Donnerstag, 2. April 2015

Warum wir unsere Ökonomen nicht ernst nehmen müssen

„Ökonomen sind schlecht darin, Dinge vorherzusagen. Ökonomen sind auch nur Klempner: Ich erwarte von meinem Klempner keine Vorhersage, sondern eine Reparatur.“ (Robert Solow, amerikanischer Ökonom und Nobelpreisträger)
Gab es in den letzten zwanzig Jahren Vertreter einer wissenschaftlichen Disziplin, die hochnäsiger und selbstgerechter in der Öffentlichkeit aufgetreten sind als die Ökonomen? Volkswirte in Forschungsinstituten oder Hochschulen, genauer gesagt: Menschen ohne Berufserfahrung in der Praxis, in Betrieben oder als Freiberufler, wollen uns nicht nur die Welt der Wirtschaft erklären, sondern glauben tatsächlich, zukünftige Entwicklungen vorhersagen zu können. Einige Beispiele für ihre Prognosen:
• Die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts wird mit schöner Regelmäßigkeit für die nächsten zwei Jahre bis auf eine Stelle hinter dem Komma vorhergesagt. Die Prognosen stimmen nie. Man könnte auch einen Schimpansen Pfeile auf eine Dartscheibe werfen lassen.
• Es wurde vorhergesagt, dass die Einführung des Mindestlohns zum 1. Januar 2015 bis zu einer Million Arbeitsplätze kosten würde. Die aktuellen Zahlen besagen, dass noch nie in den letzten 24 Jahren so viele Menschen im März Arbeit hatten wie in diesem Jahr.
• Die Wirtschaftskrise 2008/2009 hat kein namhafter Volkswirt vorausgesehen. Für 2012 hingegen prophezeiten viele Top-Ökonomen den Ausstieg Griechenlands aus dem Euro – er kam bis heute nicht.
Ein Politikwissenschaftler, der sich anmaßen würde, die Ergebnisse der Parteien bei der Bundestagswahl 2017 bis auf eine Stelle hinter dem Komma vorhersagen zu können, würde innerhalb seines Fachs und in der Öffentlichkeit nicht mehr ernst genommen werden. Ein Psychotherapeut, der die Zunahme der Fallzahlen von Depression oder Burn-Out-Syndrom mit der gleicher Exaktheit prognostizieren wollte, würde von seinen Kollegen vermutlich selbst auf die Couch gebeten werden.
Die Ökonomen machen in ihrer aberwitzigen Selbstherrlichkeit ungestört weiter. Aber nicht nur ihre Prognosen sind falsch, auch die von ihnen empfohlenen wirtschaftspolitischen Maßnahmen führen in die Irre. Niemand glaubt mehr, dass eine Gesellschaft wie Griechenland durch Lohn- und Rentenkürzungen oder geringere Investitionen der öffentlichen Hand Wirtschaftswachstum erzielen kann. Selbst konservative amerikanische und britische Ökonomen haben das längst erkannt, der Rest der Welt sowieso. Nur die deutschen Volkswirte, weltfremde Elfenbeinturmbewohner, Wahrsager und Orakelpriester mit Pensionsberechtigung, die mit geradezu religiösem Fanatismus ihre verstaubten Theorien verteidigen, halten noch unbeirrbar an ihrem Sonderweg fest. Sie haben ihre Reputation längst verspielt.
FEE - Schweine im Weltraum. https://www.youtube.com/watch?v=pFR9uZiF9R0

1 Kommentar:

  1. Dem kann ich nur beipflichten. Es ist nicht mehr auszuhalten, wie wenig diese Experten (Volkswirte, Banker, Soziologen, Fachjournalisten etc.) aus ihren Fehlern lernen. Sie liegen regelmässig mit allen ihren Prognosen, die noch plakativ und medienwirksam verpackt sind, daneben. Ihre Fehleinschätzung, gegenwärtige Ereignisse zu verstehen und ihre Gabe, historische Ereignisse verzerrt zu betrachten sowie die Überbewertung von einzelnen Sachinformationen bei komplexen Zusammenhängen kombinieren sie mit einer Hybris, wie es nur Eliten fertigbringen.
    Dabei spielt es keine Rolle, ob es um Klimaveränderungen geht, deren Ursachen und Zusammenhänge weitgehend nicht verstanden sind, oder um Konjunkturprognosen.

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