Freitag, 25. Dezember 2015

Berliner Asche, Kapitel 1, Szene 4

Die Möckernstraße am Gleisdreieck in Kreuzberg war hell erleuchtet, obwohl der Geländewagen längst gelöscht war. Überall Notarztwagen, Feuerwehr und Polizei. Der Tatorterkennungsdienst hatte das ausgebrannte Fahrzeug mit einem rot-weißen Band abgesperrt, einige Männer in weißen Overalls stocherten in den qualmenden Überresten des Porsches.
Leber stand ein wenig abseits und beobachtete die Szene. Der Kommissar war groß und untersetzt, für ihn unsichtbar hing ein Stück der Pyjamajacke aus seiner Hose. Sie war sandfarben und bordeauxrot gestreift und erinnerte ein wenig an die Berliner S-Bahn.
Auf der anderen Straßenseite hatten sich ein paar Spätheimkehrer versammelt, um der Szenerie als Schaulustige beizuwohnen.
Ein großer und hagerer junger Mann löste sich aus der Menge und ging zu Leber hinüber.
„Tut mir leid, ich hatte schon geschlafen.“ Sein Gesicht glänzte wie rosa Porzellan, wahrscheinlich war er gerannt.
Leber betrachtete seinen hageren und hochgewachsenen Assistenten Laschka eine Weile. „Macht nichts. Und ich werde nie erfahren, wer den Bürgermeister von Pasadena bestochen hat, um an die Wasserrechte zu kommen.“
Laschka verstand nicht. „Was denn für Wasserrechte?“
„Vergessen Sie’s, Laschka. Nur ein Film. Zücken Sie Ihr Notizbuch und schreiben Sie mit! Ich brauche als erstes den Namen des Fahrzeughalters. Der Kollege dort drüben ist freundlicherweise schon dabei, das Kennzeichen zu überprüfen. Der gibt Ihnen Name und Adresse. Dann hängen Sie sich an den Gerichtsmediziner, damit ich Namen und Todeszeitpunkt des Opfers bekomme.“
Laschka schrieb eifrig mit. „Ist denn die Todesart schon klar?“
„Der Mensch ist verbrannt. Vermutlich vor etwa einer halben Stunde. Ob das die Todesursache ist, wissen wir noch nicht. Vom Täter fehlt jede Spur. Eine Frau hat das Feuer von ihrem Fenster aus gesehen und die Funkstreife alarmiert.“
Laschka, dem eine fettige Haarsträhne im Auge hing, tippte alles in seinen iPad. Schließlich würde er den Bericht tippen müssen, dann hatte er alles Notwendige schon in einer Datei.
Ein weißgekleideter Mann von der Spurensicherung hatte sich vom Fahrzeug gelöst und ging zu Leber hinüber. „Das sollten Sie sich mal ansehen, Herr Kommissar.“
Leber ging hinüber zu den qualmenden Resten des Autowracks.
„Das dürfte Sie interessieren“, sagte der Mann und zeigte durch die zerborstene Scheibe ins Wageninnere.
Die Leiche auf der Rückbank war mit Handschellen gefesselt.
Ryuichi Sakamoto - Merry Christmas, Mr. Lawrence. https://www.youtube.com/watch?v=xgSeZpcMOBE

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