Donnerstag, 18. September 2025

Verben, die auch Tierversuche machen würden


Reformieren

Ertüchtigen

Konfigurieren

Optimieren

Angreifen

Erörtern

Verspeisen

Unterbinden

Maximieren

Walken

Sensibilisieren

Präsentieren

Kommunizieren

Verkomplizieren

Umorientieren

Investieren

Flexibilisieren

Nachvollziehen

Aufrüsten

Koalieren

 

Mittwoch, 17. September 2025

Nach Krieger und Hund: Bonetti’s Matratzen-Yoga


Blogstuff 1194

„Vertrauen Sie Ihrem inneren Antrieb und lassen Sie Ihre Kreativität erstrahlen. Erfolg wartet auf Sie.“

Was wäre ich ohne das BILD-Horoskop?

Keine Lust mehr auf Schnapsfahne? Kaufen Sie die Wodka-Zäpfchen von Bonetti Pharma & More.

In einem Paralleluniversum ist meine Wohnung aufgeräumt. Der Gedanke tröstet mich jeden Tag.

Neulich war ich auf der WeightWatchers-Seite, weil ich davon überzeugt bin, dass nur die Lektüre bereits Kalorien verbraucht. „Glücklichere Menschen treffen gesündere Entscheidungen in Bezug aufs Essen und Bewegen.“ Das stimmt. Ich bewege mich so gut wie gar nicht und habe gerade einen Dürüm Döner gegessen.Gönn dir ausreichend Schlaf. Wenn die Nacht doch mal zu kurz war: Ein Nachmittagsschläfchen wirkt Wunder.“ Meine Rede! „Ausgiebig mit Freunden quatschen.“ Gerne auf dem Sofa oder am Tresen.Schreib jeden Tag auf, wofür du dankbar bist.“ Döner, Bett, Rotwein, Bücher …

Hand-Schuh. Bin ich der Einzige, den das stört? Und warum findet man im Hand-Schuh-Fach nie Hand-Schuhe?

Wenn ich schon „original italienische Pizza“ und dann „helal“ lese. Alter, wenn dein Schweineteig nicht mindestens eine Woche in einer indonesischen Katze gereift ist, nehme ich deinen Laden gar nicht ernst.

Der Vorstand von Bonetti Media wird auch Kurie genannt, die Sitzungen Konzil. In seiner Botschaft an die Mitarbeiter „Lumen gentium“ (Ich bin das Licht der Völker) betont Bonetti die Bedeutung seiner von Gottes Hand geführten Eingebungen.

„Wenn Serben sterben, wirst du Scherben erben.“ (Bulgarisches Sprichwort)

Immer noch mein Liebling: die Pizza Parma bei Tele Pizza. Mit “original Serrano-Schinken”. Das ist ja noch nicht mal italienisch, nehmt wenigstens San Daniele. Ich bin überzeugt, es gibt eine Gastronomie-Polizei. Den Wirt führen sie in Handschellen aus dem Lokal, im Blitzlichtgewitter der Presse, weil es die ganze Welt nicht fassen kann.

Sanktionen. So wichtig. Wir kaufen keine Pistazien aus dem Iran. Die Mullahs bekommen von uns keinen Jägermeister. Die Russen kriegen kein einziges Gummibärchen mehr, bis sie ihre Truppen aus der Ukraine zurückgezogen haben.

Regen-FRONT. Das ist so deutsch.

Ich habe einen Stift leergeschrieben. Ein klein wenig Stolz schwingt mit, als ich ihn zum Mülleimer trage.

Toire no Hanako-san – Wikipedia

 

Dienstag, 16. September 2025

Wir brauchen mehr Einwanderer


Das Beispiel USA zeigt, wie schnell eine multikulturelle und multiethnische Gesellschaft kippen kann, wenn rechtsradikale Ideologen an die Macht kommen und ihre rassistische Ideologie in die Tat umsetzen können. Trump lässt Menschen jagen, ohne richterlichen Beschluss in Lager stecken oder deportieren. Das Ergebnis: Spaltung der Gesellschaft und ökonomischer Schaden.

