortete, bekam der Grenzer einen Tobsuchtsanfall und brüllte minutenlang herum, bevor er sich mit lila geschwollenem Schädel wieder davon machte. Diese Dinge fehlen eigentlich schon ein bisschen, wenn ich darüber nachdenke.
Porzellanhochzeit
Zwanzig Jahre ist der Beitritt der neuen Bundesländer zum Bundesgebiet nun her. Da wird natürlich auch noch einmal der verblichenen DDR gedacht, der ich mit meinen 44 Jahren inzwischen altersmäßig weit voraus bin (Tendenz: steigend). Ein wesentliches Element der DDR war der Hang zu allem Militärischen: festungsähnliche Grenzanlagen mit einem Schießbefehl wie zu Kriegszeiten, Wehrkundeunterricht für die Kinder und zackige Paraden der Armee zum Staatsgeburtstag (weiß eigentlich jemand genau, wann die Bundesrepublik Geburtstag hat?). Das skurrilste waren aber sicherlich die sogenannten Betriebskampfgruppen. Warum hatte eigentlich eine, sagen wir mal: Hosenträgerfabrik eine eigene Kampfgruppe? Fürchtete man den Angriff der Jungs von der Gürtelfabrik? Oder hatte man Angst, dass die bösen Imperialisten aus dem Westen bei Nacht und Nebel anrücken, um den ganzen Muckefuck und die rollenden Todesfallen namens Trabant zu stehlen? Hat man sich im Manöver mit Knöpfen beworfen? Und gab es für diese Einheiten, die mit Kalaschnikows und eigenen Panzern ausgerüstet waren, einen speziellen Hosenbandorden? Fragen, Fragen, Fragen zu einem merkwürdigen kleinen Land …
Donnerstag, 30. September 2010
Rittersleute
Als Schröder 2005 klar wurde, dass er nur noch eine Minderheit der Bevölkerung hinter sich hatte, zog er in die Schlacht gegen Schwarz-Gelb - mit bekanntem Ende. Im Herbst 2010, die Situation ist die gleiche, zieht Merkel blank: Aufkündigung des Atomausstiegs, Kürzungen im Sozialbereich (mit denen die Bank- und Industriesubventionen des letzten Jahres ausgeglichen werden sollen) und jetzt prügelnde Polizisten in Stuttgart. Wie immer gehört zur Attacke der Konservativen die physische Gewalt. Es geht nicht um Argumente, es geht um Gehorsam - ob es sich um den gewalttätigen Polizisten, den sadistischen Priester oder den brutalen Vater handelt. Wie das Ergebnis dieser Angriffsbemühungen aussehen wird, erfahren wir leider erst nach den Landtagswahlen in Baden-Württemberg im März nächsten Jahres. Ich freue mich jetzt schon.
Mittwoch, 8. September 2010
Multi-Verarsche
Multi-Tasking ist die große Verarsche, die seit einigen Jahren erfolgreich in der Arbeitswelt läuft. Man redet den Leuten ein, sie könnten mehrere Sachen gleichzeitig oder sie könnten es zumindest lernen, weil es nämlich eine ganz tolle Sache ist. So wie die Skistockfabriken den Leuten ja auch erfolgreich beigebracht haben, dass es sich mit Skistöcken prima laufen lässt. Das heißt: Eigentlich läuft man ja nicht mehr, man walkt. Und damit auch ja kein Türke auf die Idee kommt, mitmachen zu dürfen, heißt es “Nordic Walking”. Schon mal einen Türken beim Walken gesehen? Aber das ist eine andere Geschichte, eine andere Verarsche. Wir waren beim Multitasking, bleiben wir mal bei dieser einen Sache. Multitasking ist Arbeitsverdichtung, in vollendet internalisierter Form ist es Selbstverarschung. Sie können gleichzeitig ein aufmerksamer Gesprächspartner sein, während Sie gerade kochen, eine Fernsehsendung verfolgen, die Kinder beaufsichtigen und bei ebay an drei Auktionen teilnehmen? Nein, können Sie nicht. Sie kriegen von allem nicht mal die Hälfte mit, weil unsere Birne schon zu doof ist, drei Sachen gleichzeitig zu machen. Es ist letztlich einfach Stress, wenn man mit fünf Aufgaben gleichzeitig jonglieren muss. Perfiderweise hat man die Sache mit dem Multitasking zuerst den Frauen eingeredet. Ihr könnt das sowieso, das ist euch angeboren, hat man gesagt. Ihr macht das viel besser als die blöden Jungs. Inzwischen ist Multitasking eine Selbstverständlichkeit, es geht gar nicht mehr ohne. Wer nicht mitmacht, hat verloren. Leider hat dieser Text kein Ende, weil ich noch soviel anderes zu
Sonntag, 5. September 2010
Zwei Klassen, zwei Orte
Die Klassengesellschaft fängt, aber das ist nur eine Beobachtung am Rande, bereits im Kleinkindalter an. Da gibt es die frauenbewegten Waldorfmütter mit Soziologie-Diplom und westdeutscher Vorzeigebiographie, die immer angeben wie ein Sack Mücken, wenn es um ihr Einzelkind geht. Natürlich ist es hochbegabt, ein Genie, einzigartig auf der Welt, gar nicht mit anderen Kindern zu vergleichen und wenn es einen Kindernobelpreis gäbe, hätte ihr hochnäsiger Klumpen Schleim und Rotz sicher schon drei davon. Deutsche Mütter scheinen nur noch arische Supermenschen zu gebären, drunter machen sie offenbar nicht mehr. Es gibt anscheinend kein normales Kind mehr, das einfach gerne auf der Straße mit anderen Kindern Fußball spielt. Aber es gibt das Prekariatsbalg, das stumm daneben steht und in zwanzig Jahren mal dem Familienjuwel einer Rechtsanwaltsmischpoke das Klo putzen darf. Es wird später nicht einmal den Ort seiner Herkunft erkennen können, weil dort längst irgendein Flagshipstore der Firma Schieß-mich-tot aus Hau-mich-blau aufgemacht hat.
Dienstag, 31. August 2010
Hören und Sehen vergehen
Jetzt hat sie einen Maler gerufen, der ihre Wohnung renoviert hat. Am Ende seiner Arbeit, während immer noch ihre merkwürdigen Möbel auf dem Hausflur stehen, drängt sie mich förmlich in ihre Wohnung, die ich in all den vielen Jahren nie von innen gesehen habe. Die Wände sind neu gestrichen und es findet sich nicht ein einziges Bild an der Gegenwand zu meinem Schlafzimmer. Ihr Bett steht tatsächlich direkt auf der anderen Seite der Wand, unsere Köpfe sind in der Nacht also nicht viel mehr als einen Meter voneinander entfernt. Die Nachbarin scheint zufrieden, während sie in endlosen Monologwellen von ihren neuen Kieferholzmöbeln erzählt. Sie wirkt fast, als würde sie triumphieren.
Samstag, 7. August 2010
Die Insel
Je näher ich der Insel kam, desto unruhiger wurde ich. Mein Auftrag war nicht genau definiert und ich hatte keinerlei Informationen über die Situation, die mich erwarten sollte. Die Besatzung der kleinen Station war seit vergangenem Sommer hier und meldete sich nur routinemäßig via Internet bei der Basis auf dem Festland. Alle drei Monate warf ein Versorgungsflugzeug eine Palette mit Konserven, Medikamenten und anderen Dingen des täglichen Bedarfs per Fallschirm ab.
Die Silhouette der Insel war durch die Doppelspitze eines Berges im Westen geprägt, dessen Steilhang von Gischt und Wellen umspült wurde. Nach Osten war eine langgestreckte Ebene zu erkennen, deren Mitte bewaldet war. Insgesamt war die Insel etwa sieben Kilometer lang und drei Kilometer breit. Die Lage der Station kannte ich nicht genau. Der Strand war leer, als ich den Motor stoppte und den Anker ins graue Meerwasser warf. Es war kühl und ich zog meine Windjacke an. Ich ließ das kleine Schlauchboot zu Wasser und ruderte die letzten Meter ans Ufer. Dort zog ich das Boot auf den Sand und sah mich um: Keine Fußspuren, keine Zeugnisse menschlichen Lebens.
Hinter dem breiten Sandstrand gab es einige Dünen, die mit Strandhafer bewachsen waren. Dahinter standen ein paar niedrige windzerzauste Bäume. Es schien, als würden sie mich aus den tiefen Löchern in ihrer Rinde anfunkeln. Ich ging weiter in Richtung des Waldes. Eine rote Plastiktüte wehte raschelnd an meinen Füßen vorbei. Alles war seltsam tot, keine Vögel waren zu hören. Im Wald blieb der Boden sandig, auch wenn er an manchen Stellen mit einem dicken Pelz von Kiefernnadeln bedeckt war. Über mir rauschte der Wind in den Wipfeln der Bäume. Nach einer halben Stunde kam ich an einen Trampelpfad, auf dem sich undeutlich Fußspuren abzeichneten. Ich folgte dem Weg nach links und stand bald darauf vor den Sperrholzwänden der Station, die auf einer Lichtung errichtet worden war.
Niemand war im Inneren. Auf dem Boden fand ich verblichene Kleidungsstücke, die zerstreut herumlagen. Auf einem Schreibtisch lagen Stapel von Papieren, teils zerrissen oder zerknüllt. Im Vorratsraum standen palettenweise Konserven, die noch nicht ausgepackt waren. Ich ging um die Station herum, aber ich konnte niemanden entdecken. Möglicherweise war die Besatzung an den Messgeräten, die über die Insel verteilt aufgebaut waren. Ich verließ die Station und ging in Richtung des Bergrückens weiter. Am Fuße des Berges war dichtes Dornengestrüpp, so dass ich nur mühsam vorwärts kam. Nachdem ich etwa dreihundert Meter den Hügel hinauf gekrochen und gelaufen war, lichtete sich das Gestrüpp und gab den Blick auf eine Höhle frei. Ich zögerte einen Augenblick, dann ging ich hinein. Sie war nicht sonderlich groß, hinter einem Felsvorsprung entdeckte ich jedoch einen Gang, der in die Tiefe führte. Ich holte meine Taschenlampe aus der Jackentasche und folgte ihm.
