Ich lese gerade „Der letzte
Polizist“ von Ben Winters. Ein Detective will einen Mord aufklären, obwohl die
Welt bald untergehen wird. Die Menschen haben dem heranrasenden Meteoriten den
Spitznamen Maia gegeben. Was würden wir machen, wenn wir wüssten, wir hätten
alle nur noch ein halbes Jahr zu leben? Ich erinnere mich an die Gedankenspiele
meiner Jugend. Damals fragten wir uns: Was machen wir in den letzten zehn
Minuten, bevor die Atomraketen einschlagen? Heute fragt man sich höchstens, was
man macht, wenn uns ein Arzt sagen würde, wir hätten Krebs und nicht mehr lange
zu leben. Aber die ganze Welt?
Manche würden mit dem Druck
nicht klarkommen und sich umbringen. Leute mit miesen Jobs würden einfach nicht
mehr zur Arbeit gehen. Diäten würden abgebrochen werden, viele Leute würden
aufhören, sich in Fitnessstudios zu quälen. Der Drogenkonsum würde steigen, der
Alkoholkonsum, der vitaminfreie Gaumensex mit leckerem Essen. Rechnungen würden
nicht mehr bezahlt werden, Gewalt und Diebstahlsdelikte würden zunehmen. Die
Polizei würde reagieren, es würde schneller von der Schusswaffe Gebrauch
gemacht werden. Zusätzliche Polizisten würden eingestellt; es gibt sicher
viele, die geil auf Autorität wären und in ihrer Nachbarschaft den Sheriff spielen
würden.
Es würde Leute geben, die nicht
an den Weltuntergang glauben und alle Meldungen ignorieren. Es ist eine
Verschwörung! Man will uns Angst machen und dann die Grundrechte nehmen. Die
Zeugen Jehovas würden sagen: Wir haben es ja immer gewusst, es stand alles im
„Wachturm“. Vermutlich würde es nicht mehr alles im Supermarkt geben, weil die
Schiffsbesatzungen und Trucker nach Hause gegangen wären. Aber ich glaube fest
an Brot und Wurst. Die Warenlager leeren sich langsam, die Produktion läuft
aus. Man braucht keine neuen Schuhe und Mäntel mehr. In der Schule gibt es
keine Noten mehr. Unterricht ist von 9 bis 12. Die Kinder entscheiden, ob sie
miteinander spielen, Gespräche führen oder etwas lernen wollen.
Aber es gäbe sicher auch
Menschen, die ihr Leben verändern und anderen helfen würden. Sie würden in die
Natur gehen, vielleicht auch anfangen zu malen oder Gedichte zu schreiben. Sie
würden sich viel häufiger miteinander unterhalten und sich an ihre
Vergangenheit erinnern. Es ginge nicht mehr um Politik oder Sport. Die Leute
würden vielleicht sogar aufmerksamer und freundlicher miteinander umgehen.
Manche Leute würden ihre Zeit auch nicht mehr mit Medienkonsum verschwenden,
andere würden sich vielleicht mit Computerspielen und Binge-Watching betäuben.
Die Reichen würden endlich die
Sinnlosigkeit ihrer Vermögen begreifen, die Armen würden sich keine Sorgen mehr
machen. Wer wirklich glücklich und zufrieden ist, würde an seinem Leben gar nichts
ändern. Am letzten Tag hat nichts mehr eine Bedeutung: das Geld, der Platz in
der Nahrungskette, die Meinungsumfragen, die Wettervorhersage, die Regierung
und Richard David Precht.
P.S.: Würden Sie noch den Müll trennen,
an einer Wahl teilnehmen, mit dem Rauchen aufhören, Bewerbungen schreiben oder
eine neue Sprache lernen, wenn Sie nur noch sechs Monate zu leben hätten? Aber
einen Bunker würden Sie bauen. Nur kriegen Sie kurz vor dem Weltuntergang keine
Handwerker mehr.
Sicher würde der eine der anderen seine Gefühle offenbahren und alleine dafür hätte sich doch alles gelohnt. *hach*
AntwortenLöschenKeine Zeit mehr, schüchtern zu sein ;o)
LöschenGenau! :-)
LöschenIch könnte mir vorstellen, dass man in der letzten Woche vor dem Einschlag weltweit riesige Feste feiert.
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