Freitag, 18. Juli 2014

Don Vito Bonetti

Im Garten der Villa Bonetti tummeln sich mehrere Hundert Gäste. Eine Band spielt und es gibt ein opulentes Buffet. Bonettis Tochter Dörte soll heute den Sohn des Bürgermeisters von Bad Nauheim heiraten. In einem dunklen Hinterzimmer der Villa sitzt Bonetti in einem Smoking hinter seinem Schreibtisch und empfängt nacheinander die Gäste. Es ist ein alter Brauch in Bad Nauheim, dass jeder Hochzeitsgast an diesem Tag eine Bitte äußern kann. Ehrfürchtig küssen die Bittsteller Bonettis Siegelring und äußern ihren Wunsch. Einer möchte gerne ein Sonett geschrieben haben, der nächste braucht einen Werbespruch für seinen Friseursalon, andere hätten gerne einen schöneren Nachnamen. Bonetti hört mit halbgeschlossenen Augen zu, nickt gelegentlich und murmelt etwas von Gegenleistungen. Am nächsten Morgen findet jeder Bittsteller den abgetrennten Kopf eines Pferdes in seinem Bett.
Der Handel mit Drehbüchern für billige Vorabendserien hat sich zu einem lukrativen Markt entwickelt, aber Bonetti weigert sich, in dieses schmutzige Geschäft einzusteigen. Als er in einer Konditorei in Downtown Bad Nauheim ein paar Quarkbällchen kaufen will, wird ihm auf offener Straße eine Käse-Sahne-Torte ins Gesicht geworfen. Schwer traumatisiert zieht sich Bonetti in seine Villa zurück. Er ist unfähig, auch nur eine Zeile zu schreiben, und sein ältester Sohn, Sonny Bonetti, übernimmt die Geschäfte. Zum Schein bietet er den Tätern, einer Gruppe von RTL-Redakteuren, die Versöhnung und den Einstieg ins Geschäft mit Billig-Drehbüchern an. Sie treffen sich in einem italienischen Restaurant, wo Sonny eine Spitzhacke in der Toilette versteckt hat. Während des Essens tut er so, als müsste er mal dringend aufs Klo, und holt die Spitzhacke aus dem Spülkasten der Toilette. Dann tötet er sämtliche RTL-Redakteure und flieht nach Helgoland.
Bonetti macht eine Reise, um sich von den Strapazen der ganzen Geschichte zu erholen. Er fährt eine einsame Landstraße entlang, an der ein Motel steht. Obwohl es noch heller Tag ist, hält er an und nimmt sich ein Zimmer. Der Typ an der Rezeption ist ein schlaksiger Kerl mit schwarzen Haaren, der irre kichert. Als Bonetti unter der Dusche steht, hört er plötzlich ein nervtötendes Geigensolo und der Duschvorhang wird zur Seite gerissen. Der Chef des Motels versucht, ihn zu erstechen, rutscht aber auf der Seife aus und bricht sich beim Sturz das Genick. Ich bin ja wohl im falschen Film, denkt Bonetti, und wäscht sich das Shampoo aus den Haaren.
P.S.: Heute ist Nicos Todestag (bürgerlicher Name: Christa Päffgen). Bringen Sie ihr doch eine Blume ans Grab auf dem Berliner Friedhof Grunewald-Forst und trinken Sie dort ein Glas Wein auf ihr Wohl, wenn Sie Lust haben. Nico – All Tomorrow’s Parties. http://www.youtube.com/watch?v=qB1yUXBzUjA

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