Nachdem ich etwa zehn Minuten den Windungen des Ganges nach unten gefolgt war, kam ich in eine große Höhle. In einer Nische war der Boden von Sand bedeckt, in dem ich den Abdruck eines menschlichen Körpers zu entdecken glaubte. An zwei Stellen gab es weitere Gänge und ich entschied mich für den rechten, der allerdings kurze Zeit später an einer Felswand endete. Also nahm ich den anderen Weg. Bald darauf hörte ich Klopfgeräusche. Je näher ich kam, desto lauter wurden sie. Rhythmisches Klopfen, langsam und gleichmäßig. Nach einigen Wendungen des Höhlengangs sah ich ihn vor mir: Er hatte wildes schwarzes Haar und ein dreckverschmiertes Gesicht. Offenbar hatte er mich nicht bemerkt, denn er arbeitete unverdrossen weiter an der Erweiterung des Gangs.
„Hallo!“
Er drehte sich mit einem Ruck um und sah mich mit panischem Entsetzen an. Ihm stockte der Atem und er ließ Hammer und Meißel fallen.
„Ich bin gekommen, um die Station zu besuchen.“
Er starrte mich ungläubig an und begann zu zittern.
„Wo sind denn die Anderen?“
Er fasste sich mit verkrampften Händen an die schmutzige Brust, die von einem zerschlissenen Hemd bedeckt war.
„Können Sie mich verstehen?“
Ich trat näher an ihn heran. Er sackte zu Boden und blieb mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen.
„Was ist denn passiert?“
Ich beugte mich zu ihm hinunter. Es war nur noch ein leises Wispern, kaum zu verstehen: „Alle ... tot. Sie haben ... alle geholt. Muss ... hier weg. Weg ...von ...hier.“ Dann starb er.
Mittwoch, 4. August 2010
Die Grenzen der Ökonomie
Ein Ökonom und ein Soziologe spazieren an einem Sonntagnachmittag an einem Ausflugslokal vorbei. Das Wetter ist schön, an den meisten Tischen sitzen Menschen bei Kaffee und Kuchen. Was sehen die beiden Herren, wenn sie vorüber schlendern?
Der Ökonom sieht Leute, die eine Tasse Kaffee für drei Euro trinken, obwohl sie sich zu Hause für zehn Cent selbst eine Tasse aufbrühen könnten. Sie zahlen also den dreißigfachen Preis. Genauso ist es mit dem Kuchen. Für das Geld, das ein Stück Torte kostet, könnte man im Supermarkt zwei ganze Industriekuchen kaufen. Sie haben Fahrtkosten gehabt, um das Ausflugslokal zu erreichen. Sie haben Zeit verschwendet. Außerdem haben sie sich der potenziellen Gefahr von Verkehrsunfällen und Raubmorden ausgesetzt, als sie das Haus verlassen haben. Das alles ist irrational und ineffizient. Für den Ökonomen wird sich das Mysterium einer sonntäglichen Kaffeetafel am Wannsee nie erschließen. In seiner Welt dürfte es eigentlich gar keine Ausflugslokale geben.
Was sieht der Soziologe? Für ihn ist alles völlig normal. Er sieht Menschen bei einem liebgewonnenen Ritual. Er weiß, dass rationales und effizientes Verhalten nur ein Teil des menschlichen Lebens ist - an Sonntagnachmittagen ein sehr kleiner Teil. Er weiß, dass Traditionen und Routinen einen großen Einfluss auf das alltägliche Verhalten haben. Wir möchten nicht jedes Mal darüber nachdenken müssen, warum wir etwas machen. Schon mit unseren Eltern und Großeltern sind wir Sonntags Kuchen essen gegangen, die Kinder und Enkel werden es vermutlich genauso machen. Es ist einfach angenehm, ein wenig „unter die Leute zu gehen“, auch wenn man mit niemandem am Nachbartisch spricht. Der Mensch ist ein Herdentier, er gesellt sich gerne zu anderen so wie Kühe einfach gerne mit anderen Kühen auf der Wiese stehen. Der soziologisch geschulte Blick sieht Freizeitspaß, Lustbefriedigung und zweckfreie Interaktion.
Hören wir nicht auf die Ratgeber aus den Wirtschaftswissenschaften, auf Anlageberater, Marktschreier und Börsenheinis. Die wirklich wichtigen Dinge im Leben haben mit instrumenteller Rationalität und effizienter Planung nichts zu tun. Häufig sind sie sogar umsonst.
Samstag, 31. Juli 2010
Raus!
Vielleicht hat es beim Umzug eines Freundes angefangen. Die leere Wohnung sah einfach gut aus. Viele nutzlos gewordene Gegenstände sind nicht in den Möbelwagen getragen worden, sondern zu den Mülltonnen. Entscheidungen wurden getroffen, bevor alles wieder zu einer neuen Routine erstarrte.
Als er wieder zu Hause war, begann er nachzudenken. Als erstes flogen die alten Videokassetten aus dem Fenster. Der Rekorder war ohnehin seit Jahren kaputt. Dann folgten die Langspielplatten und Taschenbücher. Endlich wieder Platz im Regal. Aber wozu ein Regal? Also raus damit. Wozu eigentlich drei Stühle? Er hatte seit Jahren keinen Besuch mehr bekommen. Weg, ab durchs Fenster. Ein gemütlicher Sessel reicht. Dann der ganze Papierkram, der gesammelte Mist in Sachen Steuern und Rente. Ist doch sowieso alles egal. Raus! Wie viel Klamotten braucht der Mensch? Wann hatte er zuletzt diese Badehose an? Sind Beavis&Butt-head-Socken nicht längst out?
Jetzt liegt der ganze Mist im Vorgarten, die ersten Trödler haben sich eingefunden und wühlen in seinen Ausscheidungen. Er schwitzt und lächelt, während er von seinem Fenster aus die Straße beobachtet. Er hat seine Wohnung von Unkraut befreit und Platz geschaffen für die neuen Flüchtigkeiten des Lebens.
Mittwoch, 28. Juli 2010
Tempelhofer Park
Donnerstag, 22. Juli 2010
Unterwegs im Märchenkiez
Montag, 19. Juli 2010
Sechsaträja
U černého vola
Sonntag, 18. Juli 2010
Sonntagnachmittag
Donnerstag, 15. Juli 2010
Der Terror der Wenigen
Sonntag, 11. Juli 2010
Hundert Jahre Gründlichkeit
Eine neuere Variante des teutonischen Vereinslebens ist die Bürgerinitiative: Alles bleibt beim alten, klingt aber modern und nicht so spießig wie Verein. Zur Sicherheit hat die Bürgerinitiative aber noch ein „e.V.“ hinten dran hängen. Wegen der Steuer und wegen der deutschen Gründlichkeit. Das haben wir schließlich schon immer so gemacht. Was den linksalternativen vom altpreußischen Verein unterscheidet, ist nicht die arrogante Eitelkeit der selbstverliebten Schwätzer, von denen er im Regelfall geleitet wird, oder die kleinkarierte Korinthenkackerei um Tagesordnungsänderungsanträge oder die politisch korrekte Rechtschreibung im Protokoll, sondern die Paranoia und die Schizophrenie, die ihn vom Gründungstag an begleitet. Der linksalternative Vereinsmeier gibt sich gerne staatskritisch und hält sich, vermutlich aufgrund der hochbrisanten Vereinsziele, für einen verkappten Guerillakämpfer, der eigentlich schon mit einem Bein im Untergrund steht. Kritiker seines Vereins sind daher logischerweise automatisch Bullenspitzel oder bezahlte Schergen des kapitalistischen Regimes, denen es mit Aggression und Misstrauen zu begegnen gilt. Statt nun aber diese Paranoia konsequent auszuleben und den verfluchten Ausbeuterstaat mit allen Mitteln zu bekämpfen, werden Steuerprivilegien und Fördermittel erbettelt. Der Staat soll gefälligst die Mittel zur Verfügung stellen, wenn nach alter Väter Sitte zur Jahreshauptversammlung der „Bürgerinitiative zum Sturz der imperialistischen Weltordnung“ ins Hinterzimmer eingeladen wird. In Deutschland gibt es sogar einen „Förderverein zur Erforschung des Messi-Syndroms e.V.“, also einen Verein der Organisationsunfähigen. Was wäre die Welt schließlich ohne den deutschen Verein, ohne die deutsche Ordnung und ohne den deutschen Gruppenzwang?
Freitag, 9. Juli 2010
Temperatur: steigend
Mauerwiese, Rummelplatz oder MTV-Hot Spot
Montag, 5. Juli 2010
Meta-Text
Wo kommen eigentlich die ganzen Buchstaben und Wörter hin, die man am Computer löscht? Was passiert mit denen? Kommen die irgendwo hin? Und wenn ja: Was machen die da? Darüber hat sich noch nie jemand Gedanken gemacht. Wir löschen als globale User-Gemeinde vermutlich jeden Tag achtlos den Komplettinhalt von Wikipedia aus unseren Mails und Textdateien. Was ist, wenn sich eines Tages all die ausgestoßenen Buchstaben, Wörter und Sätze zu einem gigantischen Text formieren und aus dem Hades des Ausgelöscht-Seins herauf kommen? Wenn der Text, geknechtet und entwürdigt, eines Tages gegen uns zurückschlägt? Denken Sie einmal darüber nach, wenn Sie wieder einmal allzu leichtfertig Textfragmente in die Welt setzen, um anschließend die Delete-Taste zu drücken.
