Dienstag, 17. Januar 2023

Das Ende


Die Zeit wächst mit jedem Tag. Es ist eine gewaltige Masse. Wie die Antarktis, endlos weit und still. Die Farbe der Zeit ist weiß.

Ich bin am Ende meiner Reise. Der letzte Ort, das letzte Zimmer. Ich bin angekommen, obwohl ich den Ort gar nicht kenne.

Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich verwitterte Bahngleise, auf denen schon lange kein Zug mehr fährt. Dahinter ist ein Wald, grau und ohne Bewegung.

Das Zimmer in der Pension zahle ich wochenweise. Jeden Morgen bringt mir die Wirtin, eine hässliche alte Frau, das Frühstück: Zwei Brötchen, Marmelade, Wurst und Käse. Dazu eine Kanne Kaffee.

Wenn die Witterung es zulässt, gehe ich vormittags spazieren. Nicht weit. Die schmucklose Pension kann ich noch sehen. Man begegnet in diesem Viertel der Kleinstadt keinem Menschen.

Ich habe aufgehört zu lesen. Die Nachrichten interessieren mich nicht. Neulich habe ich mich fast zu Tode erschrocken, als ein Vogel auf meinem Fensterbrett gelandet ist. Ich bin müde. Ich will mich nicht aufregen.

Es wird Winter, es wird Frühling. Das Geld schwindet, meine Kraft auch. Erst habe ich meine Arbeit verloren, dann meine Frau. Alles wird leichter. Es gibt keinen Ort, an den ich zurückkehren will. Ich lege mich einfach auf das Bett und warte auf das Ende.

 

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