Sommerzeit
ist Drogenzeit. Jede Menge holländische Autos auf der A 61, jede Menge
Holländer auf dem Campingplatz in Schweppenhausen. Viele Familienväter
verdienen sich gerne ein wenig Urlaubsgeld dazu. Sie bringen mir in ihren
Wohnmobilen und Wohnwägen kiloweise Dope, Gras und Koks.
Das
Geschäft wird immer einfacher. Früher musste ich noch selbst nach Maastricht
fahren. Heute, das Auto ist längst abgeschafft, gehe ich zu Fuß zum
Campingplatz am Dorfrand und mache extrem entspannt meine Geschäfte bei einem
kühlen Heineken.
Schon
seit zwanzig Jahren ist der Betreiber des Campingplatzes ein Holländer, der von
Frühling bis Herbst auch die kleine Gastwirtschaft betreibt. Wir haben im Dorf
schon lange keine Gastronomie mehr. Bei ihm gibt es Frikandel, Bitterballen,
lecker Pommes und frisches Bier vom Fass.
Frenkie
war der erste Holländer, den ich eines Abends kennengelernt habe. Zimmermann
von Beruf, mit Frau und zwei Kindern. Wir saßen am Tresen, hatten einige Pils intus
und ich erzählte ihm von meinen früheren Besuchen im Easy Going. Es stellte
sich heraus, dass er aus Maastricht kam und den Coffee Shop kannte. Vier Wochen
später kam er mit seinem Kleinlaster zu mir. Ab da brachte er mir jedes Jahr im
Urlaub ein bis zwei Kilo Platten-Shit vorbei.
Über
Frenkie lernte ich zwei andere Camper kennen, Andries und Marten. Auch sie
konnten das Geld gut gebrauchen. Andries hatte für seine Familie gerade ein
Haus gebaut und musste einen Kredit abstottern, Marten verdiente als
Sachbearbeiter im Einwohnermeldeamt von Eindhoven nicht viel. Drei kleine
Kinder und eine Hausfrau fressen einem die Haare vom Kopf.
Der
Deal läuft so: Die Jungs zahlen in Holland 2000 Euro pro Kilo. Ich zahle ihnen
4000 auf dem Campingplatz. Ich verkaufe es an meine Händler, alles Leute, die
ich aus dem Fußballverein, der Kneipe oder meinem Freundeskreis schon seit
Ewigkeiten kenne, für 700 Euro pro hundert Gramm. Insgesamt für 7000 Euro pro
Kilo, macht 3000 Euro Gewinn für mich. Sie verkaufen es für zehn Euro pro Gramm
an ihre Kunden. Alle gewinnen. Schade, dass niemand aus
Afghanistan auf diesen Campingplatz kommt. Dort kann man ein Kilogramm Dope
schon für hundert Euro kaufen.
Mein
Haupttreffer ist Wout, ein IT-Manager aus Amsterdam. Er bringt mir das Kokain.
Er kauft es für 30.000 Euro pro Kilo in Holland, ich kaufe es ihm für 50.000 Euro
ab. Ich mache mit Milchzucker zwei Kilo daraus und verkaufe es für 4.000 Euro
pro hundert Gramm an meine Händler. Macht 80.000 und ich habe einen Gewinn von
30.000 Euro pro Kilo. Meine Jungs verkaufen es für siebzig Euro pro Gramm an
ihre Kunden.
Koks
geht nicht so gut im Hunsrück. Wir meiden die Städte wie Bad Kreuznach oder
Bingen. Frankfurt käme für uns sowieso nicht in Frage. Mit Leuten, die dort ihr
Geschäft betreiben, wollen wir nichts zu tun haben. Mit sechs Kilo Haschisch
und einem Kilo Kokain mache ich einen Gewinn von 48.000 Euro im Jahr. Praktisch
ohne Arbeit. Steuerfrei. Davon lebst du bei uns auf dem Land wie ein Fürst.
Nachdem ich auf Google Maps feststellte, dass es den Campingplatz am Dorfrand von Schweppenhausen in Wirklichkeit gibt, glaube ich Ihnen auch den Rest Ihrer Geschichte.
AntwortenLöschenWieviel Gras brauchen Sie? ;o)
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