In Deutschland will die AfD dieselben Methoden anwenden und nennt es „Remigration“. Knapp ein Viertel der Bevölkerung dieses Landes hat einen Migrationshintergrund, manchmal ist es ein Elternteil, manchmal beide Eltern, andere wiederum sind gerade erst in dieses Land gekommen. Würde man ihnen allen mit Abschiebung drohen, würde man jeden einzelnen von ihnen ausgrenzen, wären Jahrzehnte der Integration mit einem Schlag zerstört. Die Gesellschaft wäre nicht nur entlang kultureller und ethnischer Unterschiede gespalten, auch die autochthone Bevölkerung würde sich in Befürworter und Gegner dieser Politik spalten.

Gerade die Zuwanderer sind im Vergleich zur alteingesessenen Bevölkerung im Durchschnitt jünger und leistungsfähiger. Sie suchen sich Arbeit, für die sich kaum noch Deutsche finden lassen: Gastronomie, Hotellerie, Handel, Landwirtschaft, Baugewerbe, Pflege oder Industrie. Man stelle sich vor, wir würden auf einen Schlag ein Viertel unserer Arbeitskräfte verlieren. Das BIP und die Steuereinnahmen gingen nicht nur um ein Viertel zurück, die gesamte Wirtschaft würde sich nicht mehr von diesem Verlust an Arbeitskräften und Konsumenten erholen.

Aber es gibt auch juristische Hindernisse, von denen der rechtsextremistische Stammtisch nichts weiß. Viele Migranten sind längst deutsche Staatsbürger, außerdem gibt es innerhalb der EU Niederlassungsfreiheit und Arbeitnehmerfreizügigkeit. Man kann nicht einfach Franzosen oder Griechen zurück in ihre Herkunftsländer schicken. Viele gehen sowieso schon jetzt. Zum ersten Mal seit über dreißig Jahren ist beispielsweise das Wanderungssaldo zwischen Deutschland und Polen negativ. 82.000 Polen kamen 2024, 90.000 gingen. Grund: Rezession in Deutschland, wachsender Lebensstandard und bessere Jobchancen in Polen.    

Von der kulturellen Bereicherung durch andere Menschen brauchen wir erst gar nicht zu reden. Man stelle sich nur vor, es gäbe in Deutschland nur deutsches Essen und deutsche Musik. Dort, wo die AfD die Mehrheitsmeinung vertritt und man Migranten als unerwünschte Fremde betrachtet, sinken die Einwohnerzahl und die Wirtschaftsleistung. Wer sich jetzt über einen Rückgang der Asylanträge freut und von Dobrindts „Erfolg“ spricht, hat noch nicht begriffen, dass Deutschland längst im globalen Konkurrenzkampf um Fachkräfte steht. Wenn die geburtenstarken Boomer-Jahrgänge in Rente gehen, fallen bis 2039 knapp ein Drittel der jetzigen Arbeitskräfte weg. Es werden die Kinder der Aldi-Kassiererin und des Paketzustellers sein, die wir hier zu Fachkräften ausbilden und die diese Lücke schließen.

PS: Gerade wurden von Auswanderern die freundlichsten Städte der Welt gewählt. Letzter Platz: München, vorletzter Platz: Hamburg, drittletzter Platz: Berlin, viertletzter Platz: Frankfurt. Noch Fragen?

 

Montag, 15. September 2025

Premium-Paranoia statt Realismus

 

Blogstuff 1193

„Schreiben ist wie Cunnilingus: dunkle, einsame Arbeit.“ (Andy Bonetti)

Deutschland ist Basketballwelt- und europameister. Im Fußball war das zuletzt 1974 mit Beckenbauer und Müller der Fall.  

