Der Raum, in dem man Gefangene
trifft, hat zwei Eingänge. Einer für die Freien und einer für die Häftlinge.
Sie treffen sich an einer klar definierten Demarkationslinie, die von Beamten
überwacht wird. So lernte ich die
Beerdigungsunternehmer Brillo und Basil Brenneisen kennen. Bonetti Media
hatte ihnen hunderttausend Euro für ihre Story versprochen. Geld, das sie in ihrer
Situation gut gebrauchen konnten. Ihr Vermögen war eingezogen und das Haus
gepfändet worden. Mit ihren roten Locken und den Stupsnasen sahen die kleinwüchsigen
Zwillinge aus wie Kinder. Erst die graue Gefängniskleidung mit der Nummer auf
der Brust machte sie zu Männern.
Ich stellte mich kurz vor und
fragte: „Können Sie mir erzählen, wie alles angefangen hat?“
Basil, zehn Minuten älter als
Brillo, begann zu erzählen. „Wir haben das Beerdigungsinstitut von unseren
Eltern geerbt, aber es lief nicht gut. Die Konkurrenz verkaufte Billigsärge aus
Taiwan und beschäftigte polnische Hilfskräfte zum Mindestlohn. Also fingen wir
an, den Toten Schmuck und Uhren zu stehlen, bevor wir den Sarg zuschraubten.
Wenn es ein Anzug von Armani oder ein Kleid von Dior war, tauschten wir sie
gegen billige Klamotten von KIK aus und verkauften sie auch.“
„Und dann kam der Flop mit der
Kreuzfahrt“, sagte Brillo.
„Ja, die Kreuzfahrt. Zwei Wochen
auf einer Seniorenreise durchs Mittelmeer. Wir hatten die Idee mit dem Last-Journey-All-Inclusive-Paket und suchten
dafür zahlungskräftige Kunden“, fuhr Basil fort.
Ich
fragte: „Was ist das genau?“
„Man
bezahlt schon zu Lebzeiten die Grabstelle, die Grabpflege, den Grabstein, den
Sarg und die Beerdigung, um die Nachkommen nicht mit den Kosten zu belasten“,
antwortete Brillo. „So wollten wir schneller zu Geld kommen und nicht erst auf
das Ableben der Kunden warten.“
„Aber
wir fanden nur zwei senile Greise, die den Vertrag unterschrieben. Wir hatten
zwar die Kosten für die Fahrt eingespielt, aber keinen Gewinn gemacht“, sagte
Basil. „Auch der Verkauf der Preziosen über Ebay war uns eigentlich zu heikel.
Was wäre, wenn die Verwandtschaft zufällig ein Schmuckstück wiedererkennt?“
„Glücklicherweise
trafen wir eines Abends im Gasthaus zum goldenen Lamm unseren alten
Schulkameraden Sparky Klotzfinger, der sich auf teure Uhren und Schmuck
spezialisiert hatte“, ergänzte Brillo. „Wir kamen ins Geschäft und einen Monat
später machte er uns mit einem Vertreter des Gunnarsson-Kartells aus Island bekannt.“
„Und
die hatten die Idee mit den Särgen?“ fragte ich.
„Ja“,
sagte Basil und schüttelte traurig den Kopf. „Sie suchten ein totsicheres
Versteck. Und wer sucht schon auf einem Friedhof? Anfangs waren hundert Kilo
Kokain im Sarg, dann kamen Gold, Waffen und schließlich Plutonium.“
„Und
wie sind Sie aufgeflogen?“
„Durch
den Klimawandel“, antwortete Brillo.
„Was?!“
„Ja,
der verdammte Klimawandel. Durch die Dürre im letzten Sommer fiel der
Wasserspiegel des Sees am Stadtrand. Ein Autowrack tauchte auf, in dessen
Kofferraum sich eine Leiche befand, die die Isländer für uns entsorgt hatten.
Spaziergänger riefen die Polizei, die Leiche wurde identifiziert und obduziert.
Der Mann war eines natürlichen Todes gestorben, aber laut offiziellen
Unterlagen längst beerdigt. Die Kripo fragte sich, wieso die Leiche nicht auf
dem Friedhof lag, und öffnete das Grab.“
„Nachdem
sie die Uzis gefunden haben, schöpften sie Verdacht und öffneten alle Särge,
die von unserem Institut unter die Erde gebracht worden waren“, sagte Basil.
Bei
guter Führung werden die Zwillinge in sieben Jahren entlassen. Nächstes Jahr
wird das Drehbuch, das gerade von Bonetti persönlich verfasst wird, mit Ben
Affleck und Matt Damon verfilmt.
Ben Affleck geht gar nicht für die Besetzung der kleinwüchsigen Zwillingsrolle, der ist 1,92 m groß. Und auch Matt Damon ist mit knapp 1,80 m nicht sonderlich gut geeignet. Ich schlage Joe Pesci und Michael J. Fox vor, beide 1,63 m. Noch besser wären natürlich die zertifizierten Hollywood-Zwerge Warwick Davis und Tony Cox (beide 1,07 m).
AntwortenLöschenDas ist heute mit CGI kein Problem mehr. Der werden im Hintergrund einfach die Möbel und Särge größer gemacht, dann passt es wieder. Oder es sind im Film (Arbeitstitel: "Six feet under deals") keine Zwerge. Es ist eine Hollywood-Produktion, da musst du größer denken.
LöschenDu hast recht. Ich erwarte ohnehin, das MAGA-Donnie schon bald den Auftritt von Zwergen, seien es relative oder absolute, in Hollywood-Produktionen verbieten wird, weil erstere Amerika, nun ja, irgendwie klein machen ...
LöschenWenn die Geschichte im von Trump verhassten Europa spielt, dürfen es vielleicht auch Zwerge sein. Das wäre genau sein Humor-Level.
LöschenIch bin so alt, ich kenne Charlie Brown noch ohne Hund. Alte Regel: Wenn dem Zeichner/Autor die Ideen ausgehen, kommt ein (weiteres) Tier dazu.
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