2018/19 war Klimawandel das
große Thema. Greta Thunberg stieg zum Öko-Star auf, die Jeanne d’Arc der Klimaschützer.
Vielfliegerin Luisa Neubauer leitete den deutschen Fanclub. Höhepunkt war
Gretas Rede vor der UN im September 2019 („Make America Greta Again“). Nicht
nur die menschliche Zivilisation, sondern der gesamte Planet stand vor dem Untergang.
Industrie und Konsum wurden geächtet. Das geheime Netzwerk der globalen
Oligarchie, die kapitalistische Hydra reagierte und setzte einen Virus frei,
der die Welt in Atem halten sollte. Covid-19 bestimmte 2020/21 die Schlagzeilen
und unseren Alltag. Bis zwei türkische Gastarbeiterkinder aus Mainz die Geißel
der Menschheit, die der Leviathan entfesselt hatte, mit einem Impfstoff stoppten.
China hatte geliefert, jetzt musste Russland ran. Anfang 2022 begann der
Ukrainekrieg, Deutschland hatte eine Energiekrise, es folgte eine hohe Inflation
und Aufrüstung war plötzlich das Gebot der Stunde. Seither ist es still ums
Klima geworden, obwohl es immer noch da ist.
Meine Generation ist mit
Waldsterben und Umweltschutzbewegung aufgewachsen. Als die Partei der Grünen
gegründet wurde, war ich 14. Wir waren damals alle überzeugt, dass wir es
besser machen würden als die gedankenlosen Generationen vor uns. Jetzt bin ich
alt und grau, der Rest meiner Generation auch, und ich muss sagen: Wir haben es
grandios verkackt. Und ich blicke auf die jungen Menschen und sehe: Ihr
verkackt es gerade genauso. Wir haben in unseren Bemühungen, nachhaltiger zu
leben, nur an der Oberfläche des Problems gekratzt. In manchen Bereichen sind
wir sogar schlimmer als unsere Vorfahren. Ich habe mehr Flugkilometer auf dem
Buckel als mein Vater und mein Großvater ist nie geflogen. Wir kaufen
bergeweise Klamotten, die aus dem Fernen Osten zu uns transportiert werden
müssen. Wer von uns hat je eine Socke gestopft? Wir führen alle das falsche
Leben.
„Aber was ist mit den E-Autos?“
fragt Holgi, der gerade zu Besuch ist, und sieht mich mit seinen großen
Kulleraugen an. Sein bloßer Anblick erzeugt in mir Gewaltphantasien, die Welle
für Welle mein Schmerzzentrum erreichen.
„Auch E-Autos sind
Industrieprodukte. Die Batterien kannst du nicht einfach in die Bio-Tonne
werfen. Selbst wenn alles recycelt wird, kostet das Unmengen an Energie. Das
Problem ist der Individualverkehr. Warum muss jeder ein Auto haben? Ein erster
Schritt wäre die Abschaffung des kompletten Privatverkehrs und der massive
Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Alle fünf Minuten kommt ein Bus, in dem dann
fünfzig Menschen sitzen, statt mit fünfzig Autos die Straßen zu verstopfen und
gigantische Parkplatzflächen zu verbrauchen. Die Leute fahren eine halbe Stunde,
um eine Stunde im Wald spazieren zu gehen, und fahren dann wieder eine halbe
Stunde zurück. Sie merken gar nicht, dass ihr Verhalten nicht gut für den Wald
ist. Im zweiten Schritt sollten wir uns fragen, ob wir überhaupt so mobil sein
wollen. Wozu verreisen? Warum nicht zu Fuß in der näheren Umgebung unterwegs
sein? Warum nicht einfach mal mit dem Arsch zuhause bleiben?“
„Aber was ist mit erneuerbaren
Energien? Das ist doch ein Fortschritt.“
„Auch Windräder und chinesische
Solarzellen sind Industrieprodukte, Holgi. Hier stellt sich ebenfalls die
Grundsatzfrage: Warum brauchen wir überhaupt so viel Energie? Wozu ist die Welt
nachts hell erleuchtet? Wir könnten auch einfach ins Bett gehen, wenn es dunkel
wird. Notfalls kann man sich am Abend auch um eine Kerze versammeln. Brauchen
wir Handys, Computer, Fernseher und die vielen elektrischen Haushaltsgeräte
wirklich? Brot, Wurst und Marmelade muss man nicht heiß machen. Man isst von
einem Holzbrett und wäscht anschließend das Messer im Waschbecken des
Badezimmers. Es müssen im Winter auch nicht 23 Grad in der Wohnung sein. Wofür
gibt es Pullover? Solange man den eigenen Atem nicht sieht, ist es warm genug.“
„Immerhin verbrauchen wir
weniger Plastik.“
„Die Bemühungen sind an diesem
Punkt wirklich rührend. Ja, es gibt keine Plastiktüten mehr im Supermarkt.