Freitag, 25. Juni 2010
Brunnenstraße Outdoor Sommer 2010
Soll ich oder soll ich nicht? Aber dann denke ich mir, es ist meine Entscheidung. Und ich mag die kleinen Kerle einfach, kann nicht mal sagen warum. Also bekommen sie etwas, obwohl sie ja eigentlich durch ihr unverschämtes Erscheinen nur Ignoranz verdient hätten. Kennen Sie jemand, der sich plötzlich an Ihren Tisch setzt und wortlos ein Stück von Ihrer Pizza klaut? Ich schon. Angeblich handelt es sich um eine aussterbende Art in Deutschland, aber ich wette, es handelt sich dabei nur um raffinierte Propaganda- und Marketing-Spielchen. Die Biester sind aber auch so was von durchtrieben, sie sind die Anlageberater unter den Vögeln. Erst kommen sie immer ganz klein und scheinheilig angeschissen, als ob sie keiner Seele was zu Leide tun könnten. Dabei ahmen sie bisweilen das klagende, fordernde Zwitschern ihrer eigenen Kinder nach, um an den anstrengungslosen Wohlstand auf meinem Teller zu gelangen. Gerne gebe ich nach, das gebe ich auch gerne zu. Ob Basmati-Reis oder Sonnenblumenkerne von einem Sonnenblumenkernbrötchen, Pommes oder Spätzle - unsere kleinen Freunde schnappen es und segeln mit ihrer Ladung in entfernte Nester. Der Terminplan ist eng, die kleinen Nervensägen - hatte ich erwähnt, dass es sich um Spatzen handelt? - holen sich wie Steuereintreiber ihren Teil bei mir ab. Was mir bleibt? Ich gebe den dünnen Spatzen mehr als ihren dicken Kollegen. Man sollte die Tiere nicht zu Tode mästen, damit tut man ihnen keinen Gefallen. Ich habe im Yosemite-Nationalpark in Kalifornien Eichhörnchen gesehen, die waren zu fett, um noch die Bäume hoch zu kommen, weil sie zu viele Hotdogs und Burger gegessen haben. Aber unsere Spatzen sind noch längst nicht soweit. Die Kellner mögen sie zwar nicht, die kleinen Mitesser, die alles zu scheißen. Ich aber füttere sie heimlich unter dem Tisch, die Anarchie der alten Herren.
Montag, 21. Juni 2010
Der Wedding im Netz
Hochgeschätzte Leserschaft,
unter www.derwedding.de finden Sie ein hervorragendes Magazin zur Alltagskultur im Wedding. Freundlicherweise findet sich auch ein Text des Kiezschreibers auf dieser Seite.
Unser Kiez ist praktisch nicht mehr aufzuhalten, hier entsteht das neue Berlin in alter Tradition: lebensnah, hemdsärmelig, schlagfertig, bodenständig, frech nach oben, freundlich nach unten, immer in Bewegung und mit 'nem lockeren Spruch auf den Lippen.
Samstag, 19. Juni 2010
Fußballweltmeisterschaft
Freitag, 18. Juni 2010
1975
Freitag, 4. Juni 2010
Neues aus dem Schloss
Donnerstag, 3. Juni 2010
Schreiend aufwachen
Montag, 3. Mai 2010
1. Mai im Brunnenviertel
Freitag, 23. April 2010
Kiezschreiber-Look gesucht
Beim ersten Mal habe ich mich zwar gewundert, aber nichts weiter dabei gedacht. Beim zweiten Mal habe ich mir nach dem Wundern gedacht, Frühlingsanfang ist sowieso eine komische Zeit. Neulich stand zum Beispiel ein kahlköpfiger E-Gitarrist mit seinem Instrument an der Fußgängerampel, ich wartete auf Grün und er zupfte lautlos an seinem Instrument herum. Alles okay soweit. Aber beim dritten Mal habe ich echt angefangen nachzudenken.
Im Winter bekomme ich von einer Dame unbestimmten Alters zu hören, dass ich wie ein Dachdeckermeister aussehe. Dachdeckermeister! Ich?! Gut, das alles fand vor einer psychatrischen Tagesklinik statt, also habe ich nicht lange darüber nachdenken müssen. Aber dann neulich die junge Frau in der U-Bahn-Station. Ich sei ein Kontrolleur, sie würde mich kennen. Ich verneine, sie erzählt derweil in ihr Handy, sie hätte einen Kontrolleur auf dem Bahnsteig erkannt. Und dann, drittens, komme ich zu einer Eröffnungsfeier an der Brunnenstraße und eine dauergewellte Frau erklärt mir: Sie sind von der Polizei.
Was ist los? Warum erzählen mir die Leute, dass ich wie ein Dachdecker, Kontroletti oder Bulle aussehe? Warum sehe ich nicht aus wie ein Kiezschreiber?
Freitag, 16. April 2010
Frühling 2010
Ja, wie geht’s denn so? So lala halt. Aber was heißt das? Schließlich geht es dem ganzen Land so. So lala heißt zum Beispiel: nicht besoffen. Wenn man wenigstens besoffen wäre ... – alles würde gleich weniger mittelmäßig bis kritisch wirken. So lala heißt: ging einem schon besser, ging einem schon schlechter. Tja, die Lebenserfahrung. Ohne sie wäre alles immer neu und aufregend. Aber wenn man in die Jahre kommt, beginnt man zu vergleichen. Und dann ist fast alles so lala. Vielleicht wird alles anders, wenn wir Fußballweltmeister werden. Ganz anders. Richtig doll ganz anders. Bis es wieder so lala ist. Naja. So weit, so gähn. Weihnachten ist manchmal schön. Und was machen wir an Silvester? Bei Anja und Klaus gibt es Fondue. So endet das Jahr, so fängt das neue Jahr an. Kein Wunder, dass es so ist wie es ist. Man muss ja für lala dankbar sein. Immerhin ist man nicht krank. Manche Leute haben sogar Arbeit und verdienen Geld dabei. So geht’s auch. Wann ist eigentlich dieser Text zu Ende?
Briefkasten heute
Gehen Sie noch gerne an Ihren Briefkasten? Und wenn ja: warum? Ich gehe nicht mehr gerne dorthin. Der Grund: Früher war alles besser. Ja, ich weiß, Sie werden jetzt sagen, dass alle alten Menschen sagen, früher sei alles besser gewesen. Aber ich bin erst Dreiundvierzig und in diesem Falle stimmt es einfach. Früher habe ich im Briefkasten tatsächlich Briefe gefunden. Sie erinnern sich, diese länglichen viereckigen Dinger mit Inhalt - und ich rede jetzt nicht vom neuesten Plasma-Bildschirm. Es gab farbige Ansichtskarten mit einsilbigen Erzählungen, Aufrufe zum politischen Protest und gelegentlich habe ich sogar Schokolade von der Nachbar-WG entdeckt. Und heute? Nur noch Rechnungen und Reklame, alles Nette kommt per E-Mail. Im Briefkasten nur Mörgel und Schlunz, ich mag ihn gar nicht mehr aufmachen. Aber gelegentlich tut man es doch, so wie man einen Mülleimer leert oder seine Blase. Und was finde ich dieser Tage? Einen unauffälligen Umschlag, der einen merkwürdig antiquierten und seriösen Eindruck macht. Es schreibt mir die VG Wort, eine Organisation, die die Rechte der Autoren vertritt, ähnlich der GEMA für die Musiker. Man habe in meinem Namen über viele Jahre einen Prozess bis vors oberste Bundesgericht getrieben und schließlich gewonnen. Über meinen Anteil an der erstrittenen Summe habe man mir einen Scheck ausgestellt, der beiliege. Es sind fast tausend Euro, die ich auf diese Weise im Briefkasten finde. Seitdem schlendere ich jeden Morgen pfeifend, die Hände in den Hosentasche, die Treppen zu den Briefkästen hinunter. Welche Wunder erwarten mich heute?
Samstag, 10. April 2010
Ein Traum
In Russland stürzt ein Flugzeug ab, der polnische Präsident und andere hochrangige Politiker kommen ums Leben und in Deutschland kommt man ins Träumen: Was wäre, wenn alle unsere Besserwisser und Wichtigtuer in ein einziges Flugzeug steigen und, sagen wir mal, in den Wannsee stürzen und ertrinken? Dann bekämen wir vielleicht einen Bundespräsidenten, der nicht wie ein verirrter Sparkassendirektor durch die Republik geistert. Eine Bundeskanzlerin, die eigenständige politische Positionen verträte und erkennbare politische Ziele verfolgte. Einen Außenminister, der als oberster Diplomat dieses Land vertreten könnte – und keinen miesen kleinen Kläffer, der Sozialhilfeempfängern nicht die Wurst auf dem Brot gönnt und ihnen spätrömische Dekadenz unterstellt, der Kritik nicht pauschal als schwulenfeindlich und demokratiegefährdend denunziert und seinen Kumpels aus dem Darkroom sein Amt für Geschäftemacherei zur Verfügung stellt. Einen Verteidigungsminister statt einem Kriegsminister. Vielleicht wären sogar ein paar katholische Bischöfe an Bord. Ach, wäre das schön! Jürgen Möllemann ist vor einigen Jahren mit gutem Beispiel voran gegangen oder besser: gesprungen ...
Donnerstag, 8. April 2010
Frühlingserwachen
Ich träumte von einer hellen, schönen Villa in Italien und erwachte an einem Ort, den ich nicht kannte. Ich lag auf einer Matratze und blickte über einen schmutzigen, von allerlei Lumpen und Unrat übersäten Holzboden. Die Sonne schien durch zerbrochene Scheiben, hinter denen sich ein grün leuchtendes Dickicht in alle Richtungen zu erstrecken schien. Das Licht spielte in den leeren Weinflaschen, ich sah eine Weile zu. Dann erhob ich mich und drehte mich zum ersten Mal in diesem Raum um. Ein wurmstichiger Schrank, dem eine Tür fehlte. Vergilbte Zeitungsausschnitte an einer Wand, die ich nicht entziffern konnte, die Pressefotos schienen Boxer oder Politiker zu zeigen. Ein umgeworfener Stuhl. Ich ging in den nächsten Raum, auch hier alles zerstört und verwahrlost. Das Haus mußte schon seit langem verlassen sein, nichts erinnerte mehr an einen menschlichen Gebrauch, es war, als seien die menschengemachten Dinge ohne Seele, jetzt wo sie wieder ein Teil der Natur wurden. Im Haus selbst keine Geräusche, draußen lärmten unzählige Vögel. Ich ging weiter und kam in einen großen hohen Raum, offenbar die Eingangshalle. Die runde Treppe ins obere Stockwerk lag zerbrochen an der Seite, ich ging ins Freie. Im wuchernden Gras waren die Umrisse von Wegen kaum noch zu erkennen, hinter dichtem Gebüsch erhob sich ein hoher Laubwald. Wer hier wohl gewohnt haben mochte? Das Haus bot keine Hinweise. Ich ging ein wenig in der näheren Umgebung spazieren. Keine anderen Häuser, keine Straßen, nur Wälder und Wiesen, die vor geschäftigen Insekten zu vibrieren schienen. Sicher war hier schon lange niemand mehr gewesen. Ein von den Menschen vergessener Ort. Ich ging zurück und legte mich wieder hin. Was machte ich hier eigentlich?
