Mittwoch, 3. Februar 2021

Faschistische Herrenmenschen im Blutrausch

 

Den Japanern ist, ebenso wie den Österreichern und den Italienern, ein Kunststück gelungen, das ihnen mindestens eine Oscar-Nominierung einbringen müsste: Die erfolgreiche Selbstinszenierung als Opfer. Österreich? Hat seinen Landsmann Hitler nie gemocht und wurde zum Krieg gezwungen. Italien? Hat nach der Landung der Alliierten in Windeseile die Seiten gewechselt. Japan? Opfer der Atombombe. Schauen wir uns das Land der aufgehenden Sonne etwas genauer an.

Japans imperialistischer Angriffskrieg im Fernen Osten begann 1931 mit der Besetzung der chinesischen Mandschurei nach einer inszenierten Sender-Gleiwitz-Show („Mukden-Zwischenfall“). Es wurde ein Marionettenstaat unter japanischer Führung errichtet. 1937 begann der Angriff auf Zentralchina. Bis 1945 hatte es auf chinesischer Seite 13,5 Millionen Tote gegeben. Die japanische Armee wütete in China so brutal wie Wehrmacht und SS in Osteuropa. Wer als Neuling zu einer japanischen Einheit nach China kam, musste als Initiationsritus einen gefesselten Chinesen mit seinem Bajonett erstechen.

Aber auch ansonsten haben die Japaner im Zweiten Weltkrieg nicht viel ausgelassen. Die Einheit 731 ermordete tausende Zivilisten und Kriegsgefangene bei Menschenversuchen mit biologischen und chemischen Waffen, darunter Milzbrand und Pest. Ich erspare dem empfindsamen Leser Details zu Todesmärschen („Bataan“), Kannibalismus (australische Kriegsgefangene als lebendiger Fleischvorrat im Dschungel von Papua-Neuguinea), Zwangsarbeit, Massenvergewaltigung und lebendig begrabenen Opfern. Zu den chinesischen Opfern kommen noch Millionen Tote in Südostasien (Vietnam, Indonesien, Philippinen usw.). Noch 1945 gab es Massaker wie in Manila (100.000 Tote).

Als im Sommer die Atombombe einsatzbereit war, standen die US-Amerikaner vor einer schwierigen Entscheidung: vollständige Eroberung Japans wie im Falle des Deutschen Reichs oder Erzwingung der Kapitulation durch die Atombombe? Bei einer Fortführung des konventionellen Kriegs rechnete man mit mindestens einem weiteren Kriegsjahr mit Millionen Toten – auch unter der Zivilbevölkerung - und hohen eigenen Verlusten, da die Japaner längst zu Selbstmordeinsätzen („Kamikaze“) übergegangen waren. Die japanischen Hauptinseln hatten die US-Streitkräfte bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht erreicht und Stalin hatte die Rote Armee gerade erst in Richtung Osten in Marsch gesetzt. Wir alle wissen, welche Entscheidung Präsident Truman getroffen hat.  

Es gibt also zwei Perspektiven auf Hiroshima und Nagasaki. Nicht nur das Opfer-Narrativ der japanischen Propaganda. Leider sind die Kriegsverbrechen der Japaner nie in dem Maße aufgearbeitet worden wie in Deutschland. Bis heute weigert sich Japan, Entschädigungen an Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Zwangsprostituierte (Ausnahme: 364 Frauen, die ab 1995 Geld bekamen) zu zahlen. Pauschal wurden nach dem Krieg 4,5 Millionen Pfund Sterling an das Rote Kreuz überwiesen. China erhielt keine Reparationszahlungen, die kleineren Staaten in Südostasien bekamen in den 1950er Jahren insgesamt eine Milliarde US-Dollar. Die japanische Regierung überwies 1965 Südkorea 800 Millionen US-Dollar an Zuschüssen und Darlehen.