Früher habe ich meinen Müll immer in diese Tüten geworfen. Jetzt kaufe ich
fünfzig Plastikmülltüten und bringe sie in meiner Stofftasche nach Hause. Es
gibt Papierstrohhalme, die in Plastik verpackt sind, auch Bio-Gemüse ist mit
einer Plastikfolie überzogen. Die Deckel lassen sich nicht mehr von den
Plastikflaschen abschrauben, sind aber immer noch aus Plastik. Man greift sich
an den Hintern, weil der Kopf zu schade ist.“
„Was kann ich denn tun, um den
Klimawandel aufzuhalten?“
„Geh zu Obi, kauf dir einen
soliden Strick und dann hängst du dich einfach auf. Die Natur wird es dir
danken. Wir werden uns nicht ändern und wir werden unseren Lebensstil niemals
in Frage stellen.“
... eine Mundharmonika! Schnell eine Mundharmonika — sofort! Bonetti hat den Blues.
AntwortenLöschenein Freund
@Freund Bonettis
AntwortenLöschenUnser junger Author hat jederzeit rezeptfreie Stimmungsaufheller in Reserve.
Übrigens teile ich seine Beobachung, dass über den Klimawandel kaum noch jemand spricht. Das macht mich stutzig.
Moooment. Ich habe meinen Hausarzt inzwischen soweit, dass ich den Rotwein auf Rezept bekomme. Warum "Sterbehilfe" auf dem Rezept steht, erschließt sich mir nicht.
LöschenJa, die Kasse zahlt nur den billigsten Wein. Für einen Margaux musst Du kräftig zuzahlen.
LöschenÜbrigens stelle ich mir Kammerflimmern nach drei Flaschen Pomerol als die ideale Form vor, um diese Welt zu verlassen.
LöschenNur bekomme ich nach drei Flaschen kein Kammerflimmern, sondern Durst. Ich habe mich mal auf 3,5 Promille upgegradet, aber ich landete in der Intensivstation und nicht auf dem Friedhof.
LöschenWie ein alkoholkranker Indianerhäuptling einst treffend bemerkte: Wenn ihr erst die letzte Flasche Rotwein geleert habt, dann werdet ihr merken, dass man Wasser nicht trinken kann.
AntwortenLöschenPS.
Demnächst in der ZDF-Sendereihe "Das war dann mal weg": der Klimawandel ("Die Reihe spürt Dingen nach, die früher einmal unseren Alltag bereichert haben, genial und unverzichtbar erschienen"). Sic transit gloria mundi.
Auch das Thema Miederwaren oder der aktuelle Droschkenkutscherstreik in Finsterwalde finden in den Medien keine Beachtung.
LöschenIch fürchte, solange es immer noch genügend Menschen gibt, an deren Anogenitalregion nur bunt bedrucktes, beduftetes Plüschpapier ran darf und nicht etwa braunes Recyclingpapier, wird das mit dem Umweltschutz reine Makulatur bleiben. Selbst bei solch' einfachen Dingen kennt der Bürger kein Einlenken. Freies Luxuswischen für freie Bürger, und so.
LöschenEs ist hoffnungslos. Zum Glück bin ich alt und habe keine Kinder. Von daher: Scheiß doch die Wand an :o)
LöschenWir sind viel zu verweichlicht. Wozu überhaupt Klopapier? Die alten Römer haben Wurzelbürsten genommen, und eine russische Feldärztin soll im WKII mal gesagt haben, dass solch Papier überflüssig ist, da ein gesunder Soldatenschließmuskel die Wurst sauber resp. rückstandsfrei abkneift. Wir müssen wieder kacktüchtig werden!
LöschenRichtig. Benutzen Fuchs und Hase Klopapier? In Stalingrad gab es weniger Klopapier als in meinem Supermarkt während der Pandemie. Damals hat eine Schulfreundin vorgeschlagen, man solle Waschlappen benutzen, die man hinterher gründlich auswäscht. Das ist der Spirit!
Löschen"die man hinterher gründlich auswäscht".
AntwortenLöschen... geht auch ohne ihr Sissies.
hart drauf, der Freund
Einfach in die U-Hose drücken und ignorieren. Meine Meinung!
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