Es war
einer dieser Tage, an denen der Frühling nicht so richtig in Schwung kommen
wollte. Ich blickte aus meinem Bürofenster und sah, dass Wichtelbach in dichten
Nebel getaucht war. In der Ferne glitzerten die majestätischen schneebedeckten
Gipfel des Hunsrücks in der Morgensonne.
Seit
Monaten hatte sich kein Klient mehr in meine Detektei verirrt, auf der
Sitzfläche des Besucherstuhls lag eine dicke Staubschicht. Da klopfte es
plötzlich an der Tür.
Eine
unscheinbare junge Frau trat ein. Sie war dünn, ungeschminkt, hatte ihr Haar zu
einem Dutt zusammengeknüllt und trug eine schreckliche Hornbrille, in der ihre
Augen herumschwammen wie in einem Aquarium.
„Sind
Sie Rüdiger Marlowe?“
„So
steht’s an der Tür, Puppe.“
„Ich
suche jemand, der jemand suchen kann.“
„Ich
kann es versuchen.“
Sie
kam näher und sah den staubigen Stuhl. Sie zog ein Taschentuch mit dem
eingestickten Monogramm „B. H.“ aus der Handtasche und wischte den Stuhl ab.
Dann setzte sie sich.
„Was
würde mich die Sache kosten?“
„Kommt
darauf an, wie lange es dauert und wie schwierig es ist, die betreffende Person
zu finden.“
Ich
öffnete die Schublade meines Schreibtischs, fischte eine Flasche Bourbon heraus
und goss mir einen Vierfachen ein, den ich in einem Zug die Kehle
hinunterspülte.
„Es
geht um meine Schwester Ute.“
„Sie
ist verschwunden?“
Ich
stopfte meine Bong, nahm einen tiefen Zug und bekam einen schrecklichen
Hustenanfall.
„Seit
einer Woche antwortet sie nicht auf Mails oder Anrufe.“
Sie
öffnete ihr Haar und Wogen von goldblonden Locken fielen über ihre Schulter.
„Das
ist ja ein Ding“, antwortete ich lahm.
Ich
legte mir eine fette Line Koks und ließ sie durch einen gerollten
Fünf-Euro-Schein geräuschvoll in meinem Rüssel verschwinden.
Sie
öffnete die beiden oberen Knöpfe ihrer Bluse und beugte sich zu mir nach vorne.
Ich blickte mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund auf ihr üppiges
Dekolleté.
„Sie
müssen mir helfen, Mister Marlowe.“
Ich
packte mein Spritzbesteck auf den Tisch und sagte: „Kein Problem, Schätzchen.
Ich habe schon ganz andere Sachen gefunden.“
Sie
nahm ihre Brille ab. In ihren Augen glitzerte die pure Wollust. Dann klebte sie
sich zwei künstliche Wimpern auf die Glotzpickel und malte sich etwas rote
Schmiere auf die Lippen.
Um die
Sache kurz zu machen: Die Schwester ist wieder aufgetaucht und ich habe jetzt
eine rattenscharfe Freundin.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen