Mittwoch, 1. Februar 2023

Theo Lingen fehlt mir

 

Blogstuff 763

„Man darf Marxisten nie fragen ‚wie geht's dir?‘ weil das individualistisches neoliberales Framing ist. Man darf wenn überhaupt fragen ‚wie geht es der Klasse?‘“ (Ady @ twitter)

Militärisch ist der Krieg noch nicht entschieden, politisch schon. Putin hat verloren. Die Ukrainer, die den Krieg überleben, werden sich dem Westen zuwenden.

Hätten Sie’s gewusst? Der Plural von Semikolon ist Semi-Cola.

Die Römer der Antike glaubten, die Verstorbenen bräuchten für ihre Reise in die Unterwelt Bargeld und legten ihnen zwei Münzen auf die geschlossenen Augen. Ohne Cash kein Übergang ins Jenseits. So verrückt sind ja noch nicht mal die Christen. Was passiert, wenn die Toten kein Geld dabeihaben? Return to sender?

Viele Bundesländer sind neidisch auf Berlin. Während man andernorts fünf Jahre auf die nächste Landtagswahl warten muss, dürfen die Berliner schon eineinhalb Jahre nach der letzten Wahl wieder an die Urne. Das ist gelebte Basisdemokratie.

Sandro Hinterdobler war ein begnadeter Verkäufer. Er hätte Glühbirnen an Blinde verhökern können.

Als die BRD die DDR übernommen hat, waren etliche VEB beim besten Willen nicht mehr zu retten. So ist es auch mit der Bundeswehr. Wir haben den siebthöchsten Wehretat weltweit, dazu kommen hundert Milliarden Euro Sondervermögen, die in diesem bürokratischen Moloch versickern werden. Warum machen wir nicht den ganzen Laden dicht und fangen noch mal ganz von vorne an?

Das Theater als Ort der Entspannung. Du sitzt allein im Theatersaal und schaust auf eine leere Bühne.

Ich habe vor zwanzig Jahren am WZB in Berlin ein Projekt zum Thema Work-Life-Balance mit dem Kollegen Eckart Hildebrandt gemacht. 2016 ist er gestorben. Jetzt lese ich seinen Wikipedia-Eintrag. Okay, er lebte in einer riesigen Altbauwohnung in einer Seitenstraße des Ku’damms. Aber ich wusste nicht, dass er aus einer reichen Familie stammte und mehrfach Millionenbeträge geerbt hat. Er hatte eine umfangreiche Kunstsammlung mit Originalwerken u.a. von Zille und Kollwitz. Im Job hat er immer den 68er und Marxisten raushängen lassen. So kann man sich täuschen. Er ist auf demselben Friedhof begraben wie Zille, Fontane und Werner von Siemens.

Die Putinisten benehmen sich wie Teenager. Russland ist ihre Lieblingsband und alle anderen sind doof. Natürlich gibt es dort keinen Rassismus, keine Nazis, keine Ausbeutung, keine Korruption und keine politischen Gefangenen.

4 Kommentare:

  1. ... der Kollege Hildebrandt war offensichtlich auch etwas "titelaffin".
    Wikipedia:
    ... In den Jahren 1992/93 hatte er eine Zeitprofessur an der Universität Bremen inne. Vor Gericht erstritt er das Recht, seinen Professorentitel auch danach führen zu dürfen. ...
    Typisch linker Schlawiner — Wasser predigen und selber Wein saufen.

    Gruß
    Jens

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    1. Die Janusköpfigkeit der Alt-68er. Als Projektleiter war er ein autoritäres Arschloch. Kam selbst erst kurz vor zwölf ins Büro und gab den Rest des Tages Befehle. Von den knapp achtzig Interviews (1 - 2 h Länge) in unserem Projekt zur Work-Life-Balance hat er kein einziges geführt. Und seine 170qm-Altbauwohnung mit Stuck und Parkett war der reinste Palast.

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  2. Aber es hat ihm nix gebracht.
    Gestorben isser dann doch alleine.
    Oder ?
    Bai se wai, wer zahlt so was, Projekt zur wörk laif bällanz ?
    Wem bringt das was und
    Wer liest es dann zum Schluss.
    Ich beantworte selbst:
    Zahlen tun es die, welche work live usw. am nötigsten hätten.
    Bringen tut es denen was, welche die Studie erstellen.
    Lesen tut es der Korrekturleser.

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    1. Die Studie wurde von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in Auftrag gegeben. Wir haben uns unter anderem mit flexiblen Arbeitszeitkonten, Gleitzeitmodellen und Sabbaticals befasst. Aus den empirischen Ergebnissen entwickeln die Gewerkschaften dann gegebenenfalls Forderungen für ihre Tarifverhandlungen.

      Diese Fachbücher sind natürlich nicht für Laien geschrieben, aber ich habe mich damals mit einem Gewerkschaftsvorsitzenden persönlich über die Schlussfolgerungen des Forschungsprojekts unterhalten.

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