Freitag, 17. Februar 2023

Wenn der Meteorit kommt

 

Ich lese gerade „Der letzte Polizist“ von Ben Winters. Ein Detective will einen Mord aufklären, obwohl die Welt bald untergehen wird. Die Menschen haben dem heranrasenden Meteoriten den Spitznamen Maia gegeben. Was würden wir machen, wenn wir wüssten, wir hätten alle nur noch ein halbes Jahr zu leben? Ich erinnere mich an die Gedankenspiele meiner Jugend. Damals fragten wir uns: Was machen wir in den letzten zehn Minuten, bevor die Atomraketen einschlagen? Heute fragt man sich höchstens, was man macht, wenn uns ein Arzt sagen würde, wir hätten Krebs und nicht mehr lange zu leben. Aber die ganze Welt?

Manche würden mit dem Druck nicht klarkommen und sich umbringen. Leute mit miesen Jobs würden einfach nicht mehr zur Arbeit gehen. Diäten würden abgebrochen werden, viele Leute würden aufhören, sich in Fitnessstudios zu quälen. Der Drogenkonsum würde steigen, der Alkoholkonsum, der vitaminfreie Gaumensex mit leckerem Essen. Rechnungen würden nicht mehr bezahlt werden, Gewalt und Diebstahlsdelikte würden zunehmen. Die Polizei würde reagieren, es würde schneller von der Schusswaffe Gebrauch gemacht werden. Zusätzliche Polizisten würden eingestellt; es gibt sicher viele, die geil auf Autorität wären und in ihrer Nachbarschaft den Sheriff spielen würden.

Es würde Leute geben, die nicht an den Weltuntergang glauben und alle Meldungen ignorieren. Es ist eine Verschwörung! Man will uns Angst machen und dann die Grundrechte nehmen. Die Zeugen Jehovas würden sagen: Wir haben es ja immer gewusst, es stand alles im „Wachturm“. Vermutlich würde es nicht mehr alles im Supermarkt geben, weil die Schiffsbesatzungen und Trucker nach Hause gegangen wären. Aber ich glaube fest an Brot und Wurst. Die Warenlager leeren sich langsam, die Produktion läuft aus. Man braucht keine neuen Schuhe und Mäntel mehr. In der Schule gibt es keine Noten mehr. Unterricht ist von 9 bis 12. Die Kinder entscheiden, ob sie miteinander spielen, Gespräche führen oder etwas lernen wollen.

Aber es gäbe sicher auch Menschen, die ihr Leben verändern und anderen helfen würden. Sie würden in die Natur gehen, vielleicht auch anfangen zu malen oder Gedichte zu schreiben. Sie würden sich viel häufiger miteinander unterhalten und sich an ihre Vergangenheit erinnern. Es ginge nicht mehr um Politik oder Sport. Die Leute würden vielleicht sogar aufmerksamer und freundlicher miteinander umgehen. Manche Leute würden ihre Zeit auch nicht mehr mit Medienkonsum verschwenden, andere würden sich vielleicht mit Computerspielen und Binge-Watching betäuben.

Die Reichen würden endlich die Sinnlosigkeit ihrer Vermögen begreifen, die Armen würden sich keine Sorgen mehr machen. Wer wirklich glücklich und zufrieden ist, würde an seinem Leben gar nichts ändern. Am letzten Tag hat nichts mehr eine Bedeutung: das Geld, der Platz in der Nahrungskette, die Meinungsumfragen, die Wettervorhersage, die Regierung und Richard David Precht.

P.S.: Würden Sie noch den Müll trennen, an einer Wahl teilnehmen, mit dem Rauchen aufhören, Bewerbungen schreiben oder eine neue Sprache lernen, wenn Sie nur noch sechs Monate zu leben hätten? Aber einen Bunker würden Sie bauen. Nur kriegen Sie kurz vor dem Weltuntergang keine Handwerker mehr.

 

4 Kommentare:

  1. Sicher würde der eine der anderen seine Gefühle offenbahren und alleine dafür hätte sich doch alles gelohnt. *hach*

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    1. Keine Zeit mehr, schüchtern zu sein ;o)

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    2. Ich könnte mir vorstellen, dass man in der letzten Woche vor dem Einschlag weltweit riesige Feste feiert.

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