Sie hieß Sonja und ich wollte
sie einfach loswerden. Ich bin für feste Beziehungen einfach nicht geschaffen
und das Wort Verlobung löst bei mir einen atavistischen Fluchtinstinkt aus. Mein
Freund Abdul würde mir bei meinem Plan helfen. Er war zwei Meter groß, hatte
eine Glatze und einen Vollbart und machte Bodybuilding.
Ich machte mit Sonja einen
Einkaufsbummel auf der Friedrichstraße, als ich vor einem Schaufenster
stehenblieb.
„Schau dich mal unauffällig um.
Fällt dir jemand auf?“
Sonja sah sich um. „Alles ganz
normale Leute. Bis auf diesen riesigen Araber mit Sonnenbrille.“
„Er folgt uns schon seit zehn
Minuten.“
Dann gingen wir weiter. Sonja
drehte sich immer wieder um. Abdul blieb, wie verabredet, hinter uns.
Wir betraten ein Damenmodegeschäft.
Durch das Schaufenster sah Sonja den Araber, der jetzt vor dem Laden wartete
und telefonierte.
„Jetzt hör mir genau zu, Sonja“,
begann ich. „Ich bin gar kein Wirtschaftsprüfer, ich arbeite für eine
Organisation. Wir sind auf die Beschaffung von Informationen spezialisiert.
Mehr darf ich dir nicht sagen. Der Mann verfolgt mich, vielleicht hat er den
Auftrag, mich auszuschalten.“
Sonja starrte mich mit weit
aufgerissenen Augen an. „Bist du ein Geheimagent?“
Ich ging nicht auf ihre Frage
ein und sagte: „Wir müssen uns hier trennen. Ich werde das Geschäft verlassen
und er wird mir folgen. Du wartest noch eine Viertelstunde, dann fährst du mit
der U5 zum Hauptbahnhof und nimmst den ersten Zug nach Hannover. Dort wohnen
deine Eltern und du kannst dich sicher ein paar Tage bei ihnen verstecken.“
„Aber warum soll ich mich
verstecken? Um mich geht es doch gar nicht.“
„Das stimmt, aber sie werden
deine Wohnung in Tempelhof überwachen. Sie versuchen bestimmt, über dich an
mich ranzukommen.“
„Wer sind ‚sie‘?“ Ihre Stimme klang
ängstlich.
„Je weniger du weißt, umso
besser ist es.“
„Werden wir uns je wiedersehen?“
„Das kann ich jetzt noch nicht
sagen. Du darfst auf keinen Fall in die Nähe meiner Wohnung kommen. Sie wird
ganz sicher überwacht, genau wie mein Telefon und meine Mailbox. Versuch auf
keinen Fall, mich zu erreichen. Hast du das verstanden?“
„Ja.“
„Es ist wichtig, dass du alles
verstanden hast. Ich hoffe, dass dir nichts passiert.“
Dann verließ ich das Geschäft
und Abdul folgte mir bis zu einer Bar in Kreuzberg, wo wir auf die gelungene
Aktion anstießen.
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