Samstagvormittag
im Frühstück
3000 auf dem Wichtelbacher
Kaiserdamm. Bonetti genießt ein Tofu-Rührei mit Dalai-Lama-Bacon und
Bulgur-Toast, dazu trinkt er einen Hafermilch Latte. Plötzlich klopft es an die
Scheibe. Er dreht sich um und sieht eine abgerissene Gestalt in einer alten
Lederjacke, Zwanzig-Tage-Bart und mit Tesafilm geklebte Brille inklusive.
Er
betritt das Café und kommt an Bonettis Tisch.
„Mensch,
Bonetti. Alte Socke!“
Der
Meister schaut konsterniert von seinem Frühstück auf.
„Kennen
wir uns?“
„Ich
bin’s. Mirko Weißhorn.“
„Da klingelt
bei mir nichts.“
„Wir
waren damals zusammen beim Wichtelbacher Anzeiger. Volontariat.“
Er
setzt sich an den Tisch. Die Kellnerin kommt.
„Ein
großes Bier und einen Obstler, bitte.“
Bonetti
nippt an seinem koffein- und laktosefreien Heißgetränk.
„Gut
siehst du aus“, plappert Weißhorn munter weiter. „Ist das eine echte Rolex? Mit
Schlips habe ich dich noch nie gesehen. Was machst du inzwischen?“
„Ich
habe mich selbständig gemacht“, antwortet Bonetti zurückhaltend. Es muss ja
nicht jeder von seinem Medienimperium erfahren.
„Ich
bin Journalist geblieben“, sagt Weißhorn. „Binger Wochenschau. Ein Käseblatt,
das sich durch Anzeigen finanziert. Wird kostenlos in alle Haushalte verteilt.
Ich arbeite auf Honorarbasis. Reich wird man dabei nicht. Das kann ich dir
sagen.“
Das
Bier und der Obstler kommen. Weißhorn kippt den Schnaps hinunter und trinkt in
langen Zügen das halbe Bier.
„Aaah,
das habe ich jetzt gebraucht. Sag mal, du kannst mir nicht zufällig einen Fuffi
leihen?“
„Ich
habe leider nicht so viel Geld dabei“, antwortet Bonetti indigniert.
„Wenigstens
einen Zwanni? Wegen der alten Zeiten.“
Bonetti
schüttelt stumm den Kopf.
Weißhorn
kippt das restliche Bier in seinen Schlund, steht auf und geht. Ohne zu
bezahlen.
Man
hat es heutzutage im Journalismus nicht leicht.
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