Montag, 31. Oktober 2011

Rede des Igels an den Hasen


Als man den Typ, der den Reißverschluss erfunden hat, fragte, wie er auf die Idee gekommen ist, hat er gesagt: Er hatte es satt, immer diese vielen Knöpfe auf und wieder zu zu fummeln. Früher hatten die Hosen in Amerika, wo der Erfinder des Reißverschlusses gewohnt hat, nämlich Knöpfe wie heute an einer Levis. Wahrscheinlich war er gerade besoffen, als er sich über diesen umständlichen Hosenstall geärgert hat, und hat dann einfach einen neuen Hosenstall erfunden. Letztlich war also die Faulheit sein Motiv. Er wollte einen Hosenstall haben, der einfach und schnell zu bedienen ist. Die Faulheit ist ein großer Motivator, sie hat uns nicht nur den Reißverschluss gebracht. Ein Lob auf die ruhmreiche Faulheit! Fortschritt bis zum völligen Stillstand! In der Sekunde, in der wir auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigen, haben wir die Ewigkeit jenseits der Bewegung erreicht.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Weißer Wedding


Es ist soweit! Der große Kiezroman des Kiezschreibers ist ab Mitternacht weltweit im Handel, seit Tagen campieren die Fans auf dem Bürgersteig vor Hugendubel und Dussmann. Mit einer einzigen Veröffentlichung wird das Brunnenviertel in Mitte, ehemals Wedding, ins literarische Universum katapultiert. 270 Seiten prall gefüllt mit Berliner Lokalkolorit und der schillernden Vielfalt des hiesigen Milieus, mit Prenzlauer Berg und Mauerpark, arm und reich, jung und alt. Unvergessliche Momente sind dem Leser gewiss! Der Roman ist beim renommierten Regionalkrimiverlag Emons erschienen.

Zur Handlung von "Weißer Wedding":

Was wusste der Journalist Roth, bevor man ihn betäubt und gefesselt auf die Bahngleise legte? Wieso macht sein Tod seine früheren Redaktionskollegen so nervös? Und welche Rolle spielen der Bundesnachrichtendienst und eine terroristische Vereinigung in diesem Zusammenhang? Bald geistern USB-Sticks mit brisanten Informationen durch die Hauptstadt, und alle Fäden laufen im Brunnenviertel zusammen, einem sogenannten sozialen Brennpunkt im Wedding. Jan Mardo, Migrantensohn mit Detektivlizenz, tritt an, um die Ehre seines Kiezes zu retten.

Viel Vergnügen wünscht Ihnen

Der Kiezschreiber vom Brunnenviertel


Mittwoch, 5. Oktober 2011

Neuanfang


Wenn wir uns die Welt für einen Augenblick als großes Monopoly-Spiel vorstellen – und nach der morgendlichen Zeitungslektüre über „die Märkte“, ihre Macht und die gesellschaftliche und historische Bedeutung ihrer nervösen Zuckungen liegt diese Vorstellung nicht fern -, dann sind wir jetzt in einem Stadium angelangt, in dem die Sieger dieses Spiels feststehen. Okay, Mister Gates usw., Ihr habt gewonnen! Herzlichen Glückwunsch! Kinder würden jetzt ein neues Spiel anfangen. Wir Erwachsenen verharren aber in der aktuellen Vermögensverteilung: Alles Geld, alle Grundstücke, Häuser und Hotels haben die Gewinner, die Verlierer haben nur ihre Schuldscheine. Soll das nun das Ende sein? Dann macht dieses Spiel keinen Spaß mehr – und das werden die Gewinner immer stärker zu spüren bekommen. Die Menschen möchten eine neue Runde spielen oder ein anderes Spiel. Da sind sie glücklicherweise wie die Kinder. Aber wie fangen wir eine neue Runde oder ein neues Spiel an? Konrad Adenauer hatte in den 1950er Jahren eine gute Idee. Er fand, dass das Volksvermögen ungleich verteilt war. Die einen hatten im Krieg alles verloren, die anderen waren verschont geblieben. Das hatte nichts mit Leistung, sondern mit Glück im Bombenhagel zu tun. Also hat er den Reichen eine Hälfte ihres Vermögens genommen und es, verteilt über 30 Jahre, den Armen gegeben („Lastenausgleichsgesetz“). Der Mann war CDU-Politiker! Ich möchte nicht wissen, wie hoch die Vermögensabgabe bei einem SPD-Kanzler ausgefallen wäre. Ich denke, jeder der ein Vermögen über 10 Millionen Euro hat, kann mindestens die Hälfte davon abgeben. Er ist dann immer noch reich genug. Und wir können noch einmal von vorne anfangen. Jedes Kind erhält gleich viel Geld und los geht’s. Und falls die aktuellen Gewinner das doof finden, denken wir uns einfach ein ganz neues Spiel aus. Wer nicht mitspielen will, darf in die Schweiz und kann dort seine buntbedruckten Papierbündel und wertlosen Aktienpakete bewachen.