Dienstag, 23. März 2010
Deutsche Städte
Gibt’s vor Ekel kein Entrinnen,
Sollst du ihm ein Liedchen singen.
Den Anfang soll mal Kassel machen,
Wir lassen’s also richtig krachen.
Sogleich fällt mir noch Frankfurt ein,
Es nicht zu nennen wär’ gemein.
Und denke ich an Gütersloh,
Werd’ ich des Lebens nicht mehr froh.
Gäb’ es denn ein Totenreich,
Es wär’ Hannover sicher gleich.
Der Hölle bin ich auserkor’n,
Ich weiß, sie ist in Paderborn.
Verloren bin ich auf der Welt,
Und das reimt sich auf Bielefeld.
Mittwoch, 3. März 2010
Unhappy End
Er dämmerte und döste, wie aus weiter Ferne hörte er seinen eigenen Atem als sei es das Meeresrauschen, ruhig und regelmäßig. Seine Nase juckte plötzlich, einen Augenblick war er wieder mehr wach als schlafend, dann lähmte diese herrliche Schwäche erneut seine Glieder. Minuten oder Stunden später erwachte er endgültig, Brust und Stirn waren naß von der sommerlichen Hitze.
"Liebes Glas,
wir haben zusammen wundervolle Stunden erlebt. Vor allem, wenn ich durstig war. Manchmal konnte ich es kaum erwarten, dich zu sehen. Vor allem wenn du voll warst. Und wenn im Sommer Eiswürfel in dir schwammen. Ich denke gerne über dich nach. Du hast mir oft geholfen, auch wenn man aus der Flasche trinken kann. Morgens, wenn es mal keinen Frühschoppen gab, warst du mit Milch gefüllt, gelegentlich mit Wasser, zum Blumen gießen. Was machst du gerade? Stehst du mit anderen Gläsern in einem dunklen Schrank und plauderst ein wenig? Klingt ihr leise aneinander, wenn niemand zuhört? Was Gläser wohl denken? Wir lachen, wenn wir sie in der Hand halten, wir weinen, wir sind beim Trinken in großartiger Gesellschaft oder ganz alleine. Glas, mein Freund! Wie wirst du mir fehlen ..."
Jason Frake stand endlich auf, benommen von der Hitze und vom langen Schlaf. Sein graues T-Shirt war dunkel vor Schweiß. Die Jalousien ließen feine Lichtspeere auf das Bett fallen, in denen der Staub tanzte. Er blieb eine Weile aufrecht im Bett sitzen und sah sich um. Ein billiger Wandkalender mit Tiermotiven, ein Nachtschränkchen, das sich nach kurzer Inspektion als leer entpuppte. An der Tür war etwas von der hellgrünen Farbe abgesplittert, dunkles fauliges Holz quoll hervor.
Jason beschloß zu telefonieren. Zunächst mit dem Läufer-Verlag, für den er den täglichen Fortsetzungsroman lieferte, meist Liebesgeschichten im medizinischen Milieu. "Frake, was wollen Sie noch?" hieß es, er war völlig verwirrt. Seit vier Wochen nicht mehr im Geschäft, kein neuer Vertrag. Gefeuert. Und plötzlich war ihm das Zimmer völlig unbekannt. Was machte er hier? Er stand auf und öffnete die Tür. Ein langer fensterloser Gang, kein Mensch zu sehen. Nachdem er eine Weile überlegt hatte, gab er dem quälenden Durst als erstes nach. Er zog ein Hemd und eine Hose an, auch Schuhe fanden sich an seinem Bett. Dann zog er die Tür hinter sich zu und ging den Gang hinab. Es folgte eine Treppe und bald stand er in einer weitläufigen Halle.
"Herr Wurmsacker", rief ihm ein fahlgesichtiger und dürrer junger Mann entgegen, der an einem Tresen stand. Jason mochte seinen richtigen Namen nicht: Tobias Wurmsacker. Trotzdem bewegte er sich langsam auf die Stimme zu. "Ihre Rechnung. Sie haben seit Wochen nicht bezahlt." Der Rezeptionist hielt ihm ein weißes Blatt mit vielen schwarzen Zahlen vor das Gesicht. Instinktiv zog Frake die Brieftasche, aber sie war leer. Das beunruhigte ihn, aber er lächelte dennoch tapfer. "Ich gehe gleich zum Geldautomat." Eine alte Frau putzte in einiger Entfernung den Boden. Der junge Mann schwitzte. Schweißtropfen rannen von der Stirn in die pechschwarzen Augenbrauen, er faßte sich an den Kopf und verschob seine hellblonde Perücke etwas, so daß ein wenig seines schwarzen Haaransatzes sichtbar wurde.
Jason trat auf die Straße. Lärm aus jeder Richtung. Um die Ecke das dumpfe Klopfen eines Preßlufthammers, mit lautem Klirren ergoß sich schräg vor ihm eine Altglastonne in den Wagen der städtischen Müllabfuhr, ein Lastwagen beschleunigte quälend vor einer Ampel. Ein paar Jugendliche lachten, als sie ihn vor dem Hotel stehen sahen, und so ging er rasch in eine beliebige Richtung. Er betrat ein Straßencafé und setzte sich allein an einen Tisch. Ein Ober kam bald darauf, geschminkt wie ein Theaterschauspieler. Er hatte tatsächlich ondulierte Löckchen an seinen Schläfen. Was er wünsche, fragte er Jason mit zitternder Unterlippe. Frake gab Kaffee und Wasser in Auftrag und widmete sich der Straßen-szenerie. Mit langen Schritten lief der Briefträger vorüber. "Die Post ist da", rief er etwas übertrieben und schwenkte ein Bündel Umschläge durch die Luft. Eine lachende junge Frau schob einen Kinderwagen durch die Menge und einmal hob sie ihn sogar an, so daß er einen Augenblick auf Kopfhöhe schwebte. Ein älterer Herr kam mit einem Helm vorbei. Endlich der Kaffee. Ein merkwürdig metallischer Geschmack.
"Liebe Matratze,
eigentlich kenne ich dich so wenig wie du mich kennst. Und doch verbringen wir viel Zeit miteinander. Weich und stumm gewährst du mir Schutz bei Tag und Nacht. Ruhig wie ein Elefant hast du mich durch die Finsternis getragen und meine Träume bewacht. Hier kann ich die Augen schließen. Ob du Wünsche hast? Viel gesehen hast du nicht von der Welt. Wollen wir zusammen verreisen?
Herzliche Grüße, Dein Jason"
Es war sein geheimer Tick, Briefe an ganz gewöhnliche Gegenstände zu schreiben. An Dinge, über die nie irgend jemand nachdachte und die darum natürlich auch nie Post bekamen. Nach diesen Briefen fühlte er sich besser. Es tat ihm gut, ohne daß er den Grund kannte. Sein Notizbuch war voller Merkwürdigkeiten dieser Art. Er legte ein paar Münzen, die er noch in der Hosentasche hatte, auf den Tisch und ging. Obwohl es nur Kupfermünzen waren, sammelte sie der Ober gleichgültig auf und verstaute sie in der Innentasche seines schwarzen Jacketts.
Jason lief weiter zur Bankfiliale. Ein Lastwagen kreuzte seinen Weg, der hölzerne Kulissen geladen hatte. ‚Komisch‘, dachte Frake, ‚die Wand erinnert mich an das Haus, in dem ich mal gewohnt habe.‘ Es war lange her, seit er sein Elternhaus verlassen hatte. Die letzten zwanzig Jahre hatte er in möblierten Zimmern, kleinen Pensionen und billigen Appartements verbracht. Er war schon lange nicht mehr zu Hause gewesen. Der Begriff "zu Hause" kam ihm merkwürdig fremd vor. Er hatte kein Heim. Diesen Zustand hatte er lange gesucht, totale Freiheit und Unabhängigkeit, völlige Ruhe zum Schreiben. Jetzt nutzte er diese Zeit der Freiheit, um sich mit Schund über Wasser zu halten. Wie weit ihm dieses Wasser schon bis zum Hals stand, würde er gleich in der Bank erfahren.
Die Bankautomaten waren merkwürdig: keinen Schlitz für die Karte und aufgemalte Tasten. War das ein Spaß? Er ging zum Schalter und fragte einen kleinen grauen Angestellten, ob er Geld abheben könne. Die mausgrauen Augen des Mannes hinter dem Schalter flackerten unruhig, er sah Jason lange schweigend an. Dann beugte er sich etwas hinunter, zog ein Bündel Geldscheine aus einer Schublade und schob es über den Banktresen. Jason steckte das Geld ein und ging. ‚So ein Idiot‘, dachte er, ‚ich habe noch nicht einmal etwas unterschrieben.‘ Auf dem Weg zurück ins Hotel kam er an einem modernen Musikalienhandel vorüber. Wieso sollte er sich mit dem vielen Geld nicht ein paar neue CDs gönnen? Er stöberte ein bißchen in den Regalen und zog schließlich eine CD heraus, deren Cover ein tollwütiger Pavian zierte. Er öffnete sie, doch sie war leer. Er nahm eine zweite CD, doch auch hier fehlte der Silberling. Merkwürdiger Laden, offensichtlich hatten sie große Angst vor Dieben. Er ging wieder hinaus und die Straße hinab.
