Freitag, 16. Juni 2023

Als die Fetten die Weltherrschaft übernahmen

 

Warnung: In diesem Text wird eine brutale Dicken-Diktatur oder kurz Dicktatur (im Englischen missbräuchlich verwendbar) beschrieben.

Eines Tages hatten die Dicken genug und sie erhoben sich. Langsam, unter Ächzen und Stöhnen, aber sie erhoben sich. Sie bildeten Banden und wurden sich ihrer Macht bewusst. Zwei Drittel aller deutschen Männer sind übergewichtig, dazu die Hälfte aller Frauen. Die Demütigungen durch Fat-Shaming, Schlankheitswahn, permanente Selbstoptimierung, Light-Produkte und Diät-Terror waren zu viel.

Sie gründeten die Partei „Die Dicken“. Mitglied konnte nur werden, wer einen Body-Mass-Index von mindestens 35 hatte. Sie versprachen Steuererleichterungen für Dicke, Bundeszuschüsse für Schweinenackensteaks, Abschaffung der Mehrwertsteuer bei Einkäufen von Übergewichtigen, größere Sitze in Flugzeugen und Bussen, XXXL-Abteilungen in allen Bekleidungsgeschäften und einmal im Monat Freibier für alle.

Bei der Bundestagswahl kamen sie auf Anhieb auf 41 Prozent. Sie bildeten eine Koalition mit der FDP, die bekanntlich bei jedem Scheiß mitmacht, solange sie an der Macht bleiben kann. Bundeskanzler wurde Andy Bonetti. Als erste Amtshandlung führte er den Oliver-Hardy-Orden für alle Menschen ein, die ein Kilo Grillfleisch in weniger als fünfzehn Minuten essen können. Ricarda Lang wurde Ernährungsministerin, Ottfried Fischer Vize-Kanzler und Gastwirtschaftsminister.

Zu Beginn von Bonettis Amtszeit wurde ein absolutes Sportverbot in ganz Deutschland erlassen. Die einzige Ausnahme war die Fußballbundesliga. Außerdem gab es keine fettfreie Milch und kein alkoholfreies Bier mehr. Gemüse durfte nur in Zusammenhang mit Fleisch verzehrt werden, wobei der Gemüseanteil nicht mehr als zwanzig Prozent der Mahlzeit ausmachen sollte. Laut Krankenkasse galt Zitronenkuchen und Fleischsalat als gesunde, vitaminreiche Ernährung. Der Magen von Rainer Calmund wurde wieder vergrößert. Erfreuliche Nebenfolge der Maßnahmen: Das durchschnittliche Todesalter sank und die Renten waren sicher.

Aber die Dicken hörten nicht auf. Zunächst durften schlanke Menschen nicht mehr studieren, dann wurde ihnen das Wahlrecht entzogen. Jeder Sonntag war Rikscha-Tag. Dann mussten vier Dünne einen Dicken durch die Straßen ziehen. Inzwischen werden Menschen mit einem BMI unter 30 zwangsernährt und dürfen nicht mehr als tausend Schritte am Tag laufen. Die Schönheitschirurgen machen Fetttransfusionen und modellieren Doppelkinne. In den Chefetagen der Brauereikonzerne knallen die Sektkorken. Rügenwalder produziert keine vegetarische Wurst mehr. Alles wird gut.   

 

4 Kommentare:

  1. Was passiert mit Westernhagen? Brestaux will es wissen.

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    1. Gott sei Dank, der Mann hat ja im Alter zugenommen. Er ist längst kein "dürrer Hering" mehr. Sein Fat-Shaming-Song ist natürlich verboten.

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    2. P.S.: Als ich Brestaux 2015 zuletzt gesehen habe, hatte er auch eine schöne große Wampe. Er wird sich in der neuen Welt wohlfühlen.

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