Donnerstag, 21. Juli 2022

Ein Tag im Leben des Soldaten Bonetti

 

Es ist der 1. Juli 1985. Andy Bonetti hat gerade sein Abitur gemacht und muss zur Bundeswehr. Sein reicher Vater hat dem Standortkommandanten ein wertvolles Golfschläger-Set von Honma gekauft und ihm zu einer Mitgliedschaft im hiesigen Golfclub verholfen. Daher genießt sein Sohn natürlich Vorzugsbehandlung.

Andy Bonetti hat in der Kaserne ein luxuriöses Einzelzimmer mit Himmelbett. Gegen neun Uhr, die andere Rekruten sind längst zum Appell angetreten, wird ihm auf einem Silbertablett ein opulentes Frühstück ans Bett gebracht. Frisch gepresster Orangensaft und ein Milchkaffee, Brötchen mit Schinken, Käse, Marmelade und Honig, etwas Lachs mit Meerrettich, Rührei mit Bacon und ein Melonenschiffchen.

Gegen zehn Uhr ist ein Dreißig-Kilometer-Marsch mit vollem Gepäck geplant. Bonetti nimmt in einer Rikscha an der Geländeübung teil. Er trägt eine weiße Paradeuniform. Am Zielort hat man eine Decke ausgebreitet und einen Baldachin aufgebaut. Bonetti legt sich auf die Wiese und genießt das Picknick: Weintrauben, Käse, Roastbeef und eisgekühlter Champagner. Die Rekruten begnügen sich mit ihren Einmannpackungen und der Feldflasche. Bonetti macht ein kleines Nickerchen. Die Kompanie wartet leise und ergeben. Als er aufwacht, kehren alle in die Kaserne zurück.

Das Abendessen nimmt Bonetti in der Offiziersmesse am Tisch des Standortkommandanten, dem Panzergeneral Horst Stahlgewitter III., ein. Nach dem fünfgängigen Menü spielen sie eine Runde Offiziersskat und sieben Runden Schnaps. Anschließend geht es zu einem Bummel durch die Stadt. Bonettis bezaubernde Freundin erwartet ihn bereits am Kasernentor. Im Porsche Cabrio fahren sie von Nachtclub zu Nachtclub.

Das ist natürlich nur Spaß gewesen. Sein Vater, Achilles Carlos Amadeus Bonetti, hat einem befreundeten Arzt das Golfschläger-Set geschenkt. Im Gegenzug hat er Andys Wehruntauglichkeit attestiert. Für die Landesverteidigung haben wir schließlich den Pöbel.

 

5 Kommentare:

  1. Die Steilvorlage muß genutzt werden 😇
    https://www.youtube.com/watch?v=qV4Q-RSQCq0

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  2. Sehr gut. Hatte ich hier auch schon mal vor Urzeiten verlinkt.

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  3. Ich war Zivi. Der Unterschied war nicht gerade so wie beschrieben, aber nahezu.
    Schon alleine die Tatsache,daß man ein Einzelzimmer hatte, nähe Schwesternwohnheim.
    Die Bundler mußten zu 6 oder 8 auf der Bude klemmen.
    Und dann die ganzen Dehmütigungen und Quälereien, die so ein Wehrpflichtiger auszuhalten hatte.
    Da war Krankenhaus schon eine komplett andere Nummer.
    Nä, Armee, Krieg, Soldat sein ist und bleibt Scheiße.

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    1. Ich hatte im Altersheim auch ein Ein-Zimmer-Apartment. Allerdings direkt neben der Leichenhalle :o)

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    2. Größter Vorteil im Zivildienst: Ich war in meiner Stadt und konnte jeden Abend in meine Stammkneipe.

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