Interessant ist ja, wer bei der CDU keinen Ministerposten bekommen hat. Die Ex-Minister Klöckner, Röttgen, Spahn - und auch Linnemann ging leer aus.

Manchmal stelle ich mir vor, man müsste jedes Stück Schokolade mühselig im Wald suchen wie Steinpilze. Es geht uns schon gut.

Deutschland erlebte jahrhundertelang einen Krieg nach dem anderen. In dieser Zeit wurden viele Erfindungen gemacht. Die Schweiz lebte Jahrhunderte in Frieden und hat nichts Bedeutendes hervorgebracht. Seit 1945 kam übrigens auch aus Deutschland bis auf MP 3 nichts mehr …

Was reimt sich auf heikel? Wanne-Eickel.

Eine einzelne Wolke am Himmel. Sie muss sich verflogen haben.

In der taz lese ich neulich über „Berliner Döner“ im Ausland. Im schwedischen Linköping gibt es drei Varianten. Rind, Huhn – und Schwein. Ich habe noch nie einen Döner mit Schweinefleisch gesehen. Sowas gibt es nur beim Griechen und da heißt es Gyros Pita. Und der Spaß kostet auch noch elf Euro.

In Berlin bezeichnen wir die Uckermark als Naherholungsgebiet. Warum ist Thailand dann kein Fernerholungsgebiet?

Seit Jahren warte ich auf den nächsten Besuch der Zeugen Jehovas. Ich habe zwei Varianten zur Drohung „Wir möchten mit Ihnen über Gott sprechen“ entwickelt: a) „Ich bin Pfarrer. Schön, dass Sie hier sind“, b) „Ich möchte mit Ihnen über Allah sprechen“.

Es ist um das Thema Atomkraft verdächtig ruhig geworden. Die Energiekonzerne haben kein Interesse, die Politik nicht das Geld. Welcher Politiker würde Milliarden investieren, endlose Bauzeiten abwarten und einen staatlichen Betrieb zum Verkauf des Atomstroms aufziehen? Der Spuk ist vorbei.

Wieder so ein merkwürdiger Traum. Eine Frau lebt mit ihren drei erwachsenen Söhnen in einem stillgelegten Zug auf einem Abstellgleis. Sie hat ihn der Bahn abgekauft, einige Wagen hat man entkernt und in Wohnräume umgebaut, im Bord-Bistro wird gekocht. Der Rest wird tage- oder wochenweise an Bahn-Fans vermietet, um die Sache zu finanzieren. Vielleicht mache ich mal eine Geschichte daraus.

Ich habe Prince zweimal live erlebt. Bei der Lovesexy-Tour und bei der Diamonds and Pearls-Tour. Er ist unvergessen. Als wäre man bei der Bergpredigt dabei gewesen.

Prince - Purple Rain (Official Video)

Sonntag, 14. September 2025

Hauptstadtflüchtlinge

 

9. September 2025, Altglienicke. Es war 8:30 Uhr und wir erwachten in einer neuen Welt. Warum hatte der Wecker nicht geklingelt? Meine Frau war ebenso ratlos wie ich. Aber die digitale Zeitanzeige blieb tot. Wir hatten verschlafen und würden zu spät zur Arbeit kommen. Eigentlich wollte ich um sechs Uhr aufstehen und unser Auto noch ans Ladekabel hängen, bevor wir unsere Tochter um 7:30 Uhr zur Schule gefahren hätten. Die Batterie war fast leer.

Wir gingen ins Kinderzimmer und weckten die Kleine, dann gingen wir hinunter in die Küche. Die Kaffeemaschine funktionierte nicht und im Kühlschrank brannte kein Licht. Ich öffnete das Eisfach. Ein paar feuchte Kartons mit unserer Notfallration TK-Pizzas. Ich schmiss sie in den Mülleimer. Der Herd. Das Licht. Nichts funktionierte. Stromausfall. Wir machten uns noch keine Sorgen. Normalerweise dauerte es nur wenige Stunden. Wir löffelten die Joghurts aus dem Kühlschrank leer und machten uns Wurstbrote. Das Zeug musste ja weg.

