Gisela
und Hartmut Mörbel sitzen im Chez Pierre, einem Restaurant, das sich seinen
Stern im Guide Michelin redlich verdient hat. Das Ehepaar Mörbel hat sich das
Abendessen auch redlich verdient. Frau Mörbel hat den ganzen Tag in ihrer
Anwaltskanzlei verbracht, Herr Mörbel ist Vorstandsvorsitzender der Mörbel
Kieswerke AG.
Als
Aperitif wählen sie ein Glas Champagner. Veuve Cliquot. Das ist Frau Mörbels
Lieblingsmarke. Der Oberkellner stellt Ihnen das heutige Menü vor. Es klingt
ausgezeichnet.
Als
Vorspeise gibt es Gänseleberparfait mit karamellisierten Macadamia-Nüssen und
getrockneten Aprikosen. Dazu trinken sie einen 2018 Scharzhofberger Riesling
Kabinett, perfekt gekühlt und eine vorzügliche Begleitung zu den verschiedenen
Aromen, die sich gerade an ihrem Gaumen entfalten.
Ihr
Kellner heißt Gojko Zukanovic, aber sie beachten ihn gar nicht. Er ist seit
über zehn Jahren in Deutschland und seit zwei Jahren im Chez Pierre. Im
Bürgerkrieg in den neunziger Jahren hat er seine Eltern verloren, ein Bruder
ist im Kampf gefallen, seine Schwester lebt in London. Nach dem Brexit fürchtet
sie, ausgewiesen zu werden.
Als
zweiten Gang gibt es Bressehuhn mit gedünsteter Artischocke und schwarzem
Trüffel. Dazu ein Glas 2015 Grand Cru “Clos du Vougeot”. In der Küche garniert
Hussam al-Sayed aus Syrien gerade einen Nachtisch mit Mandelsplittern. Er ist
vor fünf Jahren über die Türkei und Griechenland nach Deutschland geflüchtet.
Seine Frau und seine kleine Tochter leben immer noch in einem Flüchtlingslager
auf Lesbos. Sie können nur telefonieren.
Die
Krönung des Abends ist der Atlantik Hummer mit Imperial Kaviar, Baby Oktopus
und Meerkräuter-Salat. Als Getränk serviert ihnen Gojko einen 2008 Jaspis
Spätburgunder Alte Reben trocken. Im Nebenraum der Küche macht M’Bamakan Konaté
gerade den Abwasch. Er kam vor einem Jahr mit einem Schlauchboot über das
Mittelmeer. Seine Frau ist bei der Überfahrt verdurstet. Er schickt jeden Monat
Geld an seine Familie in Mali.
Zum
Nachtisch gibt es frische Waldbeeren mit Valrhona Schokolade auf Crepes, dazu
noch einen 2016 Chevalier-Montrachet Grand Cru. Der libanesische Küchenjunge,
dessen Namen wir uns nicht merken müssen, hat die Beeren heute Morgen vom
Großmarkt geholt. Die Mörbels sind zufrieden. Das Essen ist ausgezeichnet.
P.S.: Morgen
früh kommt die weißrussische Ex-Journalistin Alina Swerewa zum Putzen. Auch sie
hätte uns eine Geschichte zu erzählen, wenn wir ihr zuhören würden.
Das Blog ist ausgezeichnet.
AntwortenLöschen"Die marinierten Marderfilets waren ein Gedicht!" (Dr. Erika Fuchs)
AntwortenLöschenDu hast wirklich deine goldenen Momente.
AntwortenLöschenDanke für die Blumen :o)
AntwortenLöschenJa, muss ich auch sagen. Western Civilisation in a nutshell.
AntwortenLöschenNa ja, ganz so wie z.B. in Brasilien ist es noch nicht.
AntwortenLöschenMein Freund dort ist Architekt. Er zeigte mir Pläne.
Jede Wohnung, jede, ist ab der Küche geteilt, jede Wohnung/Haus hat noch ein extra 1-Zimmer Appartement hinter der Küche für die Hausangestellten. Oder einen Bretterverschlag im Garten.
Und da ist es egal, ob das jetzt Flüchtlinge oder einfach "nur" arme Menschen sind.
Kann ja alles noch kommen.
In den 1980er Jahren haben sich die Österreicher ja mal am Veuve Glykol versucht, mit durchschlagendem Erfolg.
AntwortenLöschenAktuell ist der heißeste Scheiß, dass die Chinesen Rotwein mit Hilfe von Strom vorzeitig altern lassen, auch wieder zur vollsten Zufriedenheit der Gourmets.
Bevor ich chinesischen Wein kaufe, trinke ich lieber die österreichische Plörre aus dem Tetrapak.
LöschenKeine Sorge, so dumm ist der Chinese nicht. Die Vorführung und die Verkostung fand vor und mit europäischen, amerikanischen und australischen Winzern statt. Erste Bestellungen zur Lizenzierung des Patents liegen vor.
LöschenDemnächst gibt es all diese Dritte Welt Jobs in der ersten Welt nicht mehr, weil alte weisse einheimische Männer ohne genug Rente da reindrängen. Achte mal drauf. Ich lern schon Spülen.
AntwortenLöschenWie schnell bist du? Glaubst du, einer von uns hält eine 8h-Schicht am Spülbecken durch? Wir arbeiten seit Jahrzehnten nur mit einer Hand, Kollege ;o)))
LöschenJa, ich weiß. Es ist schlimm. Ich steh seit Jahrzehnten bei uns in der Wohnküche am Spülstein und plage mich tgl. ein halbes Stündchen, bis ich am Kreuz abbreche.
LöschenWir könnten dich auch mit Hilfe von Strom vorzeitig altern lassen. Was hältst du davon?
AntwortenLöschenHoffentlich marschiert die NATO nicht in Weißrussland ein, dann kann die Geschichte vorerst so stehenbleiben.
Es gibt in Weißrussland kein Öl und wegen Menschenrechten ist die NATO noch nie in den Krieg gezogen.
LöschenSo einfach kann die Welt erklärt werden !
LöschenAber denke mal es stimmt.
Und die Gaspipeline geht ja duch die Ukraine.
Und da saß ja Bidens Sohn gut im Sattel.
Kann also nix schief gehen.