Erst jetzt fiel ihm der mysteriöse Brummton auf, der die ganze Zeit zu hören war. Nur ganz leise, aber scheinbar ohne Quelle, denn er hörte ihn permanent und in gleicher Lautstärke. Lag es an seinen Ohren? Er war sich nicht sicher. Vielleicht ist auch dieser ganze Planet paranoid, dachte er. Vielleicht bin ich der einzige, der nicht paranoid ist. Der Gedanke erleichterte ihn zunächst, dann bekam er Panik. ‚Wenn ich der einzige Normale bin, dann habe ich ein Problem‘. Aber es gibt keinen Grund zur Aufregung, sagte er sich. Und trotzdem regte er sich auf. Er spürte, daß er einen Grund hatte. Konnte die Welt zugleich real und paranoid sein? Sollte er Cindy anrufen, seine Ex-Freundin? Alte Freunde? Was sollte er sie fragen? Welche Geschichte sollte er ihnen erzählen?
Im Hotel angekommen, war er erleichtert, die Eingangshalle leer vorzufinden. Nur die alte Frau stand immer noch im Hintergrund und putzte die gleiche Stelle wie vor Stunden. Hinter ihm regnete es inzwischen. Das kam sehr plötzlich, aber Jason hatte sich um das Wetter nie viele Gedanken gemacht. Schriftsteller sind Stubenhocker, auch Jahreszeiten und Tageszeiten sind ihnen gleichgültig. Als er um die Ecke bog, sah er gerade noch, wie das Gesicht eines Mannes hinter einer der vielen Türen verschwand. Ein schlecht angeklebter Schnurrbart hing in seinem Gesicht. Mißtrauisch schlich Jason an den Türen entlang und lauschte angestrengt. Er hörte einen Fernseher hinter der ersten Tür, das typische Konservengelächter einer Comedy-Serie. Hinter der zweiten Tür peitschte ein Gewitter, der hohe klagende Klang einer panischen Frauenstimme. Sahen hier alle nur Fernsehen? Ging um diese Zeit denn niemand arbeiten? Es war ungewöhnlich, mittags alle Zimmer besetzt zu finden. Hinter der nächsten Tür verbarg sich Stille. Jason preßte sein Ohr an die Tür. "Er ist gerade angekommen", hörte er eine dumpfe Männerstimme sagen. Spionierte man ihm hinterher?
Er ging in sein Zimmer und schloß die Tür hinter sich. Was war geschehen? Hatte er Drogen genommen? Stand er jetzt noch unter dem Einfluß einer Droge und wußte es nicht? Aber er fühlte sich ganz normal, seine Hände zitterten nicht, er hatte kein Schwindelgefühl oder Orientierungsprobleme. War er krank gewesen? Ein Gedächtnisschwund? Vielleicht ein Unfall? Geistesabwesend schaltete er den Fernseher ein. Das bekannte Gesicht der Nachrichtensprecherin. Er hörte gar nicht, was sie sagte. ‚Was ist nur los? Ich muß mein Leben wieder auf die Reihe kriegen‘, dachte er, während er sich aufs Bett sinken ließ. Nach den Nachrichten kam Werbung: "Das Universum. Jetzt neu. Mit verbesserten Lebensformen. Noch mehr Möglichkeiten. Noch mehr Spaß."
Eine Sportübertragung begann. Ein Reporter stand vor einem grünen Rasen und sprach etwas in sein Mikrophon. Jason betrachtete ihn abwesend. Dann endeten mit einem Male alle Überlegungen. Der Sportreporter begann, an seinem Hals zu ziehen. Er schob die Haut zu Wülsten zusammen, schließlich riß sie auf. Sein Haupthaar fiel hinunter, er zog weiter, bis die ganze Maske gefallen war. Jason blickte fassungslos auf ein fahlgelbes kartoffelähnliches Etwas, das einige Schlitze aufwies. "Willkommen in der neuen Welt," sagte das Wesen mit krächzender Stimme. Was war denn das für ein mieser Witz? Jason schaltete um. Überall riß man sich Masken vom Gesicht, der US-Präsident, der Papst, auf allen Kanälen fielen die schlaffen Hüllen, Perücken und Verkleidungen. War alles nur Einbildung? Wir werden es nie erfahren, denn hier endet die Geschichte.
"Liebe Straße,
du hast mir viel gezeigt. Ich bin dir so oft gefolgt. Am Ende hatte ich manchmal das Gefühl, du fliegst unter mir weg wie ein Laufband. Immer die gleichen Häuser, immer die gleichen Kulissen. Irgendwann war es nicht mehr ein Gehen in Freiheit, es war das Wegenetz in der Parkanlage einer geschlossenen Anstalt. Ich hatte das Gefühl, im Kreis zu laufen. Durch Gewöhnung hast du das Besondere verloren. Trotzdem habe ich gute Erinnerungen an die gemeinsamen Tage der Vergangenheit.
Mach es gut
Dein Jason
P.S.: Träumst du, wenn es nachts still und leer ist?"
Freitag, 26. Februar 2010
Früher und heute II
Als ich ein Kind war, gab es nur drei Fernsehprogramme. Am Nachmittag begannen die Übertragungen, um Mitternacht war meistens Schluss. Wir hatten zu Hause ein Schwarz-Weiß-Gerät ohne Fernbedienung.
Die Familienkutsche war ein Peugeot 404, ohne Airbag und Nackenstützen, ohne Elektronik und Navi, eine Nuckelpinne, die im Vergleich zu heutigen Autos eine echte Todesfalle war.
Das Urlaubs-Highlight meiner Kindheit war eine Flugreise nach Mallorca und zwei Wochen im Club Neckermann. Es sollte mein einziger Flug bis zum 18. Geburtstag bleiben.
Ich habe am Fernseher "Pong" gezockt, das erste Videospiel der Welt. Links und rechts ein weißer Balken, zwischen denen ein weißes Viereck hin und her hüpfte.
Der iPod, das Internet, die Mikrowelle, Die Grünen und Sido waren noch nicht erfunden.
Eigentlich bin ich in der Dritten Welt aufgewachsen. Solche Stories kann vielleicht jemand erzählen, der aus Afrika oder Indien kommt. Für die Kids heute sind die Alten aus einem anderen Universum.
Montag, 22. Februar 2010
Früher und heute
Früher war die Welt noch in Ordnung: Die Politiker waren machtgierig und die Wirtschaftsfritzen geldgierig. Aber inzwischen ist es anders, denn jetzt kriegt keiner mehr den Hals voll genug. Die Hotelbesitzer kaufen sich für eine Million ein Gesetz, das sie steuerlich um eine Milliarde entlastet. Ehemalige Kanzler und Vize-Kanzler prostituieren sich im Ausland, für reichlich Bimbes lassen sie sich auf Banketten von ihren neuen Herren vorführen. NRW-Ministerpräsident Rüttgers zieht daraus seine Konsequenzen: Endlich gibt es einen Katalog mit exakten Preisangaben für den Umgang mit den Volksvertretern. Haben Sie sich nicht auch schon einmal gefragt, was so ein Politiker eigentlich genau kostet? Schließlich ist diese Form der argumentationsfreien Einflussnahme auf die Gesetzgebung eine heikle Angelegenheit. Zahlt man zu wenig, beleidigt man den Amtsinhaber, zahlt man zuviel, hat man zuviel gezahlt. Auch doof. Möglicherweise sehen wir demnächst auch etwas Werbung auf dem Landesvater, da böten sich etliche Reklameflächen auf dem Jackett an. Exklusive Mitlgiedskarten für "Rüttgers Club". Und könnte man Nordrhein-Westfalen nicht in RWE-Land umbenennen? Oberhausen heißt jetzt O2-World. Und die Moral von der Geschichte? Woher soll man heutzutage eine Moral nehmen, wenn die Kirche schon wieder in einen Sexskandal verwickelt ist?
Mittwoch, 17. Februar 2010
Zwo Grad minus
Er legte den schmalen Zettel in den Aschenbecher und zerkaute krachend die beiden Hälften des Glückskekses. Gute Ratschläge gab es in rauhen Mengen, aber viele waren auch Schrott. Zum Beispiel: Lebe jeden Tag so, als wäre es dein letzter. Wenn man das wirklich machen würde, hätte man vielleicht am Ende eines Tages eine Menge Probleme, wenn es nicht der letzte war, dachte Mardo. Ich würde erst einmal das ganze Geld von meinem Konto abheben und dabei noch bis zur Schmerzgrenze überziehen. Dann würde ich mir vielleicht mit Freunden ein opulentes Mahl gönnen, die feinsten Sachen trinken, mich mit einer Stretch-Limo durch die Stadt gondeln lassen. Natürlich würde ich mich von allen verabschieden, wenn tatsächlich die letzten vierundzwanzig Stunden meines Lebens angebrochen sein sollten, wenn auch meistens per Handy. Vielleicht würde man am Ende des Tages melancholisch werden und ein bißchen in das letzte Glas Rotwein heulen. Jedenfalls wäre es nicht auszuhalten, wenn man jeden Tag so leben würde, als sei es der letzte. Und es würde Freunde, Verwandte und Kollegen auf Dauer sicher überfordern – von meinem Kontostand ganz zu schweigen.