Ich selbst war 2008 im Nationalmuseum in Tokio, wo den Besuchern die Kriegsschuld der Amerikaner erklärt wird. Im Yasukuni-Schrein wird noch heute den japanischen Soldaten einschließlich der verurteilten Kriegsverbrecher ein ehrendes Andenken bewahrt.

Thinkman - The Formula (1986) - YouTube

26 Kommentare:

  1. The Day the Music Died 2021
    3. Februar 2021 in der Welt

    https://www.youtube.com/watch?v=VFI0K5FMMqE ... ♥

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  2. Es war Trumans richtige Entscheidung. Ein echter Antifaschist. Wo Appeasement hinführt, hatte Chamberlain zur Genüge gezeigt. Als ehemaliger Infantrist (später Militärpolizist) der schweizerischen Milizarmee (damals drei Wochen WK pro Jahr) auch überhaupt kein Freund der 'Friedensbewegung'. Dieser alte Spruch gilt noch heute: Jedes Land hat eine Armee - eine eigene oder eine fremde.

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  3. Die Japaner hatten einfach das Glück, dass Mao den chinesischen Bürgerkrieg für seine Kommunisten rechtzeitig entschieden hat.
    Der zweite Punkt war, dass England nur eine marginale Rolle und Frankreich überhaupt keine Rolle im Pazifik-Krieg gespielt hat. Die Sowjetunion hielt sich bis kurz vor knapp an ihren Nicht-Angriffs-Pakt mit Japan.
    Das heißt, die komplette Umgestaltung Japans lag in US-Hand. Und für die Amerikaner zählt nur eins, glaubwürdiger Antikommunismus. Das war in Japan gegeben, fertig.
    Genau so wäre die Entnazifizierung in Deutschland gelaufen, hätte die Sowjetunion nicht klar kommuniziert, dass man in einem solchen Fall eben statt der Nürnberger Prozesse welche in Jena oder Moskau veranstaltet hätte.
    Es kommt ja nicht von ungefähr, dass die Rattenlinie des Vatikan mit tatkräftiger Unterstützung des OSS lief. Schon die Nürnberger Prozesse gegen die NS-Ärzte zeigte ja die zukünftige Richtung.
    Die wichtigsten Elemente, die es benötigt einen Staat zu beherrschen, Zentralbank und Geheimdienste sind in Deutschland direkte Nachfolger ihrer NS-Vorläufer.
    Das in Deutschland ein paar mehr der allerschlimmsten Mörder tatsächlich gerichtet wurden, ist einzig der Wahrung der Fassade gegenüber der Sowjetunion geschuldet.
    Und dann noch ein ganz feiner Unterschied. Während sich das vor Scham im Schlamm suhlende Deutschland bereits seit über 20 Jahren auf Kampfeinsätzen in aller Welt befindet, sind die auf ihre Killer so stolzen Japaner genau wo im Einsatz?

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  4. Siewurdengelesen3. Februar 2021 um 11:14

    "Als im Sommer die Atombombe einsatzbereit war, standen die US-Amerikaner vor einer schwierigen Entscheidung: vollständige Eroberung Japans wie im Falle des Deutschen Reichs oder Erzwingung der Kapitulation durch die Atombombe? Bei einer Fortführung des konventionellen Kriegs rechnete man mit mindestens einem weiteren Kriegsjahr mit Millionen Toten – auch unter der Zivilbevölkerung - und hohen eigenen Verlusten, da die Japaner längst zu Selbstmordeinsätzen („Kamikaze“) übergegangen waren."

    Das ist eine interessante Frage.

    Nimmt man aber alleine den Punkt mit der Zivilbevölkerung heraus, dann ist schon aus dieser Perspektive der Einsatz der Atombomben militärstrategisch und Machtdemonstration gewesen. Denn dabei wurde in erster Linie die Zivilbevölkerung getroffen. Ob Japan derart isoliert wirklich noch so lange durchgehalten hätte wie vermutet und noch so wehrhaft gewesen wäre, lässt sich nicht nachvollziehen, sondern bleibt Spekulation. Das wäre aber sicher auch mit konventioneller Kriegsführung zu erreichen gewesen und es macht die Verbrechen der Japaner weder ungeschehen noch sind diese dadurch "gesühnt".

