Es ist mal wieder die Zeit der
Pauschalurteile. Die Ausländer sind an allem schuld. Manche fordern ein
landesweites Böllerverbot. Gescheiterte Integration. Toxische Männlichkeit usw.
Mit dem Bello haut man auf eine Reißzwecke.
Was ist passiert? In der
Silvesternacht haben hunderte Halbstarke in Neukölln randaliert. Nicht in ganz
Deutschland. Nicht achtzig Millionen Menschen. In Schweppenhausen sind zum
Beispiel die Familien auf die Straße oder in ihren Garten gegangen, haben ihre
Raketen in den Himmel geschossen und sind dann wieder ins Haus zurückgekehrt.
Keine Toten und Verletzten, kein Polizei- oder Feuerwehreinsatz, keine Randale,
keine eingeschmissenen Scheiben, keine brennenden Autos.
Bevor man jetzt, wie in
Deutschland üblich, einen Riesenanlauf zur Problemlösung macht – denn es geht
ja wie immer ums Prinzip –, könnte man die Dinge auch ganz pragmatisch lösen. Wir
brauchen keine neuen pädagogischen Konzepte. Die jungen Leute, die in Berlin
randaliert und Rettungskräfte angriffen haben, würden zuhause ihre Eltern und
Geschwister nicht mit Silvesterraketen beschießen, sie würden auch nicht ihre
Kirchen und Moscheen angreifen. Sie wissen genau, wie man sich benimmt. Sie
sind nicht schlecht erzogen. Aber sie wissen auch, dass man zu bestimmten
Zeiten an bestimmten Orten ungestraft alles machen darf. Rechtsfreie Räume sind
ein Vakuum, das Straftäter magisch anzieht. Warum leckt sich der Hund die Eier?
Weil er es kann.
Was tun? Prävention. Dazu zwei
Beispiele:
Am 1. Mai randaliert in SO 36
traditionell die linksautonome Szene. 1991 erlebte ich es zum ersten Mal live.
Ich wohnte damals in der Görlitzer Straße, also mittendrin. Um die Ecke war die
Ruine eines Bolle-Supermarkts, der am 1. Mai 1987 geplündert und dann
abgefackelt worden war. Ich verließ am Vormittag die Wohnung, um mir Brötchen
und eine Zeitung zu kaufen. Die Tankstelle an der Ecke Görlitzer und Skalitzer
Straße glich einem Fort der US-Kavallerie im Indianerland. Kreisförmig waren
Polizeifahrzeuge, sogenannte Wannen, geparkt, die Polizisten in voller
Kampfmontur standen in der Mitte. Jahr für Jahr hat die Polizei bundesweit ganze
Hundertschaften nach Kreuzberg geschickt, um die Gewalt im Keim zu ersticken.
Heute passiert kaum nach was am 1. Mai.
Hertha-Heimspiele sind ein
Problem. Hunderte Hooligans bezeichnen sich als Fans und kommen ins
Olympiastadion. Einmal hatte ich das Pech, in einer U-Bahn voller Hools zu
sitzen. Am Bahnhof Zoo, inzwischen wohnte ich in der West-City, stieg ich aus. Dutzende
Polizeibeamte mit Helm, Schild und Knüppel stiegen ein. Durch massive
Polizeipräsenz ist das Problem mit gewaltbereiten Fußballfans inzwischen fast
vollständig gelöst.
In der nächsten Silvesternacht
ist die Polizei hoffentlich mit mehreren Hundertschaften in der Sonnenallee, am
Hermannplatz, der Karl-Marx-Straße und in der Gropiusstadt. Es ist ja noch
nicht einmal ganz Neukölln betroffen, ich sage nur: Britz. Dazu sollten
natürlich auch alle juristischen Mittel ausgeschöpft werden. Linke
Flaschenwerfer sind vom Staatsanwalt schon wegen Mordversuch angeklagt worden.
Für den Angriff auf Rettungskräfte können Haftstrafen verhängt werden. Auf eine
präzise Analyse sollten auch präzise Lösungen folgen.
P.S.: Unter den 145
Festgenommenen waren auch ein Australier, ein Franzose – und sechs Frauen.
P.P.S.: Silvester 2002 gab es in
Berlin über 500 Brände und 560 Verletzte.
1945 hat es in Berlin am meisten geknallt. War kein Bulle zu sehn.....Ich war escht aggro.
AntwortenLöschenDie Polizei hat sich ja in die Russen-Viertel nicht reingetraut ...
LöschenHahaha, stimmt.
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