Dienstag, 2. Dezember 2014

Der letzte Held der westlichen Welt

So hat man also Edward Snowden den alternativen Nobelpreis verliehen. Was für eine noble Geste. Er hatte den Mut, uns alle auf die Praxis des Überwachungsstaats aufmerksam zu machen. Er hat uns für einen Augenblick in den Spiegel schauen lassen, bevor wir uns wieder den Sirenenklängen der sogenannten herrschenden Meinung hingegeben haben. Was hatte er davon? Er hat sein Leben verloren, seine Familie, seine Freunde, seine Heimat, seine Arbeit, seine Zukunft. Ein russischer Despot hat ihm einen goldenen Käfig gebaut und beschützt ihn. Nicht weil er die Freiheit liebt, sondern weil er seine Feinde auf diese Weise ärgern kann.
Edward Snowden kann nie wieder in ein westliches Land zurückkehren und wir sollten auch nicht so tun, als gäbe es für ihn die Möglichkeit eines Asyls in Deutschland. Wir können diesen Menschen nicht schützen. Sobald er deutschen Boden betritt, wird er von den Amerikanern verhaftet und für den Rest seines Lebens im Gefängnis verrotten. Er durfte noch nicht einmal selbst den alternativen Nobelpreis entgegennehmen. Aber wir haben ihn symbolisch geehrt. Jeder von uns darf sich, falls es ihm konveniert, ein wenig als Held des Widerstands fühlen. Und die Mutigsten unter uns hinterlassen anonym einen Aufkleber an einem Laternenpfahl, der diesem Mann Asyl verspricht. Was für eine noble Geste.
In Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ gibt es auch einen Edward Snowden. Er begeht am Ende Selbstmord. Ich fürchte, dem letzten Helden der westlichen Welt wird es genauso ergehen, wenn Putin eines Tages seines Spielzeugs überdrüssig geworden ist. Snowden wird keine Nachahmer finden, aber er wird von Millionen verlogener Feiglinge betrauert werden. Und wir werden uns so gut dabei fühlen, dass mir jetzt schon schlecht wird.

2 Kommentare:

  1. Du sagst es. (wie du siehst hänge ich zeitlich hinterher)...

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    1. Dafür war ich heute schon mit dir in der S-Bahn unterwegs.

      Berlin ist reine Nervensache. Eigentlich müsste man schreiend davonlaufen ;o)

      Ist es nicht erstaunlich, dass all die Dinge, über die wir uns aufregen, für dein Kind selbstverständlich sein werden?

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