Warum beginnt Prigoschin einen Bürgerkrieg?

 

„Zeigt sich historisch dann ja immer wieder im Zuge imperialer Kriege: Um das Zentrum zu stabilisieren, wird Gewalt in die Peripherien getragen, doch ab einem bestimmten Punkt kehrt die Gewalt der Periphere wieder ins Zentrum zurück und destabilisiert dieses.“ (Nils Markwardt)

Die Auseinandersetzung zwischen Prigoschins Söldnerarmee und dem russischen Verteidigungsministerium zieht sich seit Monaten hin. Prigoschin beleidigt die russische Militärführung und beschwert sich öffentlich über mangelnde Unterstützung. Andere Kritiker sind schon aus geringeren Anlässen zu langen Gefängnisstrafen verurteilt oder ermordet worden.

Da die Wagner-Gruppe aber in Bachmut erfolgreich war, hat man dieses Verhalten lange toleriert. Jetzt haben sich die Söldner von der vordersten Front zurückgezogen, mit der ukrainischen Offensive müssen die regulären Truppen allein fertigwerden. Dies erschien dem russischen Verteidigungsminister als der richtige Zeitpunkt, alle Freiwilligenverbände zum Stichtag 1. Juli seinem Ministerium zu unterstellen. Prigoschin verweigerte die Unterschrift.

Die Folgen wären seine Verhaftung und der Verlust jeglicher Unterstützung (Waffen, Munition, Fahrzeuge, Treibstoff usw.) gewesen. Eine Woche vor Ablauf des Ultimatums geht er in die Offensive. Er besetzt Rostow, ein Knotenpunkt der russischen Logistik, sicherlich mit vollen Lagern, und zieht weiter gegen Moskau. Alles oder nichts. Schließen sich Teile des Militärs seinem Angriff an oder geht er unter?

Noch ist alles offen. Interessant ist, dass viele Privatjets von Moskau aus ins Ausland starten. Die reichen Ratten verlassen das sinkende Schiff. Auch die Putinisten sind gerade seltsam still geworden. Was sagen Wagenknecht, Precht und Schwarzer zur neuen Lage? Die Ukraine gehört in jedem Fall zu den Gewinnern eines Bürgerkriegs – falls es soweit kommt.