    Ähnlich wie in D standen trotz oder vielleicht sogar wegen der massiven Bombardements am Ende des Kriegsverlaufs die meisten Menschen in Japan fast bis zum Schluss hinter ihrer Führung. Und auch hierzulande ist dank der nie wirklich stattgefundenen Entnazifizierung das Gedenken an die toten Soldaten der Weltkriege oft höher gewichtet als an das der Opfer. Ich sage mal so: Schön wäre es, wenn es statt der zig Kriegerdenkmale ein paar mehr für den Frieden gäbe...

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  5. Japaner haben Kriegsverbrechen begangen. Die Amerikaner haben Kriegsverbrechen begangen. Hiroshima war ein Kriegsverbrechen. Natürlich mussten (und müssen) beide Seiten ihre Verbrechen rechtfertigen.
    Der eine einen Dreier wert , der andere drei Pfennige.

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  6. Der Blogpost liest sich, als sei der Einsatz der Atombombe durch die Amerikaner eine zwar “schwierige“, doch letztlich vernünftige Entscheidung gewesen. Die Menschheit ist damit aber nun einmal in das Atomzeitalter eingetreten. Es ist jetzt nicht nur möglich geworden, per Knopfdruck Hunderttausende oder Millionen zu töten, sondern in letzter Konsequenz alles Leben auf diesem Planeten auszulöschen. Und da man aus vernünftigen, wohlerwogenen Gründen entschieden hat, auf den Knopf zu drücken, kann es jederzeit wieder geschehen, und das lässt sich nicht zurücknehmen. Selbst wenn alle Staaten der Welt beschließen, sämtliche Atomwaffen abzuschaffen, hat die Menschheit für alle Zeiten das Rezept in der Tasche, neue herzustellen.

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    1. Es ist immer einfach, in der Rückschau historische Entscheidungen vom Sofa aus zu kommentieren. "Die doofen Trojaner! Ziehen ein Holzpferd voller Griechen in ihre Stadt. Muhaha!"

      Die Nazis haben auch an der Atombombe gearbeitet, es gab also nicht die Option, das Atomzeitalter durch Untätigkeit zu verhindern. Der Einsatz von 1945 hat der Welt die verheerende Wirkung dieser Waffe gezeigt. Vielleicht ein Grund, warum sie seit 76 Jahren nie mehr eingesetzt wurde. Der zweite Grund: Heute haben einige Staaten diese Waffe, das "Gleichgewicht des Schreckens" funktioniert. Niemand rechnet in Zeiten von Pandemie und Klimakatastrophe mit einem globalen Atomkrieg. Wer sollte ihn beginnen und warum?

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  7. Ich halte Kriegerdenkmäler für wichtig.
    Gerade zum Nachdenken.
    Wenn man sieht, wie viele Opfer selbst kleinste Flecken auf der Alb zu beklagen hatten, lässt einen das einfach nur noch still dastehen.
    Manchmal sind nur die Opfer des Ersten namentlich genannt, beim Zweiten waren es so viele, da hatte man gar nicht mehr den Platz dafür.
    Denke die Bevölkerung steht da nicht mit der Faust in der Tasche da und denkt, hrr, die Russen.
    Oder irgend so ein Scheiß.
    Nein, die Leute denken dann schon an die Sinnlosigkeit eines Krieges. Hoffe ich mal.

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  8. Also in der ARTE-Doku Hiroshima. Stalins Niederlage wird gut begründet, dass es eben nicht die zwei Atombomben waren , die die Japaner zur Kapitulation gebracht haben. Dies war immer nur eine japanische und US-Propagandalüge.

    Tatsächlich war es die von der Sowjetunion im Westen eröffnete zweite Front mit massiven Vormärschen, die die Japaner ihre Hoffnung hat aufgeben lassen, sodass sie sich dann nur noch aussuchten, dass sie sich lieber den USA unterwerfen wollten.