Ernsthaft Sorgen machte ich mir, als das Handy kein Netz hatte. Was war passiert? Radio und Fernsehen würden auch nicht funktionieren. Wir waren ratlos. Also beschlossen wir, unsere Tochter zur Schule zu bringen, um dann selbst zur Arbeit zu fahren. Auf einem Schulzeugnis fanden wir die Adresse der Schule und ich hatte noch meinen alten Falk-Plan von Berlin, den ich mir in den neunziger Jahren als Student gekauft hatte.

Auf dem Weg zur Bushaltestelle sahen wir eine Straßenbahn, die mitten auf der Strecke liegengeblieben war. An U- und S-Bahn war also nicht zu denken. Mit dem Bus würde es ein langer Weg nach Charlottenburg werden, wo meine Frau und ich arbeiteten. Immerhin kam der Bus und wir fuhren zur Grundschule. Sie war wegen des Stromausfalls geschlossen, weil es weder Strom noch einen funktionierenden Feueralarm gab.

Also fuhren wir alle drei mit dem Bus in die Innenstadt. Schon der 160er bis Sterndamm war völlig überfüllt, aber wir quetschten uns gerade noch so hinein. Dann ging es mit dem 265er weiter bis zur Sonnenallee in Neukölln. Inzwischen hatten wir wieder Handy-Empfang. Die Fahrt bis zu unseren Büros würde insgesamt zwei Stunden dauern. Wir lasen, dass es einen linksextremistischen Brandanschlag auf zwei Strommasten gegeben hatte und die Reparaturarbeiten bis Donnerstagabend dauern würden. Übersetzt in den Hauptstadtalltag: Für den Rest der Woche ging nichts mehr.

Was sollten wir machen? Meine Frau arbeitete in einem Großraumbüro und ich als Hauptstadtkorrespondent des Wichtelbacher Landboten in einer Online-Redaktion. Unsere Tochter konnten wir nicht zur Arbeit mitnehmen und auch nicht allein zuhause lassen. Wir riefen unsere Vorgesetzten an und schilderten ihnen die Lage. Wir bekamen den Rest der Woche frei, das kostete uns vier Urlaubstage. Ich versprach meiner Redaktion, vom Stromausfall und unserem neuen Alltag per Handy zu berichten und mindestens drei Artikel zu schreiben.

Wir setzten uns in den McDonald’s am Hermannplatz und berieten die Lage. Keiner von uns wollte nach Hause in die Stille und die Dunkelheit nach Sonnenuntergang. Wir hatten bis Sonntagabend Zeit, dann würde alles wieder funktionieren. Meine Frau hatte die rettende Idee und unsere Tochter war sofort begeistert. Wir machen Urlaub! Schon auf dem Bürgersteig waren wir im Ferienmodus und gönnten uns ein Taxi zum Hauptbahnhof. Unterwegs berieten wir, wohin es gehen sollte. Ostsee, Tante Erika in Erfurt, Hamburg?  

Wir fuhren nach Bad Saarow am Scharmützelsee. Wir nahmen uns ein Zimmer in einem Hotel und gingen ins Restaurant „Carpe diem“ (sic!). Am nächsten Morgen kauften wir uns ein paar Klamotten zum Wechseln, Badesachen, Zahnbürsten und einen Kamm. Danach gingen wir in die Saarow Therme, wo wir uns ein paar Stunden entspannten. Fünf schöne Spätsommertage mit Spaziergängen am See, gutem Essen und gemeinsamen Abenden vor der Glotze. Die neue Welt gefiel uns eigentlich ganz gut.

