Freitag, 30. Dezember 2022

Kuck mal wer da klingelt

 

Staatsbesuche sind ein dankbares Feld für jeden Politikinteressierten. Wer besucht wen, wer besucht wen nicht? Wer hat ein Heimspiel, wer ein Auswärtsspiel? Wie lange dauert der Besuch? Was wird konkret vereinbart?

Nehmen wir Chinas Staatschef Xi Jinping als Beispiel. Er besucht nur sehr selten andere Länder. Normalerweise gibt der rote Kaiser Audienzen in seinem Palast. Jetzt war er vier Tage auf Staatsbesuch in Saudi-Arabien. Mehr geht nicht. Das hat es seit Gründung der Volksrepublik China 1949 nicht gegeben. Handelsverträge im Wert von dreißig Milliarden Dollar wurden abgeschlossen. Eine strategische Kooperation zwischen China und dem Golf-Kooperationsrat (Saudi-Arabien, Katar, VAR, Oman, Bahrain, Kuwait) wurde vereinbart.

Natürlich richtet sich diese diplomatische Offensive gegen die USA. US-Präsident Biden war im Sommer nach Riad gereist, um neue Impulse in die angespannten Beziehungen zu Saudi-Arabien zu bringen. Er wurde bei weitem nicht so pompös empfangen wie Xi. Durch den schrittweisen militärischen Rückzug der Amerikaner müssen sich die Araber neue Partner suchen.

Scholz war im November für elf Stunden in China, für mehr als ein Gespräch mit Xi reichte die Zeit nicht. Zuvor war Angela Merkel 2019 in China, Xi war 2014 (der erste Besuch eines chinesischen Staatschefs seit acht Jahren) und 2017 (wegen des G20-Gipfels) auf Staatsbesuch in Deutschland.

Und Putin? Selbst die Araber kaufen sein Öl zu Dumping-Preisen, um ihr eigenes Öl teurer auf dem Weltmarkt verkaufen zu können. China macht das gleiche. Xi empfing Putin kurz vor Kriegsbeginn zum Staatsbesuch. Seither nicht mehr. Auch ein Besuch in Moskau fand nicht statt (zuletzt 2019). China nutzt Russlands Notsituation auf dem Rohstoffmarkt gnadenlos aus, liefert aber im Gegenzug keine Waffen. So spielen die Großen mit den Kleinen.

Ins Weiße Haus oder ins Kanzleramt wird Putin in seinem Leben nie wieder eingeladen werden. Gerade an den kleinen Zeichen sieht man den Schrumpfungsprozess Russlands in der Weltpolitik. Erdogan lässt Putin bei einem Gipfeltreffen vor laufenden Kameras warten. Der kasachische Präsident holt Putin beim Staatsbesuch nicht persönlich am Flughafen ab. Die zentralasiatischen Republiken, die auch einmal zur Sowjetunion gehört haben, orientieren sich zunehmend nach China. Die Ukraine ist Putins Vietnam.

 

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