The Tremendous Time Travelling Tourism
Company, kurz T5 genannt, schickt Menschen, die sich in besonderem Maße um ihr
Land verdient gemacht haben, nach ihrer Pensionierung an einen Ort in der Zukunft,
wo sie ihren Lebensabend verbringen können. Sie dürfen die Zeitlinie nicht
verändern, daher sind Reisen in die Vergangenheit verboten.
Es ist der 22.2.2042. Andy
Bonetti ist gerade in seinem Kraftfeld erwacht, das wesentlich bequemer und
besser für seinen Rücken ist als ein Bett. Der Bewegungsmelder registriert,
dass er aufsteht, und aktiviert die Kaffeemaschine und den Toaster.
Bonetti begibt sich ins
Badezimmer und setzt sich auf die Toilette. Er hat seine Datenbrille auf und
sieht die neuesten Nachrichten. Bundeskanzler Scheuer hat endlich die
Mautpflicht durchgesetzt. Sie gilt für alle Nichtbayern und sicherheitshalber
auch für Leute, die gar kein Auto haben. Hundert Euro im Monat. Das ist nicht
viel. Dafür bekommt man heutzutage gerade mal ein Sixpack Bier.
Bier ist Bonettis großes
Altersthema. Er hat den Buchsta-Bier-Wettbewerb erfunden, der auf Netflix läuft
und ein weltweiter Erfolg ist. Für jedes richtig buchstabierte Wort muss der
Kandidat ein kleines Bier trinken, was den Wettbewerb zwischen den acht
Kandidaten sehr spannend macht. Der Gewinner bekommt eine Million Euro. Davon
kann man sich schon einen kleinen Tesla kaufen. Seither weiß jedes kleine Kind,
wie man Chrysanthemen und Hyazinthen buchstabiert.
Nach dem Frühstück beschließt
er, ein wenig spazieren zu gehen. Er sieht auf seine Smartwatch. Draußen ist
schönes Wetter. Obwohl es erst neun Uhr ist, beträgt die Temperatur schon 25
Grad im Schatten. Nicht schlecht für einen Februarmorgen. Es regnet nicht. Es
hat seit fünf Monaten nicht mehr geregnet. Vor dem Haus wartet bereits das
Fluchtaxi, das er sich bestellt hat.
„In den Tiergarten, du dämliches
Arschloch.“
Der Wagen reagiert nicht und fährt
los. Es gibt längst keine Taxifahrer mehr. Im Fluchtaxi kann man seine ganzen
Aggressionen verbal abreagieren. So wie früher, als man noch selbst am Steuer
saß.
Im Tiergarten spaziert er durch
den Palmenhain. Riesige Kakteen säumen den Landwehrkanal. Er setzt sich auf
eine Bank und bestellt sich einen Cappuccino. Fünf Minuten später kommt eine
Drohne und bringt ihm sein Getränk. Er aktiviert einen winzigen Knopf im Ohr
und hört die Nachrichten. Heute wird von Bürgermeisterin Yilmaz das vierte
Braunkohlekraftwerk eröffnet, das die Fünf-Millionen-Stadt Berlin mit Strom
versorgen soll. Wladimir Putin droht, in die Ukraine einzumarschieren, falls
das Land in die NATO eintreten wird. Der US-Präsident liegt im Wachkoma und
reagiert nicht.
Das Mittagessen nimmt Bonetti in
einem Restaurant im Hipsterbezirk Reinickendorf ein. Ein Tofu-Schnitzel mit
Tofu-Pommes. Dazu ein Glas Soja-Wein. Seit er in der Zukunft lebt, hat er
zwanzig Kilo abgenommen. Er ist so schlank, dass er anfängt, sich Sorgen um seine
Figur zu machen.
Nachmittags schreibt er ein
Sonett und macht dann ein Nickerchen. Am Abend lässt er sich zur Allee der
Kosmonauten fahren. Die Neonlichter der Bars und Clubs schweben in der
Dunkelheit. Viele junge Leute haben eine Sideshow-Bob-Frisur, die gerade in
Mode ist. Dazwischen sieht man ein paar Brandenburger. Sie tragen ausgeblichene
Latzhosen, haben die Daumen hinter die Träger geklemmt und spucken dicke Batzen
Kautabak auf den Bürgersteig.
Bonetti betritt die „Glänzende
Zukunft“ und bestellt sich eine Marzahnirinha. Ein Shot Weinbrand, ein Shot
Jägermeister, mit Rhabarbersaft aufgegossen und in ein Glas mit zerstoßenem Eis
geschüttet. Irgendwie hat er sich das Leben im Jahr 2042 anders vorgestellt.
P.S.: In der nächsten Folge von
T5 reist Bonetti ins Jahr 802.701. Wird er ein Morlock oder ein Eloi sein?
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