1. Akt
- Vorhang auf. Ein Mann steht auf der Bühne und pinkelt an einen Baum. –
Mann: Ich bin der vernünftige Mensch.
- Ein zweiter Mann tritt auf –
Zweiter Mann: Ich heiße Papa Rabel, ha ha.
- Ein Gespenst tritt auf und heult bedrohlich –
Gespenst: Ihr argen Buben, ich fresse euch mit Haut und Haar!
Zweiter Mann: Da renn ich doch mal lieber weg.
- Zweiter Mann rennt weg –
Mann (zieht einen Versandhauskatalog aus der Tasche und hält ihn dem Gespenst unter die Nase): Es gibt keine Gespenster. Weder in unseren Köpfen, noch in unseren Büchern. Verschwinde!
Gespenst: Du hast Recht. Auf Wiedersehen.
- Gespenst verbeugt sich zum Publikum und tritt ab. Vorhang zu –
2. Akt
- Vorhang auf. Mann lehnt allein am Baum –
Mann: Ich finde das Stück blöd und habe im Übrigen auch gar keine Lust mehr. Herr Regisseur, hören Sie, ich habe keine Lust mehr!
- Der Regisseur klettert vom Zuschauerraum auf die Bühne –
Regisseur: Aber das steht doch gar nicht im Text.
Mann: Doch, sonst würde ich es ja nicht sagen. Oder glauben Sie wirklich, auf offener Straße würde ich mich so umständlich und gewählt ausdrücken? Wir könnten ja mal den Autor fragen.
Regisseur: Ich hole ihn.
- Regisseur geht –
Mann: Dem Regisseur ist nichts zu schwör.
- Regisseur und Autor kommen auf die Bühne –
Mann: Guten Tag, Herr Eberling. Ich finde, es ist eine üble Täuschung, den Leuten hier weißmachen zu wollen, all das wäre Improvisationstheater, obwohl Sie doch vorher alles aufgeschrieben haben.
Autor: Nehmen Sie doch um Himmels Willen Rücksicht aufs Publikum!
Mann: Lassen Sie die Leute ruhig zuhören, sie haben schließlich dafür bezahlt. (Zum Publikum) Ihr Idioten, ihr steindummen Idioten. Ätsch Rabäh (macht Fratzen zum Publikum hin).
Regisseur (zum Autor): Schreiben Sie lieber weiter an dem Stück, bevor es vollends außer Kontrolle gerät und noch Unheil anrichtet.
- Der Autor geht. Der Regisseur zerrt den Mann von der Bühne. Vorhang zu –
3. Akt
- Vorhang auf. Dreißig Minuten leere Bühne. Alle fünf Minuten werden Staumeldungen aus dem Off durchgegeben. Vorhang zu –
4. Akt
- Vorhang auf. Putzfrauen reinigen die Bühne. Die Zuschauer gehen. Vorhang zu –
5. Akt
- Vorhang auf. Der Hausmeister vertreibt die letzten hartnäckigen Theaterkritiker. Der Autor betritt die Bühne und beginnt, an den Baum zu pinkeln -
Autor (ruft): Kunst darf alles!
- Der Baum fällt um. Letzter Vorhang –
P.S.: Dies ist das einzige Theaterstück, das ich je geschrieben habe. Es entstand an einem einzigen Tag, am 11.10.1986.
Geil. Bitte aufführen. Endlich Theater, das auch ich verstehe. Darf ich das Gespenst sein?
AntwortenLöschenSobald es die Temperaturen zulassen, beginnen im Mauerpark die Proben. Hast du schon eine Idee, wie du deine Figur anlegen willst?
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