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    1. "Ich hab da mal was im Fernsehen gesehen" gehört übrigens zu meinen Lieblingsargumenten. Ich habe studiert - wie blöd kann man sein??? Hätte es damals schon YouTube gegeben, hätte ich mehr Zeit am Baggersee verbringen können ...

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    2. Und was stört Sie am Inhalt?
      Was halten Sie an der Argumentation für nicht gut begründet/belegt bzw. falsch?

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    3. "Der Russe" hat auch uns befreit. Unter unglaublichen Opfern.
      Bei der Schlacht um Berlin sind ganze Divisionen schlicht verschwunden.
      Bis auf 10 Mann war dann keiner mehr da.
      Die Amis kamen erst, als die Sache klar war.
      Die US Truppen hatten von der Normandie bis zur Elbe ca. 200 000 Tote zu beklagen.
      Die Russen 10 Millionen.

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  9. @ Das kleine Teilchen

    https://de.wikipedia.org/wiki/Uranprojekt#Letzte_Versuche

    Erst recherchieren, dann pöbeln ("spinnt der?!?" u.ä.).

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  10. Moin Matthias,
    ich teile einige Deiner Gesichtspunkte, gerade das Opfergetue des offiziellen Japans ist eine ahistorische Dreistigkeit sondergleichen. Auch der revisionistische Antiamerikanismus in der Causa Hiroshima und Nagasaki hat schon immer dabei geholfen die Untaten des faschistischen Japans zu relativieren (besonders auf die Spitze hat es Karlheinz Deschner in "Der Moloch" getrieben, während Hitler und Stalin als solche benannt werden, wird Truman mit dem Attribut "der Massenmörder..." tituliert).
    Wenn man aber "...ich habe mal etwas im Fernsehn gesehen..." als Argument nicht besonders ausagekräftig findet, finde ich ein Wikidingsda Artikel als Konter genau so schwach.
    Ich habe mir den von Dir besagten Absatz mal durchgelesen. Es werden vier Fußnoten erwähnt, drei davon sind ein Spiegel Artikel von 1967, Verfasser war ein gewisser David Irving. Echt jetzt!?

    Fred

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    1. Der Wikipedia-Artikel bezieht sich auf die Kritik von DKT bei Flatter, nicht auf Anonym 3.2., 21: 38. Die Arte-Doku habe ich mir nicht angesehen. Wer hier TV-Sendungen verlinkt, darf nicht erwarten, dass ich sie mir komplett ansehe. Schon gar nicht spät abends. "Ich habe Besseres zu tun" (Drosten). :o)

      Ein Gedanke noch: Wäre es den Amerikanern um eine größtmögliche Zahl an Opfern gegangen, wäre eine Bombe auf Tokio gefallen; wäre ihnen eine politische Demütigung wichtig gewesen, wäre eine Bombe auf Kyoto gefallen (Kaiserpalast).

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    2. Ups, mit der Wikidingsda Antwort habe ich jetzt auch gemerkt. Nix für ungut.
      Ich denke mir, dass es eine bessere Antwort als ein Wikieintrag mit der Hauptquelle eines David Irving gibt.

      Klar, ich sehe das auch so, Tokyo wäre tatsächlich eine ganz andere Nummer und ich bin mir sicher das dies den Amerikanern auch bewusst war.
      Das sie leider die A-Bombe eingesetzt haben ist ein wahrer Glücksgriff für alle reaktionären Ultranationalisten und Revanchisten, kommt doch dann immer der gleiche Standardspruch: "Aber die Amis haben die Atombombe...", gefolgt von "...und die Indianer haben sie auch ausgerottet".
      Bei so einer Relativiererei fallen dann natürlich Nanking, Einheit 731, Zwangsprostitution...und die Tatsache das Japan weder besonders seine Kriegsschuld anerkennt, die Weigerung an Entschädigungszahlungen und das widerliche offizielle Abfeiern von Kriegsverbrechen, vollständig unter den Tisch.
      Übrigens, der von mir erwähnte Deschner hat in seinem Buch weder Hirohito (der bis zu seinem Tot 1989 unbelehrbar war), noch Konoe Fumimaro oder andere Funktionäre der Militädiktatur mit dem Attribute "Massenmörder" belegt. So kann man natürlich die ganze Geschichte alleine schon sprachlich bewerten.

