Ist
Berlin hässlich? Ich sage ja, mein Gegenüber nein. Er zählt die schönen Ecken
der Stadt auf. Mir fällt auf, dass es fast ausschließlich Gebäude aus der
Gründerzeit vor dem Ersten Weltkrieg sind.
Der
Viktoria-Luise-Platz ist schön, die Nachbarplätze, der Prager und der
Nürnberger Platz sind hässlich. In Kreuzberg ist der Bergmannkiez schön, der
Kotti ist ein Ort des Grauens. In Mitte ist der Gendarmenmarkt eine Perle, der
Alex ist ein Alptraum. Der einzige schöne Ort der Moderne, der mir einfällt,
ist die Neue Nationalgalerie von Ludwig Mies van der Rohe.
Dabei
hatte Berlin nach dem Mauerfall die einmalige Chance, Teile der Innenstadt neu
zu bebauen. Paris, London oder Rom hatten nie die Möglichkeit, Architekturideen
der Gegenwart an zentralen Orten zu verwirklichen. Und was hat die deutsche
Hauptstadt daraus gemacht? Eine Ansammlung von Scheußlichkeiten und
Banalitäten.
Das
komplette Europaviertel am Hauptbahnhof ist ein Reinfall, der Potsdamer Platz
eine drittklassige verzwergte Manhattankopie, das neue Innenministerium von
ausgesuchter Hässlichkeit, das Paul-Löbe-Haus von Autisten geplant, die
offensichtlich den Reichstag nebenan nicht bemerkt haben. Mut- und phantasielos
wird das Stadtschloss wieder aufgebaut und Humboldt-Forum genannt, damit es
irgendwie nach Kultur und Gedöns klingt, auch der Pariser Platz ist nur eine Wiederholung
alter Größe.
Wo
sind die neuen Sehenswürdigkeiten entstanden? Hamburg hat sich im 21.
Jahrhundert mit der Elbphilharmonie ein neues Wahrzeichen gesetzt. Und Berlin?
Alter Glanz und neues Elend. So gesehen passt die Hauptstadt sehr gut zu
Deutschland.
Ich
stelle mir vor, ich würde mit den Humboldt Brothers eine Rundfahrt durch das
heutige Berlin machen. Wären Sie entsetzt oder begeistert? Würden Sie das Neue
als schön oder als hässlich empfinden?
Als Autist muss ich der Auffassung, unsereins sei qua Beeinträchtigung an der Hässlichkeit Berlins mitschuld, entschieden widersprechen. Wir sind blöd, aber nicht blind.
AntwortenLöschenIch nenne auch andere Leute hirntot oder schwachsinnig. Damit sind dann keine Komapatienten oder geistig Behinderte gemeint. Nennt man Überspitzung, ist ein rhetorisches Mittel, hat auch etwas mit Humor zu tun ;o)
LöschenEs ist übrigens schade, dass sie pauschal alle Autisten für "blöd" halten.
AntwortenLöschenSo ist es. Toll in der Kürze zusammengefasst.
Dankeschön :o)
LöschenFür den auswärtigen Gast aus der Provinz fühlt Berlin sich teils beeindruckend an wegen der breiten Straßen, der hohen Traufhöhe der Häuser und dem immer noch hohen Bestand historischer Bausubstanz (wenngleich absolut kein Vergleich mit Paris oder Wien, wo im 19. Jh. krasse Umgestaltungsmaßnahmen wie die Grands Boulevards oder die Ringstraße autoriär durchgesetzt wurden). Wenn man länger dort ist, relativiert sich das wahrscheinlich krass.
AntwortenLöschenSobald man in die Vororte fährt, zum Beispiel nach Frohnau oder Lichtenrade, ist man wieder in der Provinz o:)))
Löschen