Montag, 26. Dezember 2022

Drill Sergeant Bonetti

 

Täglich erreichen mich die Bewerbungen junger Leute, die gerne in meiner Redaktion arbeiten möchten. Offensichtlich haben sie keine Vorstellungen von der harten Ausbildung in meinem Unternehmen.

Hier der Erfahrungsbericht eines Nachwuchsreporters:

Die ersten Wochen waren noch einfach. Blumen gießen, Kaffee kochen und dem Chefredakteur die Schuhe putzen. Ab und zu wurde ich zu einem Kiosk geschickt, um Zigaretten zu holen. Dann durfte ich die Namen und Öffnungszeiten der Nachtapotheken recherchieren. Aber dann begann der brutale Teil des Trainings. Zwölf Stunden Internet-Recherchen am Stück. Ohne Pause. Wir wurden in eine Achterbahn gesetzt und mussten während der Fahrt die Buchstaben eines Textes zählen, bis wir gekotzt haben.

Danach bekamen wir den ersten richtigen Auftrag: Wir sollten herausfinden, mit wem ein bekannter CSU-Politiker in Berlin eine Affäre hatte. Wir schlugen uns die Nächte in Brauhäusern und Schnitzelkneipen um die Ohren, saßen stundenlang im Auto vor dem Haus einer Frau und pinkelten in leere Wasserflaschen. Dann kamen plötzlich ein paar übel aussehende Jungs und zerrten uns aus dem Wagen. Uns wurden Säcke über den Kopf gestülpt und wir wurden gefesselt in einen Van geworfen.

Ich kam in eine winzige Zelle, die mit Blut und Fäkalien beschmiert war. Ohrenbetäubender Lärm schallte aus den Lautsprechern, an Schlaf war nicht zu denken. In den ersten drei Tagen gab es nichts zu essen. Stundenlange Verhöre. Ich sollte die Namen meiner Informanten preisgeben. Aber ich blieb hart. Sie verprügelten mich, aber ich sagte kein Wort. Aus der Nachbarzelle hörte ich furchtbare Schreie. Das musste mein Kollege sein.

Dann wurde mir wieder ein Sack über den Kopf gestülpt und man brachte mich in einen Hubschrauber. Ich spürte, wie wir abhoben.

„Spuck’s aus. Ich will den Namen hören.“

„Leck mich.“

„Wir werfen dich gefesselt über dem Meer ab. Da fressen dich die Fische bei lebendigem Leib. Für wen arbeitest du?“

„Leck mich.“   

Dann wurde ich aus dem Hubschrauber geworfen. Ich schrie vor Angst, aber nach wenigen Sekunden landete ich in einer Pfütze. Man zog mir den Sack vom Kopf. Um mich herum standen der Chefredakteur und die Kollegen. Sie lachten mich aus.

„Jetzt gehörst du zu Bonetti Media. Halbe Stelle. Auf ein Jahr befristet.“

Ich weinte vor Glück und Erschöpfung. Danke, Greatgrandmaster B!

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