Montag, 7. August 2023

That’s the shit I’m talking about

 

Sommerzeit ist Drogenzeit. Jede Menge holländische Autos auf der A 61, jede Menge Holländer auf dem Campingplatz in Schweppenhausen. Viele Familienväter verdienen sich gerne ein wenig Urlaubsgeld dazu. Sie bringen mir in ihren Wohnmobilen und Wohnwägen kiloweise Dope, Gras und Koks.

Das Geschäft wird immer einfacher. Früher musste ich noch selbst nach Maastricht fahren. Heute, das Auto ist längst abgeschafft, gehe ich zu Fuß zum Campingplatz am Dorfrand und mache extrem entspannt meine Geschäfte bei einem kühlen Heineken.

Schon seit zwanzig Jahren ist der Betreiber des Campingplatzes ein Holländer, der von Frühling bis Herbst auch die kleine Gastwirtschaft betreibt. Wir haben im Dorf schon lange keine Gastronomie mehr. Bei ihm gibt es Frikandel, Bitterballen, lecker Pommes und frisches Bier vom Fass.

Frenkie war der erste Holländer, den ich eines Abends kennengelernt habe. Zimmermann von Beruf, mit Frau und zwei Kindern. Wir saßen am Tresen, hatten einige Pils intus und ich erzählte ihm von meinen früheren Besuchen im Easy Going. Es stellte sich heraus, dass er aus Maastricht kam und den Coffee Shop kannte. Vier Wochen später kam er mit seinem Kleinlaster zu mir. Ab da brachte er mir jedes Jahr im Urlaub ein bis zwei Kilo Platten-Shit vorbei.

Über Frenkie lernte ich zwei andere Camper kennen, Andries und Marten. Auch sie konnten das Geld gut gebrauchen. Andries hatte für seine Familie gerade ein Haus gebaut und musste einen Kredit abstottern, Marten verdiente als Sachbearbeiter im Einwohnermeldeamt von Eindhoven nicht viel. Drei kleine Kinder und eine Hausfrau fressen einem die Haare vom Kopf.

Der Deal läuft so: Die Jungs zahlen in Holland 2000 Euro pro Kilo. Ich zahle ihnen 4000 auf dem Campingplatz. Ich verkaufe es an meine Händler, alles Leute, die ich aus dem Fußballverein, der Kneipe oder meinem Freundeskreis schon seit Ewigkeiten kenne, für 700 Euro pro hundert Gramm. Insgesamt für 7000 Euro pro Kilo, macht 3000 Euro Gewinn für mich. Sie verkaufen es für zehn Euro pro Gramm an ihre Kunden. Alle gewinnen. Schade, dass niemand aus Afghanistan auf diesen Campingplatz kommt. Dort kann man ein Kilogramm Dope schon für hundert Euro kaufen.

Mein Haupttreffer ist Wout, ein IT-Manager aus Amsterdam. Er bringt mir das Kokain. Er kauft es für 30.000 Euro pro Kilo in Holland, ich kaufe es ihm für 50.000 Euro ab. Ich mache mit Milchzucker zwei Kilo daraus und verkaufe es für 4.000 Euro pro hundert Gramm an meine Händler. Macht 80.000 und ich habe einen Gewinn von 30.000 Euro pro Kilo. Meine Jungs verkaufen es für siebzig Euro pro Gramm an ihre Kunden.

Koks geht nicht so gut im Hunsrück. Wir meiden die Städte wie Bad Kreuznach oder Bingen. Frankfurt käme für uns sowieso nicht in Frage. Mit Leuten, die dort ihr Geschäft betreiben, wollen wir nichts zu tun haben. Mit sechs Kilo Haschisch und einem Kilo Kokain mache ich einen Gewinn von 48.000 Euro im Jahr. Praktisch ohne Arbeit. Steuerfrei. Davon lebst du bei uns auf dem Land wie ein Fürst.

2 Kommentare:

  1. Nachdem ich auf Google Maps feststellte, dass es den Campingplatz am Dorfrand von Schweppenhausen in Wirklichkeit gibt, glaube ich Ihnen auch den Rest Ihrer Geschichte.

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