Dienstag, 6. Mai 2025

Hutbürger & Montagsdeo


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„Ein tiefes Verständnis Ihres Finanzbewusstseins kann Ihnen helfen, Zufriedenheit zu finden.“ (aus meinem BILD-Horoskop)

Warum fliegen die Leute so gerne nach Australien? Erstens ist es weit, weit weg. Das beeindruckt die Reisenden und die Daheimgebliebenen gleichermaßen. Zweitens ist es da genauso wie bei uns (Bier, Steak, kalkweiße Netflix-Junkies). Drittens kann man nur dort in kurzer Zeit und für kleines Geld einen ganzen Kontinent bereisen. Machen Sie das mal in Asien.

Das Marx-Engels-Forum vor dem Roten Rathaus wird umgestaltet. Meine Meinung: Baut an dieser Stelle Hotels, Büros und schicke Wohnungen. So kommt Geld in die Senatskasse. Das Marx/Engels-Denkmal stellen wir dahin, wo es hingehört, in den Rosengarten an der Karl-Marx-Allee. Meinetwegen auch vor das KOSMOS. Die Berliner Innenstadt hat sowieso zu viele Grünflächen (Tiergarten, Tempelhofer Feld). Das ist hier eine Großstadt, Keule, und kein Erholungspark. Dein Köter kann auch an eine Litfaßsäule pissen, es muss nicht immer ein Baum sein. Geh doch nach Baden-Baden, wenn’s dir hier nicht passt!

Laptop & Lederhosen (Söder)? Mampe & Mousepad (Bonetti).

Ich mag es, wenn man einer Fassade ansieht, dass das Haus alt ist. So wie man einem Gesicht ja auch das Alter ansieht, es sei denn, es ist eine Botoxfratze. Deswegen fahre ich nicht mehr nach Prag. Zu Tode saniert, bunt gestrichen, ein Disneyland für Texaner und Chinesen. Vor der Wende war ich dreimal da. Es war so, wie ich es nach der Lektüre von Kafkas Romanen und Kurzgeschichten erwartet hatte. Der morbide Charme des Weltuntergangs.

Hätten Sie’s gewusst? Die Penneria ist ein typisches italienisches Nudellokal und kein Obdachlosenasyl. Kleiner Spaß. Aber die Spaghetteria gibt’s wirklich.

Ich sitze mal wieder auf der Bank. Was spricht der junge Mann neben mir ins Handy? Ist das Finnisch? Dann plötzlich ein einzelnes deutsches Wort: Möhrensalat. Unser Geschenk an die Welt.

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er schreibt an seinem großen Spielerroman „Rivalen der Rennbahn“. Wobei er mattschimmernde Redewendungen wie „Der fiebrige Dunst glühender Sommertage“ bei Altmeister Bonetti abgestaubt hat, der wiederum „mattschimmernd“ und „abgestaubt“ von Henscheid übernommen hat.

Wer in Schule und Beruf den Mund aufmacht, gilt schnell als Querulant. Wer nicht aalglatt ist, eckt an. Das hat sich seit Heinrich Manns „Untertan“ nicht geändert.

Aus heutiger Sicht war Adam, solange er noch im Paradies lebte, ein Faulpelz. Aber er war sicher glücklicher als nach seiner Vertreibung in die Arbeitswelt.

Das war vor vierzig Jahren mal ein Hit. Wir sind alle verloren. Video Kids Woodpeckers From Space - YouTube

12 Kommentare:

  1. "Geh doch nach Baden-Baden, wenn’s dir hier nicht passt!"
    ... uiuiui — dezent reaktionär-aggresive vibes. So kennen wir unseren symphatischen Weltbürger eigentlich nicht
    evtl. noch mal kurz ins Bett — ausschlafen?
    empfiehlt ein Freund

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    1. Schon wieder ist die Pointe an dir vorübergegangen. Ich bin natürlich gegen Hotels usw. anstelle des Parks. Heiße ich Lindner? Die Methode heißt "contrary opinion" - einfach mal eine Position vertreten, die praktisch alle Leute vor den Kopf stößt.

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  2. Zum letzten Mal war ich 2006 in Prag, da sah die Innenstadt auch schon fast so aus wie Disneyland. Und die Schlange vorm Veitsdom war so lang, als ob drinnen in ein Dutzend frisch verblichener Päpste aufgebahrt wäre. Immerhin, je weiter man sich vom Zentrum entfernte, desto weniger schlimm wurde es mit den Fassaden und den Menschen. Erstere waren durchweg in augenfreundlichen Missfarben gehalten und manche wiesen sogar noch einige sehr schöne Einschusslöcher (Prager Frühling? WK II?) auf. Ein Einschussloch hätte ich mir dort damals übrigens auch fast eingefangen, wegen eines kleinen Missverständnisses mit einem übereifrigen Beamten der Policie České Republiky. Ich war ein wenig angetrunken, es war nicht seine Schuld. Aber das ist eine andere Geschichte.

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    1. Man muss eigentlich nur hundert oder zweihundert Meter vom Ameisenstrom vom Wenzelsplatz über die Karlsbrücke zum Hradschin entfernen, schon sind die Touris weg und die Bierpreise zivil.

      1986 hat der halbe Liter Bier noch 50 Pf. West gekostet.

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    2. 1986 war ich auch da, leider ohne Westpfennige, für diverse Pilsener hats trotzdem gereicht: das war eins der letzten golden years in der Goldenen Stadt. Ach, es war nicht alles schlecht in den Zeiten des abnehmenden Lichts ...

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    3. Da hat man von aufmerksamen Kellnern schon das nächste Bier hingestellt bekommen, wenn das erste zur Neige ging. So stelle ich mir das Paradies vor.

      Wenn's mich heute nach Gulasch, Pivo und Knedliky gelüstet, gehe ich immer in die Prager Hopfenstuben. Gerade eben habe ich in einem polnischen Lokal Rinderrouladen bestellt. Die Merz-Schlappe muss gefeiert werden!

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  3. Heute ist es ja im Bundestag fast (!) spannender hier ;)

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    1. Hab's mir live angesehen. Um ein Haar hätte ich mir heute ein Piccolöchen gegönnt. Was für ein schöner Tag. Auch die versteinerten Gesichter der Fritz-Family. Unbezahlbar. Aber zum Parteivorsitz hat er ja auch drei Anläufe gebraucht.

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    2. Ach, gönn` Dir. Solche Ereignisse und totale Sonnenfinsternisse bekommt man doch nicht alle Tage zu sehen.

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  4. "einfach mal eine Position vertreten, die praktisch alle Leute vor den Kopf stößt."
    Genau damit bin ich Betriebsrat seinerzeit und im Schützenverein erfolgreich zum Paria geworden ÷ Mission completed.
    alleine, ein Freund

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    1. Im echten Leben funktioniert das natürlich nicht, nur bei Satire oder Comedy. Ich habe die Nummer aus "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug" aus den 70ern.

      Nie allein, wegen der Stimmen in meinem Kopf, Bonetti

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