Ich
mag keine schnurgeraden Straßen. Sie erinnern mich immer an totalitäre Staaten.
Also betrat ich den nächstbesten Laden. Es war ein Fachgeschäft für
Seemöwenbedarf.
Hinter
der Ladentheke stand ein alter Mann mit einem Eisenhaken anstelle der rechten
Hand.
Ich
starrte auf den Haken und er sagte: „Die Hand habe ich bei einem
Bergwerksunglück verloren.“
Er kam
um die Theke herum. Ich hörte das Tok-Tok eines Holzbeines.
„Das
Bein habe ich bei einem Tauchgang verloren. Ein Hai hat es gefressen.“
„Und
ihr Ohr?“
„Das
waren Raubmilben. Eines Morgens wachte ich auf und hatte nur noch ein Ohr.“
„Das
ist ja schrecklich.“
„Ja.
Andere verlieren Regenschirme oder Hausschlüssel. Ich verliere Körperteile.“
„Und
jetzt verkaufen Sie Seemöwenbedarf.“
„Ja.“
„Und
wie laufen die Geschäfte?“
„Könnte
besser sein.“
„Verstehe.“
„Seemöwen
haben kein Geld. Sie verdienen ja auch nichts. Seemöwe ist schließlich kein
Beruf.“
Das
ist albern, dachte ich. Aber ich sagte: „Das klingt logisch.“
Ich
verließ den Laden wieder und ging bis ans Ende der Straße. Dort stand ein
Hochhaus. Rechts vom Hochhaus war ein Anbau. Ein Schloss. Rechts des Schlosses
war eine Villa angebaut und dann kam eine winzige Holzhütte.
Ich
klopfte an die Tür. Ein kleines Kind öffnete, sah mich kurz an und sagte: „Ich
darf keine Fremden reinlassen.“
Dann
schloss es die Tür wieder.
Eigentlich
geht diese unfassbar bedeutungslose Geschichte noch weiter, aber für mich endet
sie hier.
Kafka lebt in offensichtlich in einem anderen Körper weiter — was möchte uns Gott damit sagen?
AntwortenLöschenGruß
Jens
Über eine Reinkarnation ist mir nichts bekannt. Aber wenn Sie Gott etwas fragen möchten, sind Sie hier genau richtig ;o)
LöschenSchnurgerade Straße, bis zum Horizont. Freiheit und Sehnsucht.
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