Ich war zwanzig. Ein Rebell.
Hab’s zuhause nicht mehr ausgehalten. Also bin ich nach Berlin gezogen. Ein
Zimmer war kein Problem. Ein Besuch bei der Mitwohnzentrale und schon hatte ich
eine Unterkunft. Aber ich hatte die Größe dieser Stadt unterschätzt.
Meine Vermieterin war Frau
Schmidtke. Eigentlich mein Hausdrachen. Witwe mit blaugrauer Dauerwelle. Hat
bis heute nie gelacht. Frohnau. Berliner Stadtrand. Keine U-Bahn-Station in der
Nähe. Kreuzberg unerreichbar fern. Souterrain nennen sie es in Berlin. Aber es
war nur ein Kellerzimmer.
Abends um acht schloss Frau
Schmidtke die Haustür ab. Ausgangsverbot. Besuchsverbot. Rauchen durfte ich
auch nicht. Ich habe versucht, durchs Kellerfenster zu klettern, aber ich bin
steckengeblieben. Sechs Monate später war ich wieder in meinem Kinderzimmer in Füssen.
Es gibt keine einzige Geschichte, die ich über Berlin erzählen kann.
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