Ich gebe zu: Das Internet ist
verführerisch. Man kann endlos Texte lesen und Informationen sammeln. Das
Internet hilft uns aber nicht beim Denken. Wer nur irgendwelchen obskuren
Quellen im Internet folgt, reimt sich höchstens irgendein Geschwurbel zusammen,
aber er erkennt die Zusammenhänge nicht. Dazu muss man offline sein und in
einer reizarmen Umgebung sein Gehirn benutzen.
Nehmen wir ein einfaches
Beispiel: Waffen. Die achtzig Millionen Stammtischgeneräle, die im vergangenen
Jahr noch Stammtischvirologen und davor Stammtischklimaexperten waren, sinnieren
gerne ausführlich darüber, dass der Westen nicht genügend Waffen an die Ukraine
liefert. Auch in den Medien geht es immer nur um offizielle Lieferungen, zu
denen es Presseerklärungen der jeweiligen Regierungen gibt. Ein Schimpanse
plappert es dem anderen Schimpansen nach.
Wie funktioniert der
Waffenhandel? Nehmen wir mal an, Sie wären vom IS. Also gehen Sie einfach in
ein Waffengeschäft in Chicago und sagen: „Hallöchen, ich komme vom Islamischen
Staat und möchte hundert automatische Gewehre kaufen. AR-15, wenn’s recht ist.
Lieferung geht nach Bagdad.“ Das wird nicht funktionieren. Auch die U.S. Army
wird Sie nicht beliefern. Trotzdem hat der IS immer genug Waffen und Munition.
Wie machen die das?
Was der Stammtischgeneral und
der Journalist nicht auf dem Radar haben, ist der internationale Waffenhandel.
Wenn Sie Geld haben, können Sie alles kaufen. Und es gibt immer genug von
allem. Erinnern Sie sich noch an den Golfkrieg 1991? Ein halbes Jahr lang haben
die Amerikaner Truppen und Material nach Saudi-Arabien verlegt. Der Krieg
dauerte nur hundert Stunden. Dann haben die Amerikaner wieder ein halbes Jahr
gebraucht, um alles zurückzubringen. Aber nicht alles ist wieder in Amerika
angekommen. In einem Vierzig-Tonnen-Container waren vielleicht nur 35 Tonnen
Waffen und Munition. Die Frachtpapiere waren in Ordnung, aber bei diesen Mengen
kann nicht jede einzelne Kiste kontrolliert werden.
Es gibt ja nicht nur korrupte
Bullen, sondern auch korrupte Soldaten. Viele Waffen haben die Kriegsschauplätze
im Irak oder in Afghanistan nicht verlassen, sie sind vor Ort an die
Einheimischen verkauft worden. Der Waffenhandel ist ein blühendes Geschäft, vor
allem im Nahen und Mittleren Osten und in Afrika. Wer weiß genau, wie viele
Waffen im weltweit operierenden US-Militär zirkulieren? An wie vielen Kriegen
waren die Amerikaner offiziell und inoffiziell beteiligt? Wenn der Schwund doch
mal auffällt, wird er von der Army und dem Marine Corps unter den Teppich
gekehrt. Niemand will die schlafenden Hunde, die Ermittler von der MP, wecken.
Also wurde die Munition offiziell verballert und die Waffen sind verloren
gegangen. Fall erledigt. Dazu kommen Diebstähle aus heimischen Waffendepots. Auch
mancher Hersteller ist in dieses lukrative Geschäft verwickelt. Die
Waffenhändler sind dankbare Abnehmer und ihre Kundenliste ist sehr lang.
Kommen wir nun zum
Ukraine-Krieg. Offiziell hat Deutschland ein paar Waffen geliefert, dazu ein
bisschen Krimskrams wie die 5000 Helme. Viel wichtiger ist die finanzielle
Unterstützung. Der Ukraine wurden viele Milliarden Dollar und Euro überwiesen. Es
gab regelrechte Spendengalas aka Geberkonferenzen. Damit kann Selenskyi auf dem
internationalen Waffenmarkt shoppen gehen. Auf dem Balkan ist eine Kalaschnikow
schon ab dreihundert Euro zu haben, im Irak kostet sie nur die Hälfte. Es gibt
etwa einhundert Millionen AK-47, die Munition kostet weniger als fünfzig Cent
pro Schuss.
Kein lästiger Papierkram, keine langen
Verhandlungen, keine Gesetze, keine Presseerklärungen. Solange die Ukraine Geld
hat, bekommt sie auch Waffen. Keine Panzer, aber wenigstens Panzerfäuste und
alles andere, was man für einen Guerillakrieg braucht. Die Vietnamesen haben
den Krieg gegen die Amerikaner schließlich auch nicht mit ihren
Panzerdivisionen oder ihrer überlegenen Luftwaffe gewonnen, sondern durch
permanente Waffenlieferungen aus China und der Sowjetunion.
Man erfährt nicht alles, was in
einem Krieg, im Geschäftsleben oder in der Politik tatsächlich vorgeht, aus dem
Internet. Wir bekommen immer nur einen Bruchteil der nötigen Informationen. Aber
den selbsternannten Experten vom Stammtisch fehlt für diese Erkenntnis
natürlich die entsprechende Gehirnwindung.
Es geht momentan aber nicht um Gewehre und Munition, sondern um schwere Waffen und die bekommt man nicht ganz leicht. Selbst wenn man die bestellen kann, dauert die Lieferung sehr, sehr lange. Deswegen sind die Waffen aus den Beständen von anderen Armeen so wichtig.
AntwortenLöschenNeue schwere Waffen mit sowjetischer Technik bekommt man momentan in nennenswerter Stückzahl nur aus Russland.
Nach Diktat an die Front,
Flusskiesel (Amateurbrigadegeneral a.D)
Genau das habe ich im vorletzten Absatz geschrieben. Wegtreten! ;o)
LöschenAllerdings kann man Vietnam und die Ukraine nicht wirklich vergleichen. Für den Krieg in der Ukraine sind eher die schweren Waffen entscheidend. Das liegt an der Landschaft.
LöschenNach einem Sieg der Russen in der Ukraine werden eher (ich zitiere einen Freund von mir) ,,in Moskau Bomben vor Kindergärten hochgehen''. :-(
Natürlich gibt es in der Ukraine keinen Dschungel, aber das Land ist dichtbesiedelt. Häuserkampf ist das Stichwort. Wie geschaffen für einen langen Partisanenkrieg.
Löschen