Dienstag, 6. September 2022

Stagflation 2.0

 

Ein Ungeheurer aus meinen Kindheitstagen erhebt wieder sein hässliches Haupt: die Stagflation, die toxische Mischung aus Rezession und Inflation. Damals drehten uns die Araber den Ölhahn zu, diesmal sind es die Russen, die auf die kriegsbedingten Sanktionen des Westens mit der künstlichen Verknappung von Öl- und Gaslieferungen reagiert haben. Wieder explodieren die Energiepreise, die Produktionskosten gehen in die Höhe und werden in Form steigender Preise an die Kunden weitergegeben.

In der Folge leiden die Privathaushalte unter dem Kaufkraftverlust, denn für das gleiche Einkommen können sie nun weniger Güter und Dienstleistungen kaufen. Weniger Konsum bedeutet Schrumpfung der Wirtschaftsleistung, zumal das Phänomen gerade global auftritt und nicht durch steigende Exporte ausgeglichen werden kann. Um die Kaufkraft zu stabilisieren, können die Unternehmen die Löhne erhöhen. Das wiederum erhöht aber die Produktionskosten und damit auch die Preise. Ein Teufelskreis kommt in Gang, der sich Lohn-Preis-Spirale nennt.

Es gibt zwei Möglichkeiten, mit der Stagflation umzugehen. Da eine schrumpfende Wirtschaft zu geringeren Steuereinnahmen führt, könnte der Staat sich veranlasst sehen, seine Ausgaben zu kürzen und ansonsten alles dem freien Spiel der Marktkräfte überlassen. So ist die Weimarer Republik untergegangen. Oder man macht es wie Schmidt in den beiden Weltwirtschaftskrisen der siebziger Jahre oder Merkel in der Corona-Krise und pumpt massenhaft Geld, das man nicht hat, in die Gesellschaft, um den sozialen und den wirtschaftlichen Schaden nicht ausufern zu lassen. Zum Glück hat Scholz schon als Vizekanzler Gefallen an dem Wort Bazooka gefunden. Die Arbeitslosenquote wird ein guter Indikator sein, um zu erkennen, wie nachhaltig der Schaden sein wird.

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