Ich gebe zu, dass mein Fiat
Barilla schon sehr alt ist. Da ich als freiberuflicher Knopfmacher in der
aktuellen Wirtschaftskrise nicht allzu viel verdiene, habe ich schon lange
keinen Ölwechsel mehr gemacht. Vielleicht war ich beim Antritt meiner Reise
auch einfach zu optimistisch. Und ich habe den Hunsrück unterschätzt. Seine
Einsamkeit. Den Mangel an Infrastruktur.
Jedenfalls machte der Motor
irgendwann komische Geräusche. Erst ein Klopfen, dann gesellte sich ein
Klappern dazu. Die Anzeige für die Motortemperatur stieg in den roten Bereich.
Ich war gerade auf einer Landstraße mitten im Wald. Da ich kein Navi hatte,
konnte ich auch nicht genau wissen, wo ich gerade war. Nirgendwo ein Schild,
einfach nur Bäume. Viele, viele Bäume.
Ich wurde immer langsamer.
Schließlich starb der Motor einfach ab und ich ließ mein Auto auf dem
Seitenstreifen ausrollen. Ich blieb eine Weile schweigend sitzen. Fassungslos.
Dann voller Selbstmitleid. Schließlich wütend auf das Leben, auf die ganze Welt
und den verdammten Rest. Als ich mich wieder beruhigt hatte, holte ich mein
Handy heraus. Irgendwo in der Nähe musste es doch eine Werkstatt geben. Kein
Empfang.
Ich stieg aus. Die Sonne ging
gerade unter. Bald würde es stockfinster sein. Ich ging los. Nach einer Weile
kam ich an ein Schild, auf dem „Hotel“ stand. Ein Pfeil zeigte auf einen
befestigten Weg, der durch den Wald führte. Vielleicht konnte ich dort
übernachten und am nächsten Tag Hilfe holen? Ich lief etwa eine halbe Stunde, ungefähr zwei bis drei Kilometer. Dann sah ich auf einer Lichtung ein Gebäude.
Ich sah ein beleuchtetes Schild.
Hotel Waldfrieden. Der Eingang hatte eine Tür mit Milchglaseinsatz, auf der das
Wort „Rezeption“ mit goldenen Buchstaben geschrieben stand. Ich öffnete die Tür
und trat ein. Hinter einem Holztresen saß ein junger Mann, der zu mir aufsah.
Er fragte, ob ich ein Zimmer wünsche. Ich bejahte seine Frage und erklärte ihm
mein Pech mit dem Wagen. Er sagte, es sei kein Problem. Er würde einen
Mechaniker aus der nahegelegenen Kleinstadt anrufen, der am nächsten Morgen
sicher vorbeikäme.
Er gab mir einen Schlüssel und
ich ging auf mein Zimmer. Es war einfach, aber modern eingerichtet. Doppelbett,
Schrank, Fernseher und Dusche. Kein Telefon. Ich zog die Schuhe aus und legte
mich aufs Bett. Bald darauf war ich bei Markus Lanz eingeschlafen.
Als ich am nächsten Morgen das
Zimmer verlassen wollte, war die Tür verschlossen. Die Klinke ließ sich nicht
bewegen. Mein Schlüssel war verschwunden. Ich ging zum Fenster und zog die
Vorhänge weg. Dann öffnete ich das Fenster. Auf eine massive Wand war eine
Fototapete aufgeklebt, die einen Wald zeigte.
Das war vor drei Monaten. Jetzt
arbeite ich für Elon Musk. Gemeinsam mit ein paar tausend anderen Angestellten
arbeiten wir an einem hochgeheimen Projekt. Mondbasis Tesla 1. 2030 möchte der
Chef auf den Mond umziehen. Ich entwerfe und baue die Knöpfe für das Schaltpult
der Station.
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