Mittwoch, 13. Juli 2022

Mister Wichtig

 

U 7. Rathaus Spandau. Mister Wichtig steigt ein. Natürlich setzt er sich mir gegenüber. Dunkler Anzug, Aktentasche, Ende Dreißig und schon leicht übergewichtig. Die Gesichtsfarbe lässt auf Bluthochdruck schließen. Er nimmt die ganze Bank ein, Kniescheiben und Schritt bilden ein gleichschenkliges Dreieck.

Er holt sein Handy raus. Ein nagelneues iPhone. Was sonst. Dann blökt er los. Alle können es hören, selbst der Student mit Kopfhörern zehn Meter weiter.

„Hallo Zentrale. Hier ist Todenröder. Habe gerade fünfhundert Gartenlaternen an OBI Spandau verkauft. Der Kunde wollte sich bei euch melden. Ich bin jetzt auf dem Weg zum Flughafen. Meldet euch doch mal. 0157-39404142.“

Dann daddelt er eine Weile zufrieden auf seinem Handy herum.

U-Bahnhof Berliner Straße. Mister Wichtig ruft wieder bei der Zentrale an. Derselbe Text. Ohrenbetäubend laut. Der König der Welt spricht zu seinem Volk. Er hat den Geschäftsabschluss in der Tasche. Mehr geht nicht.

Am Hermannplatz wiederholt sich das Ganze. Könnte er den Text nicht auch auf Türkisch durchgeben, damit alle was davon haben? Ich bin so sauer, ich hätte Essig pissen können.

Am Zwickauer Damm steige ich aus. Kurz vor der Endstation, im Südosten Berlins. Als die U-Bahn weitergefahren ist, zücke ich mein Handy und wähle die 0157-39404142.

„Hallo, Todenröder. Hier ist die Zentrale. Der Kunde hat sich gemeldet. Es gibt da ein Problem mit der Bestellung. Können Sie noch mal zurück nach Spandau zu OBI?“

3 Kommentare:

  1. Erinnert an die Zeit frühe 90er, in der es auch Fake-Handys für schmales Geld gab, um in der Öffentlichkeit so tun zu können, als wär man bereits "Mr. Wichtig".

    (Nicht nur der OBI in Spandau hat Apothekenpreise. Jetzt wissta, warum :D )

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  2. ÖPNV kann eine Prüfung sein.
    Unlängst, eine Dame stieg schon telefonierend ein, was Sie dann während einer Fahrt von 45 Min. nicht einstellte. Zum Glück in einer fremden Sprache, wer weiß, was man da alles zu hören bekommen hätte. Weniger Glück, meistens sprach Sie, der/die Andere hatte wohl nichts zu sagen.
    Nächste Station einer mit einem unglaublichen Knoblauchgeruch.
    Einer, der die ganze Zeit die Nase hoch zog, als ob er die mega line genommen hat.
    Wer weiß ??
    Einer, der sich in Folge angeregt mit seinem was auch immer Anbieter unterhalten musste.
    Hier bewahrheitete sich der alte IT-Spruch, das Problem sitzt oft vor dem Gerät.
    Alles in allem sehr anstrengend.

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  3. Ist es schon so weit das Laternen Konjunktur haben.
    Nicht verzagen Hodentöter fragen.

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