Samstag, 13. September 2025

Digital lemon is calling you

 

Blogstuff 1192

„Wenn du eine Zitrone bist, solltest du keine gelben Hosen tragen.“ (Karl Lagerfeld zugeschrieben)

Brasilien hat die Eier, die die USA längst nicht mehr hat. Der versuchte Staatsstreich von Bolsonaro bringt ihn für 27 Jahre in den Knast. Da müsste eigentlich auch Trump sitzen.

Warum ist der Boxring viereckig?

Kann sich noch jemand an die Bonbondosen von „Quality Street“ erinnern? Toffees, Bonbons und Pralinen in einer runden Blechbüchse, auf der eine Frau in einem viktorianischen Kostüm mit Hut und Schirm abgebildet war, hinter der ein fescher Offizier stand. Der Hersteller war die englische Firma Macintosh, die auch den quietschsüßen Caramac-Riegel und Rolo herstellte. Karamell, soweit das Auge reicht. Manchmal hatte meine Oma eine Dose und wir konnten nicht genug von dem Zeug kriegen. Wenn man heute den Namen Macintosh googelt, sieht man nur Bilder von alten Computern. „Quality Street“ wird inzwischen von Nestlé produziert.

Dann hätten wir aus den 70ern noch die „3 Musketiere“, „Bonitos“, „Prickel Pit“, später kam noch PEZ mit den coolen Spendern im Brausebonbonsegment dazu, und es kam zu Glaubenskriegen wie zwischen den Pelikan- und den Geha-Usern. „Ahoi“ in Pulverform darf natürlich nicht vergessen werden. Bayrisch Blockmalz habe ich damals tütenweise vertilgt, fasziniert war ich von den Schoko-Goldtalern, die mir einen ersten Vorgeschmack auf die Wonnen des Reichtums vermittelten. Auch Schokoladenzigaretten bereiteten uns auf das Erwachsenenleben vor. Viele Marken gibt es natürlich auch heute noch, vor allem Schokoriegel und Tafelschokolade.

Kennt jemand Goldies in der Oranienstraße? Zwei Jungs, die im Drei-Sterne-Restaurant Ritz-Carlton in Wolfsburg gekocht haben, sind nach Berlin gekommen, um hier „Best bad food in town“ zu machen. Sie haben sich auf Fritten spezialisiert, haben von den Besten in Belgien und Holland gelernt, wissen, welche Kartoffeln man braucht, wie man sie schneiden muss, dass man sie zweimal frittieren muss – und zwar nicht in billigem Sonnenblumenöl, sondern in Rinderfett. Sie haben spezielle Fritten-Gerichte wie „Ente Peking“ und „Beef in Paris“ für kleines Geld, außerdem gibt es inzwischen auch Smashburger, die sich in Windeseile in der Berliner Gastro-Szene verbreitet haben. In einem Video zeigen sie ihre drei Lieblingsimbissbuden, darunter zwei von meinen absoluten Favoriten: den Puffer-Imbiss am Hermannplatz (Eierkuchen auch extrem lecker) und die Curry-Baude im Bahnhof Gesundbrunnen, meine Nr. 1 in Sachen Currywurst, massivst übergeil, von mir bereits übelst abgefeiert, um es mal im Jargon der Baden-Badener Foodblogger zu formulieren. Der Chef ist Metzgermeister und hat auch eine Ewigkeit Curry 36 mit seinen Würsten beliefert. Was soll ich sagen? Die beiden haben einfach Ahnung von Gastronomie. Rogacki, im Video ganz am Anfang und das Mekka für Fischliebhaber, hat inzwischen dichtgemacht, weil der alte Rogacki gestorben ist.

DIE LEGENDÄRSTEN IMBISSE BERLINS

 

Freitag, 12. September 2025

Linker Fachkräftemangel

 

Der revolutionäre Nachwuchs ist an Dämlichkeit nicht mehr zu überbieten. Da legen ein paar Saboteure, vermutlich wohlgenährte Großbürgerkinder, deren Väter Zahnarztpraxen und Anwaltskanzleien in Westdeutschland betreiben und ihnen zur Belohnung für den Bachelor in Ausdruckstanz eine Altbauwohnung am Kollwitzplatz kaufen werden, die Stromversorgung eines ganzen Stadtteils lahm. Begründung: Der „militärisch-industrielle Komplex“ in Adlershof soll getroffen werden.

