„Difficile est
saturam non scribere” - Es fällt schwer, keine Satire zu schreiben (Juvenal)
In
dieser Woche gab es in Minsk sogenannte Friedensverhandlungen in Sachen
Ukraine-Krieg. Die deutsche Bundeskanzlerin und der französische Präsident
trafen sich beim weißrussischen Staatschef mit dem russischen und dem
ukrainischen Präsidenten. Kommen wir zur wesentlichen Frage, auf die sich in
diesen eiligen und geldgetriebenen Zeiten ohnehin alles konzentriert: Wer sind
die Gewinner, wer sind die Verlierer? Wer profitiert von diesem „Gipfel“?
Antwort: Alle Teilnehmer haben profitiert. Alle, die nicht am Verhandlungstisch
saßen, gehen leer aus.
Merkel
und Hollande profitieren, weil sie sich als engagierte Verfechter einer
Friedenslösung darstellen konnten: Seht her, wir verhandeln die ganze Nacht
durch, sechzehn Stunden ohne Unterbrechung, weil wir alles für den Frieden tun!
Das war wichtig fürs Protokoll, die Galerie und die Geschichtsbücher. Wenn der
Krieg weiter geht – an uns hat es nicht gelegen! Die EU als
Friedensnobelpreisträgerin repräsentiert das Wahre, Schöne und Gute in der
Gesprächsrunde. Das sollen die vielen Bilder und feierlich unterzeichneten
Schriftstücke dokumentieren.
Putin
profitiert, da er in den vergangenen zwölf Monaten als Paria auf der Bühne der
internationalen Politik geächtet wurde. Seht her, ohne mich gibt es keinen
Frieden! Obwohl Russland doch offiziell mit dem Ukraine-Krieg gar nichts zu tun
hat. Die Bilder von den Verhandlungen in einem russischen Vasallenstaat zeigen,
wie die EU-Politiker dem mächtigen Kremlherren zu Kreuze kriechen müssen. Die möglicherweise
wichtigste Kriegspartei, die USA, bleibt unsichtbar und darf nicht mitreden.
Der Westen wirkt gespalten, über die von Russland annektierte Krim wurde nicht
gesprochen, Putin ist zufrieden.
Der
infame weißrussische Despot Lukaschenko profitiert, da er sich als nobler
Gastgeber der ehrenwerten Bemühungen um den Frieden in der Ukraine im Licht der
Weltöffentlichkeit präsentieren kann. Daher trägt er zu diesem Anlass auch
einen dunklen Anzug und nicht eine seiner Phantasieuniformen. Der Ukrainer
Poroschenko profitiert, weil er mit diesem medialen Großereignis sein Land auf
der internationalen Agenda prominent platzieren kann. Er benötigt dringend Geld
und Waffen für den Krieg in seinem Land.
Nur
die Menschen, um die es geht, profitieren nicht von den Verhandlungen. Sie sind
nur die Verhandlungsmasse. Aber Politiker beschäftigten sich traditionell
lieber mit Landkarten als mit den Schicksalen ihrer Schutzbefohlenen. Der Krieg
wird weitergehen, jeder weiß das. Das Volk weiß es ebenso wie seine Vertreter.
Ein Krieg wird nie durch Argumente beendet, sondern durch den Sieg einer
Kriegspartei oder die Erschöpfung beider Seiten. Es wird in der Ukraine noch
eine Menge Verlierer geben. Sie verlieren ihre Heimat, ihre Existenz, ihre Familie,
ihre Gesundheit oder ihr Leben. Die Gewinner lassen sich an einer Hand
abzählen, die Verlierer zählt niemand. Es werden Millionen sein.
„Alle
Jahrhunderte ähneln sich durch die Bosheit der Menschen“, hat der deutsche
Diplomat Adalbert von Mopsauge (1749-1832) einmal gesagt. Na gut, es war
Voltaire. Angesichts der albernen Inszenierung einer „Friedensverhandlung“ bis
zur angeblichen Erschöpfung aller Beteiligten fällt es mir schwer, ernst zu
bleiben. Ich erinnere mich an den Fall einer deutschen Tarifverhandlung, die
auch bis in die frühen Morgenstunden ging. Irgendwann stellte sich heraus, dass
die Ergebnisse bereits viel früher feststanden, die „Verhandlungspartner“ aber
aus dramaturgischen Gründen bis in die frühen Morgenstunden bei einem guten
Wein miteinander geplaudert hatten, um den eigenen Anhängern am nächsten Morgen
mit dunklen Rändern unter den Augen versichern zu können, alles für sie gegeben
zu haben.
Russlands
Außenminister Lawrow verriet während der Verhandlungen der gespannt wartenden
Pressemeute, die Gespräche liefen „besser als super“. Ich habe Tränen gelacht.
Der Mann hat wenigstens Humor.
P.S.:
Diesen Text habe ich am 13.2.2015
geschrieben. Damals wurde gerade das zweite Minsker Abkommen unterzeichnet, das
die Umsetzung des ersten Minsker Abkommens regeln sollte. Minsk I:
Waffenstillstand in der Ostukraine, Überwachung der Waffenruhe durch die OSZE,
Gefangenenaustausch, lokale Selbstverwaltung in Donezk und Luhansk. Kurz nach
Unterzeichnung brachen Separatisten mithilfe regulärer russischer Truppen den
Waffenstillstand und der Krieg ging bis heute weiter. Die Annexion der Krim war
nie Gegenstand der Verhandlungen. Damit begann die Appeasementpolitik des
Westens gegenüber dem aggressiven Nationalismus eines imperialistischen
Diktators. Bis zum Frühjahr 2020 wurden insgesamt 21
Waffenstillstandsvereinbarungen gebrochen.
Wenn ich mich zum Ukrainekrieg objektiv und umfassend orientieren lassen will, lese ich den Feynsinn. Schliesslich können Filisofen besser denken als gewöhnliche Menschen...
AntwortenLöschenDer bei Herrn Erdmann angesiedelte Stammtisch glänzt durch Fachwissen, da lerne ich jeden Tag was dazu. Irgendjemand hat immer "was im Internet gelesen" oder verlinkt ein zweistündiges Video eines anderen "Experten". Aber im Bällebad von Fascho-Flatter können die infantilen Diktatursüchtigen wenigstens keinen Schaden anrichten :o)
Löschen....ja, der Feynsinn ist immer lustig zu lesen.....was die so rauchen oder inhalieren haben die mir bis heute noch nicht mitgeteilt....
AntwortenLöschenDas Bullshit-Bingo dreht sich immer um Weltkrieg, Faschismus und Revolution. Irgendwas steht immer unmittelbar bevor, als wäre Flatter bei den Zeugen Jehovas. Mein Lieblingszitat: "Die Russen sind die neuen Juden." Wir erinnern uns: Die Juden haben das Dritte Reich mit ihrer Armee überfallen und versuchten, Berlin zu erobern.
Löschen