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    3. Siewurdengelesen4. Februar 2021 um 14:28

      Moin

      "Wäre es den Amerikanern um eine größtmögliche Zahl an Opfern gegangen, wäre eine Bombe auf Tokio gefallen; wäre ihnen eine politische Demütigung wichtig gewesen, wäre eine Bombe auf Kyoto gefallen (Kaiserpalast)."

      Tokio hat auch ordentlich "auf die Mütze" bekommen. Nur wurde das "konventionell" bombardiert, dort spricht man aber auch von ca. 80000 Toten. Das entspricht etwa der Zahl wie in Nagasaki. Es ist also nicht gerade so, dass dort Schonwaschgang angesagt gewesen wäre. Einer der Gründe für die beiden Städte dürfte auch die Reichweite der Bomber und das Wetter gewesen sein.

      Zum Thema, ob das Abwerfen militärisch notwendig war, gab es in den USA selbst Untersuchungen des Friedensforschers Ward Wilson, die das auch anhand des Zeitlichen verneinen. Ein zweiter Artikel zu diesem Thema, der Wikipedia-Artikel zu Wilson selbst und ein weiterer Link neben zahlreichen anderen Fundstellen.

      Das Kapitulieren des japanischen Kaiserreichs war also definitiv nicht (nur) der treibende Grund für den Abwurf, sondern sicher auch die "dicke Hose" der USA im sich abzeichnenden Konflikt der Machtblöcke.

      @Nachdenklicher am 3. Februar 2021 um 16:21

      Mag sein, dass Kriegerdenkmale und Soldatenfriedhöfe bei den meisten das Nachdenken und eine Absage an Kriege bewirken. Leider werden sie auch gerne von ewig Gestrigen instrumentalisiert, um ein "Heldengedenken" und Verklären speziell der Wehrmacht zu inszenieren. Wenn Sie die Alb erwähnen, dann hat z.B. mit Rommels Villa Herrlingen lange Zeit einen "Wallfahrtsort" gehabt ähnlich wie z.B. Wunsiedel mit dem Grab von Höß.

      Medial deutlich weniger beleuchtet werden dort dagegen solche Orte wie Grafeneck, das KZ Kuhberg oder Soldatenfriedhöfe auf dem ehemaligen Münsinger Übungsplatz, auf dem auch russische Soldaten beider Weltkriege bestattet wurden. Es gibt viele solcher Orte, die einfach durch Nichterwähnen dem Bewusstsein entzogen werden, während der Volkstrauertag den Fokus sehr auf die Gefallenen legt, obwohl dieser sich auf alle Kriegstoten und Opfer von Gewaltherrschaft bezieht. Die Gründe und Ursachen von Kriegen werden dagegen meist vornehm ausgeblendet. Daher lehne ich das ab.

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    4. Ja gudd ähh...
      Seggl gibt`s immer.
      Ich erlebe auch sehr oft, gerne in der doch so "roten" Arbeiterschaft, eine gewisse Ablehnung gegenüber nachdenken, gedenken und vor allem vor Augen führen.
      In den Werkhallen meines Arbeitsplatzes sieht man immer noch in den Hallenträgern die Einschläge der Bombardierungen. Das Dach war dann weg, trotzdem konnte die Stützkonstruktion dann in der Nachkriegszeit wieder verwendet werden.
      Man hat also den Krieg jeden Tag vor Augen, wenn man weiß wo hinschauen.
      Wenn man die Leute darauf anspricht wenden Sie sich ab, man will darüber nicht sprechen. Eine Auseinandersetzung findet nicht statt.

