Täglich erreichen mich die
Bewerbungen junger Leute, die gerne in meiner Redaktion arbeiten möchten.
Offensichtlich haben sie keine Vorstellungen von der harten Ausbildung in
meinem Unternehmen.
Hier der Erfahrungsbericht eines
Nachwuchsreporters:
Die
ersten Wochen waren noch einfach. Blumen gießen, Kaffee kochen und dem
Chefredakteur die Schuhe putzen. Ab und zu wurde ich zu einem Kiosk geschickt,
um Zigaretten zu holen. Dann durfte ich die Namen und Öffnungszeiten der
Nachtapotheken recherchieren. Aber dann begann der brutale Teil des Trainings.
Zwölf Stunden Internet-Recherchen am Stück. Ohne Pause. Wir wurden in eine
Achterbahn gesetzt und mussten während der Fahrt die Buchstaben eines Textes
zählen, bis wir gekotzt haben.
Danach
bekamen wir den ersten richtigen Auftrag: Wir sollten herausfinden, mit wem ein
bekannter CSU-Politiker in Berlin eine Affäre hatte. Wir schlugen uns die
Nächte in Brauhäusern und Schnitzelkneipen um die Ohren, saßen stundenlang im
Auto vor dem Haus einer Frau und pinkelten in leere Wasserflaschen. Dann kamen plötzlich
ein paar übel aussehende Jungs und zerrten uns aus dem Wagen. Uns wurden Säcke
über den Kopf gestülpt und wir wurden gefesselt in einen Van geworfen.
Ich
kam in eine winzige Zelle, die mit Blut und Fäkalien beschmiert war.
Ohrenbetäubender Lärm schallte aus den Lautsprechern, an Schlaf war nicht zu
denken. In den ersten drei Tagen gab es nichts zu essen. Stundenlange Verhöre.
Ich sollte die Namen meiner Informanten preisgeben. Aber ich blieb hart. Sie
verprügelten mich, aber ich sagte kein Wort. Aus der Nachbarzelle hörte ich
furchtbare Schreie. Das musste mein Kollege sein.
Dann
wurde mir wieder ein Sack über den Kopf gestülpt und man brachte mich in einen
Hubschrauber. Ich spürte, wie wir abhoben.
„Spuck’s
aus. Ich will den Namen hören.“
„Leck
mich.“
„Wir
werfen dich gefesselt über dem Meer ab. Da fressen dich die Fische bei
lebendigem Leib. Für wen arbeitest du?“
„Leck
mich.“
Dann
wurde ich aus dem Hubschrauber geworfen. Ich schrie vor Angst, aber nach
wenigen Sekunden landete ich in einer Pfütze. Man zog mir den Sack vom Kopf. Um
mich herum standen der Chefredakteur und die Kollegen. Sie lachten mich aus.
„Jetzt
gehörst du zu Bonetti Media. Halbe Stelle. Auf ein Jahr befristet.“
Ich
weinte vor Glück und Erschöpfung. Danke, Greatgrandmaster B!
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