Freitag, 19. Mai 2023

So funktioniert Journalismus, Freunde der Sonne

 

Als ich im Internet von der Demo las, wusste ich sofort, dass es meine große Chance sein würde. Die Nazis wollten unter dem Motto „Wir holen uns Neukölln zurück“ auf der Sonnenallee demonstrieren. Natürlich kam es zu einer Schlägerei zwischen den Migranten und den Faschos. Ich beobachtete aus einem Hauseingang die wüste Prügelei und warf mich erst in die Menge, als die Polizei kam.

Ich wurde verhaftet und wir fuhren in einer sogenannten Wanne aufs nächste Polizeirevier. Selbstverständlich war ich auf den Punkt vorbereitet. Ich trug ein T-Shirt mit der Aufschrift „Haut die Bullen platt wie Stullen“, dazu eine Jogginghose und Schuhe mit Klettverschluss. Als auf der Dienststelle meine Personalien aufgenommen wurden, verweigerte ich die Aussage. Ich musste alle persönlichen Gegenstände abgeben, aber meine Taschen waren leer. Ich hatte auch keine Papiere dabei. Also kam ich in die Arrestzelle.

In der Zelle waren ein halbes Dutzend Nazis, ein dürrer alter Mann und drei Mitglieder eines mexikanischen Kartells, deren nackte Oberkörper, rasierte Schädel und Gesichter komplett tätowiert waren. Alle sahen mich wütend an, als ich in die Zelle gebracht wurde. Nur der Alte kauerte ängstlich und verzweifelt in der Ecke. Man hatte allen die Gürtel und Schnürsenkel abgenommen und so hielten sie ihre Hosen oben, indem sie ihre Hände in den Hosentaschen hatten.

Das Wichtigste im Knast ist der Respekt. Du darfst keine Schwächen zeigen, du musst den anderen klarmachen, dass du das Alphatier bist. Mächtig großer Krieger. Eine tödliche Gefahr. Also machte ich erstmal zwanzig Liegestütze nur mit dem linken Arm, dann zwanzig nur mit dem rechten Arm, anschließend zwanzig ohne Arme. Dann sprang ich auf. Ich hatte absoluten Ruhepuls.

Ich ging zu den drei mexikanischen Kartellkillern hinüber und blickte dem Größten von ihnen eiskalt in die Augen.

„He, Inka-Hackfresse, warum haben sie dich eingebuchtet?“

Er grinste verächtlich und spuckte vor mir auf den Boden.

„Hab ein Weißbrot aufgeschlitzt, du verpisste Gestapo-Schwuchtel.“

Er spannte seine Muskeln und nahm die Fäuste aus den Hosentaschen. Seine Hose begann zu rutschen und ich nutzte diesen winzigen Augenblick der Irritation. Eine stahlharte Gerade landete mitten in seiner Visage und ich ließ umgehend einen tückischen Leberhaken folgen. Während er stöhnend zu Boden sank, spuckte er seine Zähne aus wie ein Popcornautomat.

Die beiden anderen Mexikaner kamen drohend auf mich zu, aber dann griffen die Nazis an. Da ihnen allen die Hosen rutschten, war der Kampf eher peinlich als brutal. Ein Polizist kam und hieb mit seinem Schlagstock auf das Gitter der Zelle ein.

„Aufhören! Ich schick euch alle nach Moabit!“

Ich ging zu dem ängstlichen Mann in der Ecke, der mich verzweifelt ansah. Nachdem ich mich neben ihn gesetzt hatte, legte ich väterlich meinen Arm um seine Schultern.

„Ich kann dich beschützen, aber ich brauche Infos zu deinem Boss.“ Ich wusste, dass er der Privatsekretär von Döpfner war. Ich hatte über die Nachrichtenagenturen von seiner Verhaftung erfahren.

Er blickte zu Boden und schwieg.

Ich nahm seinen Adamsapfel, der groß wie ein Tischtennisball war, zwischen Daumen und Zeigefinger.

„Ich kann dir aber auch die Gurgel zudrücken, bis der Sandmann kommt.“

Danach packte er aus. Murdochs News Corp. und Springer hatten heimlich die Mehrheit beim SPIEGEL erworben und planten Kampagnen für Trump und Merz. Außerdem würde es einen deutschen Kanal von Fox News geben. Endlich würde mit der ganzen links-grün-versifften Scheiße Schluss sein.

So geht erfolgreicher Top-Journalismus, Ihr Karo-Luschen! Man muss dahin gehen, wo es weh tut. Exklusive Informationen sind pures Gold, du musst die Story als Erster haben. Sehe ich aus wie Relotius, der einfach zu Hause sitzt und sich seine Texte bei einer Flasche Rotwein ausdenkt?

Nächste Woche: Bonetti findet die Druckplatten für gefälschte Bitcoins.

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1 Kommentar:

  1. "Jogginghose und Schuhe mit Klettverschluss" ... ahhh, die Berlinausgabe von Mickey Spillane ist endlich da.

    Gruß
    Jens

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