Was ist der „Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Adlershof“ eigentlich genau? Hier gibt es sieben naturwissenschaftliche Institute der HU Berlin, hunderte Unternehmen aus den Bereichen Medien, IT, Erneuerbare Energien, Biotechnologie, Gewerbe und Dienstleistungen. Darunter sind auch Unternehmen, die Rüstungskonzerne und die Bundeswehr zu ihren Kunden zählen. Die Chips der Firma Trumpf finden sich nicht nur in Smartphones, sondern auch in Waffensystemen. Atos hat ein IT-System für die Bundeswehr entwickelt (HaFIS, Harmonisierung der Führungsinformationssysteme), Produkte von Jenoptik werden auch für die militärische Aufklärung benutzt. Oha! Dieses Schurkennest muss attackiert werden. Wenn ich der Rüstungsindustrie in Deutschland schaden will, dann greife ich Unternehmen wie Rheinmetall oder Heckler & Koch doch direkt an. Es könnte so einfach sein. Man kann es aber auch kompliziert machen.

Mit dieser Aktion gewinnt man, vorsichtig ausgedrückt, keine Sympathien in der Bevölkerung. Sie sieht die Sache nämlich so, wie sie wirklich ist: als Terroranschlag gegen Unschuldige. Die Leute, denen der Saft abgedreht wurde, arbeiten nicht für die Rüstungsindustrie. Sie arbeiten überall in der Stadt oder zuhause. Sie sind auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen, auf Supermärkte und Bäckereien, auf funktionierende Infrastruktur, Schulen und Kitas. Sie finden es nicht ganz so lustig, wenn man kranken Menschen den Strom für ihre Beatmungsgeräte nimmt oder tonnenweise Lebensmittel vernichtet werden, weil die Kühlung ausgefallen ist.

Wenn man unter Wahnvorstellungen oder akuten Ideologieschüben leidet, kann man natürlich behaupten, alles gehöre zum militärisch-industriellen Komplex. Mit Strom werden Waffen produziert, auf Straßen und Schienen können auch Rüstungsgüter transportiert werden, jeder Erwachsene ist ein potenzieller Soldat, jede Schule ein Ort militaristischer Indoktrination, Bäcker und Metzger können auch Brot und Wurst an die Front liefern, in jedem Betrieb kann man Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene beschäftigen. Man kann diesen Gedanken noch weiterspinnen. Jede Banane ist gelebter Kapitalismus. Wer Pepsi trinkt, glaubt auch an Massenvernichtungswaffen im Irak.

Die Bonsai-Terroristen machen denselben Fehler wie die Klimakleber und Kunstvernichter der Letzten Generation. Sie zerstören mit ihren Aktionen jede Form von Unterstützung in der Bevölkerung. Es gibt viele Menschen, die der Meinung sind, der Klimawandel sei die größte Bedrohung unserer Zeit und Deutschland dürfe keine Rüstungsgüter exportieren. Wer ein Stadtviertel oder den Straßenverkehr lahmlegt, kämpft gegen die eigenen Sympathisanten und isoliert sich. Es ist derselbe Autismus, den wir von den K-Gruppen der 68er kennen. Sie haben etwas für sich gemacht, nicht für andere. Das mediale Echo ihrer Tat mag ihrer Eitelkeit schmeicheln, der Anschlag bleibt aber gesellschaftlich wirkungslos. Die Letzte Generation ist nicht nur gescheitert, sie hat auch gleich die Massenbewegung Fridays for Future zerstört. Selbst Greta Thunberg macht nicht mehr mit. Der Linken in der Generation Z fehlt es an Köpfen, aber leider nicht an Ärschen.