„Viele Menschen sehen ein, dass der Erhalt der
Lebensgrundlage elementar ist, aber ihre eigenen existentiellen Nöte sind ihnen
näher. Während die Grünen Angst vor dem Ende der Welt haben, haben viele
Menschen Angst vor dem Ende des Monats.“ (Christoph Sieber)
Sie
erinnern sich an den Bundestagswahlkampf vor zehn Jahren? Die Grünen forderten
einen Veggie-Day pro Woche in der Kantine und der Mensa. Ich weiß gar nicht, ob
es das Wort Shitstorm damals schon gab, aber riesige Horden von
Schweinenacken-Orks zogen marodierend durchs Land, Fackeln und Mistgabeln
wurden geschwungen. Das Wahlergebnis war mit 8,4 Prozent eine herbe Niederlage.
Es
gibt Themen, bei denen die Bürger allergisch reagieren, wenn der Staat sich
einmischt. Dazu gehören Datenschutz und Ernährung, Auto und Heizung. Staatliche
Projekte wie das geplante Heizungsgesetz (eigentlich: „Gebäudeenergiegesetz“, Neufassung
2023) werden als Eingriff in die persönliche Autonomie und
Entscheidungsfreiheit wahrgenommen. Wäre Holgi der chinesische Staat, würde er
von Einmischung in die inneren Angelegenheiten sprechen und es sich verbitten.
Übt
der Staat Druck auf die Bürger aus, entsteht Gegendruck. Es ist also weder
pädagogisch noch politisch (die nächsten Wahlen kommen bestimmt) sinnvoll,
rigide Vorgaben zu machen. Ab 2024 sollen keine neuen Gas- und Ölheizungen mehr
eingebaut werden. Die Idee ist richtig, denn Klimaschutz wird immer wichtiger.
Selbst die eben erwähnte chinesische Regierung gibt den Autofabriken im eigenen
Land jetzt Quoten vor, wie viele E-Autos gebaut werden sollen. Aber wir leben
nicht in einer Diktatur, also muss man behutsamer und geschickter vorgehen.
Holgi
soll von selbst draufkommen, dass die Wärmepumpe eine gute Idee ist. Also
unterstützt der Staat den Einbau mit Zuschüssen. Auch das steht im geplanten
Gesetz. Zuckerbrot statt Peitsche. Wenn die Wärmepumpe günstiger ist als Öl-
und Gasheizungen und wir davon ausgehen, dass Holgi rational denkt, entscheidet
er sich für die preiswertere Variante. Zuckerbrot 2: Der CO2-Preis. Eine Tonne
CO2 kostet Holgi im Augenblick 30 Euro. 2025 sind es schon 45 Euro, also fünfzig
Prozent mehr. 2026 dann 55 bis 65 Euro – der CO2-Preis verdoppelt sich im
Vergleich zu heute. Gleichzeitig werden die Strompreise gesenkt. Das hat
übrigens schon die Regierung Merkel beschlossen, das ist keine Idee der Grünen.
Auf
diese Weise zieht die Wärmepumpe ganz elegant und geschmeidig an den anderen
Heizungen vorbei. Holgi hat alles richtig gemacht, Habeck hat alles richtig
gemacht und die Grünen schmieren nicht wieder so hässlich ab wie 2013. Vielleicht
ergänzt man das Gesetzesvorhaben noch um eine soziale Komponente als Schmankerl,
z.B. Förderung nach Höhe des Einkommens. Man verbietet nichts, auch keine neuen
Öl- und Gasheizungen, man fördert nur. Schließlich könnte es aufgrund der hohen
Nachfrage nach Wärmepumpen zu langen Wartezeiten kommen (Personalmangel,
Lieferengpässe). Es könnte so einfach sein, wenn man sich ein wenig in die
Holgis dieser Welt einfühlen kann und nicht ökologischen Frontalunterricht
macht.
P.S.:
Laut ZDF-Politbarometer vom 26.5.2023 findet eine Mehrheit von 56 Prozent das
geplante Heizungsgesetz gut.
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