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    5. Siewurdengelesen6. Februar 2021 um 00:07

      Hoffentlich wird das jetzt nicht zu OT hier.

      Die Arbeiterschaft ist nicht diese "homogene Masse", wie sie oft gerne gesehen wird und das differenziert sich immer weiter auseinander durch die sich verändernden Produktionsweisen. Wieviel "rot" da wirklich noch im Proletentum stecken mag? Manche wie z.B. Beschäftigte in Callcentern oder anderen Vereinen, wo eher geistig gearbeitet wird, dürften sich gar nicht mehr als Teil der "Arbeiterklasse" begreifen.

      Die Diskussion über Krieg ist ähnlich unangenehm und Tabuthema wie Tod, Sterben und das Umfeld. Dann kommt noch der speziell deutsche Teil dazu wegen der Nazis und ihren industriellen Vernichtungsfeldzug, der so trotz aller Grausamkeiten anderer Kriege und Diktaturen bisher einzigartig und einmalig war. Wer lässt sich schon gerne an´s Bein pinkeln für eine offensichtliche Schuld, für die es kein Entschuldigen gibt und an der irgendwie nahezu jeder mitträgt, der zu dieser Zeit gelebt hat.

      Eine Ideallösung habe ich zugegeben auch nicht dafür, wie man das besprechen kann, weil das eben sehr schnell emotional wird. Und so wie hier jeder seine eigene Sicht mit sich bringt, so wird die offizielle US-amerikanische Sicht auf die Bomben und den Krieg eine andere sein als die japanische. Diese muss wiederum nicht die aller Menschen im jeweiligen Land sein. Und natürlich wird das jeder versuchen zu seinen Gunsten schön zu färben.

      Ich wäre ja manchmal schon zufrieden, wenn jeder für sich zugibt, dass Scheisse gebaut wurde, seinen Teil der Schuld akzeptiert und die Nachfolgenden trotzdem unvoreingenommen aufeinander zugehen. Dabei gibt es natürlich Dinge wie der industrialisierte Massenmord der Nazis, der ein "Entschulden" nicht zulässt und da kann es auch keinen Schlußstrich geben.

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  11. Eines sollten wir alle im Auge behalten, bevor wir uns in den Details der fachlichen Debatte verlieren:

    Für einen einzigen Augenblick der Weltgeschichte haben Kapitalismus und Kommunismus, bürgerliche Demokratie und Diktatur des Proletariats, Frieden geschlossen, um gemeinsam den größten Feind der Menschheit zu besiegen: den Faschismus. 1945 ist das wichtigste Datum des 20. Jahrhunderts. Ich hätte auch kein Problem, wenn damals eine Atombombe auf Berlin geworfen worden wäre. Die Mörder von Auschwitz hätten es sicher verdient gehabt.

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    1. Siewurdengelesen4. Februar 2021 um 16:03

      Und die ganzen Unbeteiligten, Regimegegner usw. gleich mit samt den Folgeschäden von Kernwaffen?

      Krieg ist immer Mist und "besiegt" wurde zwar das faschistische Deutschland und seine Verbündeten, der Ungeist dahinter aber nicht. Der treibt nämlich wieder fröhliche Urständ...

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    2. "Krieg ist immer Mist".

      Danke! Mach uns alle schlau, Papa Schlumpf :o)))

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    3. Siewurdengelesen4. Februar 2021 um 20:18

      "Danke! Mach uns alle schlau, Papa Schlumpf :o)))"

      Immer wieder gerne, auch wenn es freilich Binsen sind - aber ohne Basics geht´s halt nicht;-)

      Aber bitte nicht mit der Atombombe!

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  12. Man muss sich wohl bemühen, das Gute an der Atombombe zu sehen: in letzter Konsequenz ist sie die Lösung aller nur denkbaren Probleme.

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    1. Wenn das stimmen würde, hätte ich sie schon im Kommentarbereich eingesetzt.

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    2. Es klingt absurd.
      Aber die Atombombe war die letzten 75 Jahre der Garant für den Weltfrieden.

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