Sonntag, 14. Februar 2010
Erbarmen, die Hessen kommen
Er hat die Lippen von Cosma Shiva Hagen und das Gemüt einer Bulldogge: Roland Koch. Jetzt also der Reichsarbeitsdienst reloaded. Gut, denke ich, dann schauen wir doch mal kurz aus dem Fenster. Sämtliche Gehwege vereist, die städtischen Angestellten wieder völlig überfordert, weil man schließlich nicht mit einem solchen Kälteeinbruch mitten im Winter rechnen konnte, Großmütterchen bewegen sich wie Eiskunstläuferinnen über das Geläuf, mutige junge Männer mit Steigeisen wagen sich an die Mittelgebirge, die sich zwischen Bürgersteig und Fahrbahn gebildet haben. Heraus mit euch, denke ich, hier müssen sieben Millionen Hartz IV-Empfänger einschreiten, Wege befreien, nötigenfalls das Salz aus dem eigenen Vorratskämmerchen opfern, um ihren Nachbarn den Weg zu Arbeit zu ermöglichen und auf diese Weise den Almosengebern mit ein wenig Dankbarkeit ihre jahrelange Großzügigkeit zu vergelten. Auch alleinerziehende Mütter werden herangezogen, derweil die Kleinen bei der Tagesmutter Teppichknüpfen lernen. Welch eine Vorstellung, welch süßer Honig von seinen sinnlichen Lippen. Leistung, raunt er mir zu. Leistungsträger, nicht Leistungsempfänger sein. So lautet des eisernen Rolands fürstliche Botschaft, gegen deren Feinde er die Zähne zu fletschen vermag, dass selbst die neoliberale Kratervisage schweigend beiseite treten muss.
Nachtrag, 21.2.10: So schnell holt die Realität diese Glosse ein. Outside-Minister Westerwave fordert Winterräumdienst von Hartz IV-Empfängern, in Berlin sind sie bereits zu Hunderten im Einsatz. Die Stadtreinigung hat für die nächste Woche noch ein paar hundert mehr bei den Jobcentern "geordert." Jetzt hilft nur noch Sonne!
Montag, 1. Februar 2010
The Secret Finnwaters
Als Kind hatte er immer geglaubt, die Welt um ihn herum sei nicht real, sondern nur ein Versuchsaufbau, von Wissenschaftlern erschaffen, die seine Reaktionen untersuchen wollten. Als Erwachsener fand er heraus, daß er immer Recht gehabt hatte.
Der Tag begann wie immer: Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten seine unruhig zitternden Augenlider. Er drehte sich auf die andere Seite, schließlich öffnete er die Augen. Sein Blick wanderte durch das große helle Zimmer. Da waren der breite, mit Büchern übersäte Schreibtisch, der Computer und der Fernseher, der kleine runde Eßtisch mit dem Teller, den er gestern nicht mehr in die Küche räumen wollte, die gewaltigen Boxen seiner antiquierten Stereoanlage. Dann sah er zur Uhr, es war acht, in zwei Stunden begann sein Seminar an der Universität. Und er würde Sarah wieder sehen. Sarah, seine geheimnisvolle schöne Kommilitonin.
Bowman sprang aus dem Bett und lief in die Küche. Der Toaster und der Kaffeeautomat wurden aktiviert. Er frühstückte im Stehen und blickte hinunter auf die Straße. Dort stand sein alter BMW, gerade ging – wie jeden Morgen, seit er hier wohnte - sein Nachbar den Bürgersteig entlang zur Bushaltestelle. Er hieß Larry oder Jerry und trug die immer gleichen langweiligen Anzüge und Krawatten. Eine Ameise im großen Ameisenhaufen namens Boston. Bowman ging ins Wohnzimmer und schaltete den großen Plasmabildschirm ein. Es lief die übliche Morgenshow aus gutgelauntem Geplauder über Belanglosigkeiten, namenlosen Studiogästen und Nachrichten.
" ... wurde heute der neue Flughafen von Rom eingeweiht. Nach Schätzungen von Experten sollen hier jährlich fünfzig Millionen Passagiere abgefertigt werden. Moskau. Bei einer Demonstration von unzufriedenen Rentnern wurde Tränengas eingesetzt. Das Wetter. Ein sonniger Tag von der West- bis zur Ostküste. Temperaturen um die neunzig Grad Fahrenheit. John?! (die Stimme wechselte) Danke, Jane. Und jetzt kommen wir ..." Er schaltete das Gerät wieder ab und ging ins Badezimmer. Welcher Geruch und welche Farben Sarah wohl gefallen, dachte Bowman unter der Dusche. Ich weiß so wenig über sie. Nach dem Seminar werde ich sie fragen ob sie mit mir in die Mensa geht. Auch wenn ihre bescheuerte schwatzsüchtige Freundin Lilly mitkommen wird. Ich werde es ertragen.
2
"Sie sollten die Auto-Prozedur verwenden. Sehen Sie nicht, daß der Computer in den roten Modus übergeht?"
Sarah sah den Dozenten ruhig an und band ihr dunkelblondes Haar zu einem Zopf. Natürlich wußte sie, daß nur die Auto-Prozedur erlaubt war. Einen Augenblick später erschien der Lehrstoff der heutigen Seminarsitzung auf ihrem Bildschirm. Der Dozent war weitergegangen und überprüfte die Monitore der anderen Studenten. Sie blickte neugierig zu Bowman hinüber. Er gefiel ihr sehr gut, seine Reinheit und Unschuld faszinierten sie.
Der Unterricht begann. Geschichte, erste Dekade 21. Jahrhundert. Die alten Lügen, Decker von der Organisation hatte es ihr erzählt. Hier im Unterricht gab es keine Ölkriege zwischen China und den USA. Niemand erwähnte den Zerfall der Vereinigten Staaten nach dem zweiten Ölkrieg. Hier gab es noch nicht einmal die DenverCom, den Staat, in dem sie lebte. Hier gab es nur alberne Geschichten von politischen Konferenzen und Bürgerkriegen in fernen Ländern. Hier gab es genug Öl für alle, hier gab es noch Autos. Ein perfektes Schauspiel. Wieder sah sie zu Bowman hinüber. Jemand mußte es ihm sagen, jemand mußte ihn hier raus holen. Jetzt sahen sie einen kurzen Filmbeitrag zur Olympiade in London 2012, die nie stattgefunden hatte. Bowman blickte ahnungslos auf den Bildschirm, der Dozent fixierte ihn und hielt einen Zettel mit handschriftlichen Notizen bereit. Er würde Bowman eine Frage stellen, er würde den Schauspielern Fragen stellen und er würde die Antworten bekommen, die den Wissenschaftlern an ihren Monitoren gefallen würden.
Heute werde ich es wagen, sagte sich Sarah. Ich liebe diesen Mann und ich hasse dieses Spiel, diese elenden Lügen. Decker hatte ihr die Augen geöffnet. Es gab nicht nur eine Welt außerhalb der Bowman-Kapsel, es gab auch eine Welt außerhalb des Systems. Es gab IndyComs, Kommunen, die zwischen den unabhängigen Stadtstaaten existierten. Auch zwischen den chinesischen, europäischen und indischen Coms gab es ‚befreite Gebiete‘, wie Decker sie nannte.
Endlich war das Seminar vorüber. Bowman schaltete den Computer ab, zog seinen Stick aus dem Gerät und machte sich auf dem Weg zur Mensa. Sarah folgte ihm und ging eine Weile neben ihm.
"Hi, Sarah. Kommst du mit in die Mensa?" Nervös schaute sich Bowman nach ihrer nervigen Freundin um, die jedoch nicht zu sehen war.
"Ich kenne da einen neuen Italiener. Hast du Lust?"
Bowman war verwirrt und verzaubert. Natürlich würde er dieser Frau überall hin folgen.
Kurze Zeit später waren sie auf der Straße.
"Wir müssen diese Treppe hinunter. Ist eine ganz besondere Location."
"Na klar." Bowman wunderte sich. Seit wann hatte diese Stadt einen Untergrund? Es sah aus wie einer der U-Bahnhöfe, die er im Geographie-Seminar gesehen hatte. Er hatte noch nie die U-Bahn benutzt, immer nur den Wagen. Warum eigentlich? Er ging eine Treppe hinunter und um eine Ecke, da schlang Sarah ihre Arme um seinen Hals und küßte ihn lange.
"Bowman, ich habe mich in dich verliebt und ich will mit dir fliehen."
Bowman sagte gar nichts. Er hatte sich auch in Sarah verknallt, aber er wußte nicht, wovor er flüchten sollte. War es eine romantische Vorstellung, der sie sich hingeben wollte? Die Flucht in eine kleine Wohnung außerhalb des Campus. Warum nicht? Sie zog ihn in das Halbdunkel eines Waggons, der voller Pakete war. Wenige Minuten später fuhr der Zug ab.
3
"Wo bin ich hier eigentlich?"
"Wir sind jetzt in Denver. Der Hauptstadt der DenverCom."
"Ich wohne doch in Boston."
"Nein, du wohnst in Bowman. Das ist eine alte Kleinstadt im früheren North Dakota. Jetzt gehört das Gebiet zur DenverCom."
"Was ist die DenverCom?"
"Der Stadtstaat, zu der die Bowman-Kapsel gehört. Die Community von Denver kontrolliert das Gebiet zwischen der ChicagoCom und der HoustonCom. Du hast die ganze Zeit in deiner eigenen Welt gelebt."
"Das ist nicht möglich!"
"Doch. Sie haben eine Zeitkapsel für dich gebaut. Du solltest so leben wie im Jahr 2014."
"Aber warum?"
"Ein Experiment. Die Bowman-Kapsel ist ein Experiment zum Studium antiker Lebensstile."
"Aber ich heiße Bowman."
"Du heißt nur so, weil die aufgegebene Kleinstadt so hieß. Du hast keinen eigenen Namen."
Bowman konnte es nicht verstehen. Er war Bowman. Zweifelnd sah er Sarah an.
"Erzähl mir von deinen Eltern, Bowman!"
"Ich kann mich nicht an sie erinnern. Sie sind früh gestorben."
"Kannst du dich überhaupt an deine Kindheit erinnern?"
"Nein, nur ein paar dunkle Bilder. Meine alte Schule."
"Sie haben dir jede Erinnerung genommen, die älter als zehn Jahre ist. Sie haben mit dem Experiment angefangen, als du zwölf Jahre alt warst. Jetzt bist du ein Student. An das Leben vor dem Experiment kannst du dich nicht mehr erinnern."
"Das kann nicht wahr sein."
"Warum sollten sie sonst hinter uns her sein. Wenn sie uns kriegen, löschen sie die letzten Stunden aus deinem Gedächtnis."
"Wer ist hinter uns her? Und in welchem Jahr sind wir denn angeblich?"
"Die Pros sind hinter uns her. Die Protektoren. Wir können gleich raus hier, dann zeige ich dir die Realität. Warte, bis der Zugführer durch die Tür verschwunden ist."
Kurze Zeit später schlichen sie durch die gleiche Tür davon. Dahinter lag eine leere gekachelte Halle, nach einer weiteren Tür standen sie plötzlich im dichten Gedränge eines Bahnhofs. Durchsagen hallten durch die Gänge, Sarah zog Bowman vor einen großen Plasmabildschirm. Gerade gab es eine Nachrichtensendung.
"Elfter April 2066. An der Grenze der GlasgowCom wurden massive Truppenbewegungen beobachtet. Es wird ein Angriff der ManchesterCom erwartet, die DenverCom solidarisiert sich mit der GlasgowCom." Fahnen und Soldaten wurden eingeblendet. Plötzlich ein schriller Alarm, der Bildschirm verwandelt sich in ein rotes Pulsieren. "Achtung, Achtung! Die Pros suchen einen Spion namens Bowman. Bitte betrachten Sie ihre Mitbürger und bringen Sie ihn zu den Pros!"
Bowmans Bild wurde eingeblendet. Sarah zog ihn in eine Nische und küßte ihn lange. "Wir müssen hier raus! Wir müssen Decker finden, die Organisation kann uns helfen."
4
Eine U-Bahn rollte ein. Nachdem eine ganze Masse buntgekleideter Menschen die Waggons verlassen hatten, sprangen Sarah und Bowman hinein. Der Zug fuhr weiter.
Zwei Jugendliche in roten Overalls grinsten, als Bowman mit Sarah die U-Bahn betrat.
"Hast’n da für Clothies an?"
"Wie bitte?" Bowman verstand nicht gleich
"Spätstarter. Der hat die Nullpeilung", sagte der andere und lachte. "Wohnt im Wald und weiß wahrscheinlich noch nicht mal, wie’n Wang-Dschie funzt."
Sarah schaltete sich ein: "Muß ja nicht jeder wissen, wie ein Wang-Generator funktioniert, oder?"
"Oh, listen to die da", tönte jetzt der erste Jugendliche wieder. "Issich wohl zu fein für Tekk-Sprekk."
Sarah wurde lauter. "Schalt dich selbst ab, du Analogstricher."
"Geh Tierblut spenden." Dann verzogen sich die beiden Overallträger in den hinteren Teil des Waggons, denn ein großer Mann in einer dunkelblauen Uniform trat näher.
"Problem?"
"Nein", lächelte Sarah. Bowman blickte hinaus in die wirre Finsternis vor den Waggonfenstern.
"Was kann ich für Sie tun? Was brauchen Sie? Einen PR-Manager oder einen Babysitter für Ihre Kinder? Ich mache alles für Sie." Einer dieser Arbeitslosen, die hier regelmäßig durchdrehten. Der Protektor ging weiter und fixierte den älteren Mann in seinem zerschlissenen marineblauen Jackett.
Zwei Stationen weiter stiegen sie aus. Deckers Haus war nur einige Querstraßen entfernt. Kein Auto war auf den Straßen zu sehen, nur ein altes Wrack, in dem ein paar Kinder spielten. Decker lebte in einer winzigen Dachwohnung eines zwölfstöckigen Betonbaus, dessen Fassade einfach betonfarben war. Er hatte schütteres schwarzes Haar, die Haut seines Bartschattens war dunkelblau gefärbt. Bowman hatte diese Modeerscheinung schon im Zug beobachtet. Von überall her war das Gemurmel menschlicher Stimmen zu vernehmen.
"Kommt rein. Trinken wir erst einmal Tee."
5
Wo bin ich hier nur gelandet, fragte sich Bowman, als er wie jeden Morgen am Fließband stand und leere Flaschen nach Farben sortierte. Er trug einen blauen Overall und wurde nicht mehr wegen seiner altmodischen Jeans und Shirts ausgelacht. Er hatte einen Job in einer Recyclingfirma und neue Papiere, die ihn als John Forrest auswiesen. Jeden Morgen fuhr er mit einem sonnenenergiebetriebenen Wagen nach Aspen zur Arbeit. Er wohnte mit Sarah in einem zwölfstöckigen Betonkomplex etwas außerhalb der Stadt. Er konnte sich seine Studentenzeit in der Bowman-Kapsel gar nicht mehr vorstellen. Eine eigene Wohnung! Jetzt hausten sie zusammen mit zehn anderen Menschen in einer Vier-Zimmer-Wohnung, ohne Privatsphäre oder Ruhe.
Die Schicht war zu Ende. Vor dem Werktor summte ein Elektrotaxi vorbei. Über ihm das uralte, verbrauchte Licht weit entfernter Sterne am Nachthimmel. Eigentlich war der dekadente westliche Lebensstil, den sie an ihm erforscht hatten, gar nicht so übel. Die Ölreserven waren noch nicht erschöpft, es gab Energie für alle. Es gab keinen Krieg aller gegen alle und keinen Mangel. Keine computergesteuerte Versorgung, sondern alle Waren und Dienstleistungen, solange man bezahlen konnte. Und es gab Kaffee und nicht nur diesen ewigen "Tee", der aus allen möglichen Pflanzen gebrüht wurde. Es gab Steaks und nicht nur Reis und Nudeln, die man mit Stäbchen in sich hinein schaufeln mußte. Und es gab Wohnungen für alle, dachte Bowman, als er beim Betreten des Hauses das unterdrückte Keuchen und das rhythmische Schmatzen zweier Leiber aus dem Kellerdunkeln hörte. Er haßte das System. Er haßte es für seine Lügen und er haßte es für die Wirklichkeit, in der er leben mußte. Deborah würde ihn heute wieder trösten müssen, die Frau, die er nicht mehr Sarah nennen durfte.
Mittwoch, 6. Januar 2010
Brunnenkiez-Krimi Nr. 10
"Du gibst mir zwanzigtausend Euro oder ..."
"Was ‚oder‘?"
"Über das ‚oder‘ solltest du besser erst gar nicht nachdenken. ‚Oder‘ ist die Welt der Schmerzen. Du bist in zwei Stunden an der Bushaltestelle vor dem Gesundbrunnencenter, kapiert?"
Ich drücke die Aus-Taste meines Handys und biege in die Ramlerstraße ein.
Das schöne an Berlin ist ja, dass die meisten Menschen freiwillig hier sind. Auf dem Kaff sind alles Einheimische, Eingeborene, Einödbauern, weeß icke. Da fragen sich die Leute dann – oder wenigstens die Hartnäckigen unter ihnen -, welchen konkreten Sinn eine solche ländliche Existenz auf lange Sicht bietet. Und so entscheidet sich der Mensch, nach Berlin zu ziehen. Man zieht ja heutzutage irgendwo hin wie zu früheren Zeiten die nichtsesshaften Völkerscharen. Und nicht alle Leute, die in die Stadt kommen, tun der alten Tante Berlin gut.
Aber zunächst geht es um etwas anderes: Sein Name ist Georgeos Frostikowski, hier im Kiez aber einfach nur als Panama-Paule bekannt. Wegen seinem Panama-Hut natürlich. Hauptsächlich geht es allerdings um mich. Mein Name ist Gylfi Helgasson und ich bin der einzige Isländer im Brunnenviertel. Freiwillig und das bereits seit sieben Jahren. Aber das ist nicht mein Problem. Mein Problem heißt Panama-Paule und wird heute aus der Haft entlassen.
Hätte ich nicht die Angewohnheit, laute Selbstgespräche zu führen, wäre sicher alles ganz anders gekommen. Und Dr. Wladimir Bluthusten, mein Hausarzt, hätte ja auch später die Straße überqueren können. Aber so kam alles, wie es schließlich auch gekommen ist. Nicht wie es zwangsläufig kommen musste, denn sehr oft sind es unglaubliche Zufälle, die am Anfang einer Geschichte stehen. Während ich also vor mich hinmurmele "Scheiße, Scheiße, Scheiße. Wer kann mir da nur helfen" (glücklicherweise habe ich nicht auf isländisch gemurmelt), kommt der Doc vorbei und ruft mir zu: "Geh doch zu Mardo".
"Wo find ich den?"
"Ruf die Auskunft an. Gibt nur einen in Berlin. Jan Mardo."
"Danke." Und es geht weiter, denke ich.
Nach Hause kann ich jetzt nicht gehen, also rufe ich die Auskunft an und bin wenig später mit Mardo verbunden. Er ist Privatdetektiv und wohnt in der Graunstraße. Der Frost frisst sich in meine Hände und die Ohren tun mir weh.
Der Typ, der mir die Tür öffnet, ist vielleicht einen Meter siebzig groß. Er hat kurze dunkle Haare, eine schmale lange Nase und eine vergleichsweise große Stirn. Er wirkt ein bißchen schmalbrüstig auf mich, der Pullover scheint eine Nummer zu groß zu sein.
"Irgendwie hatte ich mir das Büro eines Privatdetektivs anders vorgestellt." Wenn es sein muss, kann ich ja sehr subtil sein. Wir sitzen in einer original-nullachtfuffzehn-Berliner Küche und ein Kaffee in einer Simpsons-Tasse steht vor mir.
"Hab das Büro aufgegeben. Als Privatdetektiv hat man ohnehin wenig Laufkundschaft und im Kiez kennt man mich inzwischen." Mardo zögert, dann zuckt seine linke Augenbraue für eine Nanosekunde nach oben und er ergänzt: "Außerdem hat meine Freundin gerade ihren Job im Einkaufszentrum verloren."
"Das kenne ich". Das kenne ich tatsächlich. Die Arbeitsagentur in der Müllerstraße ist schon seit langem mein Joker, wenn sonst nichts mehr läuft. Meine Schnittstelle zum allgemeinen Geldkreislauf, die Dockstation für meinen Bio-Pod.
"Was kann ich für Sie tun?"
Ich erzähle ihm meine Geschichte. Seit über einem Jahr arbeite ich für Panama-Paule. Mardo versichert mir, dass ich offen reden kann. Jetzt wird es nämlich ein bißchen illegal. Panama-Paule ist Kaufmann im weitesten Sinne, er kauft und verkauft Sachen. Die Geschäfte liefen immer gut, er übergab mir regelmäßig einen Teil seiner Einkünfte und ich habe es per "MoneyGram" meinem Bruder in Reykjavik geschickt, der es auf der dortigen Bank bar auf ein Konto mit Panama-Pauls Name einzahlte. Damit wollte sich Panama-Paule später einmal zur Ruhe setzen, aber die Klaufing Megabanki in der Geirsgata am Hafen von Reykjavik ging pleite und alle Einlagen waren weg.
Mardo hört scheinbar gleichgültig zu, sein Gesicht verrät nichts. Aber er stellt immer wieder Zwischenfragen. Ich werde aus dem Typ nicht schlau, aber vielleicht muss man in seiner Branche einen möglichst unbeteiligten Gesichtsausdruck mitbringen.
"Panama-Paule hat drei Monate in Moabit eingesessen. Da hat man zwar nur zwei Stunden Besuchszeit im Monat, aber trotzdem erfährt man alles. Ist für Typen wie Panama-Paule ja eigentlich wie ein Klassentreffen. Der kennt dort jede Menge Leute und bleibt immer auf dem Laufenden."
"Und jetzt will er sein Geld," stellt Mardo ruhig fest.
"Genau. Er ist heute morgen aus der Haft entlassen worden."
"Was ist meine Aufgabe?"
"Ich brauche Sie als Body-Guard."
"Das gehört nicht zu meinen Aufgaben. Dafür gibt es sicher bessere Leute."
Das darf nicht wahr sein! In den nächsten Stunden kreuzt Panama-Paule garantiert im Brunnenviertel auf und er spielt hier die Diva. "Bitte! Ich brauche Ihre Hilfe. Zu den Bullen kann ich nicht gehen."
"Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Sie geben mir eine Anzahlung und tauchen für zwei Tage bei einem Freund unter, möglichst nicht in dieser Gegend. Ich werde mich an ihren Geschäftsfreund hängen und sehen, was sich machen lässt."
Auf der Fensterbank steht ein Bäumchen, vielleicht einen knappen Meter hoch. Eine winzige Orange hängt an einem der Äste. Das Grün der Blätter überrascht mich. Orangenbäume kennen wohl keinen Herbst und keinen Winter. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wann ich zuletzt etwas so Grünes gesehen habe.
Panama-Paule steigt am Bahnhof Gesundbrunnen aus. Mit seinem Hut, dem Kaschmirschal und dem schwarzen Mantel sieht er aus wie ein drittklassiger Schriftsteller aus gutbetuchtem Haus. Damit schlägt er meinen Klienten, einen Isländer, optisch aber um Längen. Die zotteligen blonden Filzlocken im Rasta-Stil, der fleckige Parka, darunter ein T-Shirt mit dem Aufdruck "25 Jahre harte Drogen". Dazu hat er offenbar seine besten Jogginghosen angezogen, die weißen mit den silbernen Streifen. Life aus Prollywood. Er zerkaute die Silben wie ein texanischer Cowboy, während er mir sein Problem erklärte. Nachdem er sich bei mir eingeschleimt hat, wollte ich eigentlich sagen: "Wenn ich einen Ring hätte, dürftest du ihn jetzt küssen." Hat mir dann hundert Euro in Zehner- und Zwanziger-Scheinen gegeben. Derzeit verdient er sein Geld, indem er die Drohbriefe für Inkasso-Iwan in der Badstraße schreibt. Auf dem Bahnhofsvorplatz stehen zwei Afro-Berliner und unterhalten sich auf Französisch. Der Größere hat Augenringe wie Fahrradschläuche, der Kleinere kaut Kaugummi, ein Muskel zuckt rhythmisch an seiner Schläfe. Ich stehe an der Bushaltestelle und sehe nur gelegentlich zu Panama-Paule rüber. Trotz der Minustemperaturen scheint er seine Zigarette zu geniessen. Schließlich tippt er eine Nummer in sein Handy und lauscht eine Weile schweigend. Dann geht er die Brunnenstraße hinunter. Er verschwindet in einer kleinen Döner-Bude, ich laufe weiter. Nach einigen Schritten gehe ich zurück und schaue durch die Schaufensterscheibe. Panama-Paule sitzt am hinteren der beiden Tische und spricht mit zwei Männern. Ich warte eine halbe Stunde auf der anderen Straßenseite. Vermummte Gestalten mit roten Nasen gehen steif vorüber.
Zwei Rentner schlendern vorbei. "Wir brauchen hier keine Bäume. Erstens machen Bäume Dreck und zweitens gehören sie in den Wald. Waren Sie schon mal im Wald? Ich kann Ihnen sagen: Alles voller Bäume! Daran herrscht doch wohl kein Mangel. So ein Hubschrauberlandeplatz wäre gar nicht so übel. Zum Beispiel am Vinetaplatz, da ist doch sowieso nie jemand." Der alte Mann hat sich in Rage geredet, in seinen Mundwinkeln bildet sich weißer Schaum. Sein Zuhörer nickt heftig. Es geht offenbar um die Gerüchte, der Bundesnachrichtendienst plane einen Hubschrauberlandeplatz im Mauerpark. Für mich wäre das ein Alptraum, denn auf meinem Balkon habe ich den Park direkt vor mir.
Als Panama-Paule die Döner-Bude verlässt, spüre ich kaum noch meine Ohren. Er überquert die Brunnenstraße und biegt in die Demminer Straße ein. Vor einem Haus in der Ruppiner Straße bleibt er stehen. Hier wohnt Gylfi Helgasson, ich kann mir denken, was er vorhat. Aber er klingelt nur ein paar Mal und geht dann weiter. Eigentlich sollte er jetzt zum Arkonaplatz gehen, denn dort ist er gemeldet. Tatsächlich schlägt er die Richtung ein, läuft aber an seinem Haus vorbei in Richtung Zionskirchplatz. Er biegt in einen Hauseingang ein. Ich warte eine Weile, dann gehe ich am Eingang vorbei. Ein Durchgang zum Hinterhof, ich zögere. Soll ich hier warten, bis er wiederkommt? Es ist verdammt kalt und ich beginne, meinen Job zu hassen. Aber gerade jetzt, wo Mary einen neuen Job sucht, kann ich mir keine Prinzessin-auf-der-Erbse-Nummer leisten. Wir müssen von irgendwas leben und 2009 habe ich gerade mal zwanzigtausend Euro verdient. Ich beschließe, mich ein wenig im Hinterhof umzuschauen. In den ersten Fenstern brennt schon Licht. Dann spüre ich plötzlich etwas Hartes in meinem Rücken.
"Dreh dich nicht um!"
Ich bin kein großer Erzähler. In meinem Job ist es besser, wenn man nicht so viel erzählt. Zum Beispiel von den Sachen, die mir die Leute bringen. Keine Ahnung, wo die das Zeug her haben. Wieso hat einer zehn DVD-Player in Originalverpackung? Ich weiß es nicht und ich will es auch nicht wissen. Ich kaufe und verkaufe Sachen. So einfach ist das. Geld kommt, Geld geht. Und wenn man es wie eine Schlampe behandelt, kommt es immer wieder. Ich habe da ein gutes Versteck, einen alten DDR-Fluchttunnel, der nirgendwo verzeichnet ist. Ist am Bahndamm, aber mehr sage ich nicht.
Dass mir jemand folgt, merke ich, als ich bei meinem Kumpel Ali aus dem Lokal komme. Aber den Typ habe ich mir geschnappt. Und was soll ich sagen: Es ist Mardo. Der Privatdetektiv aus dem Brunnenviertel. Hat noch nicht mal eine Waffe dabei, macht aber auch keinen Stress. Ich will auch keinen Ärger, die Bullen haben mich auf dem Kieker. Und Mardo hat mir früher mal geholfen. Eigentlich eine peinliche Sache, eher eine Jugendsünde. Würde ich heute nicht mehr machen. Hab da mal so’ner Oma die Handtasche abgenommen. Mardo hat die Sache für mich geklärt. Ohne Bullen, verstehst du? Hat die Sache mit der Oma geklärt, ich habe alles korrekt zurückgegeben. Die Bullen hätten das nie rausgekriegt, die haben andere Sachen zu tun. Aber die Olle ist zu Mardo und der hatte irgendwie Wind von der Geschichte bekommen. Ich hab mich beim Vertickern der Tasche einfach blöd angestellt. Heute würde mir das nicht mehr passieren. Da würde ich in nullkommanix Geld und Handy aus der Tasche nehmen und den Rest in die nächstbeste Tonne kloppen.
Ich hab mich mit Mardo in die nächstbeste Kneipe gesetzt und wir haben geredet. Der Typ ist gar nicht so verkehrt. Die Sache mit dem Geld, das in Island festsitzt, ist noch nicht vorbei. Die Isländer rücken die Kohle vielleicht bald wieder raus. Da soll jetzt der Staat einspringen und irgendein internationaler Währungsfond. Gylfi hat jedenfalls nicht soviel Kohle. Und in Sachen Bewährung muss ich sowieso die Füße still halten. Mein Bewährungshelfer will, dass ich mir einen richtigen Job suche. Mardo hat da schon eine Idee. Sein Bruder Max hat in der Motzstraße einen kleinen Plattenladen. Da könnte ich arbeiten. Ich muss auch nicht jeden Tag kommen und nicht vor zwölf. Das klingt gut. Erstmal in Ruhe abwarten und langsam wieder ins Geschäft kommen. War ein gutes Gespräch. Ich hätte Mardo gerne einen DVD-Player oder so geschenkt, aber er wollte nicht. Schade. Ist